Ihr wisst, wie sehr ich diese Postserie liebe! Ich hoffe, dass auch ihr euch freut, einen neuen Part dieser Serie lesen zu können. Denn ehrlich gesagt war ich mir gar nicht mehr sooo sicher, ob ich sie überhaupt weiterführen könnte. Neben dem Mut, mir "einfach so" eine E-Mail zu schreiben, erfordert es eine ganze Portion mehr Mut, einen Gastpost zu verfassen. Ich weiß das! Darum bin ich wieder einmal unendlich dankbar für den Mut, der diesmal von einer Betroffenen gefunden wurde! Danke, dass ich diese so bereichernde Postserie, die nur von euch Lesern lebt, weiterführen darf! Danke für diesen so offenen und ehrlichen Gastpost!
Der letzte Part (bei Interesse hier zu finden) ist auch schon fast ein Jahr her... Doch falls ihr neu auf meinem Blog und völlig unwissend seid, weil ihr euch fragt, was das ganze Vorhaben hier soll, dann schaut am besten bei meinem ersten Teil der Gastposts vorbei! Dort erkläre ich, wieso ich diese Serie in's Leben gerufen habe und was sie genau beinhaltet. Bei Interesse an allen schon bestehenden Gastposts empfehle ich euch das Label "EureGeschichten". Bevor es jedoch richtig losgeht, gibt es wie immer meinen Aufruf (kopiert aus dem ersten Teil) an euch:
Nun möchte ich euch als Betroffene ganz direkt ansprechen: Ihr habt niemanden zum Reden, möchtet aber trotzdem mal euer Herz ausschütten oder Frust rauslassen? Ihr traut euch nicht, selbst an die Öffentlichkeit zu gehen, möchtet aber dennoch, dass eure Geschichte von Menschen gelesen wird? Ihr habt ein paar tolle Tricks und Tipps oder einfach nur liebe Worte für Leidensgenossen, die ihr loswerden wollt? Ein eigener Blog wäre euch zu viel Arbeit, aber einen kleinen Post würdet ihr gerne verfassen? Dann meldet euch gerne bei mir! Schreibt mir eine E-Mail mit dem Betreff "Gastpost" an folgende Adresse: dermatillomanie-blog@web.de. Selbstverständlich dürft ihr auch Bilder mitsenden, wenn ihr das wollt. Ihr könnt dabei entweder von Anfang an namenslos bleiben oder mich darum bitten, euch zu anonymisieren. Ich werde euren Text dann unverändert innerhalb dieser Postserie veröffentlichen, sodass ihr selbst eventuelle Kommentare Anderer dazu lesen könnt.
Auf geht's!
"Liebe Blogleser,
ich dachte ich mach’s wie in den vorhergegangenen Gastposts, dass
ich kurz berichte, wie das mit dem Skin Picking bei mir ist, wie es sich
anfühlt, vielleicht erkennt sich ja auch wer von euch wieder und fühlt sich
weniger allein. Ich würde für den folgenden
Absatz aber gerne ansprechen, dass es möglicherweise triggernd wirken
könnte. Je nach dem, wie ihr euch einschätzt, könnt ihr gerne einfach
danach weiter lesen :)
“Ich schaue eine Serie auf meinem Bett, am Laptop. Das Liegen wurde unentspannt, also sitze ich mit nackten Beinen, halb im Schneidersitz da und im bläulichen Licht erkenne ich eine Erhebung. Ich mach das Nachttischlicht an und inspiziere meine Haut. Dabei ignoriere ich die vernarbten Stellen und verschorften Punkte, da, da hab ich eins. Die Serie schalte ich auf Pause, ich kann mich da eh grad nicht drauf konzentrieren. Ich spanne die Haut an der Stelle. Es ist merkwürdig befriedigend, mir die Haut, ganz akribisch nur an dieser Stelle, aufzukratzen, zu drücken und zu pulen, bis ich das eine kleine feine Häärchen 'befreit' habe. Und der Schorf da an dieser Stelle sieht eigentlich echt scheiße aus, denke ich mir. Das ist bestimmt schon abgeheilt. Und schwuppdiwupp hab ich ne neue offene Wunde. Die lass ich jetzt aber in Ruhe. Ganz bestimmt. Wie in Trance bearbeite ich meine Beine, an manchen Stellen kratze ich mit