29. Januar 2022

Texture

Einfach ein paar Bilder von einer kleinen Farb-Spielerei, die ich mir neulich erlaubt habe. Keine großen Worte dazu, denn ich hoffe, die Aufnahmen wirken von selbst.
 


 
Ich glaube inzwischen, dass ich ganz gerne (vielleicht sogar relativ regelmäßig) mehr oder weniger professionelle Fotos von mir machen lassen würde. Fotos, die auf Haut fokussiert sind und mein Skin Picking in eine kreative Wolke hüllen. Fotos, die mir eine Perspektiverweiterung erlauben und gleichzeitig ästhetisch bzw. kunstvoll sind. Wer weiß, ob sich das mal ergeben wird.

24. Januar 2022

No matter what

you are worthy and beautiful! Believe me.
 
Ich weiß aus eigener Erfahrung sehr gut, dass die Auf, aber insbesondere die Abs unserer Erkrankung und unseres Hautzustandes uns verzweifeln lassen können. Sie kratzen mit einer solchen Festigkeit und Beständigkeit an unserer Selbstsicherheit, dass wir manchmal nicht mehr anders können und einknicken. Dann glauben wir das Schlechteste über uns und unser Erscheinungsbild; möchten unserer körperlichen Hülle vielleicht sogar entfliehen. Wir haben aufgrund unseres Skin Pickings sicher schon fast alles an negativen Gefühlen erlebt, was geht. Es raubt schier unendliche Mengen an Kraft, ständig aufmerksam sein zu müssen und gegen etwas anzuarbeiten, was wir nicht wollen und was uns die Kontrolle über uns verlieren lässt. Aber das zeigt uns doch nur eines: Was wir für Kämpfer sind und was wir Tag für Tag aushalten. Skin Picking ist für viele Betroffene ein täglicher Begleiter, der sich nicht nur im Verhalten und den eigenen Gefühlen, sondern auch im Denken zeigt. Und ihr seid hier. Nach all den Tagen, an denen ihr nie aufgegeben habt (auch, wenn es sich vielleicht mal so anfühlte), seid ihr noch hier. Eure Haut hat euch etliche Male verziehen und wird damit nie aufhören. Ihr seid über die Zeit gewachsen und stärker geworden, auch, wenn ihr euch so oft schwach fühlt. Ihr seid größer als das Skin Picking und habt alle ohne Ausnahme das Potential, eines Tages frei davon zu sein. Niemand sagt, dass es leicht und schnell geht - obwohl wir uns das sehnlichst wünschen. Aber es geht! Ihr könnt es. Es ist ein langer, steiniger Weg, aber Hauptsache, ihr betretet ihn und dann werdet ihr eines Tages ankommen. Davon bin ich fest überzeugt!





Die ersten drei Fotos sind von Ende Dezember und das letzte Foto soll zeigen, dass bei mir neuerdings mein Hals schlimmer als je zuvor betroffen ist.

Und ich fühle mit euch, wenn ihr euch während und insbesondere nach einer Skin Picking Session scheiße fühlt und nicht mehr im Spiegel ansehen wollt. Ich fühle mit euch, wenn ihr Tage erlebt, wo ihr euch aufgrund eures Hautbilds am liebsten nur im Bett verkriechen wollt. Ich fühle mit euch, wenn ihr Ängste und Sorgen habt, Verabredungen absagt oder Verpflichtungen verschiebt. Ich fühle mit euch, wenn ihr durch die Lawine an ausgelösten Gefühlen gelähmt seid. Ich fühle mit euch! Ich verstehe euch. Und trotzdem möchte ich euch was sagen: No matter what - we are worthy and beautiful.

Ihr habt doch so viel mehr zu bieten als eure Haut! Ihr seid wunderbare Seelen mit so vielen tollen Eigenschaften, Zielen und Werten! Außerdem schuldet ihr niemandem ein gutes Aussehen. Ihr schuldet niemandem eine Rechtfertigung für den Zustand eurer Haut. Wer nicht fähig ist, das zu verstehen, der ist eure Zeit und Mühen nicht wert. Ihr müsst euch keine blöden Blicke, keine dummen Kommentare oder gar Beleidigungen anhören - falls ihr sowas erlebt. Streicht solche negativen Energien aus eurem Leben und holt euch stattdessen mehr Menschen und Inhalte, die euch gut fühlen lassen und euch erfüllen, inspirieren, bestärken etc. Die euch zeigen, dass ihr Mensch seid! Mit allem, was ihr mitbringt. Ihr seid liebenswert und habt Gutes verdient. Ihr seid keine schlechteren Menschen, weil ihr an Skin Picking leidet oder eure Haut Wunden, Pickel und Narben aufweist. Ihr selbst habt mehr Macht als ihr denkt über eure Gedanken! Ihr könnt selbst bestimmen, was ihr über euch denkt und was ihr wert seid. Nur ihr legt es fest! Und ihr seid übrigens auch die Menschen, mit denen ihr am Abstand die meiste Zeit verbringt. Wir können weder unserem Körper, noch unseren Gedanken entfliehen - also lasst es uns dort doch nett machen. Wir sollten uns in und mit uns wohlfühlen, uns wie beste Freunde behandeln. Klar, wir können uns jeden Tag selbst verurteilen und runtermachen, aber lässt uns das besser fühlen? Nicht wirklich. Haben wir alle lange genug ausgetestet, um das sagen zu können. Also lasst uns doch testen, was es mit uns macht, wenn wir jeden Tag ein bisschen mehr Positives in unsere Gedanken fließen lassen!? Einen Versuch ist es doch wert, oder nicht? Denn no matter what: Ihr seid es wert!

