28. Dezember 2021

1 Jahr Instagram

Guten Abend! :)
 
Entgegen meiner eigenen Erwartung schreibe ich heute doch noch einen weiteren (und vor allem letzten!) Post für das Jahr 2021. Ich hoffe, ihr konntet bisher etwas (weihnachtliche) Ruhe und Entspannung finden und falls nicht, dass ihr es in den nächsten Tagen noch einbauen könnt.

Ich war gestern bei meiner Schwester und das passt deswegen so gut, weil ich gestern vor einem Jahr meinen ersten Instagrampost veröffentlicht habe und sie eine der Personen war, die mich am meisten dazu motiviert haben, einen Instagramaccount zu starten. Lange hat man von mehreren Seiten auf mich eingeredet - bis es dann Ende 2020 so weit sein sollte. Ehe man sich versieht, neigt sich nun aber auch 2021 dem Ende zu. Das möchte ich zum Anlass nehmen, dieses eine Jahr auf Instagram Revue passieren zu lassen. Ich habe vor, einige persönliche Vor- und Nachteile des Ganzen in den Blick zu nehmen und freue mich, wenn ihr Lust darauf habt, das zu lesen. Vielleicht regt euch das ja auch selbst zum nachdenken an, was die Nutzung von Social Media angeht (wenn ihr da Plattformen und Kanäle nutzt). Ich finde, es passt gut zu dieser Zeit des Jahres, mal eine bewusste sowie kritische Haltung einzunehmen und seine eigenen Verhaltensmuster zu reflektieren. Denn der Nutzen der eigenen Verhaltensweisen sollte stets den Kosten überwiegen und vor allem auch sichtbar bleiben. Damit es sichtbar wird, müssen wir hinschauen. Lasst uns also gemeinsam auf mein erstes Jahr mit Instagram schauen! .....

 
Was sind für mich die Vorteile von Instagram?
Nun, wo ich den Bogen bei der Bedienung der App etwas besser raus habe, schätze ich sehr, was man alles damit anstellen kann. Instagram erlaubt einem in ganz anderer Weise als der Blog, mit den eigenen Followern und anderen Nutzern in Kontakt zu treten bzw. eine Art von Vernetzung in Gang zu bringen, Informationen zu verbreiten und vieles mehr. Man erreicht viel leichter, schneller und zielgerichteter mehr (un-)betroffene Menschen. Es lässt sich im Handumdrehen auf andere Inhalte verweisen oder ein Hinweis/Tipp teilen und das auf die Art, mit der man selbst am besten zurechtkommt und/oder mit der eben genau die richtigen Nutzer erreicht werden. Was ich auch toll finde ist, dass das Ganze ebenso in die andere Richtung funktioniert: Man kann auf meine Inhalte viel leichter und schneller reagieren und das ist natürlich etwas, worüber ich mich besonders freue. Ich habe außerdem gemerkt, dass ich dort über das Jahr hinweg hin und wieder auch "kleinere" Informationen und Erfahrungen geteilt habe, weil es niedrigschwelliger ist als einen ganzen Blogbeitrag zu schreiben. Manchmal kommt es mir des Weiteren ganz gelegen, dass Instagram eine App ist, die ihren Fokus auf visuelle Inhalte setzt. Bei einer äußerlich (bis zu einem gewissen Grad) sichtbaren psychischen Erkrankung wie dem Skin Picking trifft sich das gut - dadurch kann ich es nutzen, wenn manche Bilder mehr als 1000 Worte sagen. Nicht alles lässt sich in unsere Lautsprache übersetzen, aber fotografische Aufnahmen können dazu in der Lage sein, diese Grenzen unserer Sprache zu überwinden. Das finde ich toll! Zu guter Letzt bin ich über die Monate natürlich auch selbst eine Nutzerin der Plattform geworden, die Inhalte anderer Menschen konsumiert. Ich versuche da, ein gutes Maß beizubehalten und streng mit der Auswahl meiner Abonnements zu sein. Dafür habe ich dann idealerweise nur Inhalte in meinem Feed, die ich lehrreich, inspirierend, interessant, bestärkend und schön finde. Denn auch ich kann so viel lernen und mitnehmen, wie ich bereits in meinen ersten beiden Fazitposts festgestellt habe (siehe hier und hier). Das betrifft nicht ausschließlich, aber in besonderer Weise natürlich die BFRB-Community auf Instagram. Liebe geht raus! Damit habe ich die wichtigsten Vorteile und Chancen zusammengefasst, denke ich. Wenden wir uns der anderen Seite zu.....

 
Wo sehe ich Probleme, Risiken oder Nachteile bei der Nutzung von Instagram?
Etwas, worauf ich mich ja bewusst eingelassen habe, war die geringe Aufmerksamkeitsspanne und die Schnelllebigkeit. Ich denke, das haben die sozialen Netzwerke von heute einfach so an sich - genauso wie die Generation, die sie hauptsächlich nutzt. Wenn es danach geht, bin ich vom gefühlten Alter ja auch noch weiter von der Hauptzielgruppe entfernt als sowieso schon. Ich war einfach schon immer recht "altmodisch" in Sachen Technik und bin nie den aktuellsten Trends nachgegangen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Kleiner Funfact dazu am Rande: Ich bin Geburtsjahr 1997 und würde demnach manchen Einteilungen zufolge zur Generation Z, den digital natives, zählen. Davon abgesehen, dass diese Einteilungen nie trennscharf erfolgen können, fühle ich mich der Generation Y - auch millennials genannt - viel zugehöriger. :D Wie auch immer: Es gibt Momente, wo ich es sehr bedaure, dass ich auf Instagram (im Gegensatz zu hier) keine halben Romane schreiben kann, sodass manchen Aspekten meiner Arbeit irgendwie die Tiefgründigkeit und das Detailreichtum genommen werden. Vielleicht habe ich aber auch einfach noch nicht den richtigen Weg gefunden, wie ich meine Inhalte richtig und ohne große Verluste in das Instagramformat transformiere. Denn da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt: Instagram besitzt einen Algorithmus und gewisse Arten, wie man seine Inhalte teilen kann. Einfache Fotobeiträge sind da eigentlich schon längst überholt, wohingegen IGTVs, Reels und teilweise auch Storys viel besser funktionieren und stärker vom Algorithmus gepusht werden (weil Instagram gerne eine TikTok-Kopie sein will....). Ich bin aber einfach nicht die Person, die Videos macht und machen kann, sodass ich bei den mehr oder weniger "langweiligen" Fotos bleibe. Und wie man alles aus dem Algorithmus rausholt, habe ich auch noch längst nicht durchblickt. Denn ein Faktor, den ich doch erst relativ spät gemerkt habe, ist, wie viel Zeit es kostet, neben dem Blog auch noch einen Instagramaccount zu betreiben (ganz abgesehen von der zu vielen Zeit, die man auf Instagram konsumiert!). Eigentlich keine Überraschung, aber es am eigenen Leib zu erfahren, änderte viel. Du brauchst gefühlt ständig Zeit, nutzbare Fotos und etwas zu sagen... Irgendwie hat das Druck aufgebaut, muss ich gestehen. Druck, von dem ich dachte, ich wäre nicht anfällig dafür. Aber ich habe falsch gedacht. Zuletzt habe ich auf Instagram wenig von mir hören lassen (noch weniger als hier), weil mich dieser Druck sehr beschäftigt hat. Plötzlich war ich nicht mehr nur Perfektionistin, sondern Perfektionistin mit Unsicherheiten, Zweifeln, Einfallslosigkeit, Überforderung und sogar etwas Neid. Mir wuselten tausende Gedanken und Fragen durch den Kopf, sodass ich nicht mal mehr sagen konnte, was meine Ziele und Intentionen sind und wie ich sie erreichen kann. Hat sich bis jetzt übrigens noch nicht geändert. Ich habe viel zu hohe Ansprüche an mich und mein Instagramprofil wie zum Beispiel, dass ich mich thematisch bloß nicht wiederholen will. Ich glaube (vermutlich fälschlicherweise), ich könnte Aspekt xy einmal in einem Post bearbeiten oder zumindest anschneiden und dann ist er abgehakt und muss/darf nie wieder angesprochen werden. So scheint Instagram aber nicht zu funktionieren.
 
Tja, Tatsache ist: Ich weiß noch nicht ganz, wie es mit meinem Instagramprofil weitergehen soll. So, wie ich es bis vor kurzer Zeit betrieben habe, hat es mir nicht mehr wirklich Spaß gemacht. Ich bereite meine Inhalte zeitlich gesehen höchstwahrscheinlich auch viel zu ineffizient vor, aber was soll man machen, wenn man es nicht besser weiß? Dazu kommt, dass ich sowieso kaum Energie und Zeit habe. Alles irgendwie ein Teufelskreis. Ich bin etwas ratlos und werde wohl schauen müssen, wie sich das in Zukunft ergibt. Aufgeben möchte ich mein Profil eher ungern, so ist es nicht. Ich sehe ja auch die Chancen und schönen Dinge! Und wenn wir schon dabei sind:

Ich möchte mich hier von ganzem Herzen und mit größter Ehrlichkeit für eure Unterstützung auf Instagram und meinem Blog bedanken! Ich empfinde eine sehr tiefgehende Dankbarkeit für die Zeit und Aufmerksamkeit, die ihr meiner Arbeit schenkt. Ich sehe und wertschätze alle Likes, Kommentare, Nachrichten, Abonnenten und Reaktionen! Wie toll ist es, dass ich das machen kann und dadurch auf so viele, gute Seelen stoße, die zufälligerweise leider Betroffene der gleichen psychischen Erkrankung sind wie ich. Doch es hat auch etwas Gutes an sich: Dadurch können wir alle Teil dieser wundervollen Community sein, die uns den Rücken stärkt!

Es war alles in allem schon die richtige Entscheidung mit Instagram, aber es gibt da trotzdem großes Optimierungspotenzial und das wird sich alles nach und nach fügen.

22. Dezember 2021

Frohe Weihnachten 2021

Ihr Lieben!
 
