Nach den beiden bereits geposteten Beiträgen über die "Skin Picking und Trichotillomanie Tage 2018" folgt heute der dritte und letzte Beitrag über das Wochenende. Er wird kein klar umrissenes Thema wie die anderen beiden Teile haben, sondern all das aufgreifen, was bisher noch keine Erwähnung gefunden hat. Dazu gehören zum Beispiel die Stimmung, mein Gesamteindruck und auch Allgemeines. Außerdem gibt es noch ein paar Fotos, die nicht ungesehen bleiben sollen! Am Ende werde ich sicher auch noch ein paar reflektierende Worte verlieren. Damit können wir starten, würde ich sagen.
Ich habe die Besucherfreundlichkeit der Veranstaltung ja schon angesprochen und auch kurz den ungefähren Ablauf erläutert, aber noch nicht wirklich gezeigt, wie die Räumlichkeiten nun aussahen und wie man sich das Ganze vorstellen konnte. Vielleicht ist es auch eine schwere Aufgabe, das Wochenende mit allem Drum und Dran so wiederzugeben, dass es möglichst nah an der Realität bleibt. Jedenfalls darf man sich eine solche Veranstaltung auf keinen Fall vorstellen wie Schule oder berufliche Weiterbildungen! Ich kann natürlich keinen Vergleich ziehen, da die Skin Picking Tage meine erste Konferenz dieser Art waren und noch dazu das erste Mal überhaupt durchgeführt wurden, aber es ist sicher keine ganz falsche Annahme. Die Veranstaltung war trotz ihrer Organisation locker, frei und offen. Es herrschte, wie schon kurz erwähnt, kein Zwang und auch keine Verbindlichkeit. Man durfte als Besucher quasi kommen, wann man wollte (bevorzugt aber natürlich direkt morgens, um alles von Anfang an mitzubekommen) und auch raus an die frische Luft oder ganz nach Hause gehen, wenn man nicht mehr konnte. Es wurde versucht, die Bedürfnisse der Besucher zu berücksichtigen. Es galt für die ganze Veranstaltung das Motto "Alles kann, nichts muss": An verschiedenen Stellen gab es Infomaterial, Aufsteller, Flyer, kleine Gadgets (Armbänder, Schleifchen, Kugelschreiber) und Ähnliches. Es durfte sich bei Interesse und Bedarf bedient werden, aber es wurde niemandem etwas aufgezwungen. Auch die vorbereiteten Evaluationsbögen für das Wochenende waren freiwillig und lagen jederzeit bereit.
Für eine bessere visuelle Vorstellung gibt es an dieser Stelle ein paar Eindrücke!
Info-Tisch im großen Saal (Foto von Linda Hollatz) |
Eröffnungsrede von Ingrid Bäumer und Christina Gallinat (Foto von Linda Hollatz) |
Ein paar der fleißigen Helferinnen und ich an der Kasse (Foto von Linda Hollatz) |
Was mir ganz besonders auffiel, war die durchweg positive und herzliche Stimmung und das Gefühl von Gleichheit und Zusammenhalt. Wir saßen alle im selben Boot - ob nun Betroffener, Angehöriger, Psychologe/Forscher oder sonstwas. Jeder war mit der gleichen Intention auf dieser Veranstaltung: Sich über Skin Picking, Trichotillomanie und andere körperbezogene Verhaltensweisen informieren und austauschen. Punkt. Wir hatten alle was gemeinsam und das, was wir gemeinsam hatten, war der Kern dieser zwei Tage. Auch die Offenheit und Freiheit waren in meinen Augen auffällig! Ich hatte den Eindruck, dass sich alle frei und gut fühlten, sich für nichts schämten und das nur, weil alle wussten, dass sie unter Gleichgesinnten sind. Teilweise wurden Hautmakel, kahle Stellen am Kopf oder Ähnliches ganz offen und mutig gezeigt, weil man unausgesprochenerweise wusste, dass man keine Angst vor Zurückweisung haben braucht. Man kam so leicht mit anderen Menschen in's Gespräch und das ganz zwanglos und respektvoll. Das fand ich so wunderschön...
