31. Oktober 2022

Happy Halloween 2022

Vom 31. Teil der "Eindrücke meiner Haut"-Postserie im letzten Beitrag zum 31. Oktober 2022 aka Halloween, yeay. Was für eine Überleitung, das verdient einen Preis!
 
Wie sieht es bei euch aus: Seid ihr Halloween-Fans oder eher nicht so? Ich hab es als Kind sehr gemocht und wir waren abends in Kostümen unterwegs, um uns an den Türen der Nachbarschaft Süßigkeiten abzustauben, aber leider kannte damals kaum jemand Halloween, sodass wenig in unseren Beuteln gelandet ist. :D Auch heute finde ich Halloween eigentlich ziemlich cool, aber ich komme dennoch nicht auf Partys und verkleide mich daher nicht, obwohl ich an sich Spaß daran habe. Während meiner Mottowoche im Abi hatten wir auch das Motto Horror, wofür ich mir ganz gut Mühe gegeben habe. Erinnert sich hier noch jemand an die Zeit und die Bilder davon? 2016 war das, einfach schon 6 Jahre her.

Jedenfalls habe ich vor zwei Tagen spontan Fotos im Halloween-Theme für euch gemacht, um euch zu zeigen, dass wir auch mit roten Stellen und Narben im Gesicht oder anderswo am Körper unsere Kostüme oder einen geilen Make-Up-Look rocken können! Ihr braucht euch nicht verstecken, sondern dürft da raus gehen und euch zeigen! Wenn ihr Halloween feiert, dann lasst euch bitte die schöne Zeit nicht nehmen. Wer euer Äußeres unsensibel kommentiert, kann sich nämlich zu den langsam faulenden Kürbissen gesellen - ab in die Tonne damit! Aber ganz ehrlich: Wer könnte bei einem ausgefallenen Kostüm oder einem heftigen Make-Up-Look noch auf eure Hautstellen achten? In diesem Sinne: Happy Halloween 2022!




29. Oktober 2022

Eindrücke meiner Haut - 31

Ich bin mal wieder mit dem vollen Programm gesegnet...
 
24.10:
 



 26.10:



27.10:



27. Oktober 2022

Abspaltung, Flucht und Existenz

In Ergänzung zum vorherigen Blogpost:
 
Ich habe mich eben an eine Erkenntnis von vor einigen Monaten erinnert und halte sie für höchst intim, aber auch extrem wichtig. Deshalb teile ich sie mit euch.
 
Undzwar sprach ich im letzten Beitrag unter Anderem davon, wie Skin Picking mir erlaubt, mich meinen Gefühlen und Gedanken zu entziehen. Wie eine Art Flucht. Skin Picking eröffnet mir einen Raum, der voller Nichts ist. Und wisst ihr, was ich dabei vergaß (und was gleichzeitig Kern meiner Erkenntnis ist)? Dass auch ich selbst in diesem Raum nicht mehr bin. Mit Skin Picking spalte ich mich also komplett von mir ab: Von meiner Person mitsamt aller äußeren und inneren Eigenschaften, von meinem Leben (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) und natürlich auch - wie bereits festgestellt - von meinen Gedanken und Gefühlen. Als würde die Existenz Jacqueline für eine begrenzte Zeitspanne verpuffen. Ich flüchte also nicht bloß vor allem, was in meinem Kopf geschieht, nein. Ich flüchte vor meinem ganzen Sein. Meinem Ich in der jeweiligen Situation, aber auch meinem allgemeinen Ich.

Das kenne ich abseits vom Skin Picking übrigens auch gut. In meinem Leben gab es unendlich viele Momente, in denen ich mir nichts lieber gewünscht hätte, als mir selbst und meinem Leben entfliehen zu können. Als nicht mehr ich selbst sein zu müssen. Ich wusste in diesen Momenten oft nicht wie und jetzt kann ich mit Bestimmtheit sagen: Ich wusste es doch (ohne es zu wissen). Denn Skin Picking ist mein Weg dafür geworden. Der allerbeste Weg zur Flucht. Diese Funktion überwiegt für mich persönlich der anderen Funktion, die ich im letzten Beitrag beschrieb.
 
Doch weshalb das Ganze? Die Antwort, die gleichzeitig meine besagte Erkenntnis war, ist Folgende: Ich flüchte vor mir selbst, weil ich meine eigene Existenz nicht ertragen kann. Und das tut weh, weil ich dachte, ich hätte den tiefen und zerstörerischen Selbsthass überwunden. Klar, inzwischen mag ich mich an sich schon und würde sagen, ich hab einige sehr gute und wertvolle Eigenschaften. Aber diese Aussagen und Glaubenssätze, die mir über so lange Zeit von außen eingepflanzt wurden, haben offenbar immer noch eine unterschätzte Macht. Ich bin noch nicht vollkommen frei davon und bis es so weit ist, liegt noch ein laaaanger Weg vor mir. Puh, das dürfte anstrengend werden...


