30. Oktober 2018

Skin Picking und Trichotillomanie Tage 2018 - 2

Guten Tag!

Heute gibt es nach dem Startschuss gestern direkt den zweiten Post über die "Skin Picking und Trichotillomanie Tage 2018", der von meinem eigenen Vortrag handeln wird. Es werden aber auch Dinge zur Sprache kommen, die sich währenddessen oder danach ergeben haben und die mir viel bedeuten.

Mein Band und mein Kärtchen

Ich muss zuerst gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie ich den Post sinnvoll gliedern werde. Seht es mir also nach, falls es ein wenig chaotischer wird als beim gestrigen Teil.

Ganz zu Beginn möchte ich aber einen wichtigen Umstand erwähnen, der nicht von Anfang an klar war: Meine kleine Schwester hat mich nach Köln begleitet, um mich zu unterstützen. Erst hatte ich geplant, alleine zu reisen, aber als ich meiner Schwester von der Veranstaltung erzählte, wollte sie um jeden Preis mit. Sie ist nicht selbst betroffen und ich habe sie gewarnt, dass es durchaus anstrengend und eventuell langweilig für sie werden könnte, aber das hat sie nicht abgehalten. Genauso wenig konnten sie die Preise für das Ticket, die Bahnfahrt und die Unterkunft von ihrem Vorhaben abbringen. Sie wollte mit dabei sein, mich seelisch unterstützen und auf mich stolz sein. Am Ende war es auch sehr gut, das Wochenende zu zweit gemeistert zu haben. Wenn ich mal down war, was größtenteils nur wegen der AirBnB-Unterkunft der Fall war, hat sie mit ihrer positiven Art und guten Laune versucht, mich aufzuheiten. Ich hatte immer eine Unterstützung an meiner Seite. Danke, Schwesterchen!

Bereit für den ersten Tagungstag!

Ja... Jetzt vielleicht ganz kurz ein paar Worte zum Inhalt meines Vortrags, der am Samstag für den Zeitslot von 11:30-12:30 Uhr angesetzt war. Ich habe zusammenfassend gesagt über mich, meinen Blog und darüber, wie es ist, diesen Blog zu führen, geredet. Gestützt habe ich meinen Vortrag auf eine Präsentation, die sowohl Bilder, als auch Leitfragen und knappe Infos zeigte und auf ein kurzes Video, was ich mal für diesen Blog zusammengeschnitten habe. In dem Post "Die Gesamtheit meiner Ichs" könnt ihr das Video anschauen, wenn ihr es noch nicht kennt. Im Vortrag habe ich es als Einstieg benutzt.

Nachdem ich mich dann richtig vorgestellt und ein paar Informationen zu mir genannt habe, orientierte ich mich an vorbereiteten Leitfragen und versuchte, sie umfassend zu beantworten, während der Beamer Bilder von mir und meiner Haut an die Leinwand warf. Folgende Fragen wurden in genau dieser Reihenfolge thematisiert:
- Wieso habe ich den Blog erstellt?
- Inwiefern hilft mir der Blog beim Umgang mit Skin Picking? Inwiefern kann er Trigger sein?
- Wie fühlt es sich an, öffentlich über das Skin Picking zu schreiben? Muss man da nicht mit Kritik und negativen Reaktionen rechnen?
- Wie offen gehe ich außerhalb des Blogs, z.B. im Alltag, mit Skin Picking um? Habe ich Angst, erkannt zu werden?
- Was sind das für Menschen, die mir folgen?
- Welche Blogposts werden am häufigsten angeklickt bzw. gelesen und wie sind generell die Reaktionen zu meinen Posts/meinem Blog?
- Was sind meine Erfahrungen als Protagonistin in einem TV-Beitrag?
- Wie geht meine Familie mit dem Skin Picking um? Was denken Menschen aus meinem Umfeld über die TV-Beiträge, den Zeitschriftenartikel und meine ganze Art, damit umzugehen?
- Was wünsche ich mir für die Zukunft?

Die allererste Frage werde ich in naher Zukunft in einem eigenen Post verarbeiten, da diese Idee auch schon lange auf meiner Liste steht. Die restlichen Fragen werde ich jetzt im Nachhinein nicht beantworten - das würde mit größter Sicherheit den Rahmen dieses Posts sprengen. Falls ich merke, dass Interesse an bestimmten Fragen besteht, dann bin ich allerdings nur zu gerne bereit, mal darüber zu berichten. Meldet es mir also gerne zurück!

Ich zu Beginn meines Vortrags (Foto von Ingrid Bäumer)

Mit diesem Foto leite ich dann zur weniger sachlichen und eher emotionalen Berichterstattung über. Zuerst einmal war ich überrascht vom Interesse der Konferenzbesucher an meiner Präsentation! Für das Foyer hatten wir 30 Stühle eingeplant, die für meinen Vortrag allesamt besetzt waren und nicht nur das! Es gab sicher auch ca. ein dutzend Leute, die während der ganzen Stunde gestanden und mir zugehört haben. Das macht ungefähr 40 Menschen, die mir ihre Zeit und Aufmerksamkeit schenkten und das hat mich schon umgehauen!

