Was habt ihr so für Methoden, um euch aus euren Sessions, Attacken, Rückfällen (oder wie wir es auch nennen mögen) rauszuholen? Bittet ihr eure Mitbewohner oder Partner drum, zu rufen oder an der Badezimmertür zu klopfen, wenn ihr zu lange braucht? Habt ihr einen Timer im Handy? Fangt ihr an, zu zählen oder Ähnliches? Kramt ihr schnell eine wohltuende Gesichtsmaske oder -creme raus und bedeckt damit eure Haut? Ich hab inzwischen von so einigen Methoden gehört und doch gibt es immer wieder etwas, was ich noch nie zuvor gehört habe. Neulich habe ich von einer Betroffenen gehört, die sogenanntes "Riechsalz" verwendet. Das riecht so streng und markant, dass dieser Reiz sie vollkommen aus ihrer Episode holt und sie quasi erstmal auf Reset gesetzt ist.
Von den Methoden abgesehen, liegt die Schwierigkeit wohl eher darin, einen Moment zu finden, wo man für eine Millisekunde aufmerksam ist und genug Kraft hat, jetzt dazwischenzugehen. Darüber kann man auch lange nachdenken und sprechen. Wann kommt dieser Moment? Wie fühlt sich dieser Moment an? Spürt man ihn überhaupt? Was, wenn man ihn verpasst? Ist man schwach, wenn man es nicht alleine schafft, sich aus den Drück-/Kratzanfällen zu holen? Zumindest auf diese Frage habe ich eine Antwort: Nein, ist man nicht!
Auch ich drücke und kratze häufiger mal so lange, bis es zeitlich einfach nicht mehr geht oder ich Schmerzen habe oder Ähnliches. Es braucht also eine Art äußeren Reiz, denn von innen heraus finde ich den Weg aus der Episode in solchen Momenten nicht. Gerade in den letzten Tagen und Wochen erlebe ich fast nur solche Anfälle mit starken Trancezuständen und einem rauschähnlichen Empfinden. Meiner Haut gefällt das natürlich nur so semigut. Ich werde mit offenen Stellen, Entzündungen, Rötungen, Schwellungen und Schmerzen belohnt. Mein Gesicht ist gezeichnet von den ganzen Stunden, die ich zuletzt vor dem Spiegel verbracht habe. Der stabile Zustand von davor ist wie weggepustet.
Hier, so sah ich Mitte August aus (trotz zweifellos massiver Überforderung bzw. Überlastung):
Ja, das ist meine Haut! WAR meine Haut. Wie gesagt ist davon nichts mehr zu sehen. Deswegen kann ich daraus auch keinen "Eindrücke meiner Haut"-Post machen, denn es ist längst nicht mehr der aktuelle Stand.
Neulich hatte ich eines Abends mal wieder einen dieser intensiven Rückfälle und habe irgendwann nur noch irgendwo in meinem Kopf den Gedanken gehört, dass ich schon ewig kein Foto mehr direkt nach einer Episode gemacht habe. Irgendwie verspürte ich das Bedürfnis danach. Ich bin aus dem Bad raus, habe mein Handy geholt und ein Foto gemacht. Das war quasi meine Rettung aus dem Moment. Meine Unterbrechung, die ich brauchte, um dem Spiegel zu entfliehen. Danach bin ich für den Abend nicht mehr ins Bad gegangen, sondern habe das Bild bearbeitet, auf Instagram hochgeladen und eine kleine Bildbeschreibung dazu verfasst. Das Fotografieren hat mich nämlich aus dem Moment geholt, aber die Zeit nach den Rückfällen ist häufig auch nicht leicht, sondern von vielen aufdringlichen negativen Gefühlen geprägt. Um ein Aufkommen dieser Gefühle zu verhindern, habe ich mich also abgelenkt. Auch, wenn die Ablenkung darin bestand, das Geschehene zu sehen und darüber zu schreiben. Egal, es beinhaltete kein weiteres Drücken an meiner Haut. Mission completed, würde ich sagen. Vielleicht sollte ich drüber nachdenken, das noch häufiger zu machen?
Das ist das Bild, was an diesem Abend enstanden ist. An sich habe ich schon schlimmer ausgesehen, das stimmt. Trotzdem ist es jedes Mal wieder genauso hart, mich nach einer (mehr oder weniger ausgeprägten) Hochphase so zu sehen. Wieso ist der Abstieg nur stets so unangenehm und schmerzlich? Wie, als würde man einfach auf den Boden plumpsen oder mies stolpern und sich anschließend auf die Nase legen. "Gerade eben war ich doch noch da oben...", "Wie konnte das schon wieder passieren?" - so in etwa hören sich die Gedanken an, nachdem es plötzlich bergab gegangen ist. Für eine Sekunde nicht aufgepasst und schon hat man stunden-, tage- oder wochenlange Mühen zunichte gemacht. Das fühlt sich so unfair und unverhältnismäßig an...
Aber trotz alledem weiß ich, dass die Auffahrt wieder kommen wird. Ich muss bloß geduldig sein.
Vielen Dank für's Lesen meiner wirren Ausschweifungen. Es werden sicherlich wieder sinnvollere Beiträge kommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich hoffe, euch hat dieser Post gefallen! Ihr wollt einen Kommentar hinterlassen, mir Lob, Anregungen, Tipps oder auch Kritik geben? Dann macht das, ich freue mich jederzeit über Rückmeldungen und werde antworten. :) Ihr wollt mich weiterführend per E-Mail anschreiben? Ich bin unter folgender E-Mail für euch erreichbar: dermatillomanie-blog@web.de
- Kommentare und Datenschutz -
Dieser Blog ist mit Blogspot, einem Googleprodukt, erstellt. Es gelten die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen für Google-Produkte.
Um auf diesem Blog zu kommentieren, brauchst du ein Google-Konto. Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass der von dir geschriebene Kommentar und die personenbezogenen Daten, die damit verbunden sind (z.B. Username, E-Mailadresse, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu gibt es in meiner Datenschutzerklärung.