PS: Ist es nicht total beeindruckend, wie man es manchmal ganz allein schafft, ein völlig verknotetes Wollknäuel in einzelne Gedankenfäden aufzulösen, die Emotionen davon zu trennen und daraus Erkenntisse zu gewinnen, sodass man sich selbst auch nach so vielen Jahren noch besser kennenlernt und versteht!? Mindblowing für mich. Für euch mag das nicht so rüberkommen, aber ich habe gerade einen riiiichtigen Aha-Moment. Mag sein, dass es sich nur deswegen so mindblowing anfühlt, weil diese Erkenntnis erst einmal fast 10 Jahre reifen musste...aber egal. :D

26. Oktober 2022

Zeit für mich

Skin Picking ist für mich manchmal wie eine bizarre Art der Selbstfürsorge. Es ist eine Tätigkeit, ein Zeitfenster und ein mental space, wo ich nur für mich bin. Ich widme mich ganz mir selbst: Meinen Gedanken und Gefühlen (aber nur oberflächlich und erlebend, weniger analysierend und verarbeitend) und meinem Körper. Nichts und niemand kann Teil dieses Aktes sein, nur ich allein. Ich und das Skin Picking verschmelzen und werden eins. Es kann wie ein euphorischer wilder Ritt sein, wenn ich drücke und kratze. Ein wahres Feuerwerk von Emotionen, Gedankenfetzen und körperlichem sowie seelischem Schmerz. Andere Male ist es eher wie ein beflügelnder Wolkenflug. Sanft getragen fliege ich über alles her, was mich sonst im Alltag begleitet und kann mich vollkommen von allem lösen. Wie ein luftleerer Raum, in dem ich nichts fühle oder denke.
 
Das ist doch wahnsinnig interessant, oder nicht? Wie das Skin Picking auch so völlig gegensätzliche Funktionen haben kann oder zu gänzlich unterschiedlichen Zuständen führt. Einerseits kann mir das Skin Picking helfen, mich selbst zu spüren - mehr, als ich es manchmal im Alltag kann. Dann komme ich bei mir an und erde mich. Ich kümmere mich um mich selbst und mache quasi einen Checkup. Das passiert oft, wenn ich nach einem langen Tag oder einer Erledigung nach Hause komme. Andererseits kann das Skin Picking beinahe betäubend wirken, sodass ich endlich mal weniger (starke) Emotionen fühle als sonst. Es erlaubt mir, mich dem Ganzen zu entziehen, was ich sonst nie wirklich schaffe. Auch das kenne ich nur zu gut und führe es gelegentlich sogar absichtlich herbei.

Was ich darüber hinaus aber sagen will: Ich habe vielleicht nie richtig gelernt, wie ich für mich sorgen kann. Und obwohl Skin Picking mir langfristig mehr nimmt als gibt, so ist es doch mein Weg geworden, Selbstfürsorge zu betreiben und mir Zeit für mich zu nehmen. Es ist wie ein Sicherheitsnetz, schließlich ist die Option immer da, meine Haut trage ich stets mit mir herum. Wie will ich mich meinem Trigger und Medium zugleich entziehen? Es geht nicht. Das kann beängstigend oder auch beruhigend sein. Und auch, wenn ich bis heute keinen anderen Weg kenne bzw. beherrsche, um gut zu mir zu sein, so weiß ich dennoch, dass es welche gibt. Eines Tages werde ich in der Lage sein, nur noch auf alternative Wege zurückzugreifen. Dann brauche ich das Skin Picking nicht mehr. Wer weiß? Vielleicht sehe ich es dann nicht mehr als "Zeit für mich", sondern als "Zeit, die ich mir zu leben nehme" oder sowas. Ihr versteht.

17. Oktober 2022

Skin Picking bei ZDFheute

Hey, ihr Lieben und herzlich willkommen auch an alle, die vielleicht durch einen ganz bestimmten Beitrag von gestern neu auf meinem Blog sind! :)
 
Gestern hat nämlich der Instagramkanal von ZDFheute über (mein) Skin Picking berichtet und unserer Community dabei stark unter die Arme gegriffen, was die Sichtbarkeit und die öffentliche Aufklärung über BFRB's wie Skin Picking angeht. Was für eine unfassbar riesige Chance, der Kanal hat nämlich 1,2 Millionen Follower! :o Ich kann meine Freude darüber kaum in Worte fassen, ehrlich. Als die Anfrage dazu in mein Postfach flatterte und ich die Bedeutung dieses Angebots verstand, war ich sofort total aus dem Häuschen! Ich weiß auch schon gar nicht mehr, ob ich das Ganze zu irgendeinem Zeitpunkt hier auf dem Blog angeteasert habe oder nicht... Egal, jetzt wisst ihr es! :D