Antonia Peters im Gespräch mit Vera Rieswick (Foto von Linda Hollatz) |
Unsere englischsprachigen Heldinnen Nancy Keuthen und Liz Atkin (Foto von Linda Hollatz) |
Ganz besonders schön und emotional ergreifend war zu guter Letzt auch das Ende der Konferenz. Wieso? Weil Ingrid und Christina eine einzigartig tolle Idee hatten, wie man das Ende einleitet und wie auch die Besucher zu Wort kommen können, wenn sie mögen. Es wurde ein offener Zeitrahmen eingeplant, in dem jeder, der wollte, nach vorne auf die Bühne kommen und sagen durfte, was ihm durch den Kopf oder durch das Herz ging. Erst waren die Konferenzbesucher noch etwas zurückhaltend, aber dann hatte sich doch recht schnell die erste Person gefunden, die ein paar Worte loswerden wollte. Diese Person hat dann weitere Besucher animiert, die wiederrum die nächsten Mutigen motiviert haben usw.. Dadurch kam es dazu, dass sich neben der Bühne sogar eine Schlange von Leuten bildete, die ihre Gedanken mitteilen wollten. Ist das nicht der Wahnsinn? Natürlich wurde es dabei immer wieder emotional, aber man spürte diesen Zusammenhalt so stark, dass auch das kein Problem war. Jeder fühlte sich frei das zu sagen, was er in seinem Inneren empfand. Wahre Ehrlichkeit! Auch ich war teilweise sehr berührt von den Aussagen und Geschichten, sodass ich nach dem richtigen Abschluss auch noch auf ein, zwei Leute zugegangen bin und ihnen meinen Respekt gezollt habe. Auf den Fotos gleich seht ihr zwei der Personen, die nach vorne gekommen sind:
Nach dieser emotionalen Runde im großen Kreis wurden die Danksagungen unter den Helfern, Dozenten und Organisatoren eingeleitet. Man merkte bei jedem "Danke", was ausgesprochen wurde, wie sehr es von Herzen kam! Jedem bedeutete es wahnsinnig viel, dass diese Konferenz stattgefunden hat und so gut über die Bühne gegangen ist. Natürlich war und ist am meisten den fleißigen Helfern und insbesondere den beiden Hauptorganisatorinnen Ingrid Bäumer und Christina Gallinat zu danken, die das Ganze überhaupt möglich gemacht und auf die Beine gestellt haben! Das war wirklich der größte Schritt, den wir bisher auf Deutschlandebene für BFRB's geleistet haben! Habt tausend Dank, dass ihr dafür so viel auf euch genommen habt!
Auch ich bin natürlich sehr dankbar und habe meinen Dank auch schon direkt an die beiden weitergegeben. Obwohl ich eigentlich nur schwer Worte für dieses phänomenale Wochenende finde, habe ich in den drei Posts nun doch Einiges geschrieben... Wenn ich aber konkret sagen soll, was es mir gebracht hat und was ich mitgenommen habe, dann bin ich wieder sprachlos. Es ist zu viel und auch nicht in Sprache auszudrücken. Jeder, der dort gewesen ist, wird wissen, was ich meine. Ich kann nur sagen: Ich bin derart gestärkt nach Hause gegangen, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte auf der Stelle aufhören und überhaupt alles schaffen, was ich will. Es hat sich zwar nicht bewahrheitet, aber ich habe mich in meiner ganzen Zeit mit dem Skin Picking noch nie so bestärkt gefühlt. Und das war doch das Ziel der Veranstaltung: Ein Gefühl von Zusammenhalt und Stärkung für jeden! Ziel mehr als erfüllt, würde ich sagen!
Diese schöne Tasse bekam jeder Dozent und jeder Helfer (Foto von Linda Hollatz) |
Ob die Skin Picking Tage erneut stattfinden werden, steht noch nicht fest, aber ich würde es mir wünschen und mich sehr darüber freuen. Von tiefstem Herzen noch einmal DANKE für all das!
Hier findet ihr noch die anderen Posts über die Konferenz:
Teil 1
Teil 2