30. Juli 2018

Weiter bergauf

Wie ich in den letzten beiden Posts beschrieb, geht es mir (beeinflusst durch verschiedene Faktoren) laufend besser. Auch der Zustand meiner Haut verbessert sich weiter und weiter. Jetzt gerade sitze ich zwar hier und störe mich an einer entzündeten Stelle im Gesicht, aber hey!? Eine entzündete Stelle? Ich kann froh sein, mich nur über eine Stelle zu beschweren.

Bisher läuft es nämlich auch hier zuhause gut. Der große Anfall nach der Heimkehr blieb bisher aus und ich schaffe es meistens, mich ganz gut zu kontrollieren. Natürlich ist mir das leider nicht genug, aber es ist wichtig, mir dafür auch mal auf die Schulter zu klopfen. Es ist die Art von Erfolgen, die ich momentan erreichen kann und über die ich mich sehr freuen darf! Es ist viel zu gefährlich und undankbar, wenn man immer nur nach Größerem strebt und dabei vergisst, auch mal hinten zu sehen und den eigenen Erfolg anzuerkennen.

Jedenfalls wollte ich euch statt dem Geschwafel ein kleines Update zu meiner momentanen Stimmung geben. Mir geht's gut und ich bin sehr froh darüber, das sagen zu können! Gestern habe ich den Tag mit meinen Großeltern verbracht - wir waren zusammen im Theater. Dafür habe ich mich etwas "schicker" angezogen und mich auch geschminkt. Ja, richtig - geschminkt. Ich fühlte mich dieses Mal wieder gut damit. Es macht eben auch einen Unterschied, wie die Haut generell so aussieht. Da sie so gut aussah und ich mich wohl damit fühlte, habe ich euch Fotos gemacht. Natürlich weiß ich, dass die Schminke das Bild der Haut etwas verfälscht, aber man erkennt, was ich meine. Denke ich.


Ein Spiegelfoto gab's auch noch nicht auf meinem Blog


Mehr wollte ich gar nicht erzählen. Ich muss noch etwas Unikram erledigen, bis dann!

28. Juli 2018

Skin Picking - The freedom to finally stop

Hey ihr!

Ich bin nun wieder zuhause und möchte euch so langsam mitteilen, womit ich mich skinpickingtechnisch derzeit befasse. Undzwar habe ich mir vor Kurzem ein Buch über amazon bestellt, was sehr gute Kritiken hat. Ich kannte dieses Buch schon länger, aber hatte nie den Drang, es mir selbst zuzulegen. Jedoch sah ich das anders, nachdem ich in dieser langen Tiefphase irgendwann die Nase voll hatte. Es ist ein englischsprachiges Selbsthilfebuch - vielleicht ist es euch ja schon einmal unter die Augen gekommen!?

Skin Picking - The freedom to finally stop von Annette Pasternak:



Ich bin seit ein paar Tagen dabei, es zu lesen. Auch die nächsten Tage bzw. Wochen werde ich es weiter lesen und mich damit befassen. 'Damit befassen' heißt nicht nur, inspiriert zu werden und darüber nachzudenken, sondern auch aktiv zu werden. Wie gesagt ist es ein Selbsthilfebuch. Das Lesen allein ist zwar schön und gut, aber nur die Hälfte der Arbeit. Man muss aktiv werden und sich der Arbeit stellen, die von nun an zu machen ist! Und ich bin ganz guter Dinge, dass ich engagiert alles erledige, was nötig ist, um das Skin Picking (hoffentlich) zu verringern und vielleicht sogar ganz zu beenden. Ich bin absolut bereit dafür!

Falls ihr euch Sorgen wegen der englischen Sprache macht, kann ich euch beruhigen. Ich bin nicht unbedingt der hellste Stern am Englisch-Himmel und hatte auch Bedenken, jedoch ist das Buch absolut machbar! Bei Schwierigkeiten gibt es immer noch Übersetzer und wenn man einmal drin ist, geht es sowieso leichter.