Auszug von dem Instagram-Beitrag

Auszug von dem Instagram-Beitrag

Auszug von dem Instagram-Beitrag

Ich hoffe nach wie vor innig, dass die richtigen Menschen durch diesen Beitrag zu unserer Community gefunden haben und noch finden werden! Beim Gedanken an all die Betroffenen, die durch diesen Post begreifen, dass ihre Erfahrungen valide sind, einen Namen haben und dass es da draußen etliche Mitleidende gibt, wird mir ganz warm ums Herz. Wir sind alle nicht allein und es bedeutet mir wirklich die Welt, dass schon so viele neue Gesichter auf meinem Instagramprofil gelandet sind und mir ihren Support schenken! Es liegt mir so viel daran, dass immer weniger Betroffene sich fühlen wie die einzige Person auf der Welt, die "solche komischen" Sachen macht!
 
Wenn ihr vorbeischauen (und etwas Liebe da lassen) möchtet, dann geht's bitte hier entlang:
 
Ich finde, dass es bis auf ein, zwei kleine Fehlerchen ein ziemlich gelungener Beitrag ist und ich bin so froh, dass sie auch mit der lieben Christina ein Interview geführt haben, um an kompetente und verlässliche Informationen zu kommen! Nur mit den richtigen Infos können wir die Erkrankung möglichst verständlich rüberbringen, Missverständnisse vermeiden und vielleicht sogar Vorurteile verringern.

Also auch an dieser Stelle nochmal ein gaaaaanz großes Dankeschön aus tiefstem Herzen für diesen Beitrag, ZDFheute! Ich bin euch sehr dankbar.

14. Oktober 2022

Der Workshop in Köln

Morje! (Ja, ich hab mal gegooglet, wie man auf Kölsch "Guten Morgen" sagt - glaubwürdig?)
 
Ich hatte Ende August in einem Posting erwähnt, dass ich zusammen mit einer lieben Person für einen Workshop in Köln gewesen bin. Dieses Event hat nur zwei Tage vor meinem TV-Dreh stattgefunden, von dem ich euch bereits in diesem Beitrag berichtet habe. Da die Drehtage auf den 22.8 und den 23.8 gefallen sind, könnt ihr euch ausrechnen, dass der Workshop am Samstag, den 20.8 stattfand. Weil ich aber nicht gerade um die Ecke wohne, wurde die Anreise bereits auf Freitag gelegt. Und ich sagte ja bereits, dass ich den Workshop nicht alleine gegeben (und geplant) habe, sondern in Zusammenarbeit mit einer weiteren Person. Mit ihr habe ich auch den größten Weg der Anfahrt bestritten, das Hotelzimmer geteilt und am Ende genauso den größten Teil der Rückreise auf mich genommen.

Aber vielleicht bin ich mal wieder zu schnell unterwegs und verwirre euch, ihr wart ja schließlich nicht von Anfang an beteiligt und daher null im Bilde. :D Also von Beginn an... Die Grundsteine für den endgültigen Workshop, wie er im August über die Bühne ging, wurden bereits im Februar/März diesen Jahres gelegt. Verrückt, oder? Aber so ist das mit Projekten, insbesondere mit welchen, die komplett neu aus dem Boden gestampft werden: Sie brauchen Zeit und dahinter steckt wahnsinnig viel Organisation. Jedenfalls kam der erste und gleichzeitig entscheidende Impuls aus der SHG Köln. Kurz gesagt kam es dann aufgrund mehrerer Umstände dazu, dass ich das Thema in die Hand genommen habe, sodass ich im Prinzip die Hauptverantwortliche geworden und auch geblieben bin. Mich hat die Idee einfach total gecatcht und es hat mir riesigen Spaß gemacht, mich um die Ausarbeitung des Workshops zu kümmern. Die Planung für den Workshop umfasste unzählige Aufgaben ganz unterschiedlicher Natur: Wiederkehrende Absprachen mit allen Beteiligten, Zeit- und Kostenplanung, Raumsuche, Konzepterstellung und -ausarbeitung, Teilnehmerakquise, Erstellung von Materialien (Dokumente, Moodboards, Präsentation, Infoblätter...) und noch vieles mehr. Projektmanagement eben. Wie gut, dass ich im FSJ und vor allem im Studium schon mehrmals theoretische und praktische Erfahrungen mit PM gemacht habe! Über die Monate hinweg formte sich das Bild dieses Workshops immer genauer, bis es dann wie gesagt am 20. August endlich so weit war. Ich hatte schon so unfassbar lange Vorfreude; eigentlich konnte ich es im Frühjahr schon nicht mehr abwarten. :D

