Morje! (Ja, ich hab mal gegooglet, wie man auf Kölsch "Guten Morgen" sagt - glaubwürdig?)
Ich hatte Ende August
in einem Posting erwähnt, dass ich zusammen mit einer lieben Person für einen Workshop in Köln gewesen bin. Dieses Event hat nur zwei Tage vor meinem TV-Dreh stattgefunden, von dem ich euch bereits
in diesem Beitrag berichtet habe. Da die Drehtage auf den 22.8 und den 23.8 gefallen sind, könnt ihr euch ausrechnen, dass der Workshop am Samstag, den 20.8 stattfand. Weil ich aber nicht gerade um die Ecke wohne, wurde die Anreise bereits auf Freitag gelegt. Und ich sagte ja bereits, dass ich den Workshop nicht alleine gegeben (und geplant) habe, sondern in Zusammenarbeit mit einer weiteren Person. Mit ihr habe ich auch den größten Weg der Anfahrt bestritten, das Hotelzimmer geteilt und am Ende genauso den größten Teil der Rückreise auf mich genommen.
Aber vielleicht bin ich mal wieder zu schnell unterwegs und verwirre euch, ihr wart ja schließlich nicht von Anfang an beteiligt und daher null im Bilde. :D Also von Beginn an... Die Grundsteine für den endgültigen Workshop, wie er im August über die Bühne ging, wurden bereits im Februar/März diesen Jahres gelegt. Verrückt, oder? Aber so ist das mit Projekten, insbesondere mit welchen, die komplett neu aus dem Boden gestampft werden: Sie brauchen Zeit und dahinter steckt wahnsinnig viel Organisation. Jedenfalls kam der erste und gleichzeitig entscheidende Impuls aus der SHG Köln. Kurz gesagt kam es dann aufgrund mehrerer Umstände dazu, dass ich das Thema in die Hand genommen habe, sodass ich im Prinzip die Hauptverantwortliche geworden und auch geblieben bin. Mich hat die Idee einfach total gecatcht und es hat mir riesigen Spaß gemacht, mich um die Ausarbeitung des Workshops zu kümmern. Die Planung für den Workshop umfasste unzählige Aufgaben ganz unterschiedlicher Natur: Wiederkehrende Absprachen mit allen Beteiligten, Zeit- und Kostenplanung, Raumsuche, Konzepterstellung und -ausarbeitung, Teilnehmerakquise, Erstellung von Materialien (Dokumente, Moodboards, Präsentation, Infoblätter...) und noch vieles mehr. Projektmanagement eben. Wie gut, dass ich im FSJ und vor allem im Studium schon mehrmals theoretische und praktische Erfahrungen mit PM gemacht habe! Über die Monate hinweg formte sich das Bild dieses Workshops immer genauer, bis es dann wie gesagt am 20. August endlich so weit war. Ich hatte schon so unfassbar lange Vorfreude; eigentlich konnte ich es im Frühjahr schon nicht mehr abwarten. :D
Falls der Planungsabsatz eher langweilig für euch war, wird es nun vielleicht spannender. Jetzt erkläre ich endlich, was das denn nun für ein Workshop gewesen ist. Ganz offensichtlich war es kein Scham-Workshop, das hätte ich dann schon geschrieben. Nein, es war ein Workshop ganz anderer Natur - viel näher, viel kreativer, viel größer. Der Workshop in Köln war ein interaktiver Kreativ- und Fotoworkshop, angelehnt an Fotos wie die aus meinen Herzensprojekten (
hier kommt ihr zum letzten Herzensprojekt) oder die aus meinem
Black-and-white-Beitrag. Auf Instagram gibt es dazu auch einen eigenen Hashtag in der Skin-Picking-Community, nämlich den
#whatswithyourskin. Die Workshopteilnehmer tun also genau das Gegenteil von dem, was im Alltag wahrscheinlich eher passiert: Die Haut und Hautstellen werden nicht mehr versteckt, sondern bewusst in den Fokus gerückt und das im Prinzip dadurch, dass sie mit verschiedenen Materialien oder Accessoires geschmückt und verziert werden. Dieser künstlerisch-kreative Prozess sowie die Ergebnisse daraus werden von den Teilnehmern gegenseitig fotografiert, aber auch mit professionellen Porträtaufnahmen einer Fotografin verewigt. Hier kommt also die schon erwähnte zweite Person ins Spiel: Neben mir hat sich die liebe
Fotografin Marie an der Planung und Umsetzung des Workshops beteiligt. Kernmessage oder Hauptziel des Workshops ist dementsprechend, dass unsere Haut schön sein darf und ein Kunstwerk sein kann. Perspektivwechsel/-erweiterung ist das Stichwort. So extrem innovativ ist das Ganze eigentlich gar nicht und dennoch gab es einen Workshop dieser Art bisher noch nicht. Es wurde also höchste Zeit!