Ich wollte mich vor dem 24.12 noch einmal bei euch melden. Die Weihnachtszeit mit den Feiertagen ist im Winter nämlich eine Zeit mit Herausforderungspotential für Menschen mit Hautproblemen, psychischen Problemen und natürlich auch Skin Picking. Man sieht plötzlich so viele Menschen und darunter wahrscheinlich auch ein paar Personen, die man schon länger nicht gesehen hat. Dann wird man eventuell mit den immer gleichen Fragen gequält, ist empfindlicher für Blicke, fühlt sich nicht allzu wohl in seiner Haut und all sowas. Das kann ganz schön anstrengen und Kraft rauben. Nicht jedem fällt es leicht, an einem Fest wie Weihnachten, wo es auch viel um Dankbarkeit etc. geht, dies auch tief im Inneren zu empfinden. Denn so schön gemeinsame Quality-Time sein kann... psychische Belastungen (wie z.B. Skin Picking) machen keine Weihnachtspause. Deswegen möchte ich euch sagen: Falls ihr euch irgendwie in meinen Worten wiederfindet, dann fühlt euch gedrückt! Ihr seid damit nicht allein. Auch ich kenne es und kann mich beispielsweise noch genau an ein Weihnachten vor vielen Jahren erinnern, wo meine Haut einfach nur schrecklich war. Auch die letzten Jahre hatte ich zu Weihnachten immer wieder mit dem Skin Picking und meiner Haut zu kämpfen, sodass spätestens abends/nachts im Bad die Stimmung endgültig in den Keller gerutscht ist und die Tränen geflossen sind. Ich fühle also mit euch! Doch diese traurigen Momente nehmen euch das Positive dieser Zeit nicht weg, seid euch dessen bewusst! Wenn der Tag insgesamt schön war, aber ihr abends auf dem Weg ins Bett strauchelt, weil der Spiegel mal wieder zu verlockend war, dann waren die Stunden vorher dennoch schön und wertvoll.

Trotzdem oder gerade deshalb möchte ich euch frohe Weihnachten und besinnliche, ruhige und erholsame Feiertage wünschen! :) Versucht, die kleinen schönen Momente zu genießen und eure Haut mal Haut sein zu lassen. Ihr habt es absolut verdient, dass ihr abschaltet und zur Ruhe kommt - ganz frei von Sorgen rund um Skin Picking oder Stellen auf eurem Körper. Schaut, dass ihr gut auf euch und eure Grenzen achtet, genießt das leckere Essen und lasst euch nicht von nervigen Verwandten ärgern, die übergriffe Fragen oder Kommentare an euch richten. Sollen sie doch Grinch sein, ihr müsst euch davon nicht runterziehen lassen. In diesem Sinne: Merry Christmas 2021!

Ich habe sogar ein "weihnachtliches" Bild im Schlepptau, was eigentlich im August entstanden ist:
 

Falls wir uns bis Silvester nicht hören sollten, wünsche ich euch selbstverständlich auch noch einen guten Rutsch in das neue Jahr! Eure Jacqueline

16. Dezember 2021

Nothing to be ashamed of

Hi ihr! Seid ihr schon im Weihnachtsmodus? Ich noch nicht wirklich, aber das ist vollkommen normal für mich. Weihnachten hat für mich bisher noch keinen großen Wert und seit ich erwachsen bin, komme ich eh nicht mehr in Weihnachtsstimmung. Ich hoffe, ihr schafft das aber oder verbringt die Zeit anderweitig so, wie es euch gut tut.
 
Ich wollte euch heute von einem kleinen persönlichen Schritt der Überwindung erzählen. Von einem weiteren "Das habe ich zum ersten Mal gemacht und es war nicht schlimm"-Erlebnis, das ich gestern erlebt habe. Denn auch ich erlebe solche Momente noch und das zeigt nur, dass die persönliche Entwicklung im Kontext der Krankheitsgeschichte nie aufhört.
 
Und zwar geht es um Pflaster. Normalerweise benutze ich die eher selten und nur in größeren Notfällen, wo ich das Gefühl habe, dass ich das meiner Haut schulde. Außerdem glaube ich, damit über Nacht meine Schandtaten etwas wiedergutmachen zu können und der Wunde die Chance zur Heilung zu geben, bevor ich wieder wach und allzeit bereit bin, meine Haut zu bearbeiten (man weiß ja nie, nech). Zusätzlich vermindert diese Prozedur die triggernde Krustenbildung, die wir alle nie lange genug dran lassen können. Also ein recht effektives Mittel für die selteneren Fälle. Trotzdem habe ich Pflaster bisher nur zuhause benutzt und bin damit bisher noch nie vor die Tür. Bis gestern.




Gestern bin ich so (wärmer angezogen natürlich :D) in die Uni gegangen. Zum ersten Mal mit einem deutlich sichtbaren Pflaster unter Menschen. Natürlich hat die Maskenpflicht dafür gesorgt, dass man es die meiste Zeit nicht sehen konnte, aber einige Mitstudenten haben es in den Momenten, wo ich ohne Maske war, doch gesehen. Es springt einen ja auch förmlich an, haha. Trotzdem habe ich keinen Kommentar und keine Nachfrage gehört. Es gab keinerlei Reaktionen - mit mir wurde gesprochen und umgegangen wie immer. Und das war so schön zu merken! Auch ich brauche es, mir mithilfe solcher Erfahrungen immer wieder vor Augen zu führen, dass mir nichts passiert. Wenn ich ausstrahle, dass ich niemandem wegen meines Pflasters eine Erklärung schuldig bin, fragt auch niemand. Und wenn doch jemand gefragt hätte, hätte ich die Kurzversion der Wahrheit gesagt: "Ich hab da eine Wunde, die ich schützen will." Punkt. Mehr ist für andere Menschen doch eh nicht von Belang. Ihr müsst euch nicht rechtfertigen, wenn ihr für eure Haut sorgt, eure Trigger minimiert oder Ähnliches. Genauso wenig müsst ihr euch deswegen schämen! Ich hab da ein Pflaster im Gesicht. Und jetzt?

10. Dezember 2021

Was geben uns Selbsthilfegruppen?

Hey ihr! Ich hoffe, ihr seid gut in den Winter gekommen und habt inzwischen vielleicht sogar den ersten Schnee erlebt! Die vorweihnachtliche Zeit ist in vollem Gange und ich wünsche euch, dass ihr sie genießen könnt.
 
Seit der Konferenz Anfang Oktober (klick) sind so viele schöne Entwicklungen im BFRB-Universum zu beobachten - gerade im Bereich Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen. Das möchte ich zum Anlass nehmen, diesen Post zu schreiben. Ein netter Nebeneffekt wäre natürlich, wenn ich euch das Konzept einer Selbsthilfe schmackhaft machen kann, sodass ihr es selbst mal ausprobiert, falls ihr das bisher noch nicht gemacht habt. Denn hinterher kann man immer noch sagen, dass es nichts für einen war!

Aber gut, erst einmal zu den Entwicklungen, die wir als Community zu verzeichnen haben und die mehr als willkommen geheißen werden: Es gibt nach und nach immer mehr Selbsthilfegruppen!! Vielleicht wisst ihr, dass die SHG Köln mit dem Gründungsjahr 2010 die erste ihrer Art in ganz Deutschland war. Lange Zeit passierte wenig und bis vor ein paar Jahren konnte man die bundesweiten Selbsthilfegruppen an einer Hand abzählen... Ein Paradebeispiel der schlechten Situation rund um BFRB's in Deutschland. Man konnte von Glück sprechen, wenn man in machbarer Entfernung dieser wenigen Gruppen wohnte. Corona hat das Argument der Entfernung durch Online-Treffen zwar gewissermaßen ausgehebelt, aber das soll eben nicht für immer so bleiben. Trotzdem denke ich, dass die Konsequenzen der Pandemie wesentlich dazu beigetragen haben, dass sich nun immer mehr Gruppen zusammenfinden, um einander Halt zu geben. Wie gesagt brachten nicht zuletzt unsere BFRB-Tage und auch die wertvolle Arbeit von Christina Gallinat auf Instagram mehrere Steine ins Rollen. Inzwischen sind es so viele Gruppen geworden, dass sogar eine kleine Liste zusammengekommen ist. Schaut hier auf Christinas Webseite gerne mal nach, ob in eurer Nähe eine Selbsthilfegruppe vorhanden oder in Gründung ist. Und ich bin mir sicher, dass es nicht bei den aufgelisteten Städten bleiben wird, sondern dass da noch mehr hinzukommen werden!

Jetzt zu der eigentlichen Frage, die ich in diesem Post mit Inhalt füllen möchte: Was geben uns Selbsthilfegruppen? Wie können sie helfen?

1. Betroffene lernen zu allererst, das Thema zum Thema zu machen. Sie erleben, wie andere Menschen darüber sprechen und sie selbst beginnen, darüber zu sprechen. Viele Betroffene öffnen sich in diesem geschützten Rahmen sogar zum ersten Mal überhaupt und merken, dass ihnen dadurch nichts Schlechtes widerfährt. Dadurch ist es möglich, dass Scham Stück für Stück abgebaut wird.

2. Betroffene fühlen sich verstanden. Sie verstehen die Krankheit (mehr und mehr) und lernen dadurch, die Krankheit und sich selbst besser zu akzeptieren, weil sie sehen, dass die anderen Gruppenteilnehmer auch nur normale und sehr liebenswerte Menschen sind. Es gibt einige Aha-Momente, weil viele Mythen rund um das Krankheitsbild, die einen vielleicht schon länger begleiten, aufgelöst werden. Die Treffen ermöglichen, am Thema dranzubleiben und erschaffen Gelegenheiten, etwas für sich selbst zu tun, indem neue Erkenntnisse gewonnen und im eigenen Leben integriert werden.

