27. Juli 2022

Mein drittes Herzensprojekt

Zuletzt waren meine Beiträge oft eher textlastig, heute gibt es wieder mehr für die Augen! :)
 
Kennt ihr noch mein erstes Herzensprojekt? Es ist inzwischen 2,5 Jahre her und der Idee entsprungen, meine Haut und die Spuren des Skin Pickings mal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Ich war es irgendwie satt, jeden Tag so viel Negatives damit zu verbinden. Also habe ich den Fingern ermöglicht, anders mit meiner Haut umzugehen, als sie immer nur zu drücken und zu kratzen. Ich habe mir einen weißen Kajal geschnappt und einige meiner Stellen mit einem Herz umrahmt. Als Zeichen von (Selbst-)Liebe, Vergebung und Akzeptanz. Als Zeichen einer versöhnlichen Annäherung, wenn man so will. Anschließend habe ich von dem Ergebnis Fotos gemacht und was soll ich sagen? Ich mag das Herzensprojekt bis heute!

Etwas mehr als ein Jahr später, im April 2021, habe ich ein zweites Herzensprojekt umgesetzt. Diesmal habe ich mit einer anderen Farbe und einem anderen Medium gearbeitet: Rote Strasssticker in Herzchenform. Die habe ich auf meinem Gesicht verteilt undzwar tatsächlich genau da, wo ich Pickel oder Wunden hatte. Ich wollte mit den daraus entstandenen Fotos genau das gleiche Gefühl fühlen, genau die gleiche Erfahrung machen und genau die gleiche Message weitergeben wie beim ersten Herzensprojekt. Ich würde sagen, dass ich das auch geschafft habe, obwohl ich die Aufnahmen einem ganz anderen Beitrag gewidmet habe: Dem Blogpost über meine Mobbingerfahrungen. Dadurch haben die Bilder noch eine weitere, sehr tiefgehende und persönliche Bedeutung erhalten.

Da alle guten Dinge drei sind... seht ihr gleich mein drittes Herzensprojekt, von dem ihr auch schon eine Sneak-Peek erhalten habt.. Rot ist hier wieder die Farbe der Wahl, aber diesmal habe ich mich lediglich auf mein Dekolleté konzentriert (beim ersten Mal waren es Gesicht und Dekolleté, beim zweiten Mal nur das Gesicht). Ich hatte eine sehr große, rote und entzündete Stelle auf der Brust, die für mich Ausgangspunkt des Bedürfnisses war, das Herzensprojekt nochmal zu machen. Mit Stellen dieser Art tue ich mich in vielerlei Hinsicht schwer... Einerseits sind sie extrem triggernd und ich bearbeite sie meistens mehrmals und mit besonders viel Druck. Andererseits stechen sie sofort ins Auge, sind schwerer abzudecken und heilen langsamer. Doch durch das Herzensprojekt habe ich diese Stelle in etwas Künstlerisches verwandelt! Viel Vergnügen mit den Bildern:





Wisst ihr, was das Schönste für mich wäre? Wenn ich euch dazu ermutigen/inspirieren kann, eure eigenen Projekte umzusetzen. Wenn ihr euch künstlerisch-kreativ ausprobiert, euch einen ganz anderen, vielleicht ungewohnten Umgang erlaubt und zumindest für einen Moment aus der alltäglichen Perspektive entflieht. Wenn ihr das fotografisch festhaltet, habt ihr das Ganze sogar für die Zukunft eingefangen und könnt immer wieder erkennen, dass es in euren betroffenen Hautstellen viel mehr zu sehen gibt als das Negative, das Störende, das Blöde. Im Alltag sind wir dafür möglicherweise blind, aber durch diese Form der Auseinandersetzung öffnen wir unseren Blick dafür. Glaubt mir, ihr könnt das auch!

22. Juli 2022

Wofür es sich lohnt

Guten Abend!
 
