Halli hallo, ihr Lieben! :)
Puuuuh, es hat viiiieeeel zu lange gedauert, ich weiß! Aber ENDLICH ist es soweit und ich werde von den BFRB-Tagen 2023 berichten! Sie haben vom 29.09.2023-01.10.2023 in Köln stattgefunden und ich bin mir sicher, Einige von euch waren tatsächlich vor Ort bei dieser einmaligen Veranstaltung. Egal, ob selbst dabei gewesen oder nicht - diese Beiträge sollen das Konferenzwochenende quasi revue passieren lassen undzwar aus meiner Perspektive. Dafür werde ich mich an der thematischen Aufteilung von 2018 (klick für die Posts über die Konferenz von 2018) orientieren und mehrere Blogbeiträge verfassen, sonst würde das alles zu viel werden. Also wenn ihr Lust habt, nochmal in die Erlebnisse von vor einem Monat einzutauchen oder euch ein Bild davon zu machen, wie es gewesen ist, dann schnappt euch gern einen Tee und wir starten! Heute dreht sich alles erst einmal um die Themen, Vorträge und Referenten der BFRB-Tage. Dabei werde ich meine eigenen Einheiten gewissermaßen überspringen, denn die erhalten im nächsten Part ihren eigenen Auftritt. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass ich hier nicht in allen Einzelheiten die Inhalte der Sessions wiedergeben werde, darum geht es nicht. Es geht eher um einen groben Überblick der Einheiten: Was hatte das Programm des Konferenzwochenendes so zu bieten? Welche großen Namen der BFRB-Community waren dabei? Was habe ich verpasst, wenn ich in der Parallelsession gesessen habe oder gar nicht dabei gewesen bin? ...
Hier seht ihr die Poster, die wir im und vor dem Bürgerhaus aufgehangen bzw. platziert haben:
Auf dem zweiten Poster stehe ich einfach gesondert mit meiner Keynote Speech drauf, ich komme immer noch nicht richtig drauf klar! :D Ich habe es hinter mir, aber es ist und bleibt surreal. Irre. Jedenfalls war das Programm der BFRB-Tage bunt gemischt: Es gab vielfältige Themen von wissenschaftlichen Forschungseinheiten oder Vorträgen bis hin zu alltagsnahen und praxisorientierten Workshops und zwischendurch Möglichkeiten zum Austausch, Netzwerken und Verbinden. Insgesamt waren 15 Referenten am Start, ebenso ein bunter Mix aus (ehemals) Betroffenen und Personen aus Forschung und Behandlung, teilweise sogar beides gleichzeitig. Mit allem drum und dran (Registrierungseinheiten abgesehen) gab es 28 hochkarätige Sessions. Eine ganze Menge, wie ich finde! Wow, da gebührt Ingrid und Christina große Anerkennung für die großartige Akquisearbeit und die Zusammenstellung eines derart abwechslungsreichen Programms!
Gut, ich gehe das Wochenende natürlich chronologisch von Anfang bis Ende durch. Freitagnachmittag nach dem Aufbau startete die Registrierung der Gäste ab 15 Uhr. Hier bekam jede Person am Empfang im Foyer ihr Bändchen plus Namenskärtchen und war somit "eingecheckt". Um 15:45 Uhr folgte eine erste kleine Eröffnungsrede von Ingrid Bäumer und Christina Gallinat, den beiden Hauptorganisatorinnen. Erste Eröffnungsrede deshalb, weil es am Samstag eine zweite, etwas längere Eröffnungsrede gab. Das liegt daran, dass am Freitag noch nicht alle Besucher da waren, manche konnten oder wollten es vielleicht nicht anders einrichten und kamen deshalb erst am Samstag (oder Sonntag). Die Eröffnung am Freitag war daher etwas kleiner, ein sanfter Start quasi.
