22. Dezember 2020

Eine Corona-Beichte

Keine Sorge, ich bin nicht infiziert! :D Gott sei Dank und das darf auch gerne so bleiben.
 
Nein, meine "Corona-Beichte" bezieht sich gar nicht auf die Krankheit als solche, sondern auf die vielfältigen Konsequenzen der Pandemie. First things first: Wisst ihr noch Anfang Oktober, als ich im Post "Heute einfach mal nicht" bezüglich meines Privatlebens ein wenig um den heißen Brei herumgeredet habe? Nun passt es endlich einigermaßen in den Kontext, euch mitzuteilen, dass ich ab Oktober in ein Masterstudium übergegangen bin. Das war auch eins der größten Fragezeichen, die mich so lange in Unsicherheit schweben ließen.

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie könnt ihr euch vielleicht die dazu passenden Konsequenzen denken: Online-Studium und alles, was es mit sich bringt. Das, was so schön als "Hybrid-Semester" angepriesen wurde, hat sich letztendlich doch als reines Online-Studium entpuppt und ich habe ja schon während meines letzten Bachelorsemesters, in welchem ich auch meine Bachelorarbeit geschrieben habe, gemerkt, dass mir das Studieren zuhause vor dem Laptop nicht liegt. So könnte man es zumindest milde ausdrücken. Wie wenig es mir liegt, durfte mir aber erst jetzt so richtig deutlich werden... Der Einfachheit halber gehe ich mal nicht weiter drauf ein, sonst artet das hier noch aus.

Jedenfalls hat sich auch mein Skin Picking sehr stark durch Corona, das Online-Studium und allem drum und dran verändert. Ich habe es erst kürzlich erkannt und das erste Mal ausgesprochen bzw. niedergeschrieben und gebe es nun ganz öffentlich zu: Noch nie zuvor in meinem Leben hat das Skin Picking meinen Alltag so stark beeinträchtigt wie momentan. Das ständige und alleinige Zuhausesein, der immens hohe Stresspegel, die Allgegenwärtigkeit der Spiegel und die fehlende Struktur sind nur einige Beispiele dafür, warum sich mein Drückverhalten so erhöht hat und auch meinen Alltag plötzlich spürbar einschränkt. Ich bin ehrlich: Trotz meines vielen Drückens und der deutlichen Anzeichen auf meiner Haut konnte ich bisher immer einigermaßen mein Leben leben und meinen Alltag bewältigen. Doch jetzt komme ich nicht mehr genauso klar - ständig bleiben Erledigungen jeglicher Art liegen. Ich komme sowohl im Studium, als auch im Haushalt kaum noch hinterher. Ich muss bis spät in die Nacht aufbleiben, um halbwegs aufholen zu können, was ich über den Tag (unter Anderem durch Skin Picking) nicht geschafft habe. Selbst am Schreibtisch drücke und kratze ich hin und wieder, weil ich dort einen Standspiegel habe, den ich eben herausholen kann. Zwischen den Veranstaltungen, wo ich gerade mal 30min Zeit habe, renne ich ins Bad. Bei jedem Toilettengang tappe ich in die Falle. Von morgens und abends brauchen wir gar nicht sprechen - die Dermatillomanie ist seit jeher fester Bestandteil meiner Morgen- und Abendroutine. Damit ist es gleichzeitig eins der ersten und der letzten Dinge am Tag, die mich beschäftigen. Aber ich merke dennoch, wie viel länger als früher ich morgens brauche, weil sich immer mehr und immer längere Drückphasen eingeschlichen haben... Da vergehen schonmal bis zu vier Stunden, bis ich anständig in den Tag starten kann und zwar mit rotem und angeschwollenem Gesicht. Supi, da sind die Motivation und Laune doch gleich im Keller. Von den positiven Seiten der Pandemie, die ich mal aufgezählt habe, merke ich inzwischen rein gar nichts mehr...

Keine Ahnung, was ich mit dieser Einsicht anfangen soll. Ich weiß, dass es so nicht weitergehen kann, aber ich sehe momentan auch keinen Ausweg. Es in einem Post anzusprechen, erfolgt aus der Motivation heraus, allen, denen es genauso geht, ein wenig Verständnis zu schicken und zu zeigen, dass sie nicht allein sind! Vielleicht helfen meine Worte jemandem da draußen.

Ansonsten wünsche ich euch bereits frohe Weihnachten und ruhige Feiertage! Hoffentlich könnt ihr diese Zeit des Jahres auch trotz Corona so gut wie möglich genießen.

2 Kommentare:

  1. Liebe Jacqueline!
    ich verfolge deinen Blog schon seit einer Weile und bin immer wieder dankbar dafür, dass ich mit meinem eigenen Schwierigkeiten durch skin picking nicht alleine bin. Ich finde es toll dass du deinen Blog so mutig und ehrlich weiterführst. Du meintest, dass du zuhause auch durch die ständig verfügbaren Spiegel zum picken kommst und diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Mir hat geholfen, alle Spiegel die nicht unbedingt nötig sind zu verbannen, also Schminkspiegel etc.,und auch das Licht im Bad nicht ganz anzumachen. Das wirkt natürlich keine Wunder, aber gerade wenn man viel Stress hat kann das schon die ein oder andere Picking Attacke verhindern.
    Viele Grüße Lara

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    1. Hallo, liebe Lara!

      Ich freue mich sehr, dass du dir die Zeit für ein paar aufrichtige und liebe Worte genommen hast, dankeschön. :)

      Danke für deine Tipps! Das Licht im Bad versuche ich so oft es geht auszulassen, aber manchmal trickst man sich selbst aus. Und der kleine Standspiegel am Schreibtisch sollte eigentlich gehen, ja. Ich schau mal, ob ich den woanders lagern kann, wo ich nicht so schnell rankomme. Außerdem überlege ich, den Badspiegel wieder zu verdecken...mal sehen.

      Liebe Grüße und einen guten Rutsch!
      Jacqueline

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