Was ist Skin Picking?

Skin Picking, Dermatillomanie, BFRB's - Worum handelt es sich bei diesen Begriffen?

(Pathologisches) Skin Picking und Dermatillomanie werden in der Community (und auch von mir) häufig synonym verwendet. Dabei hat sich vor allem die englischsprachige Bezeichnung mehr und mehr gegen die deutsche Bezeichnung durchgesetzt, sodass sie heutzutage wohl am gängigsten ist. Die Abkürzung "BFRB" meint ausgeschrieben den Sammelbegriff der body-focused repetitive behaviors, übersetzt also körperbezogene sich wiederholende Verhaltensweisen. Darunter fallen neben Skin Picking auch Trichotillomanie (zwanghaftes Haareausreißen oder hair pulling), Nägelkauen, Wangen- und Lippenbeißen etc. Das sind im Prinzip also alles Schwestererkrankungen, die sich sehr ähnlich sind.

Kennzeichnend für die Dermatillomanie ist ein übermäßiges Bearbeiten der eigenen Haut (drücken, kratzen, pulen, reißen o.Ä.) und ein starker Drang nach diesem Verhalten. Durch die psychischen und physischen Konsequenzen dieser Verhaltensstörung wird ein hoher Leidensdruck bei Betroffenen ausgelöst. Seit 2013 ist Skin Picking im DSM-5 (einem amerikanischen Klassifikationssystem in der Psychiatrie) als psychische Störung anerkannt. Das im deutschsprachigen Bereich eher gebräuchliche ICD kannte in seiner bisherigen zehnten Version keine eigenständige Diagnose für Skin Picking. Seit Januar 2022 ist allerdings das ICD-11 erschienen, das Skin Picking als eigene Diagnose nach dem Vorbild des DSM-5 unter den Zwangsspektrumsstörungen erfasst hat. Momentan gelten beide Versionen in einer Übergangszeit, sodass es wohl noch viele Jahre dauern wird, bis das Krankheitsbild wirklich bekannt(er) und ernst genommen wird.

Nun denkt ihr euch vielleicht, dass das ja eigentlich recht normal klingt und dass sicher viele Leute das Verhalten zeigen. Aber es gibt da einen großen Unterschied! Menschen, die nicht an dieser Störung leiden, machen das gelegentlich mal im Rahmen eines menschlichen Hygieneverhaltens und können jederzeit damit aufhören. Menschen mit dieser Störung bearbeiten ihre Haut mit Fingern oder auch mit Hilfsmitteln wie Pinzetten, Nadeln oder ähnlichen Gegenständen mehr als nur wenige Sekunden lang. Es wird also pathologisch bzw. krankhaft, weil es das "normale" Maß übersteigt. Sie können damit mehrere Stunden täglich verbringen und merken nicht, wie die Zeit vergeht, da sie sich oftmals wie in Trance fühlen. Das Verhalten kann auch ganz automatisiert und unbemerkt auftreten. Jegliche Warnungen oder das Wissen um die Konsequenzen werden ausgeblendet. Betroffene fühlen sich währenddessen gut sowie auf eine Art und Weise befriedigt und beruhigt, doch wenn sie endlich aufhören, treten an diese Stelle negative Gefühle wie Scham, Hass, Enttäuschung, Wut und Reue. Was auch noch dazu kommt: Betroffene können unter normalen Umständen dem Drang, dieser "Beschäftigung" nachzugehen, nicht widerstehen! Sie "müssen" ihre Haut bearbeiten.

Was sind die Folgen? Da die gleichen Hautstellen wieder und wieder aufgepult/aufgekratzt werden, können sie nicht verheilen und so entstehen Wunden und daraufhin Narben. Das muss nicht nur im Gesicht sein, auch andere Körperregionen wie der Hals, die Schultern, die Oberarme, der Rücken, das Dekolleté oder Beine können betroffen sein. Durch die Wunden und Narben an diesen Stellen entstehen bei Betroffenen Scham- und Schuldgefühle und eventuell sogar Selbsthass. Manche brechen ihre sozialen Kontakte ab, verschanzen sich in ihren Zimmern und vermeiden jegliche Aktionen, bei denen man diese Hautstellen sehen könnte - bspw. Schwimmen, Sauna usw.. Das nur als kleinen Einblick.

Zu weiteren Informationen oder bei Interesse kann ich neben Wikipedia diese Seiten wunderbar empfehlen:

 
 
Hinweis: Diese Seite wurde aufgrund von veralteten Informationen im April 2023 überarbeitet.

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