der Pinzette bis es blutet, zwischendurch fahre ich mit meinen Fingern über meine Haut, die sich bis auf die verschorften Stellen und neuen Wunden, die ich gekonnt ignoriere, nun schön glatt anfühlt. Ich hab das Gefühl, was geschafft zu haben und mach den Laptop wieder an, der sich inzwischen schon in den Stand-By-Modus geschalten hat. Es ist fast ne Stunde vergangen. Beschämt starte ich die Serie wieder, ich muss mich erst wieder an die Handlung erinnern, doch gerade, als es mir langsam wieder gelingt, fällt mein Blick auf meinen linken Unterschenkel. Voller kleiner vernarbter Stellen, unterschiedlichen Alters, die sich fast wie Wolken abzeichnen. Dazu mehrere verschorfte Punkte und von gerade eben bestimmt 20 rote Flecken, die mir erst das Ausmaß meiner Session gerade klar machen… Es sieht hässlich aus… Ich mach das Licht aus, leg den Laptop weg und ärgere mich. Die Stunde hätte ich viel besser nutzen können. Nein; sollen. Das mache ich nicht nochmal, ich lasse die Beine jetzt in Ruhe… Ich lieg im Bett, die Bettdecke verdeckt meinen Ausrutscher, im Dunkeln würde ich eh nichts erkennen.. Meine verletzte Haut schmerzt, aber irgendwann schlafe ich ein.”
Hat grad irgendwie gut getan, das so mal loszuwerden, an Leute, die das denk ich sogar nachvollziehen können! Okay, nun zu mir: Ich hab erst vor Kurzem erfahren, dass meine schlechte Angewohnheit eine anerkannte Störung ist, in dessen Leitbild ich mich wieder erkenne.
“Ich schaue eine Serie auf meinem Bett, am Laptop. Das Liegen wurde unentspannt, also sitze ich mit nackten Beinen, halb im Schneidersitz da und im bläulichen Licht erkenne ich eine Erhebung. Ich mach das Nachttischlicht an und inspiziere meine Haut. Dabei ignoriere ich die vernarbten Stellen und verschorften Punkte, da, da hab ich eins. Die Serie schalte ich auf Pause, ich kann mich da eh grad nicht drauf konzentrieren. Ich spanne die Haut an der Stelle. Es ist merkwürdig befriedigend, mir die Haut, ganz akribisch nur an dieser Stelle, aufzukratzen, zu drücken und zu pulen, bis ich das eine kleine feine Häärchen 'befreit' habe. Und der Schorf da an dieser Stelle sieht eigentlich echt scheiße aus, denke ich mir. Das ist bestimmt schon abgeheilt. Und schwuppdiwupp hab ich ne neue offene Wunde. Die lass ich jetzt aber in Ruhe. Ganz bestimmt. Wie in Trance bearbeite ich meine Beine, an manchen Stellen kratze ich mit der Pinzette bis es blutet, zwischendurch fahre ich mit meinen Fingern über meine Haut, die sich bis auf die verschorften Stellen und neuen Wunden, die ich gekonnt ignoriere, nun schön glatt anfühlt. Ich hab das Gefühl, was geschafft zu haben und mach den Laptop wieder an, der sich inzwischen schon in den Stand-By-Modus geschalten hat. Es ist fast ne Stunde vergangen. Beschämt starte ich die Serie wieder, ich muss mich erst wieder an die Handlung erinnern, doch gerade, als es mir langsam wieder gelingt, fällt mein Blick auf meinen linken Unterschenkel. Voller kleiner vernarbter Stellen, unterschiedlichen Alters, die sich fast wie Wolken abzeichnen. Dazu mehrere verschorfte Punkte und von gerade eben bestimmt 20 rote Flecken, die mir erst das Ausmaß meiner Session gerade klar machen… Es sieht hässlich aus… Ich mach das Licht aus, leg den Laptop weg und ärgere mich. Die Stunde hätte ich viel besser nutzen können. Nein; sollen. Das mache ich nicht nochmal, ich lasse die Beine jetzt in Ruhe… Ich lieg im Bett, die Bettdecke verdeckt meinen Ausrutscher, im Dunkeln würde ich eh nichts erkennen.. Meine verletzte Haut schmerzt, aber irgendwann schlafe ich ein.”
