26. Januar 2023

Ein neues Level

Guten Abend, ihr!
 
Starten wir erst einmal mit dem Bildmaterial (aufgenommen am 16.01):
 

 
Die Aufnahmen sind jetzt nicht mehr so ganz aktuell, aber im Prinzip könnt ihr euch das in noch schlimmer vorstellen. :D Die großen Stellen, die ihr da seht, in noch tiefer und röter.

Denn ich spüre, dass ich mich wieder auf ein neues bzw. untypisches Level des Ausmaßes und entsprechend der Belastungen von Skin Picking katapultiert habe. Ich habe ungewohnt tiefe Wunden, die von Tag zu Tag schlimmer werden und die ich viel mehr behandeln muss als ich es gewohnt bin. Sonst komme ich irgendwie drumherum, großartige After-Skincare zu leisten - meine Haut verzeiht mir das glücklicherweise. Aber das ist nun vorbei. Nun muss ich hinterher sein, sonst funktioniert das mit den offenen Stellen nicht. Sie bluten, sie nässen, sie schmerzen. Zusätzlich skinpicke ich wieder so viel mehr unbewusst, vor allem auch in Anwesenheit von anderen Personen und in der Öffentlichkeit, was sich bei mir sonst sehr in Grenzen hält. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Mein Körper vermeldet in den letzten Wochen auch ein paar neue Symptome (zusätzlich zur Sammlung, die bereits seit zwei Jahren besteht): Extreme Schlafstörungen (die ich vorübergehend medikamentös behandle), stärkere Periodenschmerzen und vermehrter Haarausfall.

Ein Teil von mir hat all das mächtig satt, ein anderer Teil hat eine Art Gleichgültigkeit und Resignation verinnerlicht. Trotzdem fühlt es sich zu viel an. Zu viel für eine Person. Es ist alles unendlich schwer, so sehr, dass es mich zu Boden drückt und dort festhält. Und dort unten ist die Luft wirklich nicht gut...

21. Januar 2023

Vorher-Nachher - 8

Guten Nachmittag, ihr Lieben! :)
 
Heute gibt es nur einen kleinen Reminder für euch, den man nicht oft genug hören kann, wie ich finde. Undzwar möchte ich euch an's Herz legen, euch weniger mit anderen Menschen zu vergleichen. Erst recht, wenn ihr euch mit Personen auf Social Media vergleicht. Diese Vergleiche tun euch nicht nur nicht gut, sie sind auch noch völlig unfair. Ihr kennt euch selbst ja am allerbesten (in allen erdenklichen Situationen wie Zuständen); höchstwahrscheinlich auch von extrem nah dran (so nah wie euch sonst niemand sieht) und aus sämtlichen ungünstigen Winkeln. Ihr habt vermutlich eure selbsternannten "Problemzonen", denen ihr manchmal mehr Fokus schenkt als ihr solltet. Ihr seht euch jeden Tag ungeschminkt im Spiegel an. Und wenn ihr euch dann im Wohlfühl-Zuhause-Look mit den zurechtgemachten, möglicherweise bearbeiteten Versionen fremder Menschen auf Instagram & Co. vergleicht, dann hinkt dieser Vergleich ganz einfach. Diese Menschen seht ihr immer nur von ihrer besten Seite: Sie wählen die zwei, drei besten Fotos aus dutzenden Aufnahmen aus, sie kennen ihre Schokoladenseite sowie die attraktivsten Winkel und Posen, sie sind höchstwahrscheinlich perfekt geschminkt, tragen vorteilhafte und schicke Kleidung, sind gut ausgeleuchtet und haben eine nice Location hinter sich. Nicht zu vergessen die professionelle Kamera und die nachträgliche Bildbearbeitung, die im Prinzip alles möglich macht (Letztere habe ich auch in diesem Blogbeitrag thematisiert). Wozu also dieser Vergleich? Es ist ja beinahe unausweichlich, sich da schlecht zu fühlen. Ich sage nicht, dass es einfach oder schnell geht, sich dieses ständige Vergleichen abzugewöhnen. Aber ihr solltet euch immer wieder bewusst machen und halten, dass es euch nicht voranbringt, im Gegenteil! Entfolgt allen Profilen und Kanälen, die euch auch nur die Spur eines schlechten Gefühls geben. Ihr könnt mit beeinflussen, mit was für Personen und Inhalten ihr euch umgebt! Wählt lieber Wohltuendes.

Und hier, als kleiner Break im ganzen Text, ein paar Fotos von mir. Zurechtgemacht vs. unverfälscht. Diese Aufnahmen sind nur wenige Stunden voneinander entfernt aufgenommen worden.