3. Betroffene fühlen sich unterstützt in der Community und auf ihrem eigenen Weg mit dem Skin Picking. Plötzlich ist keiner mehr allein oder komisch, sondern es gibt einen starken Zusammenhalt, Tipps, Empfehlungen und Informationen und zwar von Leidensgenossen und Experten ihrer eigenen Krankheitsgeschichten. Das kann durchaus auch ordentlich Motivation schenken, weil man plötzlich eine Art von Aufmerksamkeit erhält, die im Alltag oft fehlt. Man fühlt sich wahrlich gesehen und allein das kann Kraft geben.

4. Betroffene finden mehr zu sich selbst, weil die Selbsthilfegruppentreffen die Möglichkeit bieten, Selbstentwertung und Ähnliches abzubauen. Die Treffen zeigen, dass wir alle wunderbare und wertvolle Menschen sind. Sie zeigen, dass keiner willensschwach ist und erlauben, die eigene Schönheit zu erkennen. Das wird durch das empathische Mitfühlen der anderen Gruppenmitglieder erreicht, was auf sich selbst übertragen werden kann. Betroffene lernen also Selbstfürsorge und Selbstmitleid.
 
5. Betroffene bekommen die Chance dazu, sich zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen. Bei den Treffen lernt man sehr liebe Menschen kennen, die durchaus zu Freunden werden können.

Natürlich ist dies keine vollständige Auflistung, sondern nur eine kleine Sammlung von Aspekten. Wie ihr euch denken könnt, sind Selbsthilfegruppen aber genauso wenig ein Wundermittel wie die Creme aus der Apotheke von nebenan. Es geht darum, das Potential zu erkennen und für sich zu nutzen. Selbsthilfegruppen haben selbstverständlich auch ihre Grenzen - so können sie zum Beispiel nicht (in vollem Umfang) das leisten, was eine Therapie leisten kann und sind letztendlich immer nur Anregungen. Denn am Ende machen wir selbst was aus dem, was uns die Gruppe mitgibt.

Falls ihr wissen wollt, wie die Online-Treffen der SHG Köln ablaufen, dann schaut mal in diesen Post von mir. Außerdem gibt es eine FAQ-Seite der SHG Köln, wo ihr auch nochmal einige Infos finden könnt. Seid euch immer bewusst: Ihr begebt euch bei einem Selbsthilfegruppentreffen in einen geschützten, sensiblen und vertrauensvollen Rahmen mit lauter Gleichgesinnten - da braucht ihr keine Angst oder Scham haben. Den anderen Teilnehmern geht es doch wie euch. Sie kennen viele eurer Gefühle, Gedanken und Erfahrungen nur zu gut und wissen deshalb ganz intuitiv, was man eher nicht macht und wie man rücksichtsvoll und herzlich reagiert. Ihr seid also stets willkommen!

15. November 2021

Ankündigung - Scham Workshop

Guten Abend, ihr da draußen! Neue Woche, neue Ankündigung.
 
Nein, ich habe noch nicht genug drüber geschrieben...: Die BFRB-Tage haben ja viel Positives mit sich gebracht; viele Steine angestoßen, die jetzt hoffentlich anfangen, zu rollen. Doch es gibt da auch eine Sache, die mich ganz direkt betrifft und vielleicht ja auch euch, wenn ihr wollt.

Vielleicht wisst ihr, dass ich auf der diesjährigen Konferenz erneut als Referentin teilnehmen durfte. Diesmal sogar mit einem Workshop zu einem Thema, welches ganz besonders viele Betroffene beschäftigt: Die Scham. Und vielleicht wisst ihr ebenso, dass dieser Workshop mit seinen rund 70 Teilnehmern bei der Konferenz einfach nicht in die zeitliche Vorgabe von 60min passen wollte. :D Naja, um euch nicht zu lange auf die Folter zu spannen: Nach dem Konferenzwochenende hat mich eine liebe Betroffene aus der Stuttgarter Selbsthilfegruppe angeschrieben, die den ersten Teil meines Workshops besucht hat, abends aber verhindert war. Sie war so begeistert von dem Workshop, dass sie mich mit dem Workshop in die Selbsthilfegruppe eingeladen hat!

Da konnte ich natürlich nicht "Nein" sagen! Ich fühlte mich beim Lesen ihrer Mail so unfassbar geehrt und für meine Arbeit wertgeschätzt, das kann ich euch nicht sagen. Übrigens fühle ich mich nach wie vor so, wenn ich daran denke, dass wir ihre Idee in die Tat umsetzen! Mir bedeutet es wirklich sehr, sehr viel, dass ich als Betroffene mit einem vorbereiteten Thema eingeladen werde, um vor anderen Betroffenen zu sprechen und mich mit ihnen auszutauschen. Manchmal denke ich mir schon "Wer bin ich, dass ich das machen kann?". Umso irrealer ist es für mich. Dabei werde ich mich gleich im Anschluss nochmal an die Präsentation setzen, die ich bei der Konferenz gezeigt habe, um sie zu optimieren. Vielleicht wird die Vorstellung dann greifbarer. Vielleicht verstehe ich dann einen Ticken besser, dass ich Wertvolles zu sagen habe - so wie alle anderen Betroffenen auch.

Nun aber zu den für euch wichtigen Infos: Wir öffnen den Workshop aus verschiedenen Gründen für alle Interessierten, statt ihn nur mit festen Mitgliedern der SHG Stuttgart durchzuführen. Wenn ihr mögt, könnt ihr also dabei sein!

Bei was?: Workshop "Skin Picking und Scham: Erfahrungen teilen" von mir und mit euch (der gleiche Workshop wie auf den BFRB-Tagen 2021)
Wann?: Am Donnerstag, den 25.11 ab 19:30 Uhr
Wie lange?: ca. 90min
Wo bzw. welche Plattform?: Digitale Durchführung über Zoom
Anmeldung etc.?: Die Anmeldung zum Workshop läuft über eine Mailadresse (schreibt mir gerne kurz eine Mail, dann gebe ich sie euch durch) bis zum 22.11 um 23:59 Uhr, danach wird der Zugangslink zum Meeting an alle verschickt, die sich angemeldet haben
Kosten?: Keine
Noch Fragen?: Schreib mir gerne eine Mail

Ich freue mich sehr, euch dort zu sehen und mich mit euch dem Thema Scham zu widmen! Lasst euch nicht von Ängsten, Sorgen oder gar Schamgefühlen abhalten - die haben wir alle! Wir schaffen gemeinsam einen sicheren und vertrauensvollen Raum, wo all das Platz hat und sein darf. Jeder erzählt nur so viel von sich wie er mag. Mit diesem Austausch werden wir eine ganz wundervolle Erfahrung schaffen, da bin ich mir sicher. Für mich ist alles erreicht, wenn nur einer von den Teilnehmern eine einzige kleine Erkenntnis mitnimmt oder sich für die Zeit des Workshops gut aufgehoben gefühlt hat.

Danke an dich, liebe C., für diese tolle Möglichkeit! Ich bin super dankbar.

10. November 2021

Eindrücke meiner Haut - 27

Guten Abend, ich hoffe, es geht euch gut.
 
In meinem Jubiläumspost von neulich (klick) habe ich u.A. erwähnt, dass meine Postserie "Eindrücke meiner Haut" schon viel zu lange keinen neuen Teil bekommen hat. Der letzte Part ist vom März..... upsi. Aber heute bringe ich wie angekündigt mal ein paar neue Eindrücke mit. Meine Haut ist gerade seit langer Zeit im ungefähr gleichen Zustand, der nicht gerade gut ist. Aktuell habe ich sogar wieder diese großen, störenden Knoten im Gesicht, bei denen man nie lernt, dass rumdrücken nichts bringt. :/ Gott, sie tun sooo weh! Wann erreiche ich endlich wieder einen Zustand, wo ich keine Schmerzen und offenen Stellen oder Entzündungen habe? Es erscheint mir gerade absolut unerreichbar... Und Schminke ist momentan mein größter Feind. Aber dazu vielleicht bald nochmal mehr, dafür habe ich auch extra Fotos.

 
Diese Eindrücke sind vom 20.10:



Steinigt mich bitte nicht für die Videoqualität... I really try! :D Und ihr wisst ja: Youtube macht es auch nicht gerade besser.


Dieses Video (in hoffentlich etwas besserer Qualität) ist gestern Abend, also am 9.11, entstanden:


Wie es aussieht, könnt ihr dieses Video (wieder wie früher) auf HD stellen. Damit sieht es tatsächlich besser aus! Aber leider hört man mein Radio im Hintergrund, sorry dafür, hahaha. Ich bin halt echt (noch) kein Profi, dafür hoffentlich authentisch. Großer Youtuber werde ich also nicht mehr, aber ich glaube, das wissen wir schon lange.

2. November 2021

7 Jahre - Mein Überblick


Und schon sitzen wir hier und stellen fest, dass die Zeit seit Corona noch schneller vergeht als eh schon, sodass der Blog inzwischen 7 Jahre alt ist! 7 Jahre... Das ist echt eine wahnsinnig lange Zeit! Ich weiß, ich weiß, das habe ich in den letzten zwei Jubiläumsposts bestimmt auch schon gesagt, aber 7 Jahre sind echt krass. Findet ihr nicht?
 