Hat grad irgendwie gut getan, das so mal loszuwerden, an Leute, die das denk ich sogar nachvollziehen können! Okay, nun zu mir: Ich hab erst vor Kurzem erfahren, dass meine schlechte Angewohnheit eine anerkannte Störung ist, in dessen Leitbild ich mich wieder erkenne.
"Dermatillomanie" zu googeln und meine Wunden in den
Bildern wieder zu erkennen, die ich bei Freunden/Bekannten noch nie
gesehen habe, die ich für abnormal gehalten hab und als schändlich
angesehen, das hat so gut getan! Und dann bin ich auch
gleich auf den Blog hier gestoßen! Es ist irgendwie toll zu wissen,
dass es Leidensgenossen gibt und sogar hierdurch mich darüber
mitzuteilen, auch wenn ich mich wohler fühlen würde, meine Anonymität zu
wahren. Ich habe wohl vor eins/zwei Jahren selbst damit
angefangen… Nicht täglich, aber phasenweise mehrmals die Woche und
zwischendurch nie lange genug Pause, als dass meine Haut heilen
könnte… Ich picke meist "nur" an den Beinen, da lässt es sich am
leichtesten verbergen. Doch im Sommer, im Bikini, am See fällt
es auf. Meine Freunde sprechen es zwar nicht an, vielleicht (hoffentlich)
halten sie das für anders-begründete Verletzungen, ich meine
Verletzungen passieren, oder? Aber dafür bemerke ich natürlich die
Blicke, auch in der S-Bahn, wenn mal wer näher bei mir sitzt.
Trotzdem bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, die Narben aktiv zu
verstecken, ich will meine Beine zeigen, und Sommerkleider tragen. Ich
kratze mir die Beine auf, verdammt, das ist nun mal so, klar ist mir das
peinlich und ich hoffe ja auch, bald damit
aufhören zu können. Finde interessant, dass viele hier anders
berichten.
Skin Picking ist bei mir nur eine von mehreren Störungen, die so im Laufe des Lebens bei mir angekommen sind, und ich glaube, es ist das wichtigste sich selbst, die Vergangenheit und die Störung zu akzeptieren und wahrhaben zu können! Selbstverletzung begleitet ja oft Depression, und an Symptomen, die zur Depression oder Anxiety zählen, leiden gerade in der heutigen Zeit ja gar nicht so wenige! Ich hoffe es wird mehr zum Thema gemacht, und dass psychische Probleme weniger stigmatisiert werden und denke dass dieser Blog und jeder Gastpost dazu ein kleines bisschen beiträgt! Danke dafür! <3
Dazu folge ich ein paar Instagram-Profilen, die ich mal nennen/empfehlen möchte, weil sie mir den Alltag irgendwie verschönern und mich bestärken:
1. @louisadellert welche ganz viel für mehr Realität auf Instagram wirbt und mich irgendwie dran erinnert, dass Vergleiche mit Anderen (“Den geht’s besser als mir”, “Ich bin abnormal”, …) kompletter Bullshit sind, weil viel mehr Schein als Sein ist.
2. @sarahanderscomics hat auf ihrem Profil (wie der Name schon sagt) ganz viele und süße Kurz-Comics, viele zum Thema Anxiety und Depression (womit Skin Picking wohl zusammen hängt), aber auch Thema Frau/Mädchen sein, welche mich immer aufmuntern/bestärken. :)
3. @randomactsofbrie und @skybanyes sind da ähnlich, wobei beide eher Zeichnungen veröffentlichen. :)
Thema Selbstliebe/Selbstakzeptanz ist das Projekt #loveyourselffirstproject @loveyourselffirst.project - ganz ganz ganz toll! Es gibt Posts zu den verschiedensten Themen, aber zu Selbstverletzung/Depression/… mindestens ein paar, die Hauptbotschaft ist denke ich “Du bist schön! Und normal!” soweit es normal überhaupt gibt. xD
Ansonsten find ich die Videos zur Selbstliebe von Pia Kraftfutter, sowie das Video zur Depression von Schruppert (“GIRL FRIEND TAG: Meine Depression. || Schruppert”) mega inspirierend und ergreifend, sind beide einen Klick wert!