Vor ein paar Wochen wurde bei uns in einem Selbsthilfegruppentreffen ein ganz bestimmtes Thema angeregt, mit dem wir uns in einem der nächsten Treffen dann auch die vollen 120min beschäftigt haben. Ein spannendes und ziemlich wichtiges Thema! Es treibt bestimmt viele, viele Betroffene immer wieder um - das habe ich auch im letzten Treffen gemerkt, als es wieder aufkam. Deshalb dachte ich mir: Warum verarbeite ich das Ganze nicht mal in einem Blogbeitrag? Auch, wenn es den wunderbaren Austausch, den wir dazu innerhalb der SHG hatten, nicht ansatzweise ersetzen kann (schade, dass ich nicht ein wenig mitgeschrieben habe...), so ist es doch eine kleine Ansammlung von Impulsen zu dem Thema. Denn ich habe mich für die Moderation des besagten Themenabends auch vorbereitet und mich dazu zum Beispiel mit meinem Freund als Angehöriger und der lieben Janika als weitere Betroffene ausgetauscht. Das heißt, ihr werdet in diesem Post hauptsächlich meinen vorbereiteten Input erhalten, der jedoch gerne um eure eigenen Gedanken ergänzt werden darf! Denn vollständig sind diese Überlegungen ganz sicher nicht, das habe ich im Austausch mit den anderen Betroffenen in der Gruppe sehr eindeutig festgestellt.

Doch worum geht es nun? Tja, stellt ihr euch vielleicht manchmal eine oder mehrere der folgenden Fragen?:
 
Wie schafft man es, sich trotz der vielen Rückschläge immer wieder dazu zu motivieren, mit dem Skin Picking aufzuhören?
Warum sollte man überhaupt an sich und dem Skin Picking arbeiten, wenn es doch sowieso immer Tiefphasen und Rückfälle gibt?
Wofür lohnt es sich, sich aufzuraffen und eines Tages frei davon zu sein?
Was kann uns (immer wieder neu) Motivation schenken?

Dann seid ihr hier genau richtig! Darum soll es gehen. Ich glaube, es gibt auf diese Fragen sehr viele hilfreiche und wertvolle Antworten, die bestimmt auch individuell bzw. subjektiv sind. Das ist auch logisch, denn es braucht meiner Meinung nach einen ganz persönlichen Motivator, damit er Kraft hat und funktionieren kann. Was bringt es mir, wenn ich es mit Motivator xy von wem anders probiere, der für mich aber gar nicht passt!? Deswegen möchte ich darauf hinweisen, dass die Arbeit nicht damit getan ist, diesen Post zu lesen. Wenn ihr noch auf der Suche nach Antworten auf die obigen Fragen seid, dann setzt euch ruhig immer wieder damit auseinander und findet euren ganz eigenen Weg. Stellt euch euren eigenen Rucksack mit Gründen zusammen, weswegen ihr auf die Reise geht! Nehmt diesen Rucksack mit und vergesst nicht, welche Kraft er schenken kann.

Zum Einstieg möchte ich zwei, drei Tipps teilen. Der erste Tipp ist ganz schnell abgehandelt: Ich habe euch neulich das neue Buch "Frieden mit meiner Haut" von Ingrid und Christina vorgestellt - in den Geschichten der Betroffenen dürften sich ganz bestimmt viele Anregungen und Inspirationen finden! Ein Grund mehr, sich dieses wunderbare Buch nicht entgehen zu lassen! Übrigens habe ich ein Rezensionsexemplar erhalten und werde euch noch einen Rezensionspost zum Buch verfassen. Jetzt aber erst einmal zu einem anderen Buch, das ich vor einiger Zeit gelesen und auf meinem Blog vorgestellt habe: "Skin Picking. The freedom to finally stop" von Annette Pasternak (inzwischen hat Annette ein zweites Buch veröffentlicht). Auch dieses Buch fand ich in diesem Kontext hilfreich. Falls ihr bisschen mehr darüber erfahren mögt, könnte die kleine Postserie, die ich dazu verfasst habe, eventuell etwas für euch sein (dann hier klicken)? Innerhalb dieser Postserie habe ich verschiedene Kapitel, Aspekte und Übungen aus dem Buch genauer behandelt - zum Beispiel habe ich euch in dem einen Teil auch motivierende Sprüche abfotografiert, die ich aus dem Buch gesammelt habe. Aber es gibt in dem Buch auch eine ganz wunderbare Übung, die ihr machen könnt und die euch zu Antworten verhelfen kann. Innerhalb dieser Übung legt man eine Tabelle mit zwei Spalten und zwei Zeilen an, sodass man vier Felder zum Ausfüllen hat. Diese vier Felder tragen folgende Titel: Pro's of picking, con's of picking, pro's of NOT picking und con's of NOT picking. Ihr überlegt euch also, was für euch persönlich die Vor- und Nachteile am Skin Picking, aber auch die Vor- und Nachteile davon sind, kein Skin Picking mehr zu betreiben. Am Ende erhaltet ihr zwei Felder bzw. streng genommen ein Feld, was euch Motivation schenken sollte: Die Vorteile davon, kein Skin Picking mehr zu betreiben (+ die Nachteile vom Skin Picking). Wenn man sich intensiv Gedanken macht bei dieser Übung, wird man schnell merken, dass viele Bereiche des Lebens berührt werden, die über die sichtbaren Konsequenzen auf der Haut hinausgehen. Körperliches Wohlbefinden, Schlaf, Fokus und Konzentration, Selbstwertgefühl, Sozialverhalten und noch vieles mehr.

