30. November 2019

Gastpost - Part 10.2

Hey!

Wie neulich angekündigt, kriegt der zehnte Teil der Gastpostserie eine Fortsetzung. Die gleiche Person möchte nämlich von ihren Erfahrungen mit ihrer Therapie erzählen. Das finde ich ganz besonders edel von dieser Person, denn über diese Erfahrungen muss gesprochen werden! Es gibt viel zu wenige Berichte von Menschen mit Skin Picking oder Trichotillomanie über Therapien, dabei sind da immer irgendwie wertvolle Erkenntnisse und Informationen dabei, die es verdient haben, verbreitet zu werden. Diese Erfahrungsberichte könnten anderen Betroffenen, die über eine Therapie nachdenken, eventuell helfen. Dazu muss jedoch gesagt sein, dass solche Berichte selbstverständlich immer auf subjektiver Sicht basieren und sowohl von der individuellen Person, als auch von der Therapieform und dem Therapeuten abhängen. Dennoch danke ich ganz herzlich dafür, dass ich so etwas auf meinem Blog posten darf! Los geht's (ich verzichte auf meinen Aufruf, da dies ja die Fortsetzung eines schon bestehenden Gastposts ist)!


"Hallo zusammen, ich bin es nochmal.

Jacqueline hat mich nach meinem letzten Gastbeitrag gefragt, ob ich nicht Lust hätte, eine Fortsetzung zu schreiben. Und natürlich habe ich das.
Ich möchte euch ein Update meiner Therapie geben, die ich mittlerweile seit einem Jahr mache. Ich mache eine kognitive Verhaltenstherapie, meine Therapeutin ist allerdings nicht auf das Skin Picking spezialisiert. Ich bin auch ihre erste Patientin mit dieser Erkrankung, allerdings hatte sie bereits Patienten, die an Trichotillomanie erkrankt waren.
Auch, wenn ich das Skin Picking noch nicht vollständig "bekämpfen" konnte, hat es sich doch deutlich verbessert. Früher konnte eine Knibbel-Session schon mal eine Stunde dauern und es ist fast täglich dazu gekommen. Jetzt kratze ich nicht mehr jeden Tag und dann auch nur noch höchstens eine Viertelstunde. Am Anfang ist es mir nicht leicht gefallen, mich vor einer fremden Person zu öffnen und über ein so emotionales Thema zu reden. Mittlerweile ist das gar kein Problem mehr für mich. Wir besprechen nicht nur das Skin Picking, sondern philosophieren viel über das Leben, reden über die kleinen und großen Hürden des Lebens oder was mich sonst so beschäftigt. Genau diese Gespräche haben mich ein ganzes Stück weiter in meiner Persönlichkeitsentwicklung gebracht. Ich kenne mich jetzt viel besser und bin reflektierter geworden. Mein Skin Picking benutze ich als Stressventil, daher habe ich in der Therapie viele Entspannungsübungen erlernt, beispielsweise Meditation, verschiedene Achtsamkeitsübungen oder den Body Scan. Darüber hinaus haben wir Stressquellen identifiziert und besprochen, wie man die Entstehung von Stress vermeiden kann. Ich gehe jetzt deutlich entspannter durch's Leben. :)
Zusätzlich habe ich eine Alternativhandlung erlernt, die ich mache, wenn sich der Drang zu kratzen aufbaut. Ich verschränke meine Arme und drücke die Hände fest zusammen, bis der Drang sich abbaut. Mithilfe von Beobachtungsprotokollen weiß ich jetzt genau, in welchen Situationen und unter welchen Bedingungen sich dieser Drang aufbaut.
Einen Aha-Moment hatte ich auch, als mir das Störungsmodell erklärt wurde. Ich habe mich vor der Therapie nicht mit wissenschaftlichen Studien und Forschungen beschäftigt, sodass ich durch diese Infos die Krankheit erst wirklich verstehen konnte. Ich denke, dass das Verstehen ein wichtiger Schritt bei der Verhaltensänderung ist. Erst dadurch habe ich verstanden, dass ich Skin Picking als Jugendliche erlernt habe und nun auch wieder verlernen kann.
Allgemein hat sich mein Selbstbewusstsein deutlich verbessert. Ich habe gelernt, meine Krankheit zu akzeptieren und mich nicht 'unnormal' zu fühlen. Ich sehe das Kratzen nicht mehr als große Katastrophe an und schäme mich auch nicht mehr, wenn es dann doch wieder passiert. Ich kann ohne Make-Up aus dem Haus gehen, ohne mir Gedanken darüber zu machen, was Andere über mich denken. Früher habe ich mir jedes Mal selbst die Schuld gegeben, wenn ich gekratzt habe, da ich meiner Meinung nach willensschwach war. Durch diese eigene Abwertung habe ich das Skin Picking natürlich nur verstärkt.
Einer meiner schönsten Moment war, als ich im Sommerurlaub im Meer schwimmen war und mich im Bikini an den Strand gelegt habe. Meine Narben waren noch da, aber es war mir egal. Das wäre vor einem Jahr noch undenkbar gewesen.
Ich kann wirklich jeden dazu ermutigen, eine Therapie zu machen, auch, wenn diese häufig Schwachstellen haben können. Denn leider gibt es kaum Therapeuten, die sich auf Skin Picking spezialisiert haben. Eine weitere Hürde ist definitiv die Suche nach einem Therapieplatz. Ich stand ein ganzes Jahr auf der Warteliste und konnte dann erst beginnen.
Dennoch hoffe ich, dass ich Einigen von euch, die eventuell überlegen, eine Therapie zu machen, helfen konnte!