Wie lief das Wochenende nun ungefähr ab? Wie gesagt bin ich am Freitag gemeinsam mit Marie nach Köln angereist - dafür bin ich mit dem Zug nach Hannover, von wo aus mich Marie im Auto mitgenommen hat. Auf die lange Strecke gesehen war das die angenehmste und praktischste Art zu reisen, da wir beide durch verschiedenes Equipment sehr viel Gepäck dabei hatten. Am frühen Abend sind wir in Köln bei unserem Hotel angekommen und ganz entspannt was essen und spazieren gegangen. Im Hotelzimmer vor dem Zubettgehen haben wir noch letzte Vorbereitungen beendet und alles ein letztes Mal auf Vollständigkeit geprüft.
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Ein schöner, lauer Spätsommerabend zum Spazierengehen
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Samstagfrüh ging es direkt in unserem gebuchten Raum los, in welchem wir alles aufgebaut und vorbereitet haben, bevor später die Teilnehmer eingetrudelt sind. Bisschen später als geplant haben wir mit einem Einstieg im "klassischen Vortragsformat" begonnen: Ein paar Infos, Absprachen und natürlich eine Kennenlernrunde. Danach war das Frontalformat für den Rest des Tages aufgehoben - schließlich wollten wir den Workshop gemeinsam und miteinander auf Augenhöhe gestalten. Das haben wir dann im Prinzip auch den Rest des Tages gemacht; unterbrochen von einer angenehmen und geselligen Mittagspause. Bevor der Workshop zu Ende ging, haben wir uns nochmal für eine Feedbackrunde zusammengesetzt und auch gemeinsam aufgeräumt. Man glaubt gar nicht, was für ein Chaos entstehen kann, wenn man sich ein paar Stunden mit mehreren Personen kreativ auslebt. :D Sobald die Teilnehmer gegangen waren, haben Marie und ich noch kurz die Gunst der Stunde genutzt und von mir ein paar Fotos geschossen, ehe wir dann alle Sachen zusammengesammelt, ins Auto geräumt und den Heimweg angetreten haben. Wir sind also noch am selben Tag wieder in den Norden gedüst. Ganz unanstrengend war das nicht, aber noch machbar. Mit vollem und dankbarem Herzen, einer wohlig-warmen Seele und wunderbaren Erinnerungen bin ich Samstagnacht in mein Bett gefallen.
Bevor es weitergeht im Text, sind hier ein paar Eindrücke vom Raum und der Umgebung (viel fotografiert habe ich nicht):
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Foto von Marie
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Foto von Marie
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Foto einer Teilnehmerin
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Zum Ende möchte ich noch sehr gerne teilen, wie es mir während des Workshops ging. Was für Gefühle und Gedanken hatte ich unmittelbar davor, währenddessen und danach? Das ist für mich immer mit die spannendste Frage. Wenn ich in einigen Monaten oder Jahren zurückblicke, habe ich das für immer festgehalten und kann so perfekt in den Erinnerungen schwelgen.
