17. November 2023

Die BFRB-Tage 2023 - 2

Mooooin! Da sind wir wieder, zum nächsten Teil des Berichts über die BFRB-Tage 2023. :) Ich hoffe, ihr habt Zeit und Lust mitgebracht, gemeinsam mit mir nochmal auf die Tagung zurückzublicken.
 
Falls noch nicht geschehen, könnt ihr gerne in den ersten Teil von vor einer Woche reinschauen, da habe ich euch einen Überblick über die Themen, Vorträge und Referenten der Konferenz gegeben und ihr kriegt auch nochmal Infos dazu, was die BFRB-Tage sind, wenn ihr das noch nicht wisst. Wäre schon ganz gut, wenn ihr hierzu Bescheid wisst, bevor ihr diesen Beitrag lest. Denn heute steigen wir ein wenig tiefer in ausgewählte Geschehnisse des Wochenendes Ende September/Anfang Oktober ein - ich möchte meinen eigenen Einheiten, das heißt der Icebreaker-Session, dem Scham-Workshop und der Keynote Speech, ganz viel Raum geben. Im ersten Teil habe ich diese Sessions ja absichtlich übersprungen, weil sie mehr verdient haben als eine kurze Erwähnung. Denn dass ich diese Einheiten halten durfte und überhaupt öffentlich in verschiedenen Formaten über Skin Picking sprechen darf, ist und bleibt keine Selbstverständlichkeit für mich. Es bedeutet mir unheimlich viel, diese Arbeit machen zu dürfen und das nicht nur für Betroffene da draußen, sondern auch für die jugendliche Jacqueline, die so jemanden gebraucht hätte. Ich bin quasi ein wenig das, was ich mir selbst damals gewünscht hätte... Entschuldigt, dass ich jetzt bereits zu Beginn ein wenig Kitschigkeit versprühen musste, aber ich spreche da ganz einfach aus meinem Herzen und diesem Gefühl mag ich dann ganz frei Ausdruck verleihen. Ihr müsst damit leben, ok? :D Wird auch nicht bei diesen paar Sätzen bleiben, da warne ich euch schon einmal vor.

Beginnen wir chronologisch und passenderweise auch dem Spannungs- und Bedeutungsbogen entsprechend mit der Icebreaker-Session vom Freitagnachmittag. Zuerst zum Verständnis: Die Icebreaker-Session war quasi eine Kennenlernrunde zum Aufwärmen im Umfang von 30 Minuten. Es gab einige lockere Fragen und Anregungen für die Runde, um ein erstes Gruppengefühl entstehen zu lassen. So sollten alle Anwesenden einen angenehm sanften Start in das Konferenzwochenende erhalten. Und entstanden ist diese Session nur durch euch! Genauer gesagt war so ein Icebreaker einer der Wünsche, die im Feedback zu den BFRB-Tagen 2021, die ja online über Zoom stattfanden, geäußert wurde. Einfach, um vorher schonmal "ankommen" zu dürfen, bevor es richtig losgeht. Ingrid und Christina waren offen für diesen Vorschlag und ich habe angeboten, das zu übernehmen, falls sonst niemand möchte. So kam es dann auch und ich habe so eine Einheit zwar noch nie gestaltet, mir aber größte Mühe gegeben, der Idee gerecht zu werden. Ein paar Stimmen nach ist das auch ganz gut gelungen und ich denke, man könnte das Ganze in einem weiteren Durchlauf der Konferenz wiederholen. Aber das ist nur meine Einschätzung, die Entscheidung dazu obliegt natürlich voll und ganz den beiden Organisatorinnen Christina und Ingrid.

Nachfolgend seht ihr ein paar der Ergebnisse der Icebreaker-Session. Ich finde vor allem die erste Seite genial, wo man sehen kann, wie viele Reactions geschickt wurden! <3 Da waren die knapp 60 Anwesenden während der halben Stunde fleißig unterwegs, haha.







Schon ganz spannend, oder? So viele Personen, die zum ersten Mal an der Konferenz teilgenommen haben. Das zeigt, dass die Werbung dafür gut funktioniert hat! Und schon ganze 8 Angehörige, die am Freitag dabei waren, diese Unterstützung ist so herzergreifend und bemerkenswert. Was wohl alle Anwesenden sehr erstaunt hat, war das unerwartete Ergebnis, dass Trichotillomanie doch so stark in der Unterzahl zu sein scheint. Hier könnte es aber auch sein, dass das Verhältnis am Samstag und Sonntag leicht anders aussah. Den vorletzten Screenshot habe ich euch reingepackt, weil ich es wirklich witzig fand, wie perfekt 50/50 das aufging - obwohl ich damit gerechnet hatte, dass der Großteil alles penibel geplant haben wird. Und auf dem letzten Screenshot seht ihr die Erwartungen, die von den Konferenzbesuchern mitgebracht wurden. Ich glaube und hoffe sehr, dass möglichst viel davon erfüllt werden konnte!

Nun aber zu mir: Ich hatte großen Spaß bei der Vorbereitung und Durchführung des Icebreakers, das steht fest! Das ändert aber leider nie etwas an meiner Aufregung. Ich mag geistig bzw. vom Kopf her in einem normalen Maß aufgeregt sein. So, wie man das eben erwarten würde. Aber mein Körper dreht immer völlig durch: Zittern am ganzen Körper (insbesondere in den Gliedmaßen), zittrige und unsichere Stimme, Herzklopfen, beschleunigte und flache Atmung, Schwitzen und Frieren gleichzeitig, ständiges Versprechen, trockener Hals, unruhiger Blick und Ähnliches. Alle Symptome auf Level 9000. Das kriege ich ums Verrecken nicht in den Griff. :D Ich nehme es meistens mit Humor und Ehrlichkeit, aber natürlich nervt es mich auch ein wenig. Ich stand da, wollte die Session mit euch locker angehen, aber konnte nicht mal anständig aus meiner Wasserflasche trinken, weil die durch meine zittrigen Hände beinahe übergeschwappt wäre. Das Mikro und ich, wir mussten uns auch erst anfreunden. Ihr seht: Ein leicht holpriges Unterfangen. Mir wird zwar oft rückgemeldet, dass man von all dem wenig merken würde, aber das macht es irgendwie nur geringfügig besser. Naja. Alles halb so wild. Wie gesagt, es hat mir eine große Freude bereitet, die Icebreaker-Session gemacht zu haben und ich hoffe, es war für alle, die dabei waren, mindestens genauso lustig und interessant.




Als Nächstes kommen wir zum Workshop "