No Name"

28. November 2019

Schade, schade

Heute nur eine kleine Info, bei der ich überlegt habe, ob ich sie überhaupt erzähle oder nicht. Allerdings habe ich euch das Ganze bereits vor einiger Zeit (hier) schon angeteasert - ohne, dass ich zu dem Zeitpunkt schon genauer hätte drüber reden können - und bin euch daher quasi die Antwort schuldig. Es handelte sich um zwei Anfragen von zwei unterschiedlichen TV-Formaten, die mit mir zusammen über das Skin Picking berichten wollten. Beide Formate hätten einen sehr umfangreichen Beitrag erstellt, der um Längen weitreichender und intensiver gewesen wäre als die bisheren Beiträge, die mit mir gedreht wurden. Leider sind beide Projekte aus unterschiedlichen Gründen in's Wasser gefallen und können leider nicht realisiert werden. Schade für das Skin Picking, wir hätten damit einen tollen weiteren Meilenstein für die Bekanntheit von BFRB's erreichen können. Aber warten wir ab, was das Jahr 2020 sonst an Ereignissen bereithält! Ich bin zuversichtlich. :)

25. November 2019

Der Ausrutscher

Guten Abend, guten Abend.

Der Titel klingt wahrscheinlich nicht so positiv. Ich bin gestern von einem Wochenende unterwegs nach Hause gekommen und habe den wiederholten Fehler begangen, das Badezimmerlicht anzuschalten. Das hat meinem Drang erlaubt, zu erwachen und schon stand ich immer wieder in minutenlangen Episoden vor dem Spiegel. Keine zwei oder drei Minuten, eher so eine Viertelstunde Minimum. "Schnell, schnell, alles aufholen, was du über die letzten Tage verpasst hast! Jeglichen Druck und alle Emotionen abbauen und erstmal runterkommen, genau das brauchst du jetzt!" hat mir die Dermatillomanie eingeredet. So hatte sie mich den gestrigen Tag über unter Kontrolle und das war schon ein leichter Schlag in's Gesicht, muss ich sagen. Kurz war ich äußerst demotiviert, fühlte mich schwach und das Kämpfen kam mir wieder sinnlos vor. Aber nein, ich bin stark! Eigentlich habe ich doch sogar damit gerechnet, dass es nochmal bergab gehen kann, denn die Fahrt nach oben verläuft nicht konstant, das wissen wir alle. Zwischendurch fällt man immer wieder zurück und wird dem Risiko ausgesetzt, den Blick für das Wesentliche zu verlieren. Ich gebe mir jetzt alle Mühe, das Ziel diszipliniert im Auge zu behalten. Es war nur ein Ausrutscher, weiter nichts.