So viel zu den Tipps. Nachfolgend liste ich euch ein paar der Ideen von mir, meinem Freund und Janika auf, die wir zu den oben genannten Fragen hatten.
  • Alternativlosigkeit: Das mag im ersten Moment stumpf wirken, aber ganz ehrlich? Es ist doch wahr! Was wäre denn die Alternative und käme sie überhaupt infrage? Nichts tun (quasi "aufgeben") und womöglich trotzdem unter den Konsequenzen leiden, vielleicht sein Leben lang? Drauf warten, dass es sich von allein auflöst? Der Erkrankung und dem Verhalten die vollkommene Macht über sich selbst, sein Leben und das eigene Wohlbefinden geben? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich klingt das nicht nach einer erstrebenswerten Alternative - das Leben ist zu kurz dafür. Und vor allem: Das Leben geht weiter. Wenn ihr der Überzeugung seid, dass Heilung/Recovery sowieso nicht möglich ist (für euch), dann sage ich euch eins: Doch das ist es! Es gibt ehemalige Betroffene, die zeigen konnten, dass es ein "danach" gibt. Dass es sich lohnt und eine Freiheit auf uns wartet, die wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausmalen können. Außerdem darf nicht vergessen werden: Nur in EUCH liegt die Kraft, das Skin Picking zu bezwingen. Niemand sonst kann das für euch erledigen, obgleich ihr selbstverständlich Hilfe auf eurem Weg in Anspruch nehmen dürft. Aber ihr findet die Kraft dazu nicht im außen, das möchte ich sagen.
  • Lebensqualität boostern: Die auf uns wartende Freiheit leitet wunderbar zum nächsten Punkt über. Denn vielleicht stellt ihr euch auch die Frage, ob ihr überhaupt genug leidet, um solche Anstrengungen auf euch zu nehmen? Ob die Auseinandersetzung mit euch selbst und dem Skin Picking eventuell ein zu hoher Preis dafür ist, dass es ja "schon irgendwie geht"? Das kann einem auf diesem langen und beschwerlichen Weg schonmal so vorkommen, daher ist es verständlich, wenn ihr Fragen dieser Art kennt. Aber wenn wir ehrlich zu uns sind, wissen wir, dass es die Anstrengung wert ist. Denn sobald man das Gefühl hat, dass die Erkrankung die eigene Lebensqualität in irgendeiner Art einschränkt, dann ist es bereits lohnenswert! Diese Lebensqualität ist nicht in den Brunnen gefallen; wir können sie uns zurückholen! Wir alle sind es wert, dass wir uns freier fühlen: Weniger bis keine Zeitverschwendung mehr, weniger oder gar kein Versteckspiel mehr, weniger Scham, weniger Schuldgefühle, mehr Lebensgenuss etc. All das können und dürfen wir erreichen bzw. uns zurückholen. Denn wir sind doch so viel mehr als nur Haut und Haare. Hinter unserer äußerlichen Hülle steckt eine ganz wunderbare Seele mit ganz vielen tollen Eigenschaften. Und das Leben besteht genauso aus mehr als aus Sorgen und Ängsten. Dabei zählen selbst die ganz kleinen Dinge, über die wir uns freuen und die wir wertschätzen können, wenn wir unseren Blick entsprechend lenken. Ihr seid nicht nur Betroffene von Skin Picking, ihr seid auch coole/r Schwester/Bruder, bester Partner der Welt, Kind von euren Eltern, Mutter/Vater eurer Kinder, beste/r Freundin/Freund usw.