Eins kann ich euch sagen: Bis zu dem Punkt, wo ich gerade bin, habe ich schon verdammt viel mitgenommen! Es ist nichts, was materiell ist oder was ich in Worte fassen kann - es sind eher die Worte und die Haltung des ganzen Buches, die mich inspirieren und motivieren. Ich habe eine Reihe von Notizen gemacht mit Themen, Fragen und neuen Ansätzen, mit denen ich mich näher befassen möchte. Das ist übrigens auch schon das Stichwort! Ich könnte natürlich mit jedem Stichpunkt der Liste einfach so einen eigenen Post verfassen, allerdings wäre mir das zu unehrlich und zu geheuchelt. Im Prinzip kommen meine Gedanken ja nicht von irgendwoher, sondern haben ihre Anfänge in diesem Buch gefunden. Daher möchte ich demnächst wahrscheinlich eine eigene Postserie zu diesem Buch eröffnen, unter der ich immer mal wieder kleine Stellen des Buches genauer untersuche und mit eigenen Gedanken ausfülle. Das wird natürlich stets unter Angabe des Buches passieren! Wie genau die Postserie heißen wird, weiß ich noch nicht, aber ihr werdet es schon erkennen. Hoffentlich freut ihr euch genauso drauf wie ich. :)

Falls ihr bereits jetzt Interesse an dem Buch hegt und selbst lesen wollt, was mich so erhellt, dann habt ihr hier den Amazonlink:
https://www.amazon.de/Skin-Picking-Freedom-Finally-Stop/dp/0991234723

Empfehlen kann ich das Buch jetzt schon, das ist sicher!

In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam ein wenig von der Luft der Freiheit schnuppern. Eines Tages schaffe ich es vielleicht sogar, diese Freiheit komplett zu erlangen und ja, vielleicht schafft auch ihr es! Alles ist möglich.

23. Juli 2018

Zeit zu zweit

Hallo ihr da draußen!

Ich befinde mich seit Freitag in Berlin bei meinem Freund, nachdem ich am Donnerstag zwei Klausuren geschrieben habe. Mein Aufenthalt hier wird genau eine Woche dauern, denn diesen Freitag geht es wieder zurück nach Hause. Bis dahin wird aber noch viel Zeit zu zweit verbracht, sich geliebt und ein bisschen was unternommen! Ein bisschen Abstand von meinem Zuhause bzw. meiner Wohnung tut mir gut, wie ich merke. Meine Haut ist nun auch langsam in der Lage, die Phase der Heilung zu beginnen. Ich habe mir für die Woche hier vorgenommen, kaum an meiner Haut zu drücken und bisher klappt das ganz gut. Beim Blick in den Spiegel sehe ich einen Unterschied zu dem Hautzustand, den ihr von den letzten Fotos kennt. Und damit auch ihr den Unterschied sehen könnt, habe ich vorhin ein Foto gemacht.


Man sieht noch die Spuren der vergangenen Pickel und Wunden, das ist klar. Aber es verblasst ein wenig! Und ich lehne mich wahrscheinlich nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn ich sage, dass ich es schon sehr lange nicht mehr geschafft habe, einen derartig fortgeschrittenen Heilungsprozess zu erlangen. Mal schauen, was die Tage in Bezug auf das Skin Picking noch so bringen. Ich setze mich nicht unter Druck - hoffe ich zumindest.

Bis bald mal wieder!

13. Juli 2018

Irgendwie schön

Tagchen, liebe Blogleser!

Ich hatte heute einen leider recht selten gewordenen Moment, als ich am Schreibtisch saß und in den aufgestellten Spiegel guckte, um mir die Augenbrauen ein wenig zu zupfen, während die Sonne geradewegs durch die Fenster scheinte. Kurz nachdem ich an einigen Stellen gedrückt habe, fühlte ich mich beim Blick auf mein Spiegelbild plötzlich mal wieder schön. Nicht, was die Haut und die roten Schwellungen angeht - die habe ich ausgeblendet. Es ging mir eher um meine Gesichtszüge und meine Augen. Das wollte ich dann versuchen einzufangen, indem ich mein Handy zückte. Obwohl ich durch eine Kamera meistens total anders (und häufig auch schlechter?) aussehe, habe ich zwei Foto machen können, die mein Gefühl ganz gut eingefangen haben.



Ja, auch auf den Fotos finde ich mich trotz schlechter Haut irgendwie schön. Das liegt sicher nicht zuletzt am guten Winkel der Fotos, aber ich weiß nicht... Es war halt ungewohnt, beim Blick in den Spiegel mal wieder ein besseres Gefühl zu haben. Mein Augenmerk mal nicht nur auf die blöde Haut zu richten, sondern auf Dinge, die mir in dem Moment ehrlich gefallen. Und wie ich die Fotos ansah, musste ich an alte Zeiten denken, in denen ich sofort jegliche Hautunreinheiten, Pickel und Wunden mit einem Bearbeitungsprogramm hätte entfernen müssen. Da hätte ich solche Makel als störend empfunden und mich mit ihnen auf einem Foto nie gut gefunden. Doch irgendwie interessierte es mich, wie ich auf dem Foto aussehen würde, wenn da nicht diese ganzen roten Stellen wären...