Zu meiner gefühlsmäßigen Verfassung kann ich sagen: Ich war kurz vorher und währenddessen extrem aufgeregt und nervös, mein Mund war staubtrocken (ein Glas Wasser vergaß ich natürlich und mittendrin war es mir dann auch zu peinlich :D) und meine Hände zitterten. Natürlich wurde es innerhalb der Stunde besser und besser, aber so ganz beruhigen konnte ich mich auch dann nicht, als ich fertig war. Ich stand sowieso das ganze Wochenende unter Strom, da war an Ruhe wenig zu denken. Wie ich mir sagen lassen habe, hat man das aber wenig gemerkt. Das höre ich auch oft in der Uni, wenn ich Präsentationen halte. Ich selbst komme mir irre aufgeregt, durcheinander und von der Stimme und Körperhaltung her total zittrig vor, aber nach außen hin scheint das nicht im gleichen Maße durchzudringen.

Ansonsten lief es bis auf technische Schwierigkeiten sehr gut, es wurden auch zwischendurch Fragen gestellt und dadurch manchmal kleine Dialoge zwischen mir und den Besuchern geschaffen. Ich habe sogar bis zu der Frage nach meiner Verwandtschaft und ihrem Umgang mit dem Skin Picking nicht weinen müssen! Aber während ich diese Frage beantwortete, gab es irgendwann einen Punkt, wo ich es nicht mehr zurückhalten konnte... Ich werde an derartigen Stellen schnell emotional und dann saß da auch noch meine ebenfalls nah am Wasser gebaute Schwester vor mir, sodass es unvermeidbar war, ein paar Tränen zu vergießen. Aber wie ich es mitbekommen habe, ist meine Emotionalität vor dem Hintergrund meiner Geschichte auch auf viele Zuhörer übergegangen, sodass nur wenige Augen in der Runde trocken blieben. Nachdem ich meine Schwester umarmt und mich wieder gefangen hatte, konnte ich erstaunlicherweise sogar etwas entspannter und befreiter fortfahren. Bis zum Ende lief dann wieder alles glatt und ich konnte die Präsentation mit einem guten Gefühl beenden. Ich hatte es geschafft!

Einigen Rückmeldungen nach zu urteilen habe ich den Vortrag professionell gehalten, aber durch die emotionalen Momente gleichzeitig auch authentisch gewirkt und die Zuhörer erreicht. Mir ist das dadurch deutlich geworden, dass es ein paar Momente gab, in denen mir applaudiert wurde. Dazu zählten auch die extrem lieben Worte, welche die zweite Hauptorganisatorin Christina Gallinat am Ende an mich richtete. Das hat mir ein wenig klarer gemacht, was ich mit meinem Blog und auch mit den TV-Beiträgen oder dem Zeitschriftenartikel für andere Betroffene tue.

Nach so viel Text gibt es als kurze Abwechslung ein paar Fotos, die die liebe Linda Hollatz von mir gemacht hat:




Zum Ende komme ich nochmal auf diejenigen zu sprechen, die nach meinem Vortrag und auch über das gesamte Wochenende hinweg so mutig waren, mich anzusprechen. Ich habe mich bei jeder einzelnen Person sehr darüber gefreut, dass sie mit mir ins Gespräch kommen wollte oder mir einfach nur kurz sagen wollte, dass sie meinen Blog verfolgt und nur durch meine Werbung für diese Konferenz nach Köln gekommen ist. Wirklich, das war einfach nur wunderbar, wenn ich wusste:"Hey, diese Menschen stehen nur vor mir, weil ich sie mit meinen Posts dazu animiert habe!". Es gab aber auch ein paar Betroffene bzw. Angehörige, die mich in einem längeren Gespräch um Rat bei ihrer Situation gefragt haben. Ganz egal, um was es ging - ich habe mir für jede Person die Zeit genommen und jeden Austausch extrem genossen! Es ist so ergreifend und bereichernd, sich so persönlich mit anderen Menschen über das Skin Picking und ähnliche Themen auszutauschen. Falls unter euch Lesern jemand ist, der sich nun angesprochen fühlt: Ich möchte euch dafür danken, dass ihr auf mich zugekommen seid und ich euch kennenlernen durfte! Keine Ahnung, ob ich euch viel helfen konnte, aber ihr habt mir geholfen! Mir bedeutet es unsagbar viel, die Geschichten von anderen Betroffenen zu hören, meine Geschichte zu erzählen und Anderen so gut es geht zu helfen, während ich für mich selbst auch ganz viel mitnehme.

Insgesamt ist an dieser Stelle meine Dankbarkeit für das Ganze angebracht. Ich bin nämlich sehr dankbar dafür, dass ich an dieser Konferenz als Gast und auch als Dozentin teilnehmen durfte! Worte können nur schwer ausdrücken, wie glücklich ich über die Veranstaltung und all das, was sie mit sich gebracht hat, bin! Aber ich werde das jetzt eventuell nicht zum letzten Mal sagen...

Wir hören uns im nächsten Post über dieses tolle Wochenende!

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