  • Neue Formen von Emotionsbewältigung und Resilienz kennenlernen: Auch, wenn wir uns das zum aktuellen Zeitpunkt möglicherweise nur schwer vorstellen können, so wartet auf uns ein Leben, in welchem wir andere Wege finden, mit Stress umzugehen und Emotionen zu verarbeiten. Diese neuen Formen von Emotionsbewältigung, Stressmanagement, Resilienz & Co. dürfen wir erforschen, in unser Leben integrieren und erproben. Wir dürfen dadurch spüren, dass wir doch dazu in der Lage sind, uns gesünderen Wegen zu bedienen als nur dem Skin Picking. Kleine Schritte und Erfolge führen zum Ziel und das kann sich extrem ermächtigend und befreiend anfühlen, wenn wir diese Erfahrungen machen und immer wieder über uns hinauswachsen. Wenn wir immer wieder in die Konfrontation gehen, lernen wir viel über uns selbst und bringen das eigene Persönlichkeitswachstum voran. Dieser Lernprozess allein kann es wert sein, nicht aufzugeben. Wir können es schaffen! Und wenn wir das einmal, zweimal, dreimal schaffen, dann schaffen wir es auch wieder. Vielleicht ist das auch ein kleiner Motivator? Alle bisherigen Tiefen habt ihr überlebt, ihr schafft auch weitere Durststrecken.
  • Community: Ihr seid nicht allein! Das kann man nicht oft genug betonen. Ich weiß selbst zu gut, wie tief diese Überzeugung in uns verankert ist, wo wir doch jahre- oder gar jahrzehntelang alleine mit den Erfahrungen, Gefühlen, Gedanken und Herausforderungen waren. Niemand war da, der uns wahrhaftig verstanden hat und uns dadurch zeigen konnte, dass wir kein Alien sind. Deswegen ist die Kraft der Community für mich persönlich definitiv nicht zu unterschätzen! Wir können unsere Erfolge, unsere Wege der Auseinandersetzung, unsere Erkenntnisse und unsere Heilungsgeschichten teilen und uns dadurch gegenseitig Mut und Hoffnung schenken. Die Community ist stark, voller Liebe und Zusammenhalt.
  • Wir wollen die Erkrankung nicht: Das darf auch ganz klar gesagt werden an dieser Stelle! Ja, man kann sich überlegen, was uns die Erkrankung alles gelehrt hat, was sie für Funktionen erfüllt, welche positiven Seiten und Chancen sie bietet (in diesem Post mehr dazu), aber dennoch gibt es zahlreiche negative Aspekte an ihr und das allein kann Grund genug sein. Wir sind oft genervt, wütend, traurig, enttäuscht, verzweifelt, angewidert und noch so viel mehr. Wir hassen den Teufelskreis. Und der Wunsch, frei von diesen Gefühlen und Erfahrungen zu sein, der ist absolut valide und erfüllbar. Die Lektionen, die uns das Skin Picking gelehrt hat, die können wir ja auch in das Leben mitnehmen, in welchem Skin Picking nicht mehr (wirklich) existiert.
  • ...
Und was gibt es nun für Motivatoren, fragt ihr euch? Was kann euch motivieren, was dürft ihr in euren Rucksack packen? Tja, diese Liste anzufangen, wäre eine ganz eigene Aufgabe... Die kann wirklich unendlich lang sein und aus materiellen Dingen, aus Erinnerungen, aus Glaubenssätzen und noch vielem mehr bestehen! Eventuell findet ihr in der Postserie "Motivation gesucht?" Inspirationen dafür. Ich bin mir sicher, dass ihr euch in eurem Zuhause umschauen oder im Gedächtnis kramen und schon einige Dinge finden könnt. Und wenn ihr noch keinen Grund gefunden habt, für den es sich lohnt, dann macht euch bitte keinen Stress! Ihr könnt und werdet diese Gründe noch finden. Ihr habt noch so, so viel Zeit dafür! Das Leben gibt uns immer wieder neue Gründe, für die es sich lohnt, zu kämpfen. Sei es in Form von Menschen und Begegnungen, neuen Erkenntnissen, einschneidenden Erlebnissen, Träumen und Wünschen oder Ähnlichem.