Im Vergleich

Es war schockierend für mich... Wie lange habe ich mein Gesicht nicht mehr so gesehen? Monate? Jahre? Wahrscheinlich eher Jahre.

Ich wirke zwar ein wenig "glattgebügelt" und fast auch ein wenig langweiliger auf dem bearbeiteten Foto, was am ungewohnten Anblick liegen mag, aber dennoch muss ich sagen, dass ich in meinen Augen wesentlich besser mit guter Haut aussehe. Ich will wieder so aussehen, mich wieder entsprechend fühlen und mir keine Sorgen mehr machen müssen... Ich will das wieder haben! Vielleicht sollte das eine Art motivierendes Ziel sein - so will ich irgendwann wieder aussehen. Und wenn es Jahre dauert und mich meine ganze Kraft kostet... Egal. Ich will das!

10. Juli 2018

Der Drehtag

Hallöchen, da bin ich schon wieder!

Wie angekündigt gibt es nun, wo der Drehtag vorbei ist, ein wenig mehr Informationen. Falls ihr vorher nochmal in die Beiträge zum letzten TV-Beitrag von 2015 gucken wollt, könnt ihr das mit den folgenden Links tun:
Post über den Drehtag
Post über den Beitrag

Wie auch damals werde ich nicht über den Ablauf oder die Inhalte des Tages im Detail sprechen. Es wird vielmehr um den Drehtag als Ganzes und um meine Gefühle darüber gehen. Natürlich gibt es auch wieder ein paar Fotos. Legen wir also los!

Angefangen haben wir heute um 10 Uhr bei mir in meiner Wohnung, wo wir den größten Teil des Materials gedreht haben. Meine Aufregung hielt sich am Morgen erstaunlicherweise noch sehr in Grenzen. Als ich das zweiköpfige Drehteam und die Redakteurin das erste Mal sah und begrüßte, kam allerdings doch ein wenig Aufregung und Nervosität in mir hoch. Jedoch lief alles von Anfang an geschmeidig, vertraut und freundlich, sodass ich extrem schnell in die Tätigkeit hinein finden konnte. Die ersten paar Sätze vor der Kamera waren vielleicht noch etwas steif, aber je länger wir drehten, desto lockerer und entspannter wurde ich. Ich fühlte mich soweit wohl und gut mit der Situation!

Erst einmal das Mikro ranbasteln...

...und dann geht es los!

Sobald der Teil bei mir zuhause erledigt war, ging es ab in die Innenstadt. Und nachdem wir uns bei einem Mittagspäuschen gestärkt hatten, machten wir uns auf die Suche nach geeigneten Plätzen und Umgebungen für weitere Bildaufnahmen. Mit dem Wetter hatten wir übrigens noch sehr viel Glück, denn am Anfang des Tages sah es noch äußerst grau und nass aus, was sich entgegen aller Erwartungen doch noch besserte! Bis auf den Wind und die ständig schwankenden Lichtverhältnisse wegen vorbeiziehender Wolken war alles super. Was meine Gefühle während der Drehaufnahmen draußen anging, kann ich Folgendes sagen: Es war ein Unterschied zu dem, was wir in meiner Wohnung, wo niemand sonst war, aufgenommen haben. Da waren Menschen um mich herum - unbekannte Fremde, deren Aufmerksamkeit ich mit einem Drehteam im Schlepptau natürlich auf mich zog. Bei den ein oder anderen Aufnahmen war mir schon ein wenig mulmig im Bauch, aber ich konnte die Blicke ganz gut ausblenden und mich auf die Sache konzentrieren. Mir spielte sicherlich auch in die Karten, dass ich das Ganze vor drei Jahren schon einmal gemacht habe und es mir so nicht neu war. Obwohl ich sagen muss, dass ich mir auch Gedanken darüber machte, ob ich vielleicht aus Zufall jemanden treffen könnte, den ich kenne. Schließlich war ich hier nicht in Köln, wo mich absolut niemand erkennen kann, sondern in meiner Heimatstadt, wo sich Menschen aufhalten, die mich kennen. Gott sei Dank ist das nicht passiert und ich konnte ungestört dem Dreh nachgehen.





