15. März 2019

Innere Verbundenheit

Einen schönen guten Abend! :)

Ich bin guter Laune, obwohl ich bis heute in die späte Nacht ultra gestresst war wegen einer wahnsinnig zeitintensiven und nervigen Verschriftlichung für die Uni... Aber die ist abgegeben, was eine Erleichterung! Dennoch werde ich bis zum Ende nicht wirklich was von den Semesterferien haben, denn es warten noch eine Prüfungs- und eine Studienleistung auf mich.

Genug davon. Es geht heute um eine ganz andere Sache! Ich ließ am Anfang des "Derma Self Love"-Projektes erkennbar werden, dass ich mich mit der lieben Janika treffen werde. Siehe da - kurze Zeit später haben wir es umgesetzt! Das war am 3. März, ist also schon zwei Wochen her. Möglich gemacht hat das der Umstand, dass ich meine Mutter, die in der Nähe von Münster wohnt, besuchte und Janikas Wohnort nicht allzu weit davon entfernt liegt. Ein Besuch bei meiner Mum war schon lange überfällig und so nutzten wir die Chance. Und ich bin wirklich froh darüber! Heute Abend möchten wir beide unseren Eindruck des Treffens schildern. Jeder für sich, nacheinander. Außerdem gibt es noch ein paar Fotos. Dann fange ich mal an.

Jacqueline:
"Ich habe schon echt viele Menschen in den verschiedensten Situationen zum ersten Mal getroffen: Internetfreunde und -bekanntschaften, Betroffene aus Selbsthilfegruppen, neue Leute an der Uni/auf der Arbeit etc., all die tollen Menschen auf den SP-Tagen im Oktober vergangenen Jahres und ja, auch Skinpicker. Daher könnte man meinen, dass ich geübt mit ersten, nicht ganz alltäglichen Begegnungen bin. Bin ich auch, aber das lässt sie für mich niemals unbedeutender werden! So kitschig es an dieser Stelle klingen mag: Dieses Treffen war schon ziemlich besonders.

Nagut, wir haben uns vorher schon einmal kurz gesehen und halten Kontakt per Mail, aber trotzdem! Ich wusste einfach bereits vorher, dass wir gut harmonieren werden und ich es unheimlich genießen werde, mal wieder mit jemandem (unter Anderem) ganz offen über Skin Picking zu sprechen. Ebenso wusste ich, dass Janika eine liebenswerte und herzensgute Person ist, die dabei ist, offener und stärker in Bezug auf den Umgang mit Dermatillomanie zu werden. Ich erhoffte mir jetzt nicht, irgendwelche konkreten Tipps von ihr zu erhalten oder etwas mitzunehmen, was greifbar ist. Nein, ich erhoffte mir das altbekannte Gefühl der Verbundenheit, der Gemeinschaft und des Verständnisses. Das bekommt man nirgendwo anders als bei Betroffenen.

Das Treffen hat mir gezeigt, dass unsere zwischenmenschliche Beziehung aber noch viel mehr als das zu bieten hat. Wir verstanden uns vor allem auch so sehr gut miteinander und waren sofort auf einer Wellenlänge, machten hier und da gemeinsam Späße. Wir haben in vielen Dingen des Lebens ähnliche Ansichten. Ich glaube, dass wir sehr gut Freundinnen sein könnten, wenn wir in der gleichen Gegend aufgewachsen wären. Schade drum, dass ich die tollsten Menschen immer in hunderten Kilometern entfernt finde.

Was ich an dieser Stelle betonen möchte: Ich fühlte mich während des vierstündigen Treffens gleichzeitig auf tiefe Art und Weise verstanden und verbunden, aber auch ganz locker und gemütlich unterhalten. Diese Mischung war spannend. In meinen Augen sind solche Treffen unbezahlbar. Sie machen stark! Sie verbinden! Nutzt die Chance, Menschen wie euch zu treffen und in Kontakt mit Gleichgesinnten zu treten! Es gibt nichts Schöneres als das.

Danke für dieses schöne Treffen, ich werde es immer in sehr guter Erinnerung behalten!"

"Hope" - ein kleines Präsent von Janika für mich

Das erste Restaurant: Einmal lächeln, bitte!

Unfassbar leckere Gnocchi mit Pesto

Entspannter Nachtisch im Café

Im Café

Janika:
"Auch wenn es mittlerweile nun ein paar Tage her ist, klingt die Erinnerung an das Treffen mit Jacqueline immer noch nach.
Ich machte mich am Sonntag mit dem Zug auf den Weg nach Münster und als ich am Bahnhof ankam, erwartete mich Jacqueline auch schon. Wir machten uns auf den Weg in die Stadt und suchten ein gemütliches Restaurant auf, das im Rückblick die Atmosphäre unseres Gesprächs adäquat widerspiegelte.
Zu Beginn unterhielten wir uns erst einmal über ein paar „allgemeine“ Dinge, das Thema Skin Picking wurde nicht sofort angesprochen. Das war aber gar nicht schlimm, denn somit konnten wir uns erst einmal etwas aufeinander abstimmen und warm werden.
Dann kam nach und nach die Sprache auf das Skin Picking und ich muss sagen, es tat unfassbar gut, ganz ungezwungen mit Jacqueline darüber sprechen zu dürfen. Wir haben uns gegenseitig verschiedene Fragen gestellt, haben auf der Grundlage unserer eigenen Biographien über Auslöser, Formen und Folgen des Skin Pickings gefachsimpelt. Manchmal brauchten wir gar nicht so viele Worte, denn wir beide konnten den Klammergriff des Skin Pickings und die dahinter ablaufenden psychischen Prozesse an unserer eigenen Person nachvollziehen. Es ist eigentlich schon bewundernswert, wie viele Gemeinsamkeiten unsere bisherigen Leben aufwerfen und somit konnten wir uns in der ein oder anderen Hypothese über die Natur des Skin Pickings schnell bestätigt sehen. Es gab an diesem Tag gar keine Hemmungen, wir unterhielten uns über unseren Alltag, über unsere Wünsche und Zukunftspläne und am Ende schlugen wir doch immer wieder einen Bogen zur Dermatillomanie.
Einmal wechselten wir auch die Location, denn bei einem leckeren Essen und einem Warmgetränk unterhält es sich doch irgendwie noch besser. :) Nach circa vier Stunden verabschiedeten wir uns dann auch schon wieder voneinander. Seit diesem Treffen stehen wir in einem noch intensiveren und offenerem Austausch als bislang. Das tut wahnsinnig gut und wir halten uns definitiv die Möglichkeit offen, uns bald auch schon wieder zu sehen.