Falls der Planungsabsatz eher langweilig für euch war, wird es nun vielleicht spannender. Jetzt erkläre ich endlich, was das denn nun für ein Workshop gewesen ist. Ganz offensichtlich war es kein Scham-Workshop, das hätte ich dann schon geschrieben. Nein, es war ein Workshop ganz anderer Natur - viel näher, viel kreativer, viel größer. Der Workshop in Köln war ein interaktiver Kreativ- und Fotoworkshop, angelehnt an Fotos wie die aus meinen Herzensprojekten (hier kommt ihr zum letzten Herzensprojekt) oder die aus meinem Black-and-white-Beitrag. Auf Instagram gibt es dazu auch einen eigenen Hashtag in der Skin-Picking-Community, nämlich den #whatswithyourskin. Die Workshopteilnehmer tun also genau das Gegenteil von dem, was im Alltag wahrscheinlich eher passiert: Die Haut und Hautstellen werden nicht mehr versteckt, sondern bewusst in den Fokus gerückt und das im Prinzip dadurch, dass sie mit verschiedenen Materialien oder Accessoires geschmückt und verziert werden. Dieser künstlerisch-kreative Prozess sowie die Ergebnisse daraus werden von den Teilnehmern gegenseitig fotografiert, aber auch mit professionellen Porträtaufnahmen einer Fotografin verewigt. Hier kommt also die schon erwähnte zweite Person ins Spiel: Neben mir hat sich die liebe Fotografin Marie an der Planung und Umsetzung des Workshops beteiligt. Kernmessage oder Hauptziel des Workshops ist dementsprechend, dass unsere Haut schön sein darf und ein Kunstwerk sein kann. Perspektivwechsel/-erweiterung ist das Stichwort. So extrem innovativ ist das Ganze eigentlich gar nicht und dennoch gab es einen Workshop dieser Art bisher noch nicht. Es wurde also höchste Zeit!

Wie lief das Wochenende nun ungefähr ab? Wie gesagt bin ich am Freitag gemeinsam mit Marie nach Köln angereist - dafür bin ich mit dem Zug nach Hannover, von wo aus mich Marie im Auto mitgenommen hat. Auf die lange Strecke gesehen war das die angenehmste und praktischste Art zu reisen, da wir beide durch verschiedenes Equipment sehr viel Gepäck dabei hatten. Am frühen Abend sind wir in Köln bei unserem Hotel angekommen und ganz entspannt was essen und spazieren gegangen. Im Hotelzimmer vor dem Zubettgehen haben wir noch letzte Vorbereitungen beendet und alles ein letztes Mal auf Vollständigkeit geprüft.
 
Ein schöner, lauer Spätsommerabend zum Spazierengehen
 
Samstagfrüh ging es direkt in unserem gebuchten Raum los, in welchem wir alles aufgebaut und vorbereitet haben, bevor später die Teilnehmer eingetrudelt sind. Bisschen später als geplant haben wir mit einem Einstieg im "klassischen Vortragsformat" begonnen: Ein paar Infos, Absprachen und natürlich eine Kennenlernrunde. Danach war das Frontalformat für den Rest des Tages aufgehoben - schließlich wollten wir den Workshop gemeinsam und miteinander auf Augenhöhe gestalten. Das haben wir dann im Prinzip auch den Rest des Tages gemacht; unterbrochen von einer angenehmen und geselligen Mittagspause. Bevor der Workshop zu Ende ging, haben wir uns nochmal für eine Feedbackrunde zusammengesetzt und auch gemeinsam aufgeräumt. Man glaubt gar nicht, was für ein Chaos entstehen kann, wenn man sich ein paar Stunden mit mehreren Personen kreativ auslebt. :D Sobald die Teilnehmer gegangen waren, haben Marie und ich noch kurz die Gunst der Stunde genutzt und von mir ein paar Fotos geschossen, ehe wir dann alle Sachen zusammengesammelt, ins Auto geräumt und den Heimweg angetreten haben. Wir sind also noch am selben Tag wieder in den Norden gedüst. Ganz unanstrengend war das nicht, aber noch machbar. Mit vollem und dankbarem Herzen, einer wohlig-warmen Seele und wunderbaren Erinnerungen bin ich Samstagnacht in mein Bett gefallen.