Die wollte ich unbedingt mal empfehlen, hoffentlich kommt das nicht merkwürdig, aber vielleicht hilft es dem ein oder anderen von euch ja? Ähnliche Profile/Seiten gerne kommentieren!
Skin Picking ist bei mir nur eine von mehreren Störungen, die so im Laufe des Lebens bei mir angekommen sind, und ich glaube, es ist das wichtigste sich selbst, die Vergangenheit und die Störung zu akzeptieren und wahrhaben zu können! Selbstverletzung begleitet ja oft Depression, und an Symptomen, die zur Depression oder Anxiety zählen, leiden gerade in der heutigen Zeit ja gar nicht so wenige! Ich hoffe es wird mehr zum Thema gemacht, und dass psychische Probleme weniger stigmatisiert werden und denke dass dieser Blog und jeder Gastpost dazu ein kleines bisschen beiträgt! Danke dafür! <3
Dazu folge ich ein paar Instagram-Profilen, die ich mal nennen/empfehlen möchte, weil sie mir den Alltag irgendwie verschönern und mich bestärken:
1. @louisadellert welche ganz viel für mehr Realität auf Instagram wirbt und mich irgendwie dran erinnert, dass Vergleiche mit Anderen (“Den geht’s besser als mir”, “Ich bin abnormal”, …) kompletter Bullshit sind, weil viel mehr Schein als Sein ist.
2. @sarahanderscomics hat auf ihrem Profil (wie der Name schon sagt) ganz viele und süße Kurz-Comics, viele zum Thema Anxiety und Depression (womit Skin Picking wohl zusammen hängt), aber auch Thema Frau/Mädchen sein, welche mich immer aufmuntern/bestärken. :)
3. @randomactsofbrie und @skybanyes sind da ähnlich, wobei beide eher Zeichnungen veröffentlichen. :)
Thema Selbstliebe/Selbstakzeptanz ist das Projekt #loveyourselffirstproject @loveyourselffirst.project - ganz ganz ganz toll! Es gibt Posts zu den verschiedensten Themen, aber zu Selbstverletzung/Depression/… mindestens ein paar, die Hauptbotschaft ist denke ich “Du bist schön! Und normal!” soweit es normal überhaupt gibt. xD
Ansonsten find ich die Videos zur Selbstliebe von Pia Kraftfutter, sowie das Video zur Depression von Schruppert (“GIRL FRIEND TAG: Meine Depression. || Schruppert”) mega inspirierend und ergreifend, sind beide einen Klick wert!
Die wollte ich unbedingt mal empfehlen, hoffentlich kommt das nicht merkwürdig, aber vielleicht hilft es dem ein oder anderen von euch ja? Ähnliche Profile/Seiten gerne kommentieren!
Ich werd bestimmt weiter hier vorbeischauen und freue mich über
hoffentlich noch ganz viele Berichte/Tipps/Erfahrungen! Ich werd
mein Skin Picking auf jeden Fall jetzt ganz anders sehen als bisher. Es
ist nicht nur ne schlechte Angewohnheit, es ist eine
Verhaltenstörung, ein Verhalten, was man umlernen kann, eine Sucht, mit
der man leben kann. Nicht nur ein Tick, sondern ein Verhalten, mit dem
ich negative Gefühle ausdrücke und was mir als Ablenkung dient,
als Ventil; ein Verhalten, für das es (wahrscheinlich
komplizierte) Ursachen gibt und ich bin nicht allein, und wir schaffen
das! <3 <3 <3
Ganz viel Liebe, Anonym."
Ganz viel Liebe, Anonym."
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