Jedenfalls schaffe ich es dieses Jahr mal wieder auf den Tag genau, wie es aussieht. Denn am 2. November 2014 habe ich den ersten Beitrag auf diesem Blog geschrieben. Happy Birthday, Blog! :) Wo ich das gerade nochmal schwarz auf weiß vor mir sehe: 2014 kommt mir inzwischen irre lang her vor. 2014 war ich selbstverständlich noch eine andere Jacqueline als heute, denn seitdem habe ich viel gelernt und mich weiterentwickelt. Ich bin keine 17 mehr, ich bin 24 Jahre alt. In diesen Jahren tut sich bei uns Menschen enorm viel, würde ich behaupten. In mancherlei Hinsicht stehe ich an völlig anderen Punkten als früher, aber es gibt auch hin und wieder Momente, wo ich mich genauso fühle wie damals. Vielleicht kennt ihr das von euch selbst? Was ich aber eigentlich sagen wollte: Der Blog ist mittlerweile zu einer Art Chronik geworden und zeigt einige meiner Entwicklungsschritte sehr gut. Nicht alles, was ich vor über einem halben Jahrzehnt geschrieben habe, würde ich heute nochmal genauso schreiben. Zum Glück habe ich nicht alle meine über 500 Beiträge im Detail im Kopf, aber es gibt einzelne Posts oder Aussagen, an die ich mich noch erinnere und wo ich mich aus heutiger Sicht fast ärgere, das jemals so gesehen (und vor allem hier geschrieben) zu haben. Aber hey, es ist nur menschlich, nicht alles zu wissen und dazuzulernen. Auch, wenn ich zum Zeitpunkt der Blog-Erstellung bereits seit knapp zwei Jahren vom Skin Picking wusste, gab es für mich noch viel zu erfahren. Gibt es übrigens auch immer noch! Damals wusste ich es einfach nicht besser und wollte gleichzeitig nur anderen Betroffenen helfen, indem ich ehrlich über meine Krankheitsgeschichte berichte. Das ist heute nicht anders, aber ich habe wie bereits geschrieben viel gelernt: Durch Austausch, durch neue Informationen und nicht zuletzt auch durch eigene Erfahrungen. Deshalb lag es mir für den diesjährigen Jubiläumspost am Herzen, zu erwähnen, dass ich nicht mehr zu 100% hinter ausnahmslos allem stehe, was sich hier auf dem Blog finden lässt. Behaltet bitte immer den jeweiligen Entstehungszeitpunkt der Beiträge im Hinterkopf! Trotzdem sehe ich den Großteil dessen, was ihr hier lesen könnt, nach wie vor so und möchte auch nicht, dass ihr mich jetzt für unaufrichtig haltet. Es ist, wie bereits erwähnt: Dieser Blog ist nur ein Spiegel meiner persönlichen Entwicklung (im Kontext meiner Dermatillomanie). Und das ist etwas, was ich über die vergangenen 7 Jahre gelernt habe.

Vielleicht labere ich nur Blödsinn, heute ist auch nicht wirklich mein Tag, muss ich gestehen. Entschuldigt das. Wir kommen deshalb lieber endlich zum richtigen Rückblick auf das letzte Blogjahr: Was ist seit November 2020 passiert? Falls ihr schon länger dabei seid, wisst ihr, dass ich so versuche, die wichtigsten Geschehnisse einmal zusammenzufassen. Für den Überblick ist das eine tolle Sache, wie ich finde und es ist auch ziemlich interessant, sich die verschiedenen Jahresrückblicke hintereinander durchzulesen. Und wer weiß, vielleicht kann ich dadurch sogar diejenigen etwas abholen, die erst relativ frisch mitlesen.

Mir ist in diesem Jahr danach, mit den mehr oder weniger persönlichen Dingen zu beginnen. Ich habe das hier (bis auf eine Ausnahme) nicht oft oder intensiv thematisiert, aber ich besuche seit Anfang Dezember 2020 ziemlich regelmäßig die Online-Treffen der Selbsthilfegruppe Köln unter der Leitung von Ingrid Bäumer. Hin und wieder moderiere ich seit ein paar Monaten sogar. Ingrid und ich kennen uns schon einige Jahre, ich war auch zweimal vor Ort in Köln bei der Selbsthilfegruppe. Seit Corona gibt es das digitale Format, welches Betroffenen von egal woher erlaubt, an den Treffen teilzunehmen und darüber bin nicht nur ich froh, sondern auch andere Teilnehmer, die nicht aus Köln kommen. Jedenfalls habe ich darüber auch im Dezember schon geschrieben (klick), um euch einen Eindruck davon zu geben, wie die Online-Treffen ablaufen. Demnächst wird es wahrscheinlich noch einen weiteren Post zu diesem Thema geben.

Wo wir schon halb bei Corona waren... Auch bei dieser Thematik bin ich auf meinem Blog sehr zurückhaltend, aber es gibt einen Post (diesen hier), wo ich euch ein wenig davon erzählt habe, wie sehr ich unter der ganzen Pandemie und ihrer Konsequenzen leide. Da mein Leiden sich aber nicht ausschließlich auf meine Dermatillomanie bezieht, bleibe ich dahingehend weiterhin sehr reserviert. Nur so viel: Es hat sich seit dem verlinkten Post nicht wirklich etwas verändert. Ich erlebe immer wieder recht langanhaltende und starke Tiefphasen, wo ich quasi ständig drücke und kratze... Zu sehen zum Beispiel bei den Bildern dieses Beitrags. Da war meine Haut mal wieder sehr schlimm und mein Skin Picking ebenso. Keine gute Kombi.

Eins der besagten Fotos aus dem Post "Schmerz, Entzündung und Trigger"
 
Kommen wir zu einer erfreulicheren Sache: Im Dezember 2020 habe ich überraschenderweise einen Instagram-Account gestartet, der meine Öffentlichkeitsarbeit ein wenig ausweiten und ergänzen sollte. Hier könnt ihr meinen Ankündigungspost dazu lesen. Ich habe im Laufe der darauffolgenden Monate noch zwei Fazits über meine Zeit und Erfahrungen auf der Plattform geschrieben, die ihr bei Interesse hier und hier finden könnt. Da ich bald ein Jahr auf Instagram bin, könnte man schauen, ob es sich lohnt, nochmal ein Fazit zu ziehen und auf weitere Erfahrungen einzugehen. Ich schätze jedenfalls sehr, was Instagram als Plattform im Gegensatz zum Blog für Chancen bzw. Vorteile bietet. Dennoch ist der zeitliche Aspekt nicht zu unterschätzen und das habe ich zuletzt während meines Praktikums gemerkt. Naja, mehr dazu in einem weiteren Fazit.

Mein erstes Foto auf Instagram

Im April habe ich dann eine ganz neue und aufregende Erfahrung machen dürfen: Ich habe nicht nur mein erstes Fotoshooting überhaupt gemacht, sondern auch noch eins, was speziell das Skin Picking und meine Haut verarbeitet und in den Fokus gestellt hat. Das war für mich ein äußerst besonderes Erlebnis, von dem ich mir vorstellen könnte, so etwas in Zukunft mal zu wiederholen. Die Fotos sind auch der absolute Wahnsinn geworden, wie ich finde! Falls ihr das verpasst habt, könnt ihr einfach diesem Link folgen und gelangt zum passenden Post. :)
 
Mein absolutes Lieblingsbild des Shootings
 
In den jährlichen Rückblicken führe ich gerne die Teile meiner Postserien auf, die erschienen sind. Das hilft auch mir selbst dabei, das Ganze zu überblicken und manchmal stelle ich fest, dass ich erstaunlich wenig dazu gepostet habe. Zum Beispiel bei meiner Gastpostserie: Hier ist nur ein weiterer Teil erschienen, aber immerhin schon der zwölfte Beitrag von euch für euch! Und es war ein wirklich toller Gastbeitrag, dessen Inhalt übrigens auch in der SHG Köln immer wieder als Tipp weitergegeben wurde. Das zeigt mir, dass es so wichtig und wertvoll ist, Erfahrungen miteinander zu teilen!

Die liebe Janika hat seit Anfang 2019 meinen Blog unheimlich bereichert, indem sie innerhalb der Postserie "Derma Self Love Club" Beiträge für euch geschrieben hat. Im Januar 2021 gab es einen neuen Teil (Part 11) und im Mai den nächsten (Part 12). Im Sommer hat sie dann ihren eigenen, wundervollen Blog gestartet, der aber inzwischen von ihr entfernt wurde. Weil dieser Blog auch nach jetzigem Stand nicht wiederkommen wird, kann es gut sein, dass sich Janika hier nochmal wieder zeigt. Aber alles zu seiner Zeit, ihr werdet es dann schon erfahren.

Den inzwischen sechsten Teil von "Vorher-Nachher"-Beiträgen habe ich im Februar geteilt (siehe hier). Entstanden sind diese Fotos im Kontext von selbstgemachten Bewerbungsbildern - die waren übrigens für mein Praktikum, welches ich von August bis September gemacht habe. Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie Schminke mein Aussehen verändern kann.


So und jetzt kommen wir tatsächlich zu einem dieser Momente, wo ich mich frage "Ehrlich? Hab ich nur so wenig Beiträge innerhalb dieser Postserie veröffentlicht?". Es geht um meine größte Postserie - die zu den Eindrücken meiner Haut. Klar, irgendwie ist jedes Foto eine Momentaufnahme (und damit ein Eindruck) meiner Haut, aber damit habe ich versucht, den aktuellen Stand mal zu zeigen und zwar auch dann, wenn es sonst vielleicht nicht unbedingt viel zu erzählen gab oder kein spezielles Beitragsthema. Jedenfalls ist im Februar und dann im März ein Teil dieser Serie erschienen, danach nichts mehr. :D Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Aber ich hab tatsächlich neulich erst Fotos gemacht, die ich wahrscheinlich für einen weiteren Teil nutzen werde.

Eine weitere wichtige und besonders schöne "Kategorie", wenn man es so nennen möchte, meiner Jahresrückblicke sind all die Dinge, die im Rahmen der Bekanntmachung des Skin Pickings passiert sind. Und das nicht nur von mir selbst, sondern auch ganz generell. Ich versuche ja immer, euch auf dem Laufenden zu halten und euch neue Artikel, Studien und Ähnliches weiterzuleiten. Leider muss ich zugeben, dass ich es im letzten Jahr nicht gut geschafft habe, das im Blick zu behalten, sodass ich davon ausgehe, dass mir ganz sicher was entgangen ist. Besonders bei den Entwicklungen der Forschung habe ich den Überblick verloren... Verzeiht es mir. Trotzdem möchte ich euch von allem berichten, was ich mitbekommen habe, los geht's:

Im letzten Jahresrückblick hatte ich es bereits angekündigt: Es gab ein Youtube-Video, in welchem ich über (mein) Skin Picking sprechen durfte und das ist beim sehr bekannten Kanal "Auf Klo" von funk erschienen. Das ist zweifelsohne eine der größten Chancen gewesen und ich bin nach wie vor super dankbar dafür. Hätte ich zu dem Zeitpunkt schon Instagram gehabt, wäre es da sicher abgegangen... Das Video wird auch immer noch von Menschen geguckt. Falls ihr es verpasst haben solltet, kommt ihr hier auf meinen Post dazu.