Bevor es weitergeht im Text, sind hier ein paar Eindrücke vom Raum und der Umgebung (viel fotografiert habe ich nicht):

Foto von Marie

Foto von Marie




Foto einer Teilnehmerin






Zum Ende möchte ich noch sehr gerne teilen, wie es mir während des Workshops ging. Was für Gefühle und Gedanken hatte ich unmittelbar davor, währenddessen und danach? Das ist für mich immer mit die spannendste Frage. Wenn ich in einigen Monaten oder Jahren zurückblicke, habe ich das für immer festgehalten und kann so perfekt in den Erinnerungen schwelgen.
Also ja, Stichwort Aufregung/Nervosität. Die beginnen bei mir meistens erst unmittelbar vorher, sodass ich tage- oder wochenlang vorher zwar Vorfreude und Spannung empfinden kann, aber eigentlich noch keine große Aufregung und Nervosität. Freitagabend war bei mir auch alles noch total entspannt, obwohl mir natürlich langsam dämmerte, was Sache ist. :D Es ging ja auch um vieles: Der ganze Workshop war neu - ob unsere Ideen in der Umsetzung auch wirklich funktioneren, ob die Planung auf die Realität passt, ob wir bei Planänderungen spontan und flexibel reagieren können, ob wir auch nichts vergessen haben... All das war vorher noch völlig unklar. Ich fühlte mich zwar gut vorbereitet (weil ich es auch war), aber wie das Ganze verlaufen würde... das ließ ich gedanklich offen. Nur eines wusste ich ziemlich sicher: Dass es gut werden würde, egal wie. Und wenn man eine so angenehme Begleitung wie Marie hat, fällt es natürlich auch viel leichter, am Abend vorher gelassen zu sein. Samstagmorgen war es zeitlich gesehen leider etwas hektischer als geplant, was bei mir schonmal zu etwas Stress führen kann, aber es hielt sich noch in Grenzen. Die Aufregung und Nervosität kamen ganz langsam auf, aber eigentlich war ich bis zum Start ziemlich vertieft in die Vorbereitungen vor Ort. Da bin ich dann auch sehr gründlich und mit vollem Herz dabei.
Kaum wurde es ernst und ich musste den Workshop eröffnen bzw. einleiten, stiegen mir jedoch wie immer die Aufregung und Nervosität zu Kopf. Da kann ich auch nichts gegen unternehmen leider... Selbst der Gedanke, dass ich eigentlich alle Gesichter mehr oder weniger gut durch die Selbsthilfegruppentreffen kannte, konnte mich wenig beruhigen. Mein Körper reagiert immer ziemlich heftig auf sowas: Muskelzittern, innere Unruhe, Kälte und Wärme zugleich (plus Schwitzen), zittrige Stimme, schnelles Reden, häufiges Verhaspeln, trockener Mund und und und. Von außen sieht man mir sicher wenig davon an, aber innerlich fühle ich mich dann immer wie die Unsicherheit in Person und bin auch sehr streng mit mir. Das kann ich Gott sei Dank recht gekonnt überspielen und zusätzlich bin ich gerne ehrlich, was meinen Gemütszustand angeht. Ich weiß in solchen Situationen ja auch, dass es nur die Anfangsaufregung ist, die nie lange anhält. So war das auch an diesem Tag. Kaum waren die ersten Minuten geschafft, konnte mein Körper runterfahren. Es störte mich z.B. auch gar nicht so sehr, dass wir viel später angefangen haben als geplant. Ich hatte Vertrauen darin, dass wir es mit allen Umständen irgendwie aufnehmen würden und dass sich der Tag schon gut von alleine formen würde. Wir waren einfach auch eine ganz wunderbare Truppe, mit der sich eine extrem angenehm-harmonische Atmosphäre entwickelt hatte. Wir durften alle einfach da sein, Raum einnehmen, Ideen einbringen, kreativ sein, einander helfen und unterstützen, uns etwas trauen, Nein sagen und vieles mehr. Das war so wundervoll! Wenn ich eine Sache nennen müsste, die für mich am schönsten war, würde ich die Atmosphäre und Stimmung der Gruppe nennen. Obwohl ein, zwei strukturelle Aspekte anders umgesetzt wurden als wir uns im Vorhinein überlegt hatten, hat es von Anfang bis Ende reibungslos funktioniert und alle wichtigen Ideen haben sogar noch besser als in Gedanken geklappt. Das lag im Wesentlichen an der Offenheit und dem Engagement der Gruppe, wofür ich mich nur bedanken kann!
Ich habe den Workshoptag seeeeehr genossen, viel gelacht und auch wirklich mein komplettes Herz in die Sache gesteckt. Mein Handy war bspw. den ganzen Tag in der Tasche - ich hatte gar keine Zeit und keinen Kopf, da auch nur eine Sekunde draufzuschauen. Ich wollte voll und ganz für die Workshopteilnehmer da sein und den Moment genießen. Die Stunden vergingen sowieso viel zu schnell: Gerade hatte man angefangen, dann erst die Mittagspause gemacht und schon war der Spaß vorbei. So gerne hätte ich noch mehr Zeit mit den Anwesenden verbracht, auch gerne freizeitlich ein paar mehr Gespräche geführt, aber letztendlich war dafür leider kein Platz mehr. Auch die schönste Veranstaltung hat ein Ende.
Auf der Heimfahrt habe ich mich wie gesagt zwar platt, aber auch unheimlich leicht gefühlt. Leicht von all der Wärme und Herzlichkeit, von dem gelungenen Konzept, von der Dankbarkeit... Ich konnte eigentlich nur grinsen. Marie und ich haben auch während der Autofahrt schon unheimlich viel über das Erlebte geredet, erste Dinge reflektiert und uns gefreut, dass die ganze Sache so ein großer Erfolg gewesen ist. Klar, ein paar Einzelheiten kann man optimieren, aber welches Projekt ist schon perfekt? Wir haben unser Bestes gegeben und sind beide sehr stolz auf uns und die Workshopteilnehmer. Alles richtig gemacht. Ich glaube, das ist ein gutes Schlusswort. Mir wird dieser Workshop auf ewig positiv in Erinnerung bleiben. Danke, dass ich das erleben durfte! <3