Ich hoffe, dieser Beitrag hat euch gefallen und darüber hinaus vielleicht sogar geholfen. Es ist bestimmt deutlich geworden, dass das ganze Thema mehr eine Reise als eine Station ist. Ich wünsche euch das Allerbeste auf eurer eigenen Reise!

15. Juli 2022

Vorher-Nachher - 7

Vorher-Nachher - Part 7 UND eine kleine Sneak-Peek, das gibt's heute. Guten Abend, ihr! :)
 
Ich würde sagen, mit inzwischen 7 Teilen ist auch dies eine anständige Postserie auf meinem Blog geworden. Für mich persönlich geht auch nach all den Jahren, in denen ich mich schon schminke, kein Stück der Faszination daran verloren. Ich bin wirklich kein Profi, überhaupt nicht! Aber dennoch kriege ich es auf die verschiedensten Wege hin, mit Schminke etwas aus meinem Gesicht zu zaubern. Klar, ich kann ganz viel "verstecken" oder zumindest mehr in den Hintergrund schminken: Pickel, Wunden, Rötungen, Narben, Mitesser, starke Augenringe. Ich kann verschiedene Eigenheiten meiner Haut ausgleichen, dazu gehört vor allem mein ungleichmäßiger Hautton. Zusätzlich kann ich einigen Features mehr Ausdruck verleihen, indem ich sie hervorhebe: Meine Augenbrauen sind da an erster Stelle, aber es geht ebenso um meine Augen und wenn ich richtig lustig bin, gibt's auch Farbe für meine natürlicherweise eher blassen Lippen. Manchmal braucht es wirklich nicht viel, um einen Unterschied zu machen. Beim diesmaligen Vorher-Nachher-Look bin ich zum Beispiel mal wieder recht dezent geblieben, wenn man den letzten Schritt (da komme ich gleich nochmal drauf zurück) auslässt. :D Und für mich bedeuten diese wenigen Steps, dass ich mein Gesicht im Prinzip wie das eines anständigen Menschen aussehen lasse. Ja, ich würde mir wünschen, immer so auszusehen. Denn leider - das sage ich hier nicht zum ersten Mal - habe ich sehr markante, rote Augenringe und ziemlich spärliche Augenbrauen. Das stört mich ehrlicherweise schon und wenn ich es mir weg wünschen könnte, würde ich das tun. Aber naja, so läuft das nicht.

Kommen wir auf die Bilder zurück, die ich euch gleich zeige. Die Art, wie ich mich geschminkt habe, war bewusst gewählt: Keinerlei Abdeckung von Pickeln, Wunden und Narben. Denn ich habe ein kleines, kreatives Projekt umgesetzt, wie ihr anhand des letzten Fotos in der Dreierreihe sehen können werdet. Die Aufnahmen davon kann ich noch nicht veröffentlichen, weil ich sie noch nicht aussortiert und bearbeitet habe. Aber bis dahin könnt ihr euch anhand des kleinen Vorgeschmacks einen Eindruck von den bald folgenden Bildern machen. Ich freue mich schon riesig, sie euch zu zeigen!



12. Juli 2022

Skin Picking bei Quarks-Podcast

Da bin ich wieder, hi ihr! :)
 
Mir wurde gestern ein Podcast zugeschickt, der in einer seiner Folgen Skin Picking behandelt. Weil ich so neugierig war, habe ich gerade eben reingehört und geschaut, wie die Verarbeitung des Themas meiner Ansicht nach gelungen ist.

Doch bevor ich darauf eingehe, könnt ihr natürlich gerne selbst reinhören. Es handelt sich um den Podcast "Quarks Daily" von quarks. Die Folge, um die es geht, trägt den Titel "Küssen: Darum ist es so wichtig", aber lasst euch davon nicht beirren - es werden scheinbar mehrere Themen pro Folge abgehandelt (was ich so auf den ersten Blick erfahren konnte, denn ich kannte den Podcast nicht). Zum Abschnitt über Skin Picking gelangt ihr ab Minute 6:16, das Ganze geht dann bis Minute 12:57 und nimmt damit gute sechseinhalb Minuten ein. Daraus kann man was machen, aber andererseits können auch mehrere Stunden zu wenig sein, um die Erkrankung einigermaßen darzustellen... Oder anders gesagt: Selbst nach 555 Blogposts (mein letzter Beitrag war Nr. 555, Prost!) gibt es noch was zu sagen. :D

Zu Beginn möchte ich direkt ein großes Danke vorausschicken! Denn quarks hat sich nicht nur dazu entschieden, dem Thema Raum zu geben, sondern hat den Vorschlag dazu eigentlich sogar aus der eigenen Community erhalten, wie auch in der Podcastfolge gesagt wird. Eine Zuhörerin hat damit den Impuls gegeben, dass sich so ein großes Format mit unserer Erkrankung auseinandersetzt. Danke von Herzen an beide Parteien! Wir brauchen Kanäle, die auf uns und die Erkrankung aufmerksam machen und ihre Reichweite nutzen.