Mit diesem Post habe ich euch auf mehrere Online-Artikel etc. aufmerksam gemacht. Und in Sachen Studien habe ich dreierlei an euch weitergegeben: Eine Studie von der Universitätsmedizin Rostock, eine Studie zu drei Selbsthilfetechniken und eine Studie zur Trichotillomanie von der lieben Linda Hollatz. Ich würde sagen, danach kam die Zeit, wo ich den Überblick verloren habe...

Dafür habe ich mal wieder ein neues Medium für die Öffentlichkeitsarbeit testen dürfen: Podcasts. Sind sehr im Trend die Dinger. Zuerst war ich bei der Hautärztin Dr. Karin Forschner zu Gast (klick) und kurz darauf bei der wunderbaren Christina (klick). Christinas Podcast ist ja nur einer ihrer Kanäle, auf denen sie ihre hoch wertvollen Inhalte teilt, aber er ist auf jeden Fall ein Herzstück ihrer Arbeit, würde ich sagen. Außerdem ist auch Christina sehr erfolgreich auf Instagram unterwegs! Checkt einfach mal ihre Webseite aus, wenn ihr mögt.

Hinsichtlich der Versorgung von Betroffenen im Kontext der Selbsthilfe hat sich auch Erfreuliches ergeben. So hat sich in München eine neue Gruppe gegründet und durch die BFRB-Tage will sich nun in Hannover eine neue Gruppe gründen. Darüber habe ich in diesem und diesem Post berichtet. Mit ein wenig Glück und viel Engagement seitens der Verantwortlichen wird es auch noch weitere neue Selbsthilfegruppen geben, aber dazu berichte ich, wenn es soweit ist!

Abgerundet wird das alles durch das Highlight 2021: Die BFRB-Tage (Fortsetzung der Skin-Picking-Tage 2018). Die erste bundesweite Konferenz zu Skin Picking, Trichotillomanie und Co.! Dieses Jahr ganz coronakonform in digitaler Umsetzung via Zoom. Es war trotzdem ein wundervolles Erlebnis, das mir genauso auf ewig in Erinnerung bleiben wird wie die Tagung 2018. Aber bevor ich hier wieder rumlabere, schaut doch bei Interesse einfach bei dem dazugehörigen Beitrag rein. Da könnt ihr lesen, wie es war.

Und wenn ihr jetzt noch nicht genug von mir und meinen Beiträgen habt, kann ich euch beruhigen: Hier stehen nicht nur über 500 Posts frei zur Verfügung, sondern es werden auf unbestimmte Zeit auch noch weitere Inhalte dazukommen. So schnell lasse ich euch nicht gehen, ihr Lieben! :D Ich werde weitermachen und bin irre gespannt auf das, was im achten Blogjahr alles passieren wird. Ich denke immer wieder, ich würde doch schon alles wissen und die bisherigen Erfahrungen könnten nicht getoppt werden. Was für ein Trugschluss! Es gibt bis zum Lebensende etwas zu lernen und zu erleben. Ich freue mich riesig, wenn ihr weiter dabei bleibt und mich und meine Arbeit unterstützt. Übrigens auch super gerne auf Instagram, damit wir mehr Menschen erreichen können! Das wäre doch wunderbar. :)

Vielen vielen und ganz besonders herzlichen Dank für eure Zeit in den vergangenen Jahren! Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr hier seid. Vor allem weiß ich, dass da noch mehr sind als die eingetragenen 64 Follower meines Blogs. In der Hoffnung, auch nur einer Person da draußen zu helfen, schreibe ich seit 7 Jahren unermüdlich meine Beiträge und das wird nicht aufhören. Auch, wenn meine Zeit weniger wird, bleibe ich hier.

Bis dahin! <3

31. Oktober 2021

Morgendliche Entzündungen

Heute Morgen habe ich etwas gemacht, was ich schon seit vielen Jahren beinahe jeden Morgen mache. Und dennoch verspürte ich den unerwarteten Impuls, dazu mal einen Beitrag zu verfassen... Hier sind wir nun (auch, wenn es inzwischen nachmittags ist :D).

Wenn ihr euch schon länger mit eurem Skin Picking auseinandersetzt, wird euch die Relevanz von Routinen sicher bekannt sein. Bei vielen Betroffenen sind die Morgen- und Abendroutinen besonders risikoreiche Triggersituationen, die meistens zum Ausüben des Verhaltens führen. So auch bei mir. Ich hab das schon hin und wieder gesagt, aber Skin Picking ist in 90% der Fälle das Erste und gleichzeitig Letzte, was mich täglich begleitet. Irgendwie "brauche" ich es, um meinen Tag anständig zu starten und zu beenden.

Gleichzeitig habe ich eine stark fettende Gesichtshaut. Ich wache morgens in aller Regel mit einer dicken Fettschicht im Gesicht auf, die besonders auf meiner Stirn sehr schlimm ist. Meinem Gefühl nach fördert das die Entstehung von Unreinheiten und Pickeln, aber was soll ich machen? So ist meine Haut nunmal. Und mein Skin Picking versteht die Entstehung von Pickeln/Entzündungen über Nacht quasi als Rechtfertigung, das Verhalten auszuüben. Das morgendliche Skin Picking ist für mich eine Art Checkup, um zu sehen, was sich da nachts so gebildet hat und es zu entfernen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich da etwas in meinem Gesicht finde, liegt bei ca. 99%.

Heute war einer dieser Tage, die zu den anderen 1% gehören. Obwohl ich gestern vor dem Schlafen einen schlimmen und langen Drückanfall hatte, habe ich heute Morgen eigentlich nichts großartig finden können. Das ist dann total ungewohnt für mich, müsst ihr wissen. Manchmal ist es so ungewohnt, dass ich der Situation nicht traue und mich quasi getriggert fühle, nochmal genauer nachzusehen, denn da muss ja was sein - ist schließlich meine Haut. Wie kann es auch sein, dass nach einem solchen Abend verhältnismäßig wenige Spuren auf meiner Haut sind? Oder sehe ich sie nur nicht, weil ich den Blick dafür verloren habe?

Ich finde es etwas schade, wenn es so läuft wie heute: Genaueres Hinsehen führt fast selbstverständlich dazu, dass ich doch etwas "finde" und rumdrücke oder im Notfall auch einfach Krusten wegkratze. Dabei könnten diese Tage Chancen sein, mein Checkup quasi mit einem grünen Haken zu versehen und ohne Skin Picking in den Tag zu starten. Wieso verspüren wir Betroffene so oft den Drang, unsere Haut säubern zu müssen? Wieso glauben wir so oft, dass unsere Haut das nicht alleine hinbekommt? Kennt ihr das? Mir geht es so, dass ich das Gefühl habe, ich bin dafür verantwortlich, diesen "Dreck" aus meinem Körper zu entfernen...

Bin gespannt, wie es heute Abend laufen wird. Über den Tag hinweg entstehen bei mir auch manchmal Unreinheiten und Pickel, obwohl das Risiko dafür höher ist, wenn ich geschminkt bin. Heute bin ich ungeschminkt und habe auch ein starkes Bedürfnis danach, in nächster Zeit keine Schminke zu benutzen. Schminke fühlt sich schwer und eklig auf meiner Haut an, wenn es ihr so geht wie momentan. Drückt mir jedenfalls die Daumen, dass meine Haut es heute Abend genauso gut mit mir meint wie heute Morgen. Vielleicht schaffe ich es dann, die Chance zu nutzen!

19. Oktober 2021

Eine kleine Rettung

Was habt ihr so für Methoden, um euch aus euren Sessions, Attacken, Rückfällen (oder wie wir es auch nennen mögen) rauszuholen? Bittet ihr eure Mitbewohner oder Partner drum, zu rufen oder an der Badezimmertür zu klopfen, wenn ihr zu lange braucht? Habt ihr einen Timer im Handy? Fangt ihr an, zu zählen oder Ähnliches? Kramt ihr schnell eine wohltuende Gesichtsmaske oder -creme raus und bedeckt damit eure Haut? Ich hab inzwischen von so einigen Methoden gehört und doch gibt es immer wieder etwas, was ich noch nie zuvor gehört habe. Neulich habe ich von einer Betroffenen gehört, die sogenanntes "Riechsalz" verwendet. Das riecht so streng und markant, dass dieser Reiz sie vollkommen aus ihrer Episode holt und sie quasi erstmal auf Reset gesetzt ist.
 
Von den Methoden abgesehen, liegt die Schwierigkeit wohl eher darin, einen Moment zu finden, wo man für eine Millisekunde aufmerksam ist und genug Kraft hat, jetzt dazwischenzugehen. Darüber kann man auch lange nachdenken und sprechen. Wann kommt dieser Moment? Wie fühlt sich dieser Moment an? Spürt man ihn überhaupt? Was, wenn man ihn verpasst? Ist man schwach, wenn man es nicht alleine schafft, sich aus den Drück-/Kratzanfällen zu holen? Zumindest auf diese Frage habe ich eine Antwort: Nein, ist man nicht!

Auch ich drücke und kratze häufiger mal so lange, bis es zeitlich einfach nicht mehr geht oder ich Schmerzen habe oder Ähnliches. Es braucht also eine Art äußeren Reiz, denn von innen heraus finde ich den Weg aus der Episode in solchen Momenten nicht. Gerade in den letzten Tagen und Wochen erlebe ich fast nur solche Anfälle mit starken Trancezuständen und einem rauschähnlichen Empfinden. Meiner Haut gefällt das natürlich nur so semigut. Ich werde mit offenen Stellen, Entzündungen, Rötungen, Schwellungen und Schmerzen belohnt. Mein Gesicht ist gezeichnet von den ganzen Stunden, die ich zuletzt vor dem Spiegel verbracht habe. Der stabile Zustand von davor ist wie weggepustet.