17. November 2019

Langsam, aber sicher

Heyho!

Wenn ich schon so selten von mir hören lasse, dann doch wenigstens in positiver Weise, oder? Seit ein paar Tagen geht es langsam bergauf. Es ist der Moment, auf den man auch in der Achterbahn die ganze Zeit wartet - die Gondel fährt an, um die Kurve herum und geradewegs auf den Berg zu. Es ist exakt der Moment, in dem die Gondel anfängt, sich aus der Horizontalen in die Diagonale zu bewegen. Die Anspannung beginnt und man freut sich auf den Aufstieg, obwohl man ganz genau weiß, dass die steilen Abfahrten förmlich auf einen warten. Aber das ist egal, ich konzentriere mich auf das Hier und Jetzt, wo es zurzeit bergauf geht. Langsam, aber sicher.


Seit Kurzem drücke ich relativ wenig und erkenne wieder die Wichtigkeit des Badezimmerlichts, was ich abends und nachts am besten einfach immer aus lassen sollte. Meine Haut wird langsam ein bisschen besser. Stück für Stück, Schritt für Schritt. So ungeduldig ich auch bin: Ich kann nicht jedes Mal zu viel erwarten und glauben, dass meine Haut von heute auf morgen wundergeheilt ist, sobald ich weniger Skin Picking betreibe. So funktioniert es (leider) nicht. Der Weg aus den Tiefen heraus ist langwierig und anstrengend, dazu gehört auch die Heilung. Wir fokussieren uns viel zu oft nur darauf, wo wir hin wollen - in die Freiheit. Jedoch ist auch der Weg dahin wichtig und jeder einzelne Schritt von Bedeutung. Ich befinde mich gerade auf dem Weg der Besserung und ohne mich in naiver Weise zu früh darüber zu freuen, kann ich doch sagen "Nur das zählt!", oder? Ich darf mich darüber freuen und sollte es auch.

Natürlich hoffe ich zutiefst, dass diese Freude anhalten darf und ich mich längerfristig bergauf bewege. Jedoch will ich versuchen, nicht meinen ganzen Fokus darauf zu legen, denn dann verliere ich den Blick dafür, wie ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen muss. Es ist unerheblich, wie langsam ich vorankomme. Hauptsache, ich komme voran.

4. November 2019

5 Jahre - Mein Überblick

Hallo, ihr Lieben! :)

Mhm, richtig geraten. Vor zwei Tagen hat mein Blog ein halbes Jahrzehnt Bestehen voll gekriegt! So langsam muss ich selbst staunen, wenn ich sage, dass mein Blog schon fünf Jahre existiert. Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit, vor allem, wenn ich bedenke, dass sich die Jahre 2014, 2015 und 2016 wie gestern anfühlen. Dabei steuern wir geradewegs auf das Jahr 2020 zu, verrückt.

Diesen auf meinen Blog bezogenen Jahresrückblick möchte ich anders beginnen als sonst. Denn als ich mir wie immer zur Vorbereitung eines Jubiläumsposts einen Überblick über meine Posts der letzten 12 Monate verschafft habe, musste ich feststellen, dass nicht sonderlich viele Highlights dabei waren. Es war insgesamt betrachtet ein recht "ruhiges" Jahr, was neben den anderen Jahren ein wenig untergeht. Die überschaubare Menge an erwähnenswerten Beiträgen (dessen Ereignisse/Themen deshalb nicht weniger wertvoll sind!) folgt daher am Ende, zuerst möchte ich euch ein Video zeigen.