Den Shopping-Queen Bus haben wir zufällig auch noch getroffen! :D

Insgesamt betrachtet war das ein wirklich toller und schöner Tag! Das Drehteam war echt super und ich hatte viel Spaß dabei, mit ihnen den Tag zu verbringen. Danke für diese nette und erfolgreiche Zusammenarbeit! Es ist nicht leicht, solch ein Thema sensibel genug, aber nicht zu bitterernst darzustellen und ich finde, dass das Team diese Aufgabe bis hierhin sehr gut gemeistert hat! Ich fühlte mich die ganze Zeit über sehr gut und freue mich sehr, das Ergebnis zu sehen!

Apropos Ergebnis! Bis jetzt darf/kann ich euch folgende Infos geben: Der Beitrag wird wahrscheinlich Anfang August in einem Magazin auf Sat1 zu sehen sein. An welchem Tag und in welcher Sendung genau erfahrt ihr dann natürlich rechtzeitig, damit ihr auch selbst reinschalten könnt, wenn ihr mögt. Für heute war's das erstmal.

Einen schönen Abend noch und bis bald!

8. Juli 2018

TV-Beitrag 2.0

Guten Abend!

Dies wird nur eine kleine, aber feine Ankündigung sein und damit ich gar nicht erst anfange, um den heißen Brei herumzureden, sage ich euch sofort, was Sache ist: Am kommenden Dienstag - also übermorgen - werde ich mich mit einem Drehteam und einer Reporterin/Redakteurin treffen, um einen TV-Beitrag über Skin Picking zu drehen! Vor Kurzem hat besagte Journalistin nämlich Kontakt mit mir aufgenommen, nachdem sie meinen Blog gefunden hatte. Falls euch das jetzt bekannt vorkommt: Ja, ihr habt recht. Ich habe schon einmal einen TV-Beitrag gedreht. Das war vor ziemlich genau drei Jahren und ich bin dafür nach Köln gereist. Dieses Mal wird hier bei mir gedreht.

Und ihr glaubt nicht, wie geehrt ich mich fühle, erneut auf dieses Thema aufmerksam machen zu dürfen! Ich freue mich, dass die Medien wieder Interesse zeigen und dass der Beitrag hoffentlich eine neue Chance dafür eröffnet, viele Menschen da draußen zu erreichen! Ich bin sehr gespannt, wie der Tag dieses Mal wird. :)

Bei Zeiten werde ich euch selbstverständlich weitergehend informieren! Macht's gut!

3. Juli 2018

Gastpost - Part 7

Einen wunderschönen guten Abend, liebe Leser und liebe Gastpostfans!

Obwohl der letzte Gastpost nicht lange her ist, gibt es (zu meiner großen Freude) bereits heute den nächsten Teil. Dieser Teil ist sehr persönlich und auch wieder ziemlich ausführlich - d.h. es gibt wieder eine Menge an Erfahrungen einer betroffenen Person, die ihr hier lesen werdet. Ich hoffe, ihr lest diese Geschichte mit genauso viel Freude und Neugier wie die bisherigen Geschichten und ich hoffe auch, dass es mal wieder eine inspirierende Hilfe für euch sein wird! Für mich bleibt, was das angeht, nur noch Folgendes zu sagen: Ein großes Dankeschön an die Person hinter der Geschichte, die dafür sorgt, dass es eine weitere Fortsetzung dieser Postserie geben kann!

Wie immer weise ich euch auf das Label "EureGeschichten" hin, worunter ihr sämtliche Teile dieser Postserie finden könnt. Im ersten Teil gibt es zusätzlich eine Erklärung dazu, wie dieses Projekt entstanden ist und was es damit genau auf sich hat. Bevor ich das Wort aber endlich abgebe, schiebe ich noch kurz meinen Aufruf an euch ein:

Nun möchte ich euch als Betroffene ganz direkt ansprechen: Ihr habt niemanden zum Reden, möchtet aber trotzdem mal euer Herz ausschütten oder Frust rauslassen? Ihr traut euch nicht, selbst an die Öffentlichkeit zu gehen, möchtet aber dennoch, dass eure Geschichte von Menschen gelesen wird? Ihr habt ein paar tolle Tricks und Tipps oder einfach nur liebe Worte für Leidensgenossen, die ihr loswerden wollt? Ein eigener Blog wäre euch zu viel Arbeit, aber einen kleinen Post würdet ihr gerne verfassen? Dann meldet euch gerne bei mir! Schreibt mir eine E-Mail mit dem Betreff "Gastpost" an folgende Adresse: dermatillomanie-blog@web.de. Selbstverständlich dürft ihr auch Bilder mitsenden, wenn ihr das wollt. Ihr könnt dabei entweder von Anfang an namenslos bleiben oder mich darum bitten, euch zu anonymisieren. Ich werde euren Text dann unverändert innerhalb dieser Postserie veröffentlichen, sodass ihr selbst eventuelle Kommentare Anderer dazu lesen könnt.