Hinweis zur Verständlichkeit: Ich habe über den gesamten Beitrag hinweg versucht, einen Mittelweg zwischen den Extremen "keine Details erzählen" und "ALLES erzählen" zu finden. Ich würde euch nur zu gerne noch mehr erzählen als das, was ihr lesen konntet, aber es gibt gewisse Gründe, warum ich das nicht getan habe. Einerseits sind an dem Workshop Teilnehmer beteiligt gewesen - sodass alles, was diese Personen berührt, auch ganz schnell persönlich wird. Diese Teilnehmer haben den Workshop im Prinzip zu dem gemacht, was er war und alles, was auch nur in irgendeiner Weise ihr Erleben, ihre Aussagen, ihre Erfahrungen usw. betrifft, ist höchst intim und wird unter uns als Gruppe bleiben. Ich als Workshop-Leitung bin genauso wie alle anderen anwesenden Personen der Schweigepflicht über das Geschehene verpflichtet und nehme diese sehr ernst! Deshalb habe ich nichts Genaues und auch nichts Personenbezogenes erzählt. Ferner sind Idee, Konzept und Ziele dieses bisher einzigartigen Workshops mein bzw. unser Gedankengut, welches monatelanger, teilweise anstrengender Arbeit zu verdanken ist. So gerne ich inspirieren und euch Teil von dieser wunderbaren Erfahrung sein lassen möchte - diese Stunden, die wir investiert haben, sind mir sehr (!) viel wert und deshalb möchte ich nicht bis ins kleinste Detail öffentlich teilen, wie der Workshop funktioniert hat, was er für Ziele hatte, wie die Rollenaufteilung zwischen Marie und mir war usw. Ich weiß nicht ganz, wie ich das ausdrücken soll, aber ich hoffe, dass ihr das verstehen könnt. Weil ich aber auch nicht total vage bleiben wollte und weil ihr bald auch noch richtige Ergebnisse aus dem Workshop sehen werdet, habe ich mich dafür entschieden, vereinzelte Informationen mit euch zu teilen. Gerade so viel, dass ihr eine einigermaßen genaue Vorstellung von der Sache erhalten könnt. Selbiger Hinweis gilt im Prinzip übrigens auch für andere Veranstaltungen wie zum Beispiel den Scham-Workshop. Denn so gerne ich über diese herausragenden Ereignisse erzähle, so sehr möchte ich den sensiblen und vertrauensvollen Raum, den man in so einem Workshop bildet, auch im Nachgang schützen.

10. Oktober 2022

Was bedeutet Recovery?

Hi ihr! :)
 
Ihr habt sicher mitbekommen, dass ich zuletzt das neue Buch "Frieden mit meiner Haut" gelesen habe - ein Buch über die Heilungsgeschichten verschiedener Betroffener (hier kommt ihr zu meiner Rezension darüber). Gerade eben während des Selbsthilfegruppentreffens kamen wir auch kurz auf das Thema Heilung: Was bedeutet es für uns, vom Skin Picking "geheilt" zu sein? Ab wann ist es "vorbei"? Was ist eigentlich das "Ziel", auf das wir hinarbeiten? Und während dieses Austauschs ist mir etwas klar geworden... nämlich, dass ich das alles noch gar nicht so genau weiß. Ich dachte immer, ich wüsste einigermaßen, was meine persönliche Definition von Heilung ist und wohin mein Weg geht. Aber eigentlich weiß ich das nicht.