Auch ich bin nicht ständig zurechtgemacht, tatsächlich sogar sehr sehr selten. Der Look von den obigen Fotos ist für meine Verhältnisse eher ungewohnt feminin-schick mit dem Schmuck, der Frisur und allem. So sehe ich mich selbst nur zu verschwindend wenigen Anlässen, aber dennoch gefällt es mir. Ich bin mehr als nur ein Look, ich kann mich facettenreich kleiden und zurechtmachen. In meinem Stil lege ich mich nicht wirklich fest und das kann doch auch ziemlich cool sein!? Man kann sich in jedem Alter noch ausprobieren und mal neue Dinge wagen. Hier hab ich zum Beispiel mal einen silbernen Lidstrich getestet und mal wieder - wie damals als Teenie! :D - schwarzen Kajal auf die untere Wasserlinie aufgetragen. Why not?

Worauf ich aber eigentlich hinauswollte: Auch ich bin die allermeiste Zeit ne ungeschminkte, manchmal halb gammlige Kartoffel (mit Punkten!). :D Und das ist in Ordnung so! Ich schulde niemandem gutes Aussehen und meine engsten Vertrauten wissen so gut wie ich, dass es nicht auf's Äußere ankommt. Sie akzeptieren und schätzen mich in jedem Zustand, wofür ich sehr dankbar bin. Anders würde ich es nicht haben wollen.

Der heutige Reminder zum Schluss nochmal auf den Punkt gebracht: Hinter jedem vermeintlich perfekten Foto existiert ne Kartoffel, die es postet. Das gilt im Übrigen auch für mich.

15. Januar 2023

Eindrücke meiner Haut - 32

Die letzten aktuellen Hauteindrücke innerhalb dieser Postserie kamen mit Teil 31 Ende Oktober 2022. Ich würde sagen: Eindeutig Zeit für ein Statusupdate diesbezüglich! Ring frei für die ersten Hauteindrücke des neuen Jahres.
 


 
Ja, was soll ich sagen? Wir befinden uns in einer Talfahrt. "Einmal ein Ticket für 9 Monate pure Dunkelheit, bitte!" - aber sehr gerne doch! Ich spüre, dass ich mich auf einen Hautzustand zubewege, der den von Mai 2022 toppen wird. Falls ihr euch nicht erinnert oder es nicht zuordnen könnt: Das war mein tiefstes Tief meines bisherigen Lebens, so schlimm hat meine Haut vorher noch nie ausgesehen. Im Post zum Thema Triggerwarnungen sind die Bilder aus dieser Zeit enthalten, dafür gerne hier klicken. Auf den obigen Fotos von vor wenigen Tagen mag meine Haut nicht ganz so schlimm aussehen... etwas weniger Rötungen und auch weniger Stellen, dafür sind sie tiefer. Das fängt die Kamera nicht ein. Ich bin jeden Tag mehrmals am Spiegel, kratze Krusten (viel zu früh) weg, drücke an Wunden herum und behindere die Heilung. Alles schmerzt und brennt - meine Haut schreit förmlich danach, in Ruhe gelassen zu werden. Kurz bevor ich die Aufnahmen gemacht habe, habe ich lange und stark geweint und auch meine Haut bearbeitet - nur so als Hinweis.

Zu der Zeit vom Mai letzten Jahres hat mich das Gleiche belastet wie aktuell. Es wird auch nicht eben vergehen und genauso wenig werde ich lernen, damit gut umzugehen - es ist die Uni, die sich wiederum immens auf meine psychische Verfassung auswirkt. Und die steht natürlich in einem eindeutigen Zusammenhang mit meinem Skin Picking und meiner Haut. Das ist der Grund, weshalb ich mir sehr sicher bin, dass ich jetzt bis mindestens September 2023 mit einem Hautzustand dieser Art rumlaufen werde. Es wird dunkel und herausfordernd wie nie zuvor. Ich habe (schon lange) keine Kraft mehr, aber ich werde mich irgendwie durchbeißen müssen. Und ich hoffe, dass mein Körper das noch mitmacht und meine Haut mir vergeben wird.

13. Januar 2023

Skin Picking in der FAZ

Guten Morgen!
 
