6. Dezember 2018

The freedom to finally stop - 5

Heeey!

Es ist schon etwas her, dass ich über das Buch von Annette Pasternak schrieb. Die Zeit vergeht so schnell und ich muss zugeben, dass ich mich durch all den Stress ziemlich weit entfernt von dieser Thematik fühle. Ich bin nicht mehr so nah dran wie vor einigen Monaten, als die Lektüre des Buches noch frisch war. Außerdem kämpfe ich aktuell nicht mehr aktiv... Und so doof es ist, das hier zu sagen und zuzugeben: Ich befolge keinen Punkt meiner Liste mehr, die ich aufbauend auf das Buch für mich erstellt habe. Jetzt denkt ihr euch sicher "Wow, was erzählt Jacqueline dann für einen heuchlerischen Mist!?" und das ist sicher kein komplett verwerflicher Gedanke. Ich fühle mich selbst schlecht dafür, das wird mir erst jetzt richtig klar. Aber keine Ahnung... Es ist immer leichter, etwas zu sagen, als es zu machen, oder? Ich bin lieber ehrlich und sage euch ganz offen, dass mir seit dem neuen Semester die Kraft und die Zeit dafür fehlen. Während ich das hier so schreibe, kommen mir auch die Tränen deswegen. Aber was will man machen...

Ich schweife ab, tut mir leid. Eigentlich wollte ich heute diese Postserie zum Buch weiterführen, falls ihr euch noch an sie erinnert (unter dem Label "Thefreedom" sind alle Teile zu finden). Ich werde einige Gedanken aus dem Kapitel "Why do we pick and how do we stop?" mit euch teilen, die mir besonders einleuchtend vorkamen oder die mir wichtig sind. Und versteht mich nicht falsch: Trotz dem, was ich im ersten Absatz schrieb, brenne ich weiterhin sehr für dieses Buch und seine Ansichten!

Fangen wir mit der grundlegendsten und verständlichsten Erklärung an, die es laut Annette Pastnerak für die Entstehung von BFRBs, anderen negativen Verhaltensweisen und Süchten gibt. Die sieht sie nämlich in der Natur des Menschen. Die Natur des Menschen liegt darin, auf ganz natürliche Art und Weise Schmerz bzw. Leid (pain) vermeiden zu wollen, während man vom Vergnügen (pleasure) angezogen wird und danach strebt. Das sei sogar ein Verhalten, was allen Tieren gemein ist. So kam es dazu, dass Skin Picking tief sitzende Wurzeln in uns Betroffenen schlagen konnte: Wir merkten eines Tages, dass sich das Drücken/Kratzen an der Haut gut anfühlt oder eine negative Emotion lindert, deshalb taten wir es wieder und wieder. Wahrscheinlich haben wir es tausende Male getan, bevor wir merkten, dass es ein Problem ist und an dem Punkt war es schon zu tief in uns verwurzelt. Weil wir daraufhin so oft auf eigene Faust versuchten, es zu unterlassen, dabei aber scheiterten, entwickelten wir negative Gefühle uns selbst gegenüber. Diese wurden ebenso schnell zu einer schlechten Angewohnheit. Diese Textpassage hat mir so sehr aus der Seele gesprochen, das glaubt ihr nicht. Es kann sich wohl keiner davon frei sprechen, dass er sich lieber dem Guten zuwendet als dem Schlechten. Dafür können wir nichts, es ist unsere Natur.

Bevor Annette Pasternak dann weitere Gründe wie beispielsweise die Vermeidung von Emotionen oder den Spaßfaktor nennt und ausführt, wendet sie sich ganz direkt dem Leser zu. Es ist ein wundervoller Satz zu lesen, der wahr, aber unheimlich schwer zu verinnerlichen ist: Denk dran: Du bist nicht dein Skin Picking! Es ist nichts falsch mit dir. Das versuche ich auch mir selbst vor Augen zu halten! Ich bin mehr als mein Skin Picking; viel mehr. Es ist halt mein Weg geworden, mich dem Guten zuzuwenden. Obwohl mir langfristig gesehen klar ist, dass es mehr negative statt positive Konsequenzen hat. Aber automatisches, natürliches Verhalten schert sich nicht um langfristige, sondern um direkte Effekte. Das können wir nicht ändern.

Mit dem Stichwort "automatisch" wären wir beim letzten Gedanken für diesen Post. Annette führt dieses Kapitel mit etwas ernüchternden, aber in meinen Augen dennoch richtigen Aussagen zum Ende. Denn egal, was der Grund für die Entstehung des Skin Pickings war - wir haben es gelernt undzwar sehr gut und intensiv gelernt. Wir haben es so oft getan, dass es ein automatisches und unbewusstes Verhalten wurde. Wie beim Prozess des Laufenlernens. Keiner denkt mehr daran, wie er einen Fuß vor den anderen Fuß setzt. Nein, wir machen es ganz automatisch! Weil das Skin Picking ein so tief sitzendes, automatisches und unbewusstes Verhalten geworden ist, braucht das Gegenteil - nämlich es zu unterlassen - so wahnsinnig viel Energie. Jetzt der ernüchterndste Teil: Es könne sogar sein, dass es gar nicht möglich ist, sich Skin Picking abzugewöhnen. Zumindest nicht im Sinne eines VERlernprozesses. Schließlich können wir auch nicht verlernen, wie man läuft. Stattdessen können wir laut Annette Pasternak nur versuchen, das Skin Picking nach und nach mit einem neuen Verhalten zu ersetzen. Nach dem Motto: Gelernt ist gelernt.

Damit findet dieser Post ein etwas abruptes Ende. Ein schönes Wochenende wünsche ich euch!

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