Nun aber zu meiner Meinung. Ich teile es auf in das, was ich gelungen finde und das, was ich weniger gelungen bzw. ausbaufähig finde.

Gelungen:
  • Gut aufgedröselt, wo der Unterschied zwischen einer Angewohnheit und dem Skin Picking als Krankheit liegt. Es wird sich intensiv der Frage gewidmet, ab wann "normales" Verhalten pathologisch wird. Das finde ich deshalb so wichtig, weil es vorurteilsbehafteten Reaktionen auf das Thema vorbeugt und noch dazu hilft, eine Orientierung für diejenigen Zuhörer zu geben, die sich fragen, ob sie betroffen sein könnten.
  • Die Folgen der Dermatillomanie werden für die Kürze von 6 Minuten ebenso gut analysiert und betont: Genannt werden der Teufelskreis, die Scham, der Ärger, der Druck von außen und innen und auch soziale Folgen wie Isolation. Das finde ich schon ziemlich umsichtig gesammelt von der verantwortlichen Redaktion, die sich auf Recherche begeben hat.
  • Auch andere Aspekte und Eigenschaften vom Skin Picking werden aufgegriffen: Trancezustände, Zwanghaftigkeit, Beruhigung und Spannungsabbau und nicht zuletzt auch die Problematik mit den typischen Kommentaren von Angehörigen.
  • Der Krankheitswert von Skin Picking wird mehrfach erwähnt und im gleichen Zuge darauf aufmerksam gemacht, dass die Erkrankung behandlungsbedürftig ist. Find ich super, dadurch fühlen wir Betroffene uns ernstgenommen! Welche Behandlung infrage kommt, wird dankenswerterweise auch gesagt.
Weniger gelungen bzw. ausbaufähig:
  • Es mag penibel sein, aber im Podcast wird gesagt, dass Dermatillomanie eine Zwangserkrankung/Zwangsstörung ist und das ist schlicht falsch. Dafür, dass es heißt, die Themen werden "wissenschaftlich geprüft" bzw. "auf Basis wissenschaftlicher Expertise und Studien" behandelt, ist das ein Fehler, den es so nicht hätte geben dürfen! Tut mir leid, quarks. Skin Picking ist eine Zwangsspektrumsstörung - also zwangsähnlich, aber nicht gleichzusetzen mit einer Zwangsstörung. In der Forschung wird auch nach wie vor diskutiert, wie gut Skin Picking und andere BFRB's in diese Schublade passen, denn es gibt genauso gut Parallelen zu bspw. Verhaltenssüchten. Da braucht es weitere Untersuchungen.
  • Mir fehlte generell der Punkt, dass die Dermatillomanie ein unbekanntes und noch viel zu wenig erforschtes Krankheitsbild ist. Es wird gesagt, dass die Erkrankung gut behandelbar sei, aber dass die Therapieansätze genauso in den Kinderschuhen stecken wie die Forschung allgemein, das fällt ziemlich unter den Tisch. Es wird mir nicht deutlich genug, dass die Hilfesuche sehr herausfordernd ist und (speziell ausgerichtete) Therapieangebote rar sind. Es ist definitiv nicht unmöglich, aber es ist auch nicht so leicht, wie es im Podcast rüberkommt.
  • Was mich in dem Zusammenhang auch geärgert hat: Dass ohne ein "aber" der Gang zum Hautarzt empfohlen wird. Weil dieser sich in der Regel mit Hauterkrankungen so gut auskenne, könne er direkt erkennen, ob es sich um eine Hauterkrankung oder etwas Psychisches handelt - meint die Dame im Podcast. Man bekommt glatt das Gefühl, dass die Hautärzte einem ja mit extrem viel Kompetenz und Empathie begegnen werden, sobald man sich an sie wendet... Ich will die Hautärzte hier nicht verteufeln, ich fordere nur ein realistischeres Abbild der Situation! Denn leider ist es zu oft eben genau NICHT so, dass Hautärzte das sehen. Zu oft erleben Betroffene KEINE Empathie, KEIN Verständnis und KEINE Kompetenz. Der Großteil von Dermatologen hat noch nie etwas von Skin Picking gehört, verschreibt Betroffenen eine Salbe, ohne dem Anliegen gescheit zuzuhören und ist innerhalb von drei Atemzügen schon wieder raus aus dem Raum und beim nächsten Patienten. Deshalb sage ich: Meinetwegen empfehlt den Hautarzt als Anlaufstelle, aber nicht ohne meine angesprochenen Hinweise! Sonst schüren die Betroffenen Erwartungen, die nur enttäuscht werden können.