Trotzdem waren zu diesem Zeitpunkt schon um die 60 Personen im Bürgerhaus auf unserer Konferenz. Krass, oder? Das kommt auf dem Bild nicht so ganz rüber, aber so habt ihr einen ungefähren Eindruck davon, wie sich die Besucheranzahl am Freitag gestaltete. Anschließend an die Eröffnung durfte ich die kurze Icebreaker-Session (die ihr auf den obigen Fotos schon auf der Leinwand seht) übernehmen. Davon erzähle ich euch wie gesagt im nächsten Beitrag über die BFRB-Tage genauer. Nach der Icebreaker-Session ging das Programm des Wochenendes richtig los, wenn man so will. Die Parallelsessions starteten, d.h. man konnte/musste/durfte sich zwischen zwei parallel laufenden Einheiten entscheiden. So gern man es manchmal gewollt hätte - man konnte sich nicht zerreißen. Also entweder ging es in den kleinen Saal, wo häufig die Workshops und eher praxisnahen Einheiten ihren Platz fanden oder man entschied sich für den großen Saal, wo eher die größeren Vorträge liefen. Meine Entscheidung fiel auf den Workshop "Wie spricht mein Körper mit mir?" von Nicole Rothmann im kleinen Saal. Ich kenne Nicole unter anderem durch die SHG schon länger und wusste, dass dies eine gute Wahl sein würde. Sie hat einfach so wohltuende Energien und die spürt man zwar schon digital, aber in Präsenz ist das noch viel stärker! Deshalb war ich gespannt auf das, was sie mit uns machen würde. Uns erwartete eine kleine Entdeckungsreise durch den eigenen Körper und seine Art, mit uns zu kommunizieren. Total spannend! Aufgrund der vielen interaktiven Elemente und des großen Andrangs habe ich in dieser Einheit keine Fotos gemacht. Doch ich kann euch sagen, dass es eine schöne und angenehme Einheit war, die auf großes Interesse bei den Besuchern gestoßen ist. Parallel lief im großen Saal die Lesung zum Buch "Frieden mit meiner Haut" mit anschließendem Austausch zur Frage, wie Heilung aussehen kann. Beides geführt von Ingrid selbst. Hier war ich zwar nicht anwesend, aber dadurch, dass mich eine liebe Person aus der Community beim Fotografieren unterstützt hat, kann ich euch oftmals sogar von den Einheiten, in denen ich nicht saß, visuelle Eindrücke zeigen! Tausend Dank dafür!
Der darauffolgende Zeitblock von 18-19 Uhr war die letzte Einheit für den ersten Konferenztag. Hier hatte ich gewissermaßen keine Entscheidungsfreiheit, da ich mich im Vorhinein für die Moderation/Assistenz der Session im kleinen Saal meldete. Das heißt, ich durfte die liebe Julia Röseler, die auch schon einige Male bei uns in der SHG Köln war, anmodieren und Assistenz ihres Workshops "Wie spreche ich mit jemandem über meine BFRB?" sein. Das Thema Kommunikation ist eins, was mir in der SHG und auch sonst im Austausch mit anderen Betroffenen oft begegnet. Wir wollen nämlich oftmals einen Weg finden, uns unseren Lieben anzuvertrauen, aber wissen manchmal einfach nicht, wie das am besten gelingen kann. Schließlich existiert da eine ganze Reihe von Unsicherheiten, Sorgen und Ängsten. Hier hat uns Julia in ihrem Workshop abgeholt und uns anhand eines Leitfadens ganz praktische Tipps an die Hand gegeben, um für solche Gespräche gut gewappnet zu sein. Denn wir haben gelernt: Wir können zunächst nur das beeinflussen, was wir selbst in der Hand haben - aber das ist ne ganze Menge. Was unser Gegenüber denkt oder sagt und wie er sich verhält, liegt nur ganz begrenzt in unserer Macht. Ich denke, da konnte jeder der Zuhörer ordentlich was für sich mitnehmen! Mir gefiel Julias Workshop sehr gut und da war ich nicht die Einzige, wie das Feedback zeigte:
Gleichzeitig lief im großen Saal eine Einführung zur Trichotillomanie mit persönlichen Perspektiven der DGZ-Vorsitzenden Antonia Peters. Als hätten wir uns abgesprochen (haben wir nicht :D), hat die zweite für Fotos verantwortliche Person in dieser Session gesessen und dieses Foto für euch gemacht:
