Zwei ganz interessante Aufnahmen, oder? So für sich allein stehend würde sich der ein oder andere Betrachter vielleicht nicht viel denken, aber direkt gegenüberstehend ergibt sich ein ziemlicher Kontrast. Der ist natürlich beabsichtigt - ich finde es einfach immer wieder spannend, solche Gegenüberstellungen zu machen und darüber zu philosophieren, was ich beim Anblick für Assoziationen und Erkenntnisse sammeln kann.
"Don't be fooled" ist der Titel. Treffend, aber nicht erschöpfend. Natürlich seht ihr hier, dass man mit einfachen Mitteln dafür sorgen kann, ein KOMPLETT anderes Äußeres zu schaffen und somit sein Erscheinungsbild maßgeblich zu beeinflussen. Licht, Winkel, Make-Up, Kleidung und wenn ich gewollt hätte, wäre mittels Bildbearbeitung noch sehr viel mehr möglich gewesen (siehe dazu auch diesen Beitrag). Gleichzeitig seht ihr auch etwas in meinen Augen, nicht wahr? In der geschminkten Version könnte man mir unterstellen, dass meine Augen mehr strahlen und dass ich mich wohler fühle. Eventuell würde man sogar so weit gehen und sagen, dass diese Momentaufnahme an einem deutlich besseren Tag (was kann "ein besserer Tag" alles bedeuten?) entstanden ist. Dabei liegen diese beiden Bilder nur fünf Tage auseinander. Die Haut kann in sich in dieser kurzen Zeit kaum verändert haben. Ebenso wenig hat sich die Situation bzw. Lebenslage geändert, in der ich war. Klar, der Ort ist ein anderer und vielleicht waren die Themen in meinem Kopf auch anders gewichtet. Aber es sind nur Feinheiten und doch möchte ich zugeben: Ja, geschminkt fühl(t)e ich mich wohler und sicherer. Mir fiel das Lächeln ein Stück weit leichter. Ich konnte mich mit weniger Mühe auf andere Dinge als meine Haut konzentrieren. Ich konnte besser im Außen sein, lockerer mit anderen Menschen kommunizieren und soziale Interaktion mehr genießen. Das wären nur ein paar Beispiele, ich möchte allerdings auf etwas anderes hinaus.
Und zwar bin ich in beiden Fällen die gleiche Jacqueline. Mit den gleichen Stärken und Schwächen. Mit den gleichen Fähigkeiten und Talenten. Mit dem gleichen Wissen und mit den gleichen Erfahrungen. Mit den gleichen Werten und Eigenschaften. Auf beiden Bildern bin ich gleich viel wert und in gleichem Maße liebenswert. Ich habe verdient, schöne Momente zu erleben und wertvolle Erinnerungen zu sammeln - egal, wie meine Haut aussieht; egal, wie ich gekleidet bin; egal, ob und wie sehr ich geschminkt bin. Wie ich aussehe, erlaubt mit keiner Garantie einen Rückschluss darauf, wie es mir geht und was mich beschäftigt. Ich kann geschminkt sein und einen schlechten Tag haben, sodass ich mich überhaupt nicht wohlfühle. Ich kann ungeschminkt sein und den besten Tag seit Langem erleben, an dem ich keinen Gedanken an meine Haut verschwende. Was ich unternehme und wie ich mein Leben gestalte, darf unabhängig von meinem Erscheinungsbild und meinem derzeitigen Hautzustand sein. Letztendlich steckt hinter jeder geschminkten Version von mir doch sowieso die ungeschminkte Wahrheit. Wer diese ungeschminkte Jacqueline zu sehen bekommen darf, entscheide ich (größtenteils) selbst. Dennoch wünsche ich mir irgendwo, dass jederzeit der Raum dafür da ist, vorurteilsfrei in jeder Version von mir existieren zu dürfen. Ob ich das tatsächlich tue, ist ein anderes Paar Schuhe. Mir geht es um die Möglichkeit, um die Wahl. Ich kann es nicht ab, wenn ich mich dazu gezwungen fühle, mich schminken und auf eine bestimmte Weise kleiden zu "müssen"...
Achja und darüber hinaus fällt mir gerade spontan noch ein: Ich habe oben von Momentaufnahmen gesprochen. Ich finde, diesen Begriff dürfen wir uns beim Medienkonsum stärker vor Augen halten. Fotos sind nur Aufnahmen eines winzigen Moments. Sie können wahnsinnig viel ausdrücken, aber auch total viel verbergen. In dem einen Moment mache ich ein Foto von mir, wie ich mich für die Arbeit fertiggemacht habe und wenige Stunden später kann es sein, dass ich bei meiner Abendroutine in eine intensive Drücksession gefallen bin. In dem einen Moment stehe ich in denkbar ungünstigem Bib-WC-Licht und gleichzeitig kann es sein, dass ich kurz vorher mit einer lieben Freundin in der Mensa essen war, viel gelacht habe und sie sich vielleicht sogar dachte "Jacqueline strahlt heute wieder so!". Bewusstes und aufmerksames Hinschauen lohnt sich. Für euch und für eure Mitmenschen.
...Heute mal wieder ein paar random Gedanken, die hoffentlich als Reminder bei euch ankommen! Liebe geht raus! <3