Nun möchte ich noch einmal eine Brücke schlagen von meinen Gefühlen vor dem Treffen hin zu den Resultaten, die ich aus diesem besonderen Treffen ziehe.
Da Jacqueline und ich auch schon zuvor (in etwa seit den Skin Picking Tagen) in einem regen E-Mailkontakt standen, sah ich dem Treffen sehr optimistisch entgegen. Durch viele ihrer Beiträge fühlte ich mich in den wichtigsten Themen bereits von ihr verstanden und deshalb konnte ich mir kaum vorstellen, dass das Treffen ein Misserfolg werden würde. Somit war ich sehr entspannt und meine Entspannung war gerechtfertigt: Ich hatte an diesem Tag nicht einmal das Gefühl, das Treffen bereuen zu müssen. Ich habe gewiss in meinem Alltag einige Menschen, mit denen ich (auch ganz wundervoll) über meine Erkrankung sprechen kann, aber das Treffen mit Jacqueline hat mir noch einmal so viele neue Horizonte eröffnet! Gerade dadurch bedingt, dass die Skin Picking Forschung noch so sehr in den Kinderschuhen steckt und die öffentliche Aufklärung ebenfalls noch sehr stockend ist, tat es unglaublich gut, mit einem Menschen sprechen zu dürfen, dem gegenüber man sich nicht erklären oder rechtfertigen muss. Manchmal war es einfach nur ein Blick, in dem man bereits erkennen konnte, dass man verstanden wird. Gerade deshalb ist mir erst einmal wieder bewusst geworden, wie schade es ist, dass wir noch nicht so repräsentativ sind und es immer wieder Menschen gibt, die das Skin Picking nur belächeln können.
Ich kann euch nur empfehlen, dass, wenn ihr vielleicht ebenfalls in einem Austausch mit einem Betroffenem steht, euch traut, Ängste oder potentielle Scham zu überwinden! Das Gespräch mit Jacqueline hat mir unfassbar viel gegeben, es bewegte mich eben so sehr wie auch die Skin Picking und Trichotillomanie Tage in Köln im letzten Jahr.
Keine Therapie oder ähnliches kann einem das Gefühl vermitteln, das entsteht, wenn man mit jemandem reden kann, der in der gleichen Situation ist.
Somit kann ich nur sagen, dass es wundervoll wäre, sich bald wiederzusehen.
Bis dahin kann ich mich auch noch mit der Lektüre (hier und hier) über Skin Picking von Jacqueline beschäftigen, die sie mir freundlicherweise ausgeliehen hat! Danke noch einmal dafür!

Keep your head up and your heart strong!

Fühlt euch gedrückt
Eure Janika"

4 Kommentare:

  1. Es war so ein toller Tag und eine ebenso wertvolle Erfahrung! Noch mal danke :) Janika

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  2. Toller Bericht, aber warum "Ich glaube, dass wir sehr gut Freundinnen sein könnten, wenn wir in der gleichen Gegend aufgewachsen wären. Schade drum, dass ich die tollsten Menschen immer in hunderten Kilometern entfernt finde."?
    Ich habe vor gut einem Jahr eine nette Freundin aus Mexiko kennengelernt. Ja, Mexiko ist verdammt weit weg! Aber egal wie weit weg, mit manchen Leuten funktioniert es eben? Wir schreiben uns alle paar Tage und es ist gut, eine Freundin zu haben, die einen versteht, die einem kritische Fragen stellt, einem mit ihrem Humor erheitert!
    Früher wäre es vielleicht eine Brieffreundin, heute ist es eben der Chat. Na und?
    Die Entfernung ist doch Nebensache, wenn man auf einer Wellenlänge ist- oder?

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    1. Hey Andi!

      Ich wollte mit der von dir zitierten Stelle nicht sagen, dass ich deshalb keine Freundschaften auf Distanz führe oder dass sie nichts/weniger wert seien! Ich bedaure nur, so einen Menschen wie Janika (oder auch andere Menschen, ich habe noch mehr Freunde aus dem Internet) nicht in meiner unmittelbaren Nähe zu haben. Natürlich funktioniert es trotzdem und ich schätze auch diese Art von Freundschaften sehr, jedoch ist es nicht das Gleiche wie eine "normale" Freundschaft. Man kann sich selten oder vielleicht auch gar nicht sehen, um was zu unternehmen oder sich face to face zu unterhalten. Das ist eben nicht durch Chats/Telefonate ersetzt.

      Ich hoffe, dass es nun etwas verständlicher ist!

      Liebe Grüße,
      Jacqueline

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