Ich habe so langsam das Gefühl, dass sich nach und nach auch größere Formate mit dem Thema Skin Picking beschäftigen und über dieses Krankheitsbild berichten möchten. Das kann ich nur loben und unterstützen! Mir als Betroffene bedeutet das wirklich unfassbar viel, wenn häufiger über Dermatillomanie berichtet wird. So bekommen die Erkrankung und auch wir Betroffenen endlich mehr Aufmerksamkeit - egal, ob ein paar Einzelne es dennoch nicht verstehen wollen oder können. Um die geht es nicht. Es geht darum, dass das Krankheitsbild endlich ernst(er) genommen wird, weil es Sichtbarkeit gewinnt und es geht außerdem darum, Betroffenen eine Stimme zu geben und gleichzeitig bisher unwissend Betroffene zu erreichen. Niemand sollte in Ungewissheit leiden und den dummen Kommentaren, die womöglich von außen kommen, Glauben schenken.

Vor ein paar Monaten durfte ich ein Interview mit ZDFheute für einen Beitrag auf ihrem Instagramkanal führen (siehe Blogbeitrag), das war bereits weltklasse! Und jetzt kommt die FAZ dazu, die auf ihrer Webseite einen Artikel (hinter einer Paywall... -.-) sowie auf ihrem Instagramkanal einen Beitrag über Skin Picking veröffentlicht haben. Beteiligt war zum Beispiel auch Christina, die dafür interviewt wurde. Danke dafür!

Hier gelangt ihr zum Instagrambeitrag: https://www.instagram.com/p/CnH1sD1s-Tc/
 
Übrigens könnt ihr insbesondere auf Instagram auch im Stillen Unterstützung für diese Beiträge leisten, wenn ihr sie schon nicht öffentlich teilen mögt: Ihr könnt Beiträge wie diesen abspeichern, das ist ein ziemlich guter Boost! Aber auch Likes und Kommentare sind super. Das alles trägt dazu bei, dass die Inhalte mehr Menschen angezeigt werden.

12. Januar 2023

Macht Skin Picking bekannter! - 12

Guten Tag, ihr! :)
 
Ich freue mich immer wieder von Herzen und supporte gerne, wenn Studenten auf mich zukommen und mir mitteilen, dass sie ihre Abschlussarbeit über Skin Picking schreiben. So habe ich schon einige Interviews im Rahmen der Forschung für Abschlussarbeiten geführt oder anderweitig helfen können, z.B. durch das Teilen von Studienaufrufen. Das mache ich ja sowieso nur zu gerne, weil mMn. nicht genug betont werden kann, wie wichtig Forschung ist! Gerade für unser noch so "junges" und unbekanntes Krankheitsbild!

Ihr könnt euch sicher denken, dass ich heute mal wieder einen Studienaufruf mit euch teilen darf undzwar den von der lieben Beril Coskun, die an der Bauhaus Universität Weimar aktuell ihre Masterarbeit schreibt. Es ist eine Studie zum Erleben und zu den Erfahrungen von Personen mit BFRB's (also nicht bloß Skin Picking, sondern auch Trichotillomanie, Nägelkauen etc.). Der Ansatz bzw. die Richtung erinnert mich ein wenig an den letzten Studienaufruf, den ich geteilt habe, wo es auch um Schreibinterventionen ging. Berils Studie enthält eine ähnlich kreativ ausgerichtete, neuartige Methode namens "story completion", die euch dann durchgängig für 5 Tage begleiten wird. Am Ende gibt es noch ein Kurzinterview oder alternativ einen Fragebogen zu den Erfahrungen mit dieser Methode. Teilnehmen können Betroffene von BFRB's über 18 Jahre, die problemlos in englischer Sprache lesen und schreiben können. Hier der Aufruf im Original:


Weitere Infos gibt es auch auf der Homepage der Studie unter diesem Link:

Und falls ihr weiterführende Fragen habt, könnt ihr Beril auch gerne per Mail kontaktieren.

Bei Interesse nehmt fleißig teil, ich danke euch im Voraus! :)

9. Januar 2023

Welcome 2023

Halli hallo und frohes Neues (muss ich in meinem ersten Beitrag 2023 ja auch schreiben :D)! Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir kommt 2023 schon länger als 9 Tage vor. Es mag daher etwas spät sein, wenn ich heute meine kleine "Neujahrsansprache" halte, aber das ist mein Verschulden und ich hoffe, ihr könnt darüber hinwegsehen. Denn die Message der folgenden Zeilen ist mir ziemlich wichtig!
 

 
Also 2022 liegt jetzt endlich hinter uns - was ein Krampf, oder? Aber es ist geschafft, wir alle sind noch hier und können dem vergangenen Jahr den Rücken kehren, um den Blick auf das zu richten, was vor uns liegt: 2023. Ein weiteres Jahr voller Erfahrungen, Herausforderungen, Hochs und Tiefs, Learnings und Veränderungen. Ich wünsche mir, dass 2023 weiter ordentlich über Skin Picking berichtet wird, mehr Betroffene den Begriff kennenlernen, die Forschung voranschreitet, mehr Behandlungs- und Therapieangebote geschaffen werden und wir alle mindestens einen Schritt weiterkommen auf unserem persönlichen Heilungsweg. Und da sind wir auch schon beim Thema!