 
"Hallo liebe Menschen da draußen,

ich freue mich sehr, hier und heute die Möglichkeit zu haben, meine Erfahrungen, Ängste und Gedanken mit Skin Picking zu teilen. Ich hoffe, ihr habt etwas Zeit, denn ich habe so viele Gedanken, die ich gerne mit euch teilen möchte, denn so können wir lernen, dass wir nicht alleine sind! Ich bin zwanzig Jahre alt und leide nun seit etwa vier Jahren an der Krankheit. Ich könnte meine Lebensgeschichte erzählen und könnte euch, oder vor allen Dingen wahrscheinlich mich selbst, davon überzeugen, wie das Ganze zustande gekommen ist und wer Schuld an meiner Lage hat. Aber das führt nirgendwo hin und die Sache mit der Schuld ist vielleicht eines der ersten Dinge, die man aus seinen Gedanken streichen muss, um mit sich selbst Frieden zu schließen.
Und da sind sie auch schon: Die Gedanken. Sind sie nicht von uns allen der wohl hartnäckigste Wegbegleiter, der sich, ohne sich wirklich einmal vorgestellt zu haben, mit Pantoffeln und Hausschlüsseln bei uns in der Denkstube eingenistet hat und unser Leben nun zu einer einzigen Impulskontrolle und Wahnsache macht?

Skin Picking oder Dermatillomania ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung. Sie gehört zu den OCD (obsessive compulsive disorder) und spielt unserem Gehirn eine Welt vor, in der die Haut der Feind ist und die Finger unsere Waffen. Für mich ist Skin Picking eine einzige Einschränkung meines Lebens. Neben Skin Picking leide ich auch noch an vielen weiteren Zwangsstörungen, aber Skin Picking ist die, die mein Leben am meisten zu einer harten Belastungsprobe macht, denn sie ist irgendwann nicht mehr nur Kopfsache, sondern wird auch zu einem körperlichen Desaster.
Inwiefern ist Dermatillomania eine Einschränkung für mich? Das fängt schon bei den kleinsten Sachen an. Ich habe beispielsweise eine tierische Angst davor, in neue Räume oder Gebäude zu gehen, die ich noch nicht kenne. Das können zum Beispiel Einkaufsläden, Hotels oder auch die Wohnungen oder Häuser von Freunden sein. Der Grund, warum ich so eine Angst habe, ist, dass ich ja nicht weiß, wie einerseits der Raum beleuchtet ist und andererseits, ob es nicht womöglich reflektierende Flächen gibt. Ja, diese reflektierenden Flächen sind wohl unser größtes K.O.-Kriterium.
Spiegel haben mittlerweile eine panikerzeugende Wirkung auf mich. Ich muss meine Augen schließen, wenn ich an ihnen vorbeigehe. Ich meide es, Sachen aus Räumen zu holen, in denen Spiegel sind. Manchmal, wenn es sich nicht vermeiden lässt (das Bad muss ja irgendwann auch einmal sauber gemacht werden :)) tue ich dies entweder zu einer ganz dunklen Abendstunde oder ich wickle mir einen Schal um meinen Kopf, damit ich bloß mein Gesicht nicht wahrnehmen muss.

Immer wieder wird mir gesagt, dass ich wunderschön bin.
Ich sehe das nicht. Ich suche und suche und sehe nur meine Zwänge. Ich sehe aufgekratzte, blutende Haut, ich sehe die Wut darüber, aber auch die Erleichterung.
Im Alltag muss ich Latexhandschuhe tragen. Ohne sie könnte ich mich nicht eine Sekunde lang beherrschen. Sie helfen etwas, aber wenn der Wunsch nach dem Kratzen, Knibbeln und Quetschen allzu groß ist, sind auch sie keine ausreichende Barriere mehr. Jede noch so kleine Kleinigkeit kann ein Auslöser für eine neue Attacke sein. Manchmal ist es nur der Ellbogen, der aus Versehen den Türrahmen gestreift hat und dieser eine seltsame, zerstörerische Teil mir dann suggeriert, dass ich dieses unvorhergesehene Ereignis nur durch Bearbeiten meiner Haut verarbeiten kann.
Die ganze Welt wird nur noch durch die Brille der Stressregulation über die Haut gesehen. Ich kann keine Ereignisse einfach in ihrer Fülle genießen, mein Kopf hinterfragt sie immer wieder auf ihre Bedeutsamkeit für mich und meine heruntergekauten Fingernägel.

