Ja, hi! :)
Wie ihr seht, gibt es nach zwei viel zu langen Wochen endlich einen Post zu den "
Skin Picking und Trichotillomanie Tagen 2018"! Doch ihr seht auch, dass es nur der erste Teil sein wird. Ich habe einfach zu viel zu erzählen und erstaunlicherweise auch sehr viel Fotomaterial, sodass ich
mehrere Posts dazu verfassen werde, die thematisch aufgeteilt sein werden. Das hilft auch mir dabei, meine Gedanken zu dem Wochenende geordnet wiederzugeben. Dieser erste Post wird sich mit den
Referenten und Vorträgen befassen. Ich werde nicht im kleinsten Detail wiedergeben, was die jeweiligen Referenten in ihren Vortragseinheiten erzählt haben, sondern versuchen, ein relativ allgemeines und grobes Bild dazu zu liefern, was das Wochenende in Köln an Input geboten hat. Außerdem - was aber logisch sein sollte - kann ich nur das wiedergeben, was ich auch selbst besucht habe. Leider konnte ich mich nicht zerteilen, so gerne ich das manchmal gewollt hätte!
Falls ihr nicht in Köln gewesen seid und auch keinen Blick in das Programmheft geworfen habt, dann müsst ihr vorneweg Folgendes wissen: Es waren immer zwei parallel laufende Vorträge im Gange, zwischen denen man sich entscheiden konnte. Ein Vortrag lief jeweils im großen Saal, der andere Vortrag fand währenddessen im Foyer statt. Zwischen den Vortragseinheiten war meistens ein kleiner Zeitpuffer, der den Besuchern den Raumwechsel und eventuell sogar einen Toilettengang/eine Zigarettenpause erlaubte. Außerdem gab es am Samstag eine kleine Pause und eine Mittagspause und am Sonntag nur eine Mittagspause. Bekommt also bitte nicht den Eindruck, dass man wie wild zwischen den Vorträgen wechselte, ohne dabei zu Atem zu kommen! Es blieb immer genügend Zeit für Essens- oder Gesprächspausen. Das war zumindest mein Eindruck.
Hier seht ihr nochmal die im Bürgerhaus ausgehängten Poster von den Referenten und ihren Vorträgen. Generell war die ganze Veranstaltung in meinen Augen extrem besucherfreundlich - überall lagen Programmflyer zum Mitnehmen, alles war ausgeschildert und leicht zu finden und falls doch was war, gab es an jeder Stelle Ansprechpartner.
Begonnen hat die Konferenz mit einer Eröffnung, die für alle Besucher im großen Saal stattgefunden hat. Kleine Info am Rande... Das Wochenende war komplett ausverkauft, was so viel heißt wie: Ungefähr 120 Menschen, die sich mit Skin Picking, Trichotillomanie und anderen körperbezogenen Störungen auseinandersetzen, auf einem Fleck. Wahnsinn!
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Ansprache für den Vortrag von Prof. Dr. Antje Hunger (Foto von Linda Hollatz) |
In der ersten Einheit saß ich eigentlich im recht allgemein gehaltenen Überblicksvortrag von Prof. Dr. Antje Hunger über Skin Picking und Trichotillomanie (oben), bin aber zwischendurch auch kurz in den Workshop von Noa Schäfer über Fidget Toys geflitzt, um dort auch ein paar Bilder zu machen. Ich hatte nämlich die Aufgabe, Fotos von der Veranstaltung zu machen, die u.A. im Rahmen meines Blogs Verwendung finden dürfen. Leider kam ich der Aufgabe nicht so gut nach wie ich das wollte, daher werdet ihr auch Eindrücke sehen, die nicht von mir gemacht wurden und dann gekennzeichnet sind wie oben.
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Noa referiert über Fidget Toys |
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Alle mitgebrachten Toys auf einen Blick |
In der zweiten Einheit kam auch schon mein eigener Vortrag, der allerdings erst im nächsten Post die Hauptrolle spielen wird. Seid also gespannt, wenn euch das interessieren sollte! Wenn alles nach Plan läuft, müsst ihr auch nicht lange darauf warten. Ich will die anderen Beiträge zu diesem Wochenende in den nächsten Tagen posten, weil dann zum 2.11 auch schon wieder ein Jubiläumspost ansteht. Mein Blog wird an dem Tag 4 Jahre alt!
Zurück zum Thema: Die nächste Einheit nach der Mittagspause bildete den ersten Moment, in dem ich mich nicht entscheiden konnte. Schlussendlich landete ich beim Vortrag von Prof. Dr. Anne Schienle von der Universität Graz. Sie lieferte einen schönen Beitrag von der Hirnforschung aus, der sich menschlicher Emotionen und MRT-Studien bediente. Ich erkannte witzigerweise, dass ich für die Studien, deren Ergebnisse sie vorstellte, auf meinem Blog im Mai diesen Jahres Werbung machte (
hier nachzusehen). War also ziemlich interessant zu beobachten, dass solche Studien auch wirklich Früchte tragen! Jedenfalls bildete die Emotion des Ekels den Kern ihrer Argumentation, was mir durchaus einleuchtete.