________________________

Heute mal ein spontaner Ausbruch meiner Gedanken. Ein paar Sätze, die ich euch mitgeben will. Alles an einem Stück und nach Gefühl runtergeschrieben. Danke für's Lesen und hoffentlich hat es euch gut getan. :)

20. Januar 2022

Unsere Wahrnehmung

Unsere Wahrnehmung. Ein schwankendes Schiff des Lebens und Erlebens auf dem Meer der Eindrücke, die diese Welt zu bieten hat. Eine färbende Brille, die wir nicht fähig sind abzunehmen. Eine leicht entflammbare Zündschnur für unsere Gedanken und Gefühle. Etwas, worüber sich nicht bloß mit anderen Menschen, sondern auch mit sich selbst gestritten werden kann.
 
 
In den letzten Tagen nehme ich die Schwankungen meiner Wahrnehmung mal wieder besonders stark wahr. Ich finde es spannend, die Phänomene, die damit zusammenhängen, zu beobachten und sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Was nehme ich jetzt aber jüngst wahr?

Es gibt Tage und Situationen, in denen mich auch heutzutage noch ein Schleier des Unwohlseins und der Unsicherheit begleitet, wenn ich ungeschminkt bin. Ich fühle mich dann irgendwie "unfertig" (insbesondere, wenn ich etwas "schickere" Kleidung trage, das passt für mich bei mir einfach absolut nicht zusammen), komisch und sogar hin und wieder beobachtet. Ich verschwende Gedanken daran, ob ich Leuten begegnen könnte, die mich kennen und was die denken mögen. Diese Tage können auch von meinem Hautzustand abhängen, müssen es aber nicht.

Und dann gibt es Tage oder Momente wie neulich, wo mich nicht weniger jucken könnte, wie ich aussehe. Wo es mir komplett egal ist, wie die äußerliche Fassade meines Seins aussieht und auf Andere wirkt, weil ich mir bewusst darüber bin, dass ich aus so viel mehr bestehe. An diesen Tagen fühle ich mich übermächtig, weil ich über jeglichen Unsicherheiten drüber stehe. Vor ein paar Tagen habe ich zum Beispiel abends in den Spiegel geschaut (hatte nicht allzu lange vorher sogar geweint, glaube ich), meine ganzen roten Stellen wahrgenommen und mir gedacht, wie schön ich doch aussehe und warum ich manchmal den Blick dafür verliere... Ich verspürte eine Dankbarkeit für diese Gedanken und für mein Spiegelbild.

Ich bin in letzter Zeit wieder selten(er) geschminkt und daher an meine ungeschminkte Erscheinung gewöhnt. Dienstagabend war ich arbeiten und habe mich dafür ziemlich hergerichtet: Gut abgedeckte Haut, Wimperntusche, Eyeliner, Augenbrauen - alles on fleek, wie man so schön sagt. Ein krasser Kontrast und dennoch hat es meine Wahrnehmung nicht beeinflusst. Ich fand es schön, aber habe nichts "Schlechtes" über mein ungeschminktes Gesicht gedacht. Gestern hingegen habe ich nur ein ganz klein wenig Schminke aufgelegt. Kaum Veränderung also und doch kamen automatisch Gedanken wie "Ach, wenn du doch nur ungeschminkt so aussehen könntest...". Ja, ich gebe es zu, dass ich gerne einige Features von meinem leicht geschminkten Ich hätte: Ich hätte gerne keine Augenringe mehr (Papa, warum konntest du die nicht für dich behalten, sondern musstest sie mir vererben???), dafür hätte ich gerne sichtbare und dichtere Augenbrauen und weniger prominente Pickel, Wunden und Narben. Insgesamt ein gleichmäßigeres Erscheinungsbild. Aber das bin nicht ich und teilweise werde ich das auch nie sein, denn meine Augenringe und Augenbrauen werden sich nicht ändern. Daher gehe ich den Weg der Selbstakzeptanz weiter. Stück für Stück. Manchmal komme ich gut voran, manchmal bleibe ich lange auf der Stelle stehen und manchmal mache ich auch Rückschritte.

Mein Freund sagt so oft, wie schön ich äußerlich und innerlich bin. Auch Freundinnen machen mir natürlich hin und wieder Komplimente. Es ist doch eigentlich schade, dass ich nicht fähig bin, mit ihren Augen auf mich zu schauen. Wie interessant und augenöffnend wäre das!? Aber ich mache mir stattdessen eines bewusst: Auch, wenn ich meiner eigenen Wahrnehmung nie entfliehen können werde, so kann ich sie doch lenken, trainieren und eventuell sogar neu einfärben. Alles zu seiner Zeit. Es ist ein Lernprozess.
 
___________________

Frohes Neues übrigens! Sagte sie, während der Februar schon bald an die Tür klopft.