Jetzt denkt ihr euch vielleicht "trifft sich ja gut, wenn du einen Beitrag darüber schreibst". Ja, allerdings. :D Aber es geht für mich gar nicht immer darum, DIE Antwort(en) zu finden, sondern um eine Auseinandersetzung. Und die möchte ich genau jetzt, im Nachgang an die SHG, angehen. Ich habe vor Längerem bereits für Christinas Webseite einen kleinen Beitrag über Recovery geschrieben (dafür diesem Link folgen und fast nach ganz unten scrollen) und die Zeilen daraus sind zwar nicht total verkehrt, aber ich möchte sie updaten. Möchte schauen, wie ich mit den Gedanken von eben auf diesen Beitrag schaue. Es ist eh längst überfällig, dass ich mich der Thematik widme (in diesem Post über Akzeptanz vom April habe ich es zum Beispiel angeteastert) und heute fühlt es sich genau richtig an, über meine persönliche Bedeutung von Recovery nachzudenken. Nachdem ich bspw. auch schon die Frage danach bearbeitet habe, wofür es sich lohnt, am Skin Picking zu arbeiten (der Blogpost dazu)...

Wieder zurück zum ersten Absatz: Ich beschäftige mich bald seit 10 Jahren mit dem Skin Picking, d.h. ich habe schon so einige Informationen gesammelt, Wissen angehäuft und meine eigene Dermatillomanie sehr gut kennengelernt. Über all diese Jahre habe ich verdammt viel gelernt, reflektiert und geleistet - einen Teil davon kann man anhand der Blogbeiträge nachvollziehen. Gerade neulich habe ich mich nochmal intensivst mit dem Thema Heilung auseinandergesetzt, indem ich ein ganzes Buch darüber gelesen habe. Man sollte meinen, dass ich wüsste, was ich will und wohin ich will. ICH meinte zumindest das zu wissen und wie mir eben deutlich wurde, weiß ich es nicht so richtig... Was bedeutet es für mich, frei/geheilt vom Skin Picking zu sein? Wie soll dieser Zustand aussehen? Was genau ist das Ziel, auf welches ich mich langfristig zubewegen möchte? Keine Ahnung. Ich habe heute erkannt, dass auch diese Fragen sinnbildlich für ein Puzzle stehen. Diese Metapher habe ich ab und zu schonmal verwendet, zum Beispiel im Kontext davon, welche Anteile es braucht, um einen guten Werkzeugkoffer an Strategien gegen das Skin Picking zu haben. Auch die Komponenten, die heilungsförderlich sind (die also eher die Frage "Wie komme ich zur Heilung?" beantworten), sind zahlreich und bilden gemeinsam ein Puzzle zur Heilung. Ich hoffe, die Abgrenzungen und Unterschiede sind klar. Denn es geht mir darum, dass sich für mich ein neues Puzzle aufgetan hat, welches es zu puzzlen gilt: Was ist MEINE Recovery? Wohin wird mich mein Weg führen?. Heilung ist sooooo ein großes Thema, es besteht für mich aus mehreren (teilweise auch zusammenhängenden) Puzzlebildern. Aktuell habe ich weniger Puzzleteile zur Verfügung als gedacht. Aber ich bin nicht komplett ahnungslos, ich habe schon so einige Aspekte ausgemacht, die ich als relevant ansehe... Schauen wir mal auf das, was ich für Christinas Seite zum Thema Recovery geschrieben habe:

Ich habe davon gesprochen, dass ich einen Zustand erreichen will, in welchem ich die Dermatillomanie im Griff habe und nicht sie mich. Das ist für mich der Wunsch, mich nicht mehr ausgeliefert und hilflos zu fühlen, sondern eine gewisse Kontrolle zu haben. Ja, dem kann ich auch aus jetziger Sicht noch zustimmen. Kontrollverlust ist ein ganz schwieriges Gefühl für mich... Ich habe Dinge gerne unter Kontrolle, ich mag vorhersehbare Dinge/Situationen/etc.. Es ist schwierig, das zu beschreiben, weil das eigentlich noch so viel mehr ist als das und weil ich daran wahrscheinlich auch arbeiten muss. Also an der Frage, woher das kommt und ob ich mich nicht auch darin üben sollte, Unvorhersehbares aushalten zu können. Kontrollverlust heißt nicht gleich Chaos, oder? Es gibt auch etwas zwischen diesen beiden Extremen und dieses "Dazwischen" sollte ich vermutlich besser kennenlernen. Dann wird es für mich gleich viel weniger katastrophal sein, wenn ich mal nicht die volle Kontrolle habe. Resilienz und guter Umgang mit psychischen Erkrankungen zeigen sich nämlich auch gerade in herausfordernden Zeiten!
 