Danach folgte eine Vortragseinheit, in der im Foyer eine Buchlesung mit Ingrid Bäumer und im großen Saal erst ein Kurzvortrag mit Haarmodenschau vom Haarteam Rieswick und danach eine Postersession stattfand. Hier wurden auf großen Stellwänden allerlei Informationen zum Nachlesen bereitgestellt. Ich selbst war während dieses Zeitfensters in keinem der beiden Vorträge, da ich mir eine Pause gönnte.
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Linda Mehrmann während der Postersession (Foto von Linda Hollatz) |
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Antonia Peters und Nancy Keuthen während der Postersession (Foto von Linda Hollatz) |
Nun mein absolutes
Highlight des ganzen Wochenendes: Liz Atkin aus London mit ihrer Keynote Speech "Skin Picking: Art for Recovery"! Sie hat zum Abschluss des ersten Tagungstages nochmal alle Besucher in den großen Saal geholt und alle begeistert! Ihre Person und ihre Vorträge sind tatsächlich am leichtesten im Internet zu finden, googelt bei Interesse einfach mal nach, da werdet ihr schnell fündig! Sie hat ihre ganz eigene Art und Weise, wie sie ihr Skin Picking und andere psychische Probleme bekämpft. Liz hat mich auf eine ganz besondere Weise berührt und angesprochen...das kann ich kaum in Worte fassen. Es war das Gesamtpaket: Ihre Geschichte, ihre Vortragsart, ihr Charakter, ihre Kunst. Ich konnte ihr sehr gut nachempfinden und fand sie als Person so irre inspirierend und motivierend, dass ich auch jetzt noch geflasht bin. Ich habe mich nach ihrem Vortrag sogar, wie viele andere Besucher auch, dazu überwunden, sie anzusprechen. Das trotz meiner schlechten Englischkenntnisse im direkten Gespräch! Ich fürchte, ich habe ihr trotz ein paar Tränen in diesem ersten Dialog über das ganze Wochenenede nicht ganz klarmachen können, wie sehr sie mich bewegt hat. Aber ich habe ein Foto mit ihr, haha. Juhu!
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Liz Atkin sehr engagiert bei der Sache! :D (Foto von Ingrid Bäumer) |
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Lachen kann sie aber auch sehr gut! |
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Liz, meine Schwester und ich |
Das war es von den Vorträgen für Samstag. Am Abend gab es noch ein Essen für die Dozenten. Dort durfte ich ein paar der anderen Referenten nochmal ganz privat kennenlernen, darunter auch Liz, die gefühlt den ganzen Tisch unterhielt. Es herrschte eine schöne und ausgelassene Stimmung!
Sonntag ging es weiter - für mich mit dem Vortrag von Dr. Jennifer Schmidt, die Skin Picking als eine Verhaltenssucht erläuterte. Man muss ja sagen: Die Forschung ist sich bis heute nicht sicher, wo man körperbezogene Störungen wie das Skin Picking einordnen kann. Ist es eine Impulskontrollstörung? Oder ist es eine Zwangsstörung? Oder eine Verhaltenssucht? Diese drei Ansatzpunkte existieren und zogen sich auch durch das Tagungswochenende. Ich stellte für mich fest (und ich denke, dass das auf viele Betroffene und auch Forscher/Ärzte/Therapeuten zutrifft), dass Skin Picking vielleicht gar nicht in nur
eine Schublade passt bzw. passen muss. Den Begriff der Sucht fand ich beispielsweise immer ziemlich unpassend, aber Dr. Jennifer Schmidt überzeugte mich doch sehr davon, dass Skin Picking große Parallelen zu Verhaltenssüchten aufweist. Es ist wahrscheinlich nur von Vorteil, wenn man die Betrachtungsweise erweitert und dabei erkennt, dass Skin Picking Ähnlichkeiten mit mehreren Störungsbildern zeigt. Das hat zur Konsequenz, dass man sich aus einem größeren Pool von Therapiemethoden bedienen kann. Das heißt aber auch, dass nicht jede Methode jedem Betroffenen hilft. Es kommt immer ganz drauf an, wie sich das Skin Picking bei der Person verhält.