Hier, so sah ich Mitte August aus (trotz zweifellos massiver Überforderung bzw. Überlastung):


Ja, das ist meine Haut! WAR meine Haut. Wie gesagt ist davon nichts mehr zu sehen. Deswegen kann ich daraus auch keinen "Eindrücke meiner Haut"-Post machen, denn es ist längst nicht mehr der aktuelle Stand.

Neulich hatte ich eines Abends mal wieder einen dieser intensiven Rückfälle und habe irgendwann nur noch irgendwo in meinem Kopf den Gedanken gehört, dass ich schon ewig kein Foto mehr direkt nach einer Episode gemacht habe. Irgendwie verspürte ich das Bedürfnis danach. Ich bin aus dem Bad raus, habe mein Handy geholt und ein Foto gemacht. Das war quasi meine Rettung aus dem Moment. Meine Unterbrechung, die ich brauchte, um dem Spiegel zu entfliehen. Danach bin ich für den Abend nicht mehr ins Bad gegangen, sondern habe das Bild bearbeitet, auf Instagram hochgeladen und eine kleine Bildbeschreibung dazu verfasst. Das Fotografieren hat mich nämlich aus dem Moment geholt, aber die Zeit nach den Rückfällen ist häufig auch nicht leicht, sondern von vielen aufdringlichen negativen Gefühlen geprägt. Um ein Aufkommen dieser Gefühle zu verhindern, habe ich mich also abgelenkt. Auch, wenn die Ablenkung darin bestand, das Geschehene zu sehen und darüber zu schreiben. Egal, es beinhaltete kein weiteres Drücken an meiner Haut. Mission completed, würde ich sagen. Vielleicht sollte ich drüber nachdenken, das noch häufiger zu machen?


Das ist das Bild, was an diesem Abend enstanden ist. An sich habe ich schon schlimmer ausgesehen, das stimmt. Trotzdem ist es jedes Mal wieder genauso hart, mich nach einer (mehr oder weniger ausgeprägten) Hochphase so zu sehen. Wieso ist der Abstieg nur stets so unangenehm und schmerzlich? Wie, als würde man einfach auf den Boden plumpsen oder mies stolpern und sich anschließend auf die Nase legen. "Gerade eben war ich doch noch da oben...", "Wie konnte das schon wieder passieren?" - so in etwa hören sich die Gedanken an, nachdem es plötzlich bergab gegangen ist. Für eine Sekunde nicht aufgepasst und schon hat man stunden-, tage- oder wochenlange Mühen zunichte gemacht. Das fühlt sich so unfair und unverhältnismäßig an...

Aber trotz alledem weiß ich, dass die Auffahrt wieder kommen wird. Ich muss bloß geduldig sein.

Vielen Dank für's Lesen meiner wirren Ausschweifungen. Es werden sicherlich wieder sinnvollere Beiträge kommen.

10. Oktober 2021

BFRB-Tage 2021

Wie angekündigt, werde ich die BFRB-Tage des letzten Wochenendes in einem Beitrag revue passieren lassen, damit auch diejenigen von euch einen klitzekleinen Einblick erhalten können, die nicht teilnehmen konnten. Ich werde aber bestimmt nicht alles wiedergeben können, behaltet das bitte im Hinterkopf. Fotos kann ich dieses Mal logischerweise auch nicht zeigen, da die Konferenz in diesem Jahr online via Zoom stattgefunden hat. Egal, wann ich über die vielen Stunden hinweg ein Foto gemacht hätte - ihr hättet immer nur das Gleiche gesehen: Meinen Laptop auf meinem Schreibtisch. Nicht sonderlich spannend. Deswegen nehmt ihr mir das hoffentlich nicht übel.

Aber fangen wir mal von vorne an. Samstagmorgen um 10 Uhr. Hier fiel der Startschuss für das Tagungswochenende. Christina Gallinat und Ingrid Bäumer als Hauptorganisatoren haben die herzliche Eröffnungsrede gehalten und schon hier war klar: Wow, die Menschen haben Interesse! Wir waren über 100 Leute im Meeting, haben also eine vergleichbare Teilnehmerzahl wie 2018 erreicht. Danach folgten zwei weitere Vortragseinheiten, die ohne Parallelveranstaltung liefen. Zuerst bot Dr. Antje Hunger wie beim letzten Mal vor drei Jahren einen überblickshaften Einstieg in das Thema, um auch alle "Neulinge" abzuholen und alle auf einen Kenntnisstand zu bringen. Nun waren wir bereit für alles, was kommen sollte! Auf den Einstiegsvortrag folgte eine Einheit über "Tricks gegen Ticks" von Stella Schmotz aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Sie stellte Selbsthilfetechniken vor, die die von Prof. Dr. Moritz geleitete Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie dieses Jahr in einem Video für Personen mit körperbezogenen Impulskontrollstörungen erstellt hat. Dazu gibt es übrigens eine ganze Homepage, falls ihr Interesse habt: https://www.tricks-gegen-ticks.de/

Schon stand die Mittagspause an und meine Aufregung stieg langsam. Denn ja, auch dieses Jahr durfte ich wieder als Referent eine Einheit zum Programm der Konferenz beitragen. Dieses Mal wurde es im Gegensatz zu 2018 aber ein Workshop zum Thema Scham - angeregt durch Christina höchstpersönlich (nochmal herzlichen Dank an dieser Stelle!). Der Titel lautete "Skin Picking und Scham: Erfahrungen teilen". Für die Präsentationsfolien habe ich mir viel Zeit genommen, mir Mühe gegeben und Herz reingesteckt. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich mich im Vorfeld dem Thema in der Rolle als Referent nicht ganz gewachsen gefühlt habe. ...Ich habe lange überlegt, ob ich das öffentlich teilen soll, aber ihr wisst ja, dass ich Wert auf Ehrlichkeit, Offenheit und Authentizität lege. Es ist nunmal die Wahrheit: Ich bin keine Expertin zum Thema Scham und erwischte mich vor dem Wochenende oft bei der Frage, ob ich denn überhaupt etwas dazu erzählen könnte, was Mehrwert hat und was die Zuhörenden noch nicht wissen. Zum Glück hat Christina mir hier Mut gemacht und ich habe es dann durchgezogen! Denn als es soweit war, konnte ich nicht glauben, wie viele Personen gerade meinem Workshop zuhören möchten: Über 40 Ohrenpaare waren zu Beginn der Session bereit. Doch das war noch nicht alles! Nach ein paar Minuten waren es 60 und später sogar ganze 70 Menschen, dir mir zuhören und Teil des Workshops sein wollten! Wow. Ich kann es auch jetzt noch nicht fassen. So viel Interesse und Bedarf beim Thema Scham, das muss echt was heißen! Und trotz technischer Schwierigkeiten haben wir einen tollen Workshop gemeinsam gestaltet, denn auch die Interaktivität und Teilnahme aller hat mich umgehauen. So viele Wortmeldungen, so viel Austausch, so viel Offenheit und Vertrauen... Es hat sich alles wunderbar harmonisch von ganz allein ergeben (ganz entgegen meiner Erwartungen!) und zack, war die Stunde auch schon rum und mein Workshop noch nicht mal zur Hälfte durch. UPS. Wir haben uns dem Thema Scham in solch einer Ausführlichkeit gewidmet, dass die Zeit uns davon gerannt ist. Ich empfand es als ein wenig unbefriedigend, die scheinbar so interessierten und auch offenen Teilnehmer des Workshops so mittendrin aus der Session entlassen zu müssen, aber anders ging es nunmal nicht. Immerhin habe ich bis zu dem Zeitpunkt schon wahnsinnig viel gutes Feedback hören dürfen, was mich irre gefreut hat. Umso trauriger, dass wir nicht weitermachen konnten. Als kleinen Trost durfte ich am selben Abend nach 19 Uhr (= eigentlich Ende des Konferenztages) für alle Interessierten, die es einrichten konnten, die zweite Hälfte des Workshops anbieten. Auch hier waren nochmal 30-40 Leute anwesend und deshalb möchte ich mich ebenso hier auf meinem Blog nochmal aus tiefstem Herzen bei allen bedanken, die bei meinem Workshop waren! Ihr wart die Besten, denn ohne euch wäre der Workshop nicht zu diesem schönen Erlebnis geworden!

Doch nun genug von mir. Der Samstagnachmittag und -abend wurde durch die internationalen Referenten recht englischlastig, dafür aber nicht weniger spannend! Auch bei diesen Einheiten zeigte sich wieder die rege Teilnahme aller. Ich besuchte zum Beispiel noch den Workshop von Dr. Christy Garner, der sehr anwendungsorientiert und interessant war. Highlight des Abends - und für mich auch wieder des ganzen Wochenendes - war Liz Atkin mit ihrer Keynote Speech. 2018 beehrte uns Liz bereits in Köln und hat alle in ihren Bann gezogen. Das Onlineformat hat daran absolut nichts geändert, denn auch dieses Mal konnte sie mitreißen, begeistern und noch vieles mehr. Hut ab übrigens an die Verantwortlichen für die erfolgreiche Einladung solch toller und hochkompetenter Referenten! Das wurde bereits nach dem ersten Konferenztag deutlich, aber auch der zweite Tag hatte Einiges zu bieten.