Mich würde eure Meinung dazu brennend interessieren: Wie habt ihr die Behandlung unserer Krankheit in dem Podcast empfunden? Könnt ihr meine Punkte nachvollziehen? Findet ihr mich zu kritisch? Habt ihr etwas Wichtiges zu ergänzen? Lasst es mich gerne mit einem Kommentar oder einer Mail wissen.

11. Juli 2022

Buchveröffentlichung - "Frieden mit meiner Haut"

Hey ihr, wie steht's?
 
Ich bin mal wieder voller Vorfreude angesichts der Neuigkeiten, die ich euch heute mitbringe. Vor zwei Jahren ist - soweit ich weiß! - das letzte deutschsprachige Buch zum Skin Picking erschienen (hier hatte ich darüber berichtet). Es war ein Ratgeber von Linda M. Mehrmann und Alexander L. Gerlach unter Mitwirkung von Prof. Dr. Antje Hunger.

Das erste und letzte Buch von Ingrid Bäumer, der Leiterin der Selbsthilfegruppe Köln, ist schon einige Jahre her, aber war genauso ein großes Event (in diesem Post nachzulesen). Doch nun ist nach über einem Jahr Arbeit kürzlich ein zweites Buch von Ingrid Bäumer und diesmal auch Dr. Christina Gallinat erschienen!
 
© Mabuse Verlag
 
Es trägt den Titel "Frieden mit meiner Haut. Wege, Skin Picking zu überwinden" und lässt damit gut erahnen, dass es ein Buch über den Heilungsweg von Skin Picking ist. Wie ist es, (nahezu) frei vom Skin Picking zu sein bzw. Frieden mit der Erkrankung zu finden? Wie fühlt sich das an? Wie gelangt man an diesen Punkt? Wofür lohnt es sich, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und die eigene Recovery-Reise anzutreten? Auf diese und weitere spannende Fragen gibt es in diesem Werk viele Antworten, denn es haben einige (ehemalige) Betroffene ihre persönlichen Heilungswege geteilt, unter Anderem auch die wunderbare Angela Hartlin, eine der englischsprachigen Vorreiterinnen! Christina Gallinat hat diese Geschichten dann mit Kommentaren in einen psychologischen Rahmen eingeordnet, sodass sich auf vielfältigen Ebenen Erkenntnisse für die Leser generieren lassen. Außerdem gibt es Infos über Therapiemöglichkeiten, Hautpflege und gelungene Gespräche mit Hautärzten sowie Tipps zur Selbsthilfe.

Ich denke, dass dieses Buch daher ein guter Mutmacher und Hoffnungsgeber für Betroffene sein wird! Ich bekomme nicht selten mit, dass sich Betroffene fragen, ob es "einen Weg raus" gibt oder ob es überhaupt Betroffene gibt, die das Ganze überwunden haben. Ja, diese Menschen und Geschichten gibt es! Ja, die Auffassungen von Heilung sind individuell, aber es ist jedem möglich, sich aus den Fängen der Krankheit zu befreien!

Wenn ich euer Interesse geweckt habe, habt ihr zwei Möglichkeiten, das Buch online zu erwerben:



Zum Ende möchte ich mich bei Ingrid und Christina für ihren Einsatz bedanken, den sie auch weit über dieses Buch hinaus tätigen! Aber Buchveröffentlichungen sind natürlich ein besonders großer Anlass zum Feiern, finde ich. Dankeschön! <3

4. Juli 2022

Scham Workshop in München

Einen ganz wundervollen Abend wünsche ich euch!
 
Ihr glaubt nicht, wo ich Kind des Nordens von Freitag auf Samstag war!? Ich war in München!! Gut, es waren nicht mal annähernd 24 Stunden, die ich da war, aber dafür waren diese wenigen Stunden extrem wertvoll!
 