Manchmal weiß ich nicht, wie Mutmachen aussehen soll. Bevor man die Welt liebt, muss man sich selbst lieben, aber wie soll das gehen? Immer wenn ich auf dem Weg dorthin bin, macht mir das Leben mit seinen kleinen alltäglichen Widrigkeiten einen Strich durch die Rechnung. Ich bin oft kurz davor, aufzugeben, aber wie Robert Frost es einmal so schön formuliert hat: „In drei Worten kann ich zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.“
Und diese Message möchte auch ich euch mitgeben. Egal, wie sehr sich die Krankheit euch in den Weg stellt, ihr seid größer als sie! Nur dank euch kann sie überhaupt existieren! Das Leben sucht sich manchmal die besten Menschen für die unanständigsten Aufgaben heraus und das nehme ich als positives Feedback an, dass mir das Leben so eine einzigartige, wenn auch absurde Herausforderung zutraut!
Und ich bitte auch euch: Denkt daran, dass ihr nicht alleine seid! Auch wenn ihr das Gefühl habt, dass euch keiner versteht, nehmt es diesen Menschen nicht übel. Wir zeichnen uns durch Empathie aus, aber am Ende können wir auch nur das spüren, was wir selbst schon einmal empfunden haben. Was es bedeutet, stundenlang vor dem Spiegel zu stehen, Angst vor Körperkontakt zu haben oder auch in vielseitigen Aspekten des Alltags eingeschränkt zu sein, ist für manche Menschen eine ferne und unwirkliche andere Welt.

Zu Beginn des Jahres habe ich mir im Zuge der psychischen Selbstreinigung das Semikolon-Tattoo stechen lassen. Es ist eines der wohl bekanntesten Symbole, die sich im Rahmen des Kampfes gegen psychische Krankheiten etabliert haben und geht wortwörtlich unter die Haut: Es ist ein Symbol für „das Leben über selbstzerstörerische Gedanken“. In seinem Ursprung bedeutet es, dass im literarischen Sinne ein Autor dann ein Semikolon setzt, wenn er erst den Satz beenden wollte, sich dann aber doch dafür entscheidet, ihn fortzuführen. Du bist der Autor und der Satz ist dein Leben!
Ich habe einmal in dem wunderbaren Buch „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ von Matt Haig, in dem sich der Autor mit seiner Krankheitsgeschichte auf bewegende und aufmunternde Art auseinandersetzt, gelesen, dass wir der Himmel sind und die Depression (gleichzusetzen mit jeder mentalen Erkrankung) eine Wolke. Wir können ohne die Krankheit leben, aber die Krankheit kann ohne uns nicht eigenständig existieren. Wir können uns von ihr unabhängig machen, wir brauchen sie nicht, aber genau diesen Gedanken in unserem alltäglichen Gedankenchaos zu einem wichtigen Gedanken zu machen, ist das Problem.
Aber diese Metapher gefällt mir sehr. Sie zeigt, wie unendlich und beständig wir sein können und wie abhängig von inneren und äußeren Begebenheiten und wie unselbstständig unsere inneren Dämonen eigentlich sind.
Zum Schluss empfehle ich euch neben Matt Haig auch die Lektüre von „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ von dem hervorragenden John Green. Die Geschichte ist eher ein Jugendroman, aber die Protagonistin leidet auch an Zwangsstörungen. Eine besonders intensive Störung ist ihr ständiges Verlangen, sich erneut die verheilende Haut an ihrem Finger wegzukratzen und diese anschließend zu reinigen und zu verarzten. Die ganze Zeit über wird die Handlung aus der Sicht eines Mädchens erzählt, das mit seinen inneren Dämonen kämpft und somit die Welt und ihre Ereignisse auch deutlich anders wahrnimmt. Ich konnte mich sehr gut mir ihr identifizieren und dieser Roman hat mir den Mut gegeben, dass wir gerade auf dem besten Weg sind, ein großes Defizit in unserer Gesellschaft aufzubrechen und zu bearbeiten, nämlich das Totschweigen von geistiger Andersartigkeit in ihrem besten Sinne!

Auch wenn noch so viele weitere unausgeführte Gedanken in mir schlummern, verbleibe ich nun erst einmal mit den besten Grüßen! Bleibt stark!

Anonym"