17. Oktober 2019

Gastpost - Part 10

Guten Abend!

Es ist der zehnte Teil dieser schönen, interaktiven Postserie! 10 Monate warten müssen wir dieses Mal aber nicht nach dem letzten Part. Dennoch ist mir auch dieser Beitrag vor etwas über einem Jahr zugesendet worden, sodass das Alter nicht mehr aktuell ist. Entschuldigt die Verspätung, das geht auf meine Kappe.

Ansonsten kennt ihr das Prozedere: Wer noch neu auf meinem Blog ist und sich dafür interessiert, was das genau für eine Postserie ist, der mag gerne in den ersten Teil reinlesen, dort ist erläutert, wie es zu der Idee kam und was das Besondere daran sein soll. Alle Teile auf einem Haufen findet ihr hier. Es lohnt sich, die Stimmen anderer Betroffener anzuhören!

Und wie immer vorher noch der Aufruf:
Nun möchte ich euch als Betroffene ganz direkt ansprechen: Ihr habt niemanden zum Reden, möchtet aber trotzdem mal euer Herz ausschütten oder Frust rauslassen? Ihr traut euch nicht, selbst an die Öffentlichkeit zu gehen, möchtet aber dennoch, dass eure Geschichte von Menschen gelesen wird? Ihr habt ein paar tolle Tricks und Tipps oder einfach nur liebe Worte für Leidensgenossen, die ihr loswerden wollt? Ein eigener Blog wäre euch zu viel Arbeit, aber einen kleinen Post würdet ihr gerne verfassen? Dann meldet euch gerne bei mir! Schreibt mir eine E-Mail mit dem Betreff "Gastpost" an folgende Adresse: dermatillomanie-blog@web.de. Selbstverständlich dürft ihr auch Bilder mitsenden, wenn ihr das wollt. Ihr könnt dabei entweder von Anfang an namenslos bleiben oder mich darum bitten, euch zu anonymisieren. Ich werde euren Text dann unverändert innerhalb dieser Postserie veröffentlichen, sodass ihr selbst eventuelle Kommentare Anderer dazu lesen könnt.


"Hallo zusammen,

ich fange mal ganz klassisch mit einer kurzen Vorstellung an. Ich bin weiblich und 19 Jahre alt. Unter Skin Picking leide ich seit ungefähr vier oder fünf Jahren. An die erste Zeit habe ich kaum noch Erinnerungen. Rückblickend kann ich mich weder an einen Auslöser erinnern, noch daran, wie ich herausfand, dass mein Verhalten die Bezeichnung 'Dermatillomanie' hat und es sich dabei um eine psychische Erkrankung handelt. Ich habe zunächst nur an den Beinen geknibbelt, doch schon bald kamen die Arme und das Gesicht dazu.
Mein Skin-Picking-Verhalten kann mal wohl als klassisch oder typisch bezeichnen: Ich stehe abends beim Abschminken im Badezimmer, betrachte mein Gesicht im Spiegel und fange an, die Unreinheiten auszudrücken. Ich gerate in einen Zustand, in dem ich einen Kontrollverlust erfahre, in dem ich meine Handlungen nicht stoppen kann und jegliches Zeitgefühl verliere. So kommt es nicht selten vor, dass ich eine Stunde nur mit dem Aufkratzen meiner Haut beschäftigt bin. Danach stellt sich sehr schnell das Gefühl des Versagens ein und abwertende Gedanken halten mich Stunden wach.
Eine weitere sehr präsente Emotion ist das Schamgefühl. Lange Zeit habe ich keine kurzen Kleidungsstücke getragen, vermied Schwimmbäder und ging nur noch geschminkt vor die Tür. Ich hatte Angst, dass jemand die verletzte Haut sehen könnte, mich darauf anspricht und mich verurteilt. Ich habe weder meinen Eltern, noch Freunden von meiner Krankheit erzählt und fühlte mich sehr alleine mit meiner Situation. Auch intime Beziehungen kamen für mich nicht infrage. Ich kam an einen Punkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass ich es alleine und ohne Hilfe nicht mehr schaffen würde.
Ich habe mit meinen Eltern geredet und suchte mir professionelle Hilfe bei einem Psychotherapeuten. Ich weiß noch, wie viel Angst ich hatte und wie viel Überwindung es gekostet hat, im Nachhinein gesehen total übertrieben. Meine Psychotherapie, genauer gesagt die Kognitive Verhaltenstherapie, ist zwar gerade erst angefangen, aber ich habe schon viel gelernt, beispielsweise über das Störungsmodell, und so verstehe ich die Krankheit nun besser. Ich weiß jetzt, dass man Skin Picking als Verhalten erlernt hat und dass man es sozusagen auch wieder „verlernen“ kann. Außerdem habe ich gelernt, mich nicht mehr als „unnormal“ zu sehen, sondern die Störung zu akzeptieren und mich dadurch nicht mehr einschränken zu lassen. Ich trage wieder kurze Kleidung, gehe schwimmen und rede mit Freunde offen über Skin Picking, die mich wirklich sehr unterstützen.
Abschließend kann ich euch nur einen Ratschlag geben: Redet mit einer vertrauten Person und/oder sucht euch professionelle Hilfe. Es ist keine Schande, sich Unterstützung zu suchen, ganz im Gegenteil, es zeugt von viel Stärke. Denn leider sind psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft ja immer noch ein Tabuthema und werden negativ konnotiert.

Ich wünsche Euch alles Gute! No Name"

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Ich hoffe, euch hat dieser Post gefallen! Ihr wollt einen Kommentar hinterlassen, mir Lob, Anregungen, Tipps oder auch Kritik geben? Dann macht das, ich freue mich jederzeit über Rückmeldungen und werde antworten. :) Ihr wollt mich weiterführend per E-Mail anschreiben? Ich bin unter folgender E-Mail für euch erreichbar: dermatillomanie-blog@web.de

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