Nach diesem sehr erkenntnisreichen Vortrag besuchte ich Barbara Schubert, die Skin Picking mit Trauma verbindet. Auch sie hat mein Denken sehr erweitert und bereichert - nicht nur in ihrem Vortrag, sondern auch im persönlichen Gespräch! Außerdem durfte ich ihr bei einem kleinen Experiment helfen, weil sie mich am Samstag schon fragte, ob sie mich als Freiwillige für eine Übung nutzen darf. Das habe ich gerne gemacht und dabei eine große Erkenntnis gewonnen: Ich kann mich selbst beruhigen! Sie hat es geschickt und natürlich gekonnt angestellt, als sie mir zeigte, dass ich nicht nur die Fähigkeit zur Selbstkontrolle habe, sondern sie auch nutzen kann. Das war für mich einfach nur erstaunlich, weil ich immer der Überzeugung war, ich könne mich sehr schlecht selbst beruhigen. Tja, da sprach wohl stets das therapieunerfahrene Ich aus mir. Ich denke, dass ich durch eine professionelle Fachkraft wie Barbara Schubert noch viel über mich selbst lernen könnte.
In der letzten Einheit vor der Mittagspause besuchte ich den anderen englischsprachigen Vortrag von Nancy Keuthen, die von der TLC Foundation aus Amerika zu uns kam. Was eine Ehre! Sie hat Skin Picking und Trichotillomanie aus der Sicht der Emotionen betrachtet und viel über Emotionskontrolle gesprochen. Für mich war das äußerst spannend, weil ich ja so meine Probleme mit Emotionen und den Umgang mit ihnen habe. Sie hatte wirklich Ahnung und das lässt sich von allen Referenten sagen! Es war so erfüllend, endlich Menschen direkt vor sich zu sehen, die sich mit BFRB's auskennen!
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Linda Hollatz als Übersetzerin in ihrer Ansprache für Nancy Keuthen |
Zu guter Letzt folgte eine Vortragseinheit, in der ich für die Assistenz im großen Saal eingeteilt war. Ich saß dort also als Helferin, die bei Fragen das Mikrofon herumreichte. Der Beitrag, der während meiner Assistenz lief, kam von der Diplom-Psychologin Johanna Schriefer. Sie sprach über das wichtige Thema der Akzeptanz und was eben diese für eine große Rolle spielt. So berichtete Johanna Schriefer von der Akzeptanz- und Commitment-Therapie, die die psychische Flexibilität fördern soll und davon ausgeht, dass wir als Betroffene immer eine Wahl haben, auch, wenn es uns nicht so vorkommt. Für mich war dieser Vortrag wunderbar dafür geeignet, die Konferenz zu einem Ende zu bringen und allen Zuhören dieser Runde ein stärkendes Gefühl mitzugeben.
Dennoch fand im Foyer zur gleichen Zeit ein Workshop von Liz Atkin statt, dem ich zu gerne beigewohnt hätte! In diesem künstlerischen Workshop haben sich alle Besucher auf ein wenig Farbe eingelassen und wunderschöne Kunstwerke erschaffen. Sie hatten die Kohlezeichnungen von Liz als Vorbild, die sie auf Zeitungen anfertigt und an Passanten verschenkt, wenn sie zum Beispiel in der Bahn unterwegs ist (mehr dazu ist über Google zu recherchieren). Fast jeder wollte eine solche Kohlezeichnung von Liz haben - ich natürlich auch! Ich hatte mir sogar extra eine Zeitung und ein kleines Haarspray zum Fixieren gekauft, Liz mehrmals angesprochen und alles gegeben, aber am Ende reichte die Zeit leider doch nicht. Ich hatte aber Glück und durfte das Demonstrationsexemplar mitnehmen.
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Liz während einer ihrer Kohlezeichnungen |
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Zeichnungen der Workshop-Besucher |
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Zeichnungen der Workshop-Besucher |
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Zeichnungen der Workshop-Besucher |
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Zeichnungen der Workshop-Besucher |
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Zeichnungen der Workshop-Besucher |
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Das Demonstrationsexemplar, was nun bei mir zuhause liegt |
Ja, ihr Lieben. Das war es soweit an Fotos... Zusammenfassend kann ich sagen, dass man während der Konferenz wirklich viel bereichernden Input bekam, viel lernen konnte und oft genug die Möglichkeit bekam, seinen eigenen Horizont zu erweitern. Das Angebot an Vorträgen war umfassend, interessant und kompetent. Schön war auch, dass es so abwechslungsreich war und dass man immer die Chance hatte, sich zu entscheiden. Damit meine ich aber nicht nur die teilweise schwierige Entscheidung zwischen den parallel laufenden Sessions, sondern auch die freie Entscheidung für eine Pause vom Ganzen. Es herrschte kein Druck und kein Zwang. Jeder so, wie er mochte.
Hoffentlich konnte ich euch einen kleinen Einblick in die Vorträge der Skin Picking Tage geben. Demnächst gibt es dann noch mehr zu lesen und zu sehen, bis dahin! :)
Ach und falls ihr selbst vor Ort wart, würde ich mich freuen, wenn ihr mir euer persönliches Highlight mitteilt!