Das war der Freitag, ein wunderbarer Auftakt für alles, was noch kommen sollte! Und das war eine Menge, denn Samstag war ganz klar der Tag mit den meisten Programmpunkten und auch der Sonntag hatte viel zu bieten, um die Tagung abzurunden. Aber erst einmal Samstag: Morgens ab 8 Uhr konnte sich wieder registriert werden, was vor allem für diejenigen interessant war, die erst am zweiten Konferenztag teilnehmen konnten. Um 9 Uhr eröffnete Christina nochmal das Tagungswochenende, diesmal in größerer Runde, aber leider ohne Ingrid, denn die war aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Leider waren diese BFRB-Tage organisatorisch besonders herausfordernd, denn nicht nur Ingrid war teilweise unerwartet verhindert, auch das Programm hatte sich kurz vor Start durch zwei Absagen (Liz Atkin und Angelina Boerger) geändert. Dadurch musste extrem kurzfristig nach einer Lösung gesucht werden, um diese Sessions zu ersetzen. Aber dank des großen Einsatzes aus der Orga wurde dafür gesorgt, dass nicht nur keine Lücken entstanden, sondern Ingrid und Christina haben es sogar geschafft, die ursprünglichen Themen größtenteils beizubehalten! Hut ab und dickes Danke für diese Leistung! Zurück zur großen Eröffnungsrede, die wie gesagt von Christina allein gehalten wurde:
Direkt danach durfte ich wieder ran, nämlich in meinem Workshop zum Thema Scham, den ich im kleinen Saal mit etwa 30-40 Interessierten durchführen durfte. Ihr wisst Bescheid - mehr dazu im nächsten Beitrag. Parallel lief der erste von einigen Einheiten, für die sogar Fortbildungspunkte durch die Teilnahme erworben werden konnten. Es handelte sich um die "Einführung zu Dermatillomanie und Trichotillomanie" von Linda Mehrmann. Hier wurden überblickshaft erste Infos zum Verständnis der beiden verwandten Krankheitsbilder gegeben. Perfekt also für alle, die sich noch nicht so lange oder ganz frisch mit dem Thema beschäftigen. Ich bin mir sicher, dass die Stuhlreihen gut besetzt waren und das zu Recht, denn Linda ist eine der großen Namen in der deutschen Forschung und Aufklärung zu BFRBs. Ihr kennt sie vielleicht vom Buch "Ratgeber Skin Picking. Hilfe bei Dermatillomanie", das 2020 erschienen ist (hier mein Beitrag darüber) und auf der erfolgreichen Knibbelstopp-Studie aufbaut. Ein sehr empfehlenswertes Buch! Die beiden nachfolgenden Bilder sind offensichtlich nicht von mir, ich war im gleichen Zeitraum ja im kleinen Saal beschäftigt. :D
Danach wurde es künstlerisch im kleinen Saal, denn Delia Friemel und Silke aus dem Orgateam haben sich zusammengetan, um die erste entfallene Sessions von Liz zu ersetzen. Silke hat einen kreativen Kurzworkshop mit allerhand Material (Bleistifte, Papiere und Pappen, Pinsel, Farbe, Wasser etc.) vorbereitet, der ordentlich Anklang fand. Wir waren alle mit voller Aufmerksamkeit und Begeisterung dabei, einem spontanen, aber intensiven Kreativitäts-Ausbruch nachzugehen. Herrlich! Ich werde noch mehr darüber erzählen, wenn wir zum dritten Beitrag über die Konferenz kommen. Denn in diesen Minuten durfte ich eins meiner persönlichen Highlights erleben und dem möchte ich gerne mehr Raum geben. Nachdem die 30 Minuten Kreativität wie in Lichtgeschwindigkeit an uns vorbeigezogen waren, hat Delia ihre fotografische Abschlussarbeit im 30min-Vortrag "Skin Picking künstlerisch verarbeiten" vorgestellt. Ich hatte die Bilder vor einiger Zeit schonmal auf Instagram gesehen, aber nie gewusst, wer dahinter stand und aus was für einem Projekt sie genau stammten. My bad! Denn ihr wisst vielleicht, wie sehr ich mich für künstlerisch-kreative Dinge (in oder ohne Zusammenhang mit BFRBs, ganz egal!) begeistern kann. Daher hing ich Delia förmlich an den Lippen, als sie uns die Hintergründe ihres fotografischen Abschlussprojekts "Es klebt an mir wie Pech" (mehr Einblicke dazu auf Delias Webseite) erläuterte. Wie fesselnd und tiefgehend emotional! Da hat Delia wirklich meine ganze Anerkennung für dieses tolle Projekt! Übrigens gab es im Foyer auch einen Ausstellungsbereich, der von Silke, Delia und mir gefüllt wurde, mehr dazu im dritten Post zu den BFRB-Tagen.
