4. Oktober 2019

Motivation, die unter die Haut geht

Einen schönen guten Abend!

Ich freue mich schon seit so langer Zeit, endlich diesen Beitrag für euch schreiben zu können, das glaubt ihr gar nicht! Gefühlt habe ich viel zu lange keinen wirklich persönlichen und langen Post mehr geschrieben, der so richtig von innen kommt. In letzter Zeit war viel dabei, was für mich eher "unpersönlich" und "oberflächlich" ist oder aber nicht von mir selbst kam. Mit dem folgenden Inhalt habe ich das Gefühl, euch wieder etwas von mir zu zeigen.

Kurz zur Vorgeschichte: Tattoos waren auf meinem Blog nie groß Thema, aber einmal habe ich zumindest durchklingen lassen, dass ich gerne welche haben möchte. Das war in meinem Beitrag "Diagnose: Physikalische Nesselsucht" von 2015. Wegen meiner Hautreaktionen, die die Nesselsucht bei Druck, Reibung und Kratzen auslöst (genauer hier nachzusehen), dachte ich, dass Tattoos für mich nicht infrage kämen und habe das Ganze erstmal abgetan. Darüber war ich deshalb traurig, weil ich irgendwie schon immer Tattoos haben wollte. Jahrelang habe ich mich dann erstmal nicht mehr damit beschäftigt - bis diesen Sommer. Da beschloss ich recht spontan, dass ich mich dem Schicksal nicht ohne einen Test hingeben möchte. Mir geisterten nämlich seit Wochen Ideen für ein ganz bestimmtes, größeres Tattoo im Zusammenhang mit dem Skin Picking im Kopf herum und es bedrückte mich, dass es unklar ist, ob die Umsetzung dessen möglich ist oder nicht. Deshalb überlegte ich mir ein ganz kleines Motiv, was für mich eine schöne Bedeutung hat und freundete mich zuerst eine Weile damit an, bis ich zu einem Walk In Day ging, wo ich die Nesselsucht selbstverständlich im Vorhinein erwähnte. Und siehe da: Es funktionierte! Meine Haut hat erstaunlich wenig reagiert, sie ist kaum angeschwollen und wurde nur ein wenig rot. Der Tätowierer wies mich einerseits auf seine vorsichtige Arbeitsweise und andererseits natürlich darauf hin, dass ich das bei jedem Tätowierer neu ansprechen muss, weil die Reaktion auf viele Faktoren, wie beispielsweise das Motiv, die Stelle und meine Verfassung ankommt.

Daraufhin habe ich mich mit einem anderen Tätowierer in Verbindung gesetzt, der mir mein großes Dermatillomanie-Tattoo stechen sollte. Das Tattoo wurde mein diesjähriges Geburtstagsgeschenk von meinem Vater, meiner Schwester und meinem Freund. Ich hätte mir nichts Besseres wünschen können! Auch hier wieder keinerlei Nesselsuchtreaktionen, das flasht mich bis heute. Aber ich zeige euch erstmal, wovon wir hier sprechen, bevor es weitergeht:

Frisch tätowiert und eingecremt

Frisch tätowiert und eingecremt

Heute, nach zweieinhalb Wochen Heilung

Erkennt ihr schon, was es darstellen soll? Wenn ja, habt ihr ein gutes Auge und kennt euch aus! Wenn nein, ist das auch nicht schlimm. Es ist absichtlich eine etwas versteckte Darstellung und ich werde sie euch erklären. Es handelt sich um eine ausgestaltete Version des bekannten Semikolon-Tattoos. Dazu gehört oft der Satz "Your story isn't over yet". Das Tattoo geht zurück auf das Project Semicolon, welches allen Menschen mit psychischen Krankheiten, Depressionen, Ängsten, Suizidgedanken, SvV, Gewalterfahrungen, Selbsthass usw. gedenken möchte und ist Symbol für den selbstbestimmten Verlauf des Lebens. Dazu gehört diese Erklärung: "Ein Semikolon wird dann verwendet, wenn ein Autor einen Satz hätte beenden können, sich aber dazu entschieden hat, es nicht zu tun. Du bist der Autor und der Satz ist dein Leben." Soweit zur Bedeutung des Semikolons, die für mich zwar auch gilt, aber nicht alleine. Zusätzlich zu dieser allgemeinen Bedeutung beziehe ich mein Semikolon auch auf das Skin Picking und mein Leben damit. Dass ich meinen Kampf gegen die Dermatillomanie nie von mir aus beenden werde (ehe ich es geschafft habe) und dass es immer ein "Danach" gibt. Wenn ich mal frei vom Skin Picking bin, soll es mir zeigen, dass ich es geschafft habe und sich das Kämpfen gelohnt hat. Entgegen der geläufigen Semikolon-Tattoos trage ich mein Motiv nicht an einer leicht einsehbaren Stelle, sondern am Rücken. Das hat den Grund, dass ich es nicht immer sehen brauche. Ich weiß intuitiv um seine Bedeutung, in meinem Inneren ist sie verankert. Daher wurde es diese Stelle, weil es mir eher unbewusst den Rücken stärken und mich auch dann begleiten soll, wenn ich nicht aktiv daran denke.

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, besteht der obere Teil aus einer Lotusblüte. Die Bedeutung von Lotusblumen gefällt mir sehr, darum habe ich mich mit Bedacht für dieses Motiv entschieden. Der Lotus ist die Blume des Lebens und vereint sehr viele Bedeutungen, die vom jeweiligen Kontext abhängen. Was mir zusagt und was ich gewissermaßen auf mich und mein Skin Picking beziehe, möchte ich ebenso mit euch teilen. Die Lotusblüte ist unter Anderem Symbol für den Neuanfang und für Wandlung, für innere Schönheit und Vollkommenheit, für Verbundenheit und Einklang sowie für Treue, Liebe, Harmonie, Ausdauer und Reinheit des Herzens. Der Lotus verhilft zu geistiger Klarheit und innerem Wachstum und ist ein Glücksbringer, der das Bewusstsein stärken soll. Ihr seht schon: Dieses Tattoo ist förmlich aufgeladen mit Bedeutungen und für mich von großer Wichtigkeit.


Ich hatte das Gefühl, so eine ganz besondere und große Motivation zu brauchen. Jetzt hab ich sie, für immer unter meiner Haut. Momentan versuche ich stark, mich jeden Tag an diese Tätowierung und ihre Bedeutung zu erinnern. Falls ich mal keine Gründe sehen sollte, weiterzumachen, muss ich mich nur entsinnen, was auf meinem Rücken verewigt ist. Dort trage ich ab jetzt 24/7 einen Grund dafür, nicht aufzugeben.

Falls ihr mehr über die genauen Erfahrungen hinsichtlich Schmerzen beim Stechen und hinsichtlich des Verheilungsprozesses (als Skinpicker) wissen wollt, gebt mir Bescheid. Das hier wird nicht mein letztes Tattoo sein und wer weiß, vielleicht habe ich irgendwann noch mehr Erfahrung und mache euch einen ausführlichen Post darüber, wie es für einen Skinpicker mit Tattoos ist.

Bis dahin! Danke für's Lesen und ein schönes Wochenende, ihr Lieben!

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