Also ja, Stichwort Aufregung/Nervosität. Die beginnen bei mir meistens erst unmittelbar vorher, sodass ich tage- oder wochenlang vorher zwar Vorfreude und Spannung empfinden kann, aber eigentlich noch keine große Aufregung und Nervosität. Freitagabend war bei mir auch alles noch total entspannt, obwohl mir natürlich langsam dämmerte, was Sache ist. :D Es ging ja auch um vieles: Der ganze Workshop war neu - ob unsere Ideen in der Umsetzung auch wirklich funktioneren, ob die Planung auf die Realität passt, ob wir bei Planänderungen spontan und flexibel reagieren können, ob wir auch nichts vergessen haben... All das war vorher noch völlig unklar. Ich fühlte mich zwar gut vorbereitet (weil ich es auch war), aber wie das Ganze verlaufen würde... das ließ ich gedanklich offen. Nur eines wusste ich ziemlich sicher: Dass es gut werden würde, egal wie. Und wenn man eine so angenehme Begleitung wie Marie hat, fällt es natürlich auch viel leichter, am Abend vorher gelassen zu sein. Samstagmorgen war es zeitlich gesehen leider etwas hektischer als geplant, was bei mir schonmal zu etwas Stress führen kann, aber es hielt sich noch in Grenzen. Die Aufregung und Nervosität kamen ganz langsam auf, aber eigentlich war ich bis zum Start ziemlich vertieft in die Vorbereitungen vor Ort. Da bin ich dann auch sehr gründlich und mit vollem Herz dabei.
Kaum wurde es ernst und ich musste den Workshop eröffnen bzw. einleiten, stiegen mir jedoch wie immer die Aufregung und Nervosität zu Kopf. Da kann ich auch nichts gegen unternehmen leider... Selbst der Gedanke, dass ich eigentlich alle Gesichter mehr oder weniger gut durch die Selbsthilfegruppentreffen kannte, konnte mich wenig beruhigen. Mein Körper reagiert immer ziemlich heftig auf sowas: Muskelzittern, innere Unruhe, Kälte und Wärme zugleich (plus Schwitzen), zittrige Stimme, schnelles Reden, häufiges Verhaspeln, trockener Mund und und und. Von außen sieht man mir sicher wenig davon an, aber innerlich fühle ich mich dann immer wie die Unsicherheit in Person und bin auch sehr streng mit mir. Das kann ich Gott sei Dank recht gekonnt überspielen und zusätzlich bin ich gerne ehrlich, was meinen Gemütszustand angeht. Ich weiß in solchen Situationen ja auch, dass es nur die Anfangsaufregung ist, die nie lange anhält. So war das auch an diesem Tag. Kaum waren die ersten Minuten geschafft, konnte mein Körper runterfahren. Es störte mich z.B. auch gar nicht so sehr, dass wir viel später angefangen haben als geplant. Ich hatte Vertrauen darin, dass wir es mit allen Umständen irgendwie aufnehmen würden und dass sich der Tag schon gut von alleine formen würde. Wir waren einfach auch eine ganz wunderbare Truppe, mit der sich eine extrem angenehm-harmonische Atmosphäre entwickelt hatte. Wir durften alle einfach da sein, Raum einnehmen, Ideen einbringen, kreativ sein, einander helfen und unterstützen, uns etwas trauen, Nein sagen und vieles mehr. Das war so wundervoll! Wenn ich eine Sache nennen müsste, die für mich am schönsten war, würde ich die Atmosphäre und Stimmung der Gruppe nennen. Obwohl ein, zwei strukturelle Aspekte anders umgesetzt wurden als wir uns im Vorhinein überlegt hatten, hat es von Anfang bis Ende reibungslos funktioniert und alle wichtigen Ideen haben sogar noch besser als in Gedanken geklappt. Das lag im Wesentlichen an der Offenheit und dem Engagement der Gruppe, wofür ich mich nur bedanken kann!