Welchem Aspekt ich aus heutiger Sicht zu 100% zustimmen kann: Ich habe nicht den Anspruch, die Krankheit 100%ig loszuwerden als wäre sie nie da gewesen. Ich glaube auch gar nicht, dass das geht. Skin Picking begleitet mich seit 13 Jahren und hat mich geformt, das lässt sich nicht abstreiten. Ich erkenne an, dass Skin Picking einer der Einflüsse gewesen ist, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich bin. Es gehört irgendwie zu mir und das wird es wahrscheinlich immer tun. Ich werde es nie komplett ausradieren können in dem Sinne, dass ich mir vornehmen kann, nie wieder auch nur eine einzige Stelle auszudrücken oder aufzukratzen. Aber das ist okay! Ich werde wahrscheinlich immer irgendwie einen Hang dazu haben, aber ich glaube dennoch an Heilung und an Freiheit. An etwas hinter dem Leid. An einen Zustand, wo ich wirklich auf alle Bereiche meines Lebens bezogen behaupten kann, dass ich gut damit leben kann. Gut damit leben heißt möglichst wenig bis gar kein Einfluss auf meine Psyche, auf mein Sozialleben, auf meine Haut und Ähnliches. Skin Picking in einem "normalen" Ausmaß - eben so viel, wie es auch andere (unbetroffene) Menschen im Rahmen eines menschlichen Hygieneverhaltens tun.

Das sind für mich die Grundbausteine meines Verständnisses von Recovery. Doch es ist längst nicht alles, denn es gehört noch sehr viel mehr dazu, was ich erreichen möchte:
- Gesundes, wertschätzendes Verhältnis zu mir selbst, zu meiner Haut und zu meinen Emotionen
- Skin Picking ist kein Weg mehr, Emotionen zu "verarbeiten", weil ich meine Emotionen besser verstehen kann und bessere Wege gefunden habe, mit ihnen umzugehen
- Gute Umgangsmethoden für Stress und Herausforderungen
- Mich selbst besser kennen und die Fähigkeit ausbauen, gut zu mir sein zu können
- Zahlreiche und passende Wege, mir selbst etwas Gutes zu tun
- Bewusster und aufmerksamer Momente erleben können
- Mich in Dankbarkeit und Vergebung mir selbst gegenüber üben
- Allgemein fürsorglicher und liebevoller Umgang mit mir selbst
- Eigene Grenzen kennen und wahren
- Psychische Hintergründe, Traumata etc. (des Skin Pickings und allgemein) innerhalb von Therapien kennenlernen, verstehen lernen und möglichst gut aufarbeiten
- ...

Das wird nicht vollständig sein, aber ich habe in dieser Auseinandersetzung bereits einige der wichtigsten Punkte gesammelt. Gerade das Thema der psychischen Hintergründe ist für mich ein bisher noch unangetastetes Feld, hinter welchem ich vieeeele Learnings und gleichzeitig sehr viel Arbeit erwarte. Ich glaube, dass hier der Hund begraben liegt (mehr dazu im letzten großen Absatz der Rezension zu "Frieden mit meiner Haut").

Alles in allem weiß ich, dass Heilung und Recovery auch für mich ein vermutlich lebenslanger Weg bzw. ein Prozess ist. Wie ihr seht, bin ich noch dabei, herauszufinden, wie genau der Weg aussieht und was das Ziel sein wird, wenn es denn überhaupt eins gibt. Hauptsache, ich bleibe in Bewegung und mache in Summe mehr Fort- als Rückschritte. Und wer weiß? Vielleicht werde ich es erst dann genau wissen, wenn ich da bin. Spätestens dann werde ich es merken, glaube ich. Aktuell weiß ich, dass ich noch nicht dort bin, wo ich sein möchte. Das ist doch schonmal eine sehr wichtige Erkenntnis! Vor mir liegen noch zahlreiche Erkenntnisse, Learnings, Impulse und schließlich Schritte, die mich meiner Freiheit näherbringen. Bis dahin bin ich auch ein vollwertiger und liebenswerter Mensch, das darf ich auf meiner Reise nie vergessen.

8. Oktober 2022

Black and white

Manchmal gibt es eben doch nur schwarz und weiß... Nein, das ist keine Verkleidung für eine Schneeflocke oder einen Dalmatiner. :D Ich war nur mal wieder kreativ. Find's so cool, wie die weißen Pompoms meine größeren Stellen gleichzeitig verstecken und hervorheben. Mission accomplished!
 








5. Oktober 2022

Eindrücke meiner Haut - 30

Bald 8 Jahre Blog und 30 Teile von "Eindrücke meiner Haut". Komisches Verhältnis. :D Jedenfalls habe ich heute nicht allzu viel zu sagen, wollt euch nur updaten in Bezug auf meinen Hautzustand. Ich hoffe, es hilft euch, wenn ich regelmäßig meine Haut zeige. Ihr sollt euch gesehen und repräsentiert fühlen - egal, in welchem Zustand eure eigene Haut aktuell ist. Ihr seid wundervolle Wesen!