Zur gleichen Zeit trat im großen Saal zum ersten Mal Prof. Dr. Christian Stierle mit seinem Vortrag "BFRBs: Abgrenzung und Gemeinsamkeiten mit der Körperdysmorphen Störung und SvV" auf. Ein Name, der mir bis dato unbekannt war. Da habe ich bisher ordentlich was verpasst! Christian Stierle ist in so vielen Bereichen tätig und daher einer der besonders spitzenmäßigen Referenten in der Runde gewesen. Da ich in dieser Einheit von ihm nicht anwesend war, ließ ich mir aber umso mehr von anderen Besuchern erzählen und die waren ohne Ausnahme mehr als überzeugt von seinem Auftreten und den fachlichen Inhalten! Wieso genau, davon sollte ich mir in Christian Stierles zweiter Einheit einen eigenen Eindruck verschaffen, dazu später mehr...
Die letzte Einheit vor der großen Mittagspause folgte und ich war bis zum Schluss nicht eindeutig entschieden, wo ich teilnehmen möchte. Schlussendlich landete ich beim Workshop "Haare schneiden: Do it yourself!" von Linda Hollatz im kleinen Saal. Wir waren eine ganz kleine Runde, vielleicht gerade mal 10 Personen? Aber das machte es angenehm vertraut, als Linda an einer freiwilligen Person für uns alle zeigte, wie man sich selbst oder anderen Betroffenen die Haare schneiden kann. Dabei beantwortete sie ganz offen und entspannt alle Fragen, die von uns reinkamen. Es war so faszinierend, dass Linda tatsächlich direkt vor unseren Augen mit Kamm und Schere in der Hand arbeitete, man das Schneiden der Scherenklinge hörte, Haare zu Boden schwebten und wir Teil dieses Prozesses sein durften. Eine einmalige Gelegenheit, wie ich finde! Denn Lindas Art und Weise, Haare zu schneiden, ist besonders und ganz eng an den Bedürfnissen von Trich-Betroffenen orientiert. Falls ihr mehr darüber wissen möchtet, schaut gerne auf Lindas Webseite vorbei. Aufgrund dieser hohen Intimität in der Runde habe ich davon abgesehen, Fotos zu machen, das verzeiht ihr mir bestimmt. Falls ihr euch fragt, wo der Rest von insgesamt ca. 100-150 Konferenzteilnehmern zu dieser Zeit war... Nunja, ein ganz großer Teil dürfte im großen Saal gewesen sein, wo Prof. Dr. Silke Lux zum Thema "ADHS im Erwachsenenalter" referierte. Ein unfassbar stark angefragtes Thema! Umso besser, dass wir Angelina Boergers Absage mit jemandem ausgleichen konnten, der zum Thema viel geforscht hat und aktuell immer noch forscht. So durfte die Thematik ADHS im Programm bleiben und ich bin mir sicher, die an den Vortrag anschließende Gesprächsrunde mit Christina und Tina (als Ersatz für Ingrid, die immer noch gesundheitlich ausfiel) war lebendig, dynamisch und interessant. Ich habe jedenfalls viel Positives von dieser Session gehört und bin froh, dass so viele Interessierte hier die Chance bekamen, sich damit mal 60 Minuten intensiv zu befassen. Passenderweise haben wir in der SHG Köln am 30. Oktober einen Themenabend dazu veranstaltet, der sowohl von einem Vortrag von Ingrid, als auch von einem Austausch in der Gruppe gefüllt wurde. Ihr seht: Nachfrage und Bedarf äußern ist wichtig, dann kann darauf eingegangen werden.
Puh, einmal durchatmen - das heißt es vielleicht für euch gerade (ist ziemlich lang der Beitrag, ich weiß :D), so war es aber auch am Samstagmittag nach all den genannten Sessions. Die Mittagspause stand an und die Besucher strömten vermutlich in alle unterschiedlichen Richtungen rund um das Bürgerhaus, um sich ordentlich zu stärken. Ein aufnahmefähiges Hirn braucht schließlich seine Energie. Und darüber hinaus war der Samstag noch lange nicht vorbei, da kam noch sehr viel mehr! Direkt nach der Mittagspause war wieder Christian Stierle an der Reihe, diesmal mit seinem Vortrag "Förderung von Mitgefühl mit Ansätzen der Compassion Focused Therapy". Weil parallel im kleinen Saal "nur" ein freier Austausch stattfand, war klar, dass ich den guten Christian Stierle nicht nochmal verpassen wollte. Was für ein Auftritt! Ohne Spaß, ich war beeindruckt und angesichts meiner anstehenden Keynote Speech am Abend etwas eingeschüchtert zugleich von seiner Bühnenpräsenz. So professionell, so kompetent, so lustig-sympathisch, so offen. Wirklich ein unvergleichliches Vergnügen, dort zugehört zu haben! Dass ich nun mehr über die wahre Bedeutung von Mitgefühl weiß, ist nur eins der Learnings, die ich aus seinem Vortrag mitgenommen habe. Wahrscheinlich werde ich zukünftig noch mehr über das Thema nachdenken, da bin ich für die Anregungen sehr dankbar.