Ich war natürlich nicht "einfach so" in München, sonst würde ich euch das ja auch gar nicht erzählen. Ich habe dort die Selbsthilfegruppe München besucht, weil ich von ihnen eingeladen wurde, meinen Scham Workshop zu geben. Den, den ich auf den BFRB-Tagen und für die SHG Stuttgart gehalten habe. Crazy, oder nicht? Ich fuhr durch Deutschland, um einen Workshop (in Präsenz!) zu geben. So ganz verstehen kann ich es immer noch nicht, ich finde das verrückt. :D
 
Jedenfalls bestand die Einladung schon seit Ende 2021, aber wir wussten eben, dass es 2022 wird. Lange war unklar, wann und wie wir es machen wollen... Bis vor einigen Wochen klar wurde, dass die Förderung steht und wir in die Planung gehen können. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mir gedacht, dass wir es einfach möglichst schnell machen sollten. Weil ich Bock hatte. Weil Corona schon mit den Hufen scharrt, während es auf den Herbst wartet. Weil es keinen Grund gab, zu warten. Weil dieser Sommer richtig bunt in Sachen Engagement wird. Juhu! Es wartet in den nächsten Wochen und Monaten also noch mehr, ja, aber allein dieser Besuch bei der Münchner SHG war schon ne riesige Sache für mich! Doch bevor ich ein wenig davon erzähle, zeige ich euch die wenigen Fotos, die ich gemacht habe. Leider gibt es keine Aufnahmen vom Tag des Workshops, das hätte ich cool gefunden. Aber manchmal ergibt es sich nicht und ich bin die Letzte, die sowas erzwingt.







Btw: Seht ihr, wie gut meine Haut aussieht? Dass sie weiter heilt? Ich bin super beeindruckt zurzeit!

Aber zurück zum Workshop. :D Ich werde selbstverständlich nichts zu genauen Inhalten oder Gesprächen sagen, das bleibt unter Ausschluss der Öffentlichkeit bzw. unter uns als Gruppe. Ne, es geht mir viel mehr darum, was mir das Ganze bedeutet und wie ich es wahrgenommen habe. Angefangen damit, dass es für mich natürlich auch ungewohnt war, mal wieder in Präsenz ein Erlebnis dieser Art zu haben. Wenn ich mich nicht täusche, waren die SP-Tage 2018 in Köln die erste und auch letzte Präsenzveranstaltung, die ich wahrgenommen habe. Alles an Öffentlichkeitsarbeit, was ich danach machen durfte, erforderte im Gegensatz zu den TV-Beiträgen 2015 und 2018 kein Verlassen der eigenen vier Wände. :D Was im Fall vom Youtube-Video mit AufKlo richtig schade war, das hätte ich gerne auch vor Ort in Berlin gemacht, aber naja. Trotzdem weiß ich, dass ein Austausch in Präsenz etwas bieten kann, was digital nicht oder nur in geringerem Maße möglich ist. Das habe ich in München wieder ganz stark gespürt - die Anwesenheit aller Teilnehmer; der direkte Austausch, der nicht durch eine technische Barriere gestört wird; die nonverbalen Signale untereinander; die Stimmung und Verbundenheit im Raum usw. Hach, es war herrlich! Allein dafür nehme ich nur zu gerne um die 14-15 Stunden Zugfahrt innerhalb von zwei Tagen auf mich.

Insgesamt war es ein ganz, ganz wunderbares und besonderes Erlebnis für mich! Ich habe mich von Anfang bis Ende sehr wohl bei den Münchnern gefühlt, was einerseits an der gründlichen Organisation, aber andererseits auch an der ausgesprochenen Herzlichkeit aller lag. Ich wurde sooo lieb in Empfang genommen und auch total lieb verabschiedet. Und alles an Eindrücken zwischendrin... Ja, was soll ich sagen? Wir haben einen vertrauensvollen, offenen, mitfühlenden und angenehmen Austausch gehabt. Ich habe so viele liebe Worte (und kleine Präsente) geschenkt bekommen, ich wusste damit gar nicht umzugehen. Allein die Einladung war für mich ja schon eine unfassbar große Ehre und dann auch noch so ein toller Umgang! Bin sehr beflügelt und voller Dankbarkeit nach Hause gefahren. Es ist in meinen Augen unbezahlbar, was ich durch meine Arbeit an Erfahrungen sammeln, was ich immer wieder für liebe Seelen treffen und was ich für Gespräche mit diesen Personen führen darf. Ich empfinde das als wertvolle Bereicherung in meinem Leben, die ich nie für selbstverständlich halten werde.

Ein aus tiefstem Herzen aufrichtiges Danke nochmal an die SHG München! Bleibt gesund und aktiv, es ist toll, dass ihr den Süden in Sachen Selbsthilfe verstärkt. Ich wünsche euch das Allerbeste. Und wer weiß, bestimmt sehen wir uns nochmal wieder. Ich würde mich freuen! :)