Der Sonntag enthielt etwas, was 2018 noch nicht angeboten wurde: Community-Runden zum Austausch. Es gab eine Runde für Angehörige und eine Runde für Betroffene. Somit haben es die BFRB-Tage möglich gemacht, Selbsthilfegruppen-Luft zu schnuppern. Apropos Selbsthilfe: Zu dem Thema gab es einen eigenen Vortrag von Antonia Peters gemeinsam mit der neuen SHG München. Gleichzeitig lief die Research-Session von Prof. Dr. Jennifer Schmidt und Dr. Christina Gallinat zur Bedeutung des Körperbilds bei Skin Picking. Darauffolgend kam mein erster Einsatz als technische Assistenz bzw. Moderation und zwar bei Nicole Rothmann, die einen Workshop zum Thema "Selbstwert - Selbstbewusstsein - Selbstliebe" angeboten hat. Ihr seht schon: Die Themen und Schwerpunkte waren bunt und ausgewogen gemischt! Mal war es wissenschaftlicher, mal sehr anwendungsorientiert, mal waren wir sehr nah am Thema BFRB's und mal haben wir uns mit quasi drumherumliegenden Themen beschäftigt. So dürfte für jeden etwas dabei gewesen sein. Nach der Mittagspause war nicht zum ersten Mal so ein Moment, wo ich mich am liebsten zweigeteilt hätte: Im Hauptraum hat Linda Hollatz das Thema Hochsensibilität aufgegriffen, während im Breakout-Raum der künstlerisch-kreative Malworkshop von Liz Atkin lief. Weil ich 2018 schon nicht am Workshop von Liz teilnehmen konnte, habe ich mich dafür entschieden. Auch hier wieder eine Erkenntnis, die mich das Wochenende über häufiger begleitet hat: Eine Stunde ist nicht genug! :D Trotzdem hat es allen Anwesenden sehr gefallen. Vor der Abschlussrunde gab es neben einer der beiden Communityrunden noch den Vortrag von Barbara Schubert zum Skin Picking im Kontext von Trauma.

Die Abschlussrunde toppte wenig überraschend alles! Es gab wieder eine "Open-Mic"-Runde, in der alle, die wollten, etwas sagen durften. Und zwar alles, was ihnen zum Wochenende durch den Kopf ging, ihnen auf dem Herzen lag oder Ähnliches. Tja... Hier wurde so viel wunderschönes und berührendes Feedback geteilt, es wurden so viele bewegende Worte gesagt, so viele Kontakte geknüpft, Empfehlungen weitergegeben und Vorhaben in Angriff genommen. Unter Anderem können wir bei Erfolg darauf hoffen, dass nicht nur in Hannover eine neue Selbsthilfegruppe gegründet wird. Wahnsinn! Was sich alles Tolles aus so einer Konferenz entwickeln kann, oder? Für mich war die Abschlussrunde - ähnlich wie 2018 schon - sehr emotional und beinahe magisch. Teilweise war ich wieder zu Tränen gerührt. Es hat mir soooo viel gegeben, diese ganzen Menschen zu hören, wie sie die Tage fanden und was sie alles mitnehmen können. Diese ganze Dankbarkeit hat sich wie ein wohltuender Schleier über mich gelegt und mich mindestens noch den ganzen Abend über warm gehalten. Herrlich. Es war so berührend... Für so viele Betroffene hat sich durch die Konferenz sehr viel verändert, das hat man gemerkt!

Ja, was haben Christina und Ingrid da nur wieder auf die Beine gestellt, oder? Der absolute Wahnsinn! Was für ein riesiger Schritt, den sie mit der Einführung der ersten bundesweiten Konferenz zum Thema BFRB's gegangen sind. Sie ermöglichen damit so vielen Menschen - seien es Betroffene, Angehörige, Forscher, Therapeuten, Psychologen, Ärzte usw. - einen Ort, den es vorher nicht gab. Einen Ort, an dem irre viel geteilt und mitgegeben wird: Wissen, Hoffnung, Zuversicht, Empowerment, Heilung, Informationen, Bereicherung, Inspirationen, Erkenntisse, Verständnis, Verbundenheit, Zusammenhalt, Herzlichkeit, Dankbarkeit, Mut und noch viel mehr Gefühle, die man nicht mehr zusammenfassen kann. Es lässt sich nicht in Worte fassen, was die Konferenz bedeutet. Das meine ich vollkommen ernst! Und ich glaube, jeder, der dabei gewesen ist, wird wissen, was ich meine. Ganz ganz großer Dank an alle! Mir bedeutet es sehr viel, dass es diese Tagung und auch diese wundervolle Community gibt. Ich schätze es sehr wert, Teil davon sein zu dürfen. Und ich freue mich auf weitere Konferenzen in den Folgejahren!

Nun, bevor ich zu sentimental werde... Falls ihr dabei gewesen seid, dann teilt mir doch gerne mit, was eure Highlights und Erkenntnisse waren. Wie habt ihr euch gefühlt? Was nehmt ihr mit?

Sofern noch nicht geschehen, dann nutzt doch auch gerne die Chance, die BFRB-Tage zu feedbacken. Dafür haben wir dieses extra Padlet eingerichtet, um von euren Anmerkungen zu lernen. So können weitere Durchläufe verbessert werden. Dankeschön dafür!

Und wenn ihr euch mal durchlesen möchtet, wie die Konferenz 2018 gewesen ist, dann schaut beim Label "SPTT" vorbei. Dort gibt es auch einige visuelle Eindrücke!

Das war's für heute. Sehr viel zu lesen, entschuldigt. Aber eigentlich hätte ich alles und nichts sagen können: Es ist niemals treffend zu beschreiben.

5. Oktober 2021

SHG-Gründung in Hannover

Ihr Lieben!
 
Am Wochenende waren die BFRB-Tage 2021 via Zoom. Was ein wahnsinnig schönes Wochenende! :) Ich werde noch einen Beitrag über die beiden Konferenztage verfassen, das kommt bald. Aber bis dahin möchte ich euch von einer der tollen Entwicklungen berichten, die sich durch die Tagung ergeben haben.
 
Undzwar möchte die liebe Lea aus Hannover bald eine Selbsthilfegruppe für den Raum Hannover und Umgebung gründen. Yeaaaah, was für tolle Neuigkeiten! Jede weitere Selbsthilfegruppe in Deutschland ist Gold wert und dafür braucht es genau solche engagierten Menschen wie Lea, die bereit sind, das Ganze in die Hand zu nehmen. Doch Lea allein macht noch keine Gruppe, es braucht auch interessierte Teilnehmende. Hier seid ihr gefragt!

Kommt ihr aus Hannover oder Umgebung? Habt ihr Interesse an einem Austausch mit anderen Betroffenen? Möchtet ihr etwas für die deutschlandweite Versorgung mit Selbsthilfegruppen beitragen? Dann meldet euch gerne per Mail bei Lea, sie freut sich! Dafür könnte ihr diese E-Mail-Adresse nutzen: bfrb.hannover@gmail.com.

Ganz viel Erfolg für die Gründung der SHG Hannover!

17. September 2021

Programm der BFRB-Tage veröffentlicht

Moin nochmal!
 
 
Falls ihr bis jetzt noch keine Entscheidung dazu treffen konntet, ob ihr die BFRB-Tage am 2. und 3. Oktober besuchen wollt, hilft euch vielleicht die folgende Info weiter:

Das Programm der Konferenz ist nun für euch veröffentlicht! Yeah! Dort könnt ihr also schauen, welche Referenten welche Vorträge halten und wann sich das Ganze zeitlich abspielen wird. Hoffentlich wecken die Vorträge euer Interesse, sodass eure bisherigen Unsicherheiten eliminiert werden! :D Für alle anderen, die sich schon angemeldet haben, beginnt mit der Veröffentlichung des Programms ja wahrscheinlich die Planung des Wochenendes: Welche Vorträge will ich unbedingt besuchen? Von wann bis wann möchte/kann ich anwesend sein? Auch bei diesen Fragen wird hoffentlich alles geklärt.

Für das Programm müsst ihr nur dem bekannten Link zu Christinas Webseite folgen, denn dort gibt es das Programm als PDF:

Ich freue mich auf euch und auf das Wochenende!

4. September 2021

Die BFRB-Tage kommen - Anmeldung frei

Ihr Lieben, es ist soweit! Die BFRB-Tage rücken immer näher und inzwischen sogar in greifbare Nähe. Anfang Oktober ist es nämlich - das Konferenzwochenende!
 
 
Ich habe euch im Mai schon mit einem Post drauf aufmerksam gemacht, aber so langsam wird es endlich konkreter.
 
Die BFRB-Tage 2021 werden der Nachfolger der Skin-Picking-und-Trichotillomanie-Tage, die 2018 das allererste Mal überhaupt in Köln stattgefunden haben. Damit haben Ingrid Bäumer und Christina Gallinat etwas Unfassbares auf die Beine gestellt! Es werden Vorträge zu verschiedenen Themen im Kosmos der BFRB's gehalten, es wird Austauschmöglichkeiten geben und noch viel mehr. Betroffene, Angehörige, Forscher und Therapeuten/Psychologen kommen (diesmal leider nur virtuell) zusammen und lernen mit- und voneinander. Außerdem sorgen wir mit der Konferenz für noch mehr Vernetzung in der Community!

Stattfinden werden die BFRB-Tage am 2. und 3. Oktober und auch die Anmeldung ist bereits freigeschaltet! Das heißt, ihr könnt euch bei Interesse schon eure Tickets sichern, die Plätze sind nämlich begrenzt. Hier geht es zu den Tickets (Preis: 22,49 Euro):


Alle weiteren Infos erhaltet ihr übrigens bei Christina auf der Webseite, dafür einmal hier klicken und danach Bescheid wissen. :)

Ich freue mich, wenn ich euch dort sehe! ^.^

24. August 2021

Kleine Sendepause

Moin.
 
Ihr werdet es schon gemerkt haben: Es ist ruhig(er) geworden hier. Aber nicht nur hier, auch auf Instagram bin ich seit über einem Monat schon nicht mehr wirklich aktiv. Das hat einen ziemlich einfachen Grund.
 