Ich habe den Workshoptag seeeeehr genossen, viel gelacht und auch wirklich mein komplettes Herz in die Sache gesteckt. Mein Handy war bspw. den ganzen Tag in der Tasche - ich hatte gar keine Zeit und keinen Kopf, da auch nur eine Sekunde draufzuschauen. Ich wollte voll und ganz für die Workshopteilnehmer da sein und den Moment genießen. Die Stunden vergingen sowieso viel zu schnell: Gerade hatte man angefangen, dann erst die Mittagspause gemacht und schon war der Spaß vorbei. So gerne hätte ich noch mehr Zeit mit den Anwesenden verbracht, auch gerne freizeitlich ein paar mehr Gespräche geführt, aber letztendlich war dafür leider kein Platz mehr. Auch die schönste Veranstaltung hat ein Ende.
Auf der Heimfahrt habe ich mich wie gesagt zwar platt, aber auch unheimlich leicht gefühlt. Leicht von all der Wärme und Herzlichkeit, von dem gelungenen Konzept, von der Dankbarkeit... Ich konnte eigentlich nur grinsen. Marie und ich haben auch während der Autofahrt schon unheimlich viel über das Erlebte geredet, erste Dinge reflektiert und uns gefreut, dass die ganze Sache so ein großer Erfolg gewesen ist. Klar, ein paar Einzelheiten kann man optimieren, aber welches Projekt ist schon perfekt? Wir haben unser Bestes gegeben und sind beide sehr stolz auf uns und die Workshopteilnehmer. Alles richtig gemacht. Ich glaube, das ist ein gutes Schlusswort. Mir wird dieser Workshop auf ewig positiv in Erinnerung bleiben. Danke, dass ich das erleben durfte! <3
Hinweis zur Verständlichkeit: Ich habe über den gesamten Beitrag hinweg versucht, einen Mittelweg zwischen den Extremen "keine Details erzählen" und "ALLES erzählen" zu finden. Ich würde euch nur zu gerne noch mehr erzählen als das, was ihr lesen konntet, aber es gibt gewisse Gründe, warum ich das nicht getan habe. Einerseits sind an dem Workshop Teilnehmer beteiligt gewesen - sodass alles, was diese Personen berührt, auch ganz schnell persönlich wird. Diese Teilnehmer haben den Workshop im Prinzip zu dem gemacht, was er war und alles, was auch nur in irgendeiner Weise ihr Erleben, ihre Aussagen, ihre Erfahrungen usw. betrifft, ist höchst intim und wird unter uns als Gruppe bleiben. Ich als Workshop-Leitung bin genauso wie alle anderen anwesenden Personen der Schweigepflicht über das Geschehene verpflichtet und nehme diese sehr ernst! Deshalb habe ich nichts Genaues und auch nichts Personenbezogenes erzählt. Ferner sind Idee, Konzept und Ziele dieses bisher einzigartigen Workshops mein bzw. unser Gedankengut, welches monatelanger, teilweise anstrengender Arbeit zu verdanken ist. So gerne ich inspirieren und euch Teil von dieser wunderbaren Erfahrung sein lassen möchte - diese Stunden, die wir investiert haben, sind mir sehr (!) viel wert und deshalb möchte ich nicht bis ins kleinste Detail öffentlich teilen, wie der Workshop funktioniert hat, was er für Ziele hatte, wie die Rollenaufteilung zwischen Marie und mir war usw. Ich weiß nicht ganz, wie ich das ausdrücken soll, aber ich hoffe, dass ihr das verstehen könnt. Weil ich aber auch nicht total vage bleiben wollte und weil ihr bald auch noch richtige Ergebnisse aus dem Workshop sehen werdet, habe ich mich dafür entschieden, vereinzelte Informationen mit euch zu teilen. Gerade so viel, dass ihr eine einigermaßen genaue Vorstellung von der Sache erhalten könnt. Selbiger Hinweis gilt im Prinzip übrigens auch für andere Veranstaltungen wie zum Beispiel den Scham-Workshop. Denn so gerne ich über diese herausragenden Ereignisse erzähle, so sehr möchte ich den sensiblen und vertrauensvollen Raum, den man in so einem Workshop bildet, auch im Nachgang schützen.