In der nachfolgenden Einheit von 15:30-17:00 Uhr habe ich ausgesetzt und bin in mein AirBnB gegangen (zum Glück war das so nah, war echt die perfekte Unterkunft diesmal!). Ich war nicht bloß nervlich ziemlich am Ende und brauchte daher einfach etwas Abstand und Ruhe, sondern meine Keynote für 17:30 Uhr wollte auch noch fertig vorbereitet werden. Hihihi ups. Ja gut, das ist ne andere Geschichte, die ich vielleicht im nächsten Beitrag über die Konferenz erzähle, mal sehen. Jedenfalls bereue ich diese Entscheidung seither nicht, es war genau richtig so. Ich weiß nicht, ob ich andernfalls noch zu irgendetwas fähig gewesen wäre an diesem Abend... Und ich bin extrem dankbar und froh, dass ich das überhaupt machen konnte, denn manch andere Personen konnten nicht einfach kurz verschwinden. Jedenfalls fanden sich im großen Saal des Bürgerhauses zu der Zeit, in der ich in meinem AirBnB saß, alle zusammen, die Interesse an der dermatologischen Perspektive auf Skin Picking hatten. Dr. med. Sandra Hanneken hielt ihren Vortrag "Die Skin-Picking-Störung aus dermatologischer Sicht" vor gut gefüllten Sitzreihen. Wie ich mir erzählen ließ, wurde hier sehr anschaulich und verständlich die hautärztliche Perspektive dargelegt und es war auch Raum für alltagsnahe Themen und Fragen des Publikums. Hautpflege, Wund- und Narbenversorgung sowie verwandte Aspekte sind auch in der SHG immer wieder angefragt. Die betroffenen Zuhörer fühlten sich von Sandra Hanneken ernst genommen und gesehen in ihrem Leiden und das ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Grundlagen! Allerdings war auch kaum etwas anderes zu erwarten, denn ihre fachliche Kompetenz und Empathie hat sie bereits in den beiden entsprechenden Folgen des Podcasts von Christina bewiesen (hier geht es zu Christinas Podcast, die genannten Folgen sind Nr. 31 und Nr. 32).
Gleichzeitig teilten sich Linda Hollatz und Antonia Peters den kleinen Saal. Linda stellte in der Research-Session "Trichotillomanie & Haarpflege" ihre experimentelle Studie vor und Antonia bot einen Workshop zum Thema "Trichotillomanie und Selbsthilfe. Fragen und Antworten" an. Hiervon existieren keine Bilder, denn meine fotografische Unterstützung war ja bereits im großen Saal bei Sandra Hanneken.
Nach einer kurzen Kaffeepause folgte meine Keynote Speech und ihr könnt es euch bereits denken: Ich werde diese Einheit wieder überspringen, so schwer es mir fällt, dazu nicht schon mehr zu erzählen. Aber so eine kurze Erwähnung würde dieser Erfahrung nicht würdig werden, glaubt mir. Der Samstag ging dafür aber mit einer seeeeehr wichtigen Zusammenkunft zu Ende. Wir gründeten nach langen Jahren endlich den ersten und einzigen deutschen Verein zu BFRBs! Darüber habe ich neulich separat berichtet (klick). So ungefähr sah es während der Vereinsgründung aus:
In der ersten Reihe sitzen alle Gründungsmitglieder, alle weiteren Interessierten hatten sich in die hinteren Reihen gesetzt. Ich habe es bereits gesagt, aber ich werde es wiederholen: Was ein Meilenstein in der deutschen BFRB-Community! Ich feier das so sehr, wirklich! Und ich freue mich immer noch über das große Engagement von Christina, Ingrid (die trotz gesundheitlicher Beschwerden für diesen wichtigen Programmpunkt erschienen ist), Tobias und so vielen weiteren Betroffenen, die helfen und unterstützen möchten. Dankeschön dafür! So fand also auch der zweite Konferenztag sein Ende (naja fast, aber darauf komme ich im dritten Post zurück).