Ich bin seit dem 02. August von meinem Studium aus in einem Vollzeit-Praktikum. Dafür pendle ich mehrmals die Woche, übernachte zeitweise auswärts und versuche so halbwegs erfolgreich, nebenbei meine offenen Unisachen zu erledigen, ein bis zwei Haushalte zu führen, meine Beziehung und auch Freundschaften zu pflegen und und und. Zeit für mich ist eigentlich keine übrig. Und ich muss zugeben: Ich habe die Auslastung ziemlich unterschätzt und war davon überzeugt, ich könnte normal meinen Blog und Instagram weiter führen. Ziemlich schnell wurde mir allerdings bewusst, dass das nicht mehr geht und ich gerade Abstriche machen muss für die Zeit des Praktikums. Das tue ich wirklich äußerst ungerne, aber es geht einfach nicht anders.

Darum seid jetzt auch endlich ihr, meine Blogleser, informiert... Rechnet bis Ende September nicht mehr unbedingt mit mir. Vielleicht melde ich mich ausnahmsweise mit ein, zwei wichtigen Neuigkeiten, aber großartig tiefsinnige Posts gibt es bis dahin keine. Entschuldigt mich bitte.

16. Juli 2021

Unterschiedliche Akzeptanz

Mal wieder einer dieser Posts, wo mir kein anständiger, aussagekräftiger Titel einfällt... :D Egal. Man wird im Laufe meiner Zeilen hoffentlich verstehen, was ich beschreibe und worauf ich hinauswill.
 
Kennt ihr diese typischen Showerthoughts? Mir kommen unter der Dusche recht oft irgendwelche Gedanken und Erkenntnisse zu verschiedenen Themen, aber vor allem auch zum Skin Picking. Und man könnte ja meinen, dass mir nach bald 12 Jahren mal die Gedanken dazu ausgehen, aber das tun sie nicht. Das liegt auch daran, dass ich durch den Austausch mit anderen Betroffenen immer wieder neuen Input erhalte. Außerdem verändert sich das eigene Krankheitsbild über die Jahre ja auch - meine heutigen Gedanken, Gefühle und Erfahrungen sind nicht unbedingt deckungsgleich mit denen vor über einem Jahrzehnt oder mit denen vor fünf Jahren. Ich bin schließlich auch erwachsen geworden in dieser Zeit, sodass sich meine Perspektive auf die Dinge teilweise auch stark geändert hat. Aber genug der Vorrede.

Neulich hatte ich mal wieder so einen typischen Duschgedanken. Mir fiel auf, dass ich meine von Skin Picking gezeichnete Haut unterschiedlich akzeptieren kann - je nach Körperstelle. Am besten akzeptieren kann ich inzwischen die Wunden und Narben auf meinem Dekolleté. Ja, sie sind sichtbar, aber irgendwie stören sie mich gar nicht so sehr? Zumindest nicht die, die eher in Richtung Hals gehen. An denen, die mehr im Brustbereich sind, störe ich mich schon ein wenig. Jedenfalls ist es im Dekolleté so, dass ich mich aktuell so sehr an den Anblick gewöhnt habe, dass ich total im Reinen damit bin. Es gehört zu mir. Diese Aussage meine ich wirklich ernst, denn ein wenig kann ich mich sogar mit diesem Aussehen identifizieren. Das bin gerade ich. Wenn ich mir vorstelle, man würde mir von heute auf morgen eine "jungfräuliche" Haut im Dekolleté schenken, wäre ich wohl erstmal überfordert. Das würde sich in meiner Vorstellung nicht nach mir anfühlen, sondern beinahe fremd. Ist das nachvollziehbar? Das heißt aber nicht, dass ich langfristig keinen Fortschritt oder keine Heilung für diesen Körperbereich anstrebe. Das wünsche ich mir trotzdem. Aber ich weiß, dass das sowieso noch ein langer Weg ist, den ich Schritt für Schritt gehen muss. Bis dahin ist mein gezeichnetes Dekolleté ein Teil von mir.

An anderen Körperstellen sieht das aber anders aus. Im Gesicht zum Beispiel kann ich nicht das gleiche Maß an Akzeptanz und Identifikation (ich weiß nicht ganz, ob das der richtige Begriff ist?) empfinden. Da fühlen sich Unreinheiten, Pickel, Wunden und Narben immer noch nicht nach etwas an, was zu mir gehört. Die möchte ich immer weg haben. :D Weiß nicht, sie stören mein Bild von mir selbst, wenn das verständlich ist. Ich finde sie auch nicht in gleichem Maße "schön" wie die Stellen im Dekolleté. Dort kann ich die Konsequenzen meines Skin Pickings noch eher mit wertschätzenden, fürsorglichen und liebevollen Augen sehen. Im Gesicht hingegen tue ich mich mit dieser Perspektive schwer(er). Ähnliches gilt zum Beispiel auch für meine Beine, die gerade wieder entflammen.

Schwierig zu erklären, aber ich hoffe, ihr konntet es verstehen. Möglicherweise kennt ihr das sogar von euch selbst? Oder habt ihr euch noch gar keine Gedanken darüber gemacht? Bei der nächsten Dusche vielleicht. :D

Zum Abschluss nochmal ein Bild von neulich.


12. Juli 2021

Da war/ist ein Hoch!

Um Bezug auf diesen Post von neulich zu nehmen...
 
Ich möchte euch ein paar Bilder zeigen. Zwischen dem jeweils linken und dem rechten Bild liegt genau eine Woche (die Bilder links sind vom 30.06, die Bilder rechts vom 07.07).
 





 
Wow, oder? Finde ich auch! Innerhalb von 7 Tagen hat meine Haut wirklich starke Wunder geleistet, ich kann es selbst kaum fassen... Die großen entzündeten Stellen sind nahezu verschwunden oder zumindest stark verblasst.

Aber nicht nur darüber bin ich erstaunt, sondern auch über die bloße Tatsache, dass meine Haut momentan überhaupt in der Lage ist/war, solche Wunder zu vollbringen. Das sind meine erste Besserung, meine erste Heilung und mein erster Fortschritt seit Monaten! Meine letzte derartige Entwicklung war im März (hier nachzusehen), aber davor war auch monatelang Ebbe. Ich steckte einfach schon ewig in dieser Tiefphase fest und habe keinerlei Licht gesehen, was meine Haut betrifft. Es war auch in Ordnung so, ich habe ja auch nichts aktiv unternommen, weil keine Kraft da ist. Schön fand ich es trotzdem nicht, keine Frage. Aber dementsprechend ungewohnt war es, mal wieder die Auffahrt in dieser ganzen Skin-Picking-Achterbahn zu spüren. Hatte beinahe vergessen, wie sich Fortschritt anfühlt. Nein, noch besser - wie sich eine Haut ohne Krusten anfühlt. Jedes Mal, wenn ich so weit komme, bin ich so dermaßen glücklich und erstaunt...als würde ich eine "glatte" Haut zum ersten Mal fühlen. Sonst bin ich nur Krusten, Erhebungen, Schwellungen und Schmerzen gewöhnt.

Naja, mit der Freude über solche Entwicklungen halte ich mich meistens zurück, weil ich mich nicht zu früh freuen will. Denn dann glaube ich, die ganze Sache zu "verfluchen". Man weiß ja auch, dass es temporäre Erfolge sind, aber andererseits muss man sich auch drüber freuen, oder? Sein Gehirn darauf polen, sich freuen zu dürfen und anzuerkennen, dass Fortschritte gut und erstrebenswert sind.

Inzwischen haben zwei, drei große Entzündungen wieder ihr Lager auf meinem Gesicht aufgeschlagen, aber die verjage ich auch noch! Es war in Ordnung, dass ich mich dieses Mal gefreut habe. Hey, ich hab diese Bilder vor ein paar Tagen sogar meinen Lieben gezeigt und war ganz stolz und froh. Es hat mir gezeigt, dass ich trotz dieser Lebensphase aktuell - die die schlimmste in meinem Leben bisher ist - Erfolge verzeichnen und Heilung ermöglichen kann!

Ihr könnt es auch. Ich glaube an euch! :)

7. Juli 2021

Love the skin you're in

Unter diesem Beitragstitel mal ein paar Fotos der letzten Wochen, die ich hier (im Gegensatz zu Instagram) noch nicht losgeworden bin, aber auch gerne zeigen möchte:
 



 
Wisst ihr, es ist egal, wie viele Pickel, Wunden, offene Stellen, Narben oder Ähnliches eure Haut zieren - ihr seid schön so wie ihr seid! Es ist nur Haut. Nur die Hülle, die uns durch's Leben trägt. Klar, sie ist unser größtes Organ und leistet viele faszinierende Wunderwerke, aber am Ende kommt es auf die inneren Werte an und wenn ihr von innen strahlt, kommt das auch außen an. Euer Charakter, eure Werte, eure Ausstrahlung und eure Einstellung zum Leben machen euch schön! Wenn IHR das lebt, dann werden das auch eure Mitmenschen merken und viel weniger Augen für eure Makel haben können (sofern sie es überhaupt bemerken, denn häufig sehen wir uns ja selbst viel kritischer als uns Andere sehen).

Diese Einstellung können uns auch eine unreine Haut oder das Skin Picking nicht nehmen. Sie schmälern unseren Wert nicht, vergesst das nie!

Ach und wenn ihr zum Beispiel - so wie ich oben - Lust auf rote Lippen habt, dann schmeißt eure Sorgen diesbezüglich mal kurz aus dem Fenster oder die Kellertreppe hinunter und macht es einfach! Nur, weil wir rote Stellen auf unserer Haut haben, dürfen wir keinen auffälligen/roten Lippenstift tragen? Quatsch! Wir dürfen uns schminken wie wir wollen und hey, so matchen wir wenigstens die stetig heilenden Stellen auf unserer Haut. Lasst euch bitte niemals einreden, dass ihr dieses und jenes nicht tragen könntet oder dürftet, nur, weil ihr ein paar Pickel, Wunden oder Narben habt. Ihr seid frei und könnt selbst entscheiden, worauf ihr Lust habt und worin ihr euch wohlfühlt. Das ist die einzige Regel, die es gibt.

Abschließend ein Bild, was Instagram noch nicht kennt und ganz herzliche Grüße an euch alle da draußen! Ich hoffe, euch geht's gut oder den Umständen entsprechend. Ihr seid nicht allein.