Denn in all den Jahren, in denen ich mich schon mit (meinem) Skin Picking beschäftige, durfte ich mehrmals neue Erkenntnisse gewinnen und alte Überzeugungen dafür verwerfen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass wir die Erkrankung (sofern sie sich ernsthaft chronifiziert hat) nicht von heute auf morgen loswerden. "Ab morgen höre ich auf" oder "Im nächsten Jahr werde ich endlich skin-picking-frei" sind daher nicht wirklich passende Vorhaben. Ich verstehe natürlich mehr als gut, warum das ein Wunsch bzw. ein Bedürfnis von so vielen Betroffenen da draußen ist. Wenn wir einen Wunsch frei hätten, würden wir doch alle nicht lange überlegen!? So ganz ohne viel Aufwand und Zeit ist es doch bequem! Aber so funktioniert es leider nicht. Die "Morgen höre ich auf"-Falle ist tückisch, denn sie trifft zwar das, wonach wir sehnlichst streben, aber sie ist unerreichbar. Denn keine psychische Erkrankung verschwindet über Nacht.



Daher mein Appell: Lasst uns 2023 kleine Schritte gehen, gerne auch Mini-Schritte. Lasst uns 2023 darauf vertrauen, dass Tropfen für Tropfen irgendwann ein reißender Fluss entstehen kann (eure Fortschritte und Erfolge sind sinnbildlich die Tropfen, die sich über die Zeit summieren). Lasst uns 2023 zu dem Jahr machen, in welchem wir uns für jeden noch so "kleinen" Erfolg feiern! Hier ein paar Beispiele: Ihr habt eine Stunde lang kein BFRB-Verhalten gezeigt? Super, weiter so! Ihr habt einen Morgen/Abend oder eine Risikosituation ohne BFRB-Verhalten oder vielleicht ohne einen mega großen Ausrutscher gemeistert? Großartig! Ihr habt einen neuen Trigger identifiziert, etwas Neues über die Erkrankung gelernt oder euch in Alternativverhalten geübt? Nice, das wird in Zukunft hilfreich sein! Ihr habt euren Mut zusammengenommen und den Müll rausgebracht, seid einkaufen gegangen oder zur Schule/Uni/Arbeit mit weniger oder gar keinem Make-Up? You go girl! Ihr habt es geschafft, euch selbst zu verzeihen oder euch etwas Gutes zu tun? Richtig stark! Ihr habt einmal so richtig auf den Tisch gehauen und eure Grenzen durchgesetzt? This is it, mehr davon! ...

Ich könnte das noch ewig fortführen, aber ich denke, ihr versteht meine Intention. Womöglich fallen euch noch weitere Beispiele ein, die auf euren individuellen Alltag passen.

Wenn ich mich auf den vorherigen Abschnitt beziehen darf, dann möchte ich Folgendes nochmal verdeutlichen: Wir können uns natürlich Großes wünschen und unrealistische Ziele festlegen, aber ganz ehrlich? Wem soll damit denn geholfen sein? Euch selbst ganz sicher nicht, denn ihr sichert euch damit eine weitere Enttäuschung, die ihr vermutlich wieder auf eigenes Versagen zurückführt. Dabei ist es nur logisch, dass ihr nicht von 0 auf 100 alles erreichen konntet. Weil es zu groß gedacht ist! Und hey, wir haben uns wirklich lange genug für willensschwach, undiszipliniert oder falsch gehalten. Oft genug bekamen wir vom Umfeld den Eindruck vermittelt, dass wir selbst der Fehler in der Rechnung seien - ja sogar so lange, bis wir es geglaubt und zu uns selbst gesagt haben. Da brauchen wir wirklich kein einziges zu großes und damit unerreichbares Ziel mehr, was uns in diesen Glaubenssätzen unterstützt. Denn das ist ein Teufelskreis, der uns nur weiter ins Verderben führt. Damit darf und muss also Schluss sein! Wir sind richtig so wie wir sind und dürfen nach all den Jahren neu lernen, wie wir mit uns und der Erkrankung umgehen. Mehr Liebe, mehr Verzeihen, mehr Geduld und mehr Vertrauen. Fünkchen für Fünkchen. Bis wir irgendwann heller und heller strahlen. 2023 setzen wir die Grundlage dafür! Wer ist dabei?