Am Sonntagmorgen gab es keine gesonderte Registrierungsphase, wir starteten direkt rein in die Inputs. Im großen Saal hielt Prof. Dr. Anne Schienle die Research-Session "Zwei Ansätze zur Reduktion exzessiven Skin Pickings". Anne Schienle stellte auf Basis der Emotionsregulation einerseits ihre Studie zum expressiven Schreiben vor, auf die ich hier auf dem Blog auch aufmerksam machte (klick). Andererseits stellte sie eine Berührungsstudie vor. Mehr kann ich euch leider nicht erzählen, denn ich und die zweite Person, die Fotos machte, saßen beide im kleinen Saal, wo sich Christina und Prof. Dr. Jennifer Schmidt als zwei der namhaftesten Personen in der deutschen Forschungslandschaft zu BRFBs eine Session teilten. Sie gaben uns Einblicke "Zur diagnostischen Einordnung von BFRBs". Hier wurden in kurzer Zeit viele Begriffe und Diagnosen in den Raum geworfen, mit denen man erstmal umgehen können muss, das sag ich euch, haha. Aber da mir vieles davon vertraut war, war es für mich kein großes Problem und eher spannend, diese ganzen Einordnungen zu hören und zu beleuchten. Die Anwesenden waren sehr interessiert und kritisch-hinterfragend, wie man unter anderem an den Fragen bzw. dem spannenden Austausch gemerkt hat. Aber ich verstehe auch, wenn die diagnostische Einordnung für andere Betroffene in der Community eher verwirrend oder vielleicht sogar weniger interessant ist. Umso wichtiger, dass es Menschen wie Christina und Jennifer gibt, die sich bemühen, hier Licht ins Dunkel zu bringen undzwar nicht in hochgestochenem Wissenschaftsdeutsch, sondern für jeden verständlich. Das ist eine wichtige Arbeit - für Behandler und Betroffene gleichermaßen!
Hierauf folgte eine weitere Session, in der ich als Moderation/Assistenz eingeteilt war, ergo keine Entscheidung treffen musste. Ich empfand es sowieso als eine kleine Ehre, die liebe Tina von TinasTrichKiste anmoderieren zu dürfen und darüber hinaus ein Teil ihres Workshops "Selbstwahrnehmung und Embodiment" sein zu dürfen. Der kleine Saal war rappelvoll, das könnt ihr mir aber glauben. Soooo viele Betroffene, die Lust und Bedarf hatten, sich unter Tinas Anleitung zu bewegen und in den Körper hineinzuspüren. Ähnlich wie auch schon am Freitag bei Nicole. Mit etwas Musik ließen wir unserem Bewegungsdrang also freien Lauf - zumindest so weit, wie es der kleine Raum zuließ. Es war so angenehm und wohltuend und ich gehe fast davon aus, dass sehr viele Workshopteilnehmer den Impuls mitgenommen haben, solche kleinen Bewegungs- und Spürinseln in ihren Alltag einzubauen. Danke dafür, Tina! Es war so schön, dich kennengelernt zu haben.
Die Parallelsession im großen Saal wurde abermals von Antonia Peters gefüllt, diesmal zum Thema "DGZ-Arbeitskreis zu BFRBs und Behandlungsempfehlungen". Sie stellte hier erste Ergebnisse der Fokusgruppe der DGZ vor:
Die nächste Research-Session ließ nicht lange auf sich warten, denn im großen Saal teilten sich erneut Christina und Jennifer eine Einheit. Christina stellte ihre Studie "Skin Picking und Trichotillomanie: Verhaltensmuster und Einflussfaktoren im täglichen Leben" und erste Ergebnisse aus dieser Studie vor. Ziel der Studie ist es, ein besseres Verständnis für die Entstehung sowie die Aufrechterhaltung der Krankheitsbilder zu gewinnen. Ich muss an dieser Stelle mal betonen, wie cool ich es finde, dass wir auf den BFRB-Tagen immer wieder Research-Sessions haben! Ich meine, dass Forschung wichtig ist, wissen wir alle. Aber WIE wichtig, das dürfte nicht allen in der Community bekannt sein, glaube ich. Oftmals mögen diese Studien vielleicht auch schwierig greifbar sein und da ist es enorm hilfreich und interessant, wenn man als Betroffener einen Einblick in verschiedene Hintergründe oder Ergebnisse der Forschung erhält. So können wir ganz direkt sehen, dass die Studien, an denen wir eventuell sogar teilnehmen, Früchte tragen! Als Christina fertig war, wechselte Jennifer auf die Bühne und erzählte uns etwas über "Stressmanagement bei BFRBs". Auch ein sehr zentrales Thema für etliche Betroffene. Unter erhöhtem Stress verstärken sich oftmals die BFRBs, was wieder zu mehr Stress führt usw. Jennifer erklärte uns verschiedene Hintergründe von Stress und wo die Zusammenhänge mit BFRBs liegen. Darauf aufbauend bekamen wir auch einige Vorschläge für praktische sowie evidenzbasierte Methoden zum Stressmanagement, die bei der Bewältigung von BFRBs hilfreich sein können.