Das nachfolgende Video ist eine Zusammenstellung fast aller Bilder, die ich euch hier auf meinem Blog im Zusammenhang mit meiner Dermatillomanie gezeigt habe. Sie sind chronologisch geordnet, d.h. sie beginnen im Jahr 2014, als alles angefangen hat, und enden recht aktuell im Oktober diesen Jahres. Ich finde es irre interessant, diese fünf Jahre meiner Skin-Picking-Geschichte komprimiert in einem Video zu sehen. Nebenbei hat mir das Zusammenbringen all dieser Fotos gezeigt, wie gut ich diese Zeit mit ihren Hoch- und Tiefphasen dokumentiert habe. Schaut selbst!


Was ist aber sonst noch nennenswert? So habe ich die in meinen Augen schöne und hilfreiche Postserie um das Buch "The freedom to finally stop" von Annette Pasternak beendet. Leider habe ich auch meine Arbeit mit meinem Büchlein beendet, das sollte ich wohl wieder aufnehmen in Zukunft, wenn Zeit und Motivation dafür da ist. Dafür habe ich einerseits eine ganz neue Postserie, die eine Kooperation mit der lieben und ebenso von Skin Picking betroffenen Janika ist, gestartet - den Derma Self Love Club! Andererseits sind zwei neue Gastposts erschienen, dafür könnt ihr einfach mal unter dem Label "Eure Geschichten" nachsehen. Ich darf schonmal anteasern, dass Teil 10 demnächst eine Fortsetzung bekommen wird, darüber freue ich mich riesig!

Weiterhin habe ich mich neuen Wegen der Auseinandersetzung und neuen Formen des Inkontaktkommens und der Motivation gewidmet. Eigentlich male bzw. zeichne ich ja gerne, wie ihr wisst (Zeichnungen findet ihr hier). Das habe ich in diesem Blogjahr nicht geschafft, zumindest nicht im Zusammenhang mit dem Skin Picking. Dafür habe ich spontan ein kleines Gedicht geschrieben und mit der Musik als neues Medium experimentiert (erstens und zweitens). Was auch sehr schön und bereichernd für mich persönlich gewesen ist, war das Treffen mit Janika. Falls ihr wissen möchtet, wie es war, könnt ihr das unter diesem Link nachlesen. Nach wie vor kann ich sagen, dass der persönliche Kontakt mit anderen Betroffenen einer der wertvollsten Erfahrungen ist! Für eine ganz neue und besondere Quelle der Motivation habe ich mir zuletzt mein erstes großes Tattoo mit einer wundervollen Symbolik stechen lassen. Für den Fall, dass ihr das verpasst habt, dann klickt einfach hier.

Für die Bekanntmachung des Skin Pickings sind folgende Dinge passiert, über die ich berichtet habe:
- Zwei weitere Studien im Januar und Mai diesen Jahres (ich hoffe, ihr habt alle teilgenommen!)
- Der Radio-Beitrag im Deutschlandfunk Nova (immer noch anzuhören, folgt einfach dem Link in meinem Post)
- Der große Onlineartikel bei bento (hier mein Post dazu, der den Link zum Artikel enthält)

Normalerweise würde ich jetzt noch einen langen Absatz darüber schreiben, wie wahnsinnig dankbar ich bin, das hier machen zu dürfen. Aber ich glaube, ihr wisst das gut, da ich es jedes Jahr sage und jedes Jahr genauso meine. Für heute sage ich daher bloß: Dankeschön, von ganzem Herzen! ♡ Hoffentlich bleibt ihr weiterhin treue Leser meines Blogs, denn nur durch starken Zusammenhalt können wir etwas ändern und Steine in's Rollen bringen!