Eigentlich hätte parallel eine weitere Session mit Ingrid zum Thema Selbsthilfe laufen sollen, die sie aber aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands nicht halten konnte. Das Ganze wurde kurzfristig unter der Moderation von Tobias organisiert, aber wie genau das lief, weiß ich tatsächlich gar nicht, entschuldigt. An dieser Stelle folgte dann die Mittagspause des dritten Konferenztages.
Das Ende der BFRB-Tage nahte... Die letzte Einheit wurde ursprünglich von Liz mit ihrem Talk belegt, doch als Ersatz gab es gleich dreifach Impulse, nämlich von Christina, Tina und Nicole zum Thema "Ein besserer Umgang mit mir selbst: Mit mir und nicht mehr dagegen". Allein dazu könnte man ein ganzes Konferenzwochenende gestalten, oder was meint ihr? Doch die drei haben es wunderbar hinbekommen, einige Gedankenanstöße dazu in ein knackiges, greifbares und lockeres Format zu verpacken. Quasi nochmal etwas Wohltuendes zum Schluss und ich fand, dass das genau richtig war! Mein Eindruck war, dass das gut bei allen Besuchern ankam und hier und da bestimmt einen kleinen Samen der Selbstfürsorge gepflanzt hat, um es in Tinas Metapher zu formulieren. Im kleinen Saal gab es parallel wieder die Möglichkeit zu einem freien Austausch.
Zum Schluss gab es die berühmte und phänomenale Abschlussrunde, die mittels eines Open-Mic-Prinzips lief, übrigens schon immer seit dem ersten Durchlauf der Konferenz 2018. Das hat sich einfach bewährt und auch diesmal war die Abschlussrunde wieder hoch emotional, tief bewegend und einfach nur wunderschön. Da sie eins meiner Highlights des Wochenendes darstellt, werde ich genauer im dritten Post zur Konferenz über sie erzählen. Dort werde ich euch dann auch mehr Fotos davon zeigen, an dieser Stelle kriegt ihr nur mich während der Open-Mic-Runde zu Gesicht:
Damit waren die BFRB-Tage 2023 beendet und wir mussten uns alle voneinander verabschieden. So liebe Seelen, die man eventuell schon kannte und wo man es sooooo genossen hat, dass man die seltene Gelegenheit hatte, sich in echt sehen zu können! Oder auch einfach die ganzen neuen Bekanntschaften, die man gemacht hat. Wie gerne hätte man sich jetzt noch für einen Tag zusammengesetzt, ganz ohne Programm, einfach nur sprechen, austauschen, lachen und verbinden. Das wäre ohne Probleme gegangen! Aber man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, nicht wahr? Nach dem Abbau und allem, was dazugehört, machte auch ich mich auf den Weg zurück in den Norden. So schnell war die Konferenz vorbei, wow. Aber es macht mir eine große Freude, hier nochmal alles revue passieren lassen zu können - gemeinsam mit euch! Ich nehme diese Konferenz für immer mit in meinem Herzen. Dass ich Teil dieser Community sein und diese Öffentlichkeitarbeit machen darf, ist eins der größten Geschenke für mich.
Okay, bevor ich zu sehr in die emotionale Richtung abschweife, beenden wir das Ganze vorerst. :D Bis zum nächsten Beitrag über die Konferenz, planmäßig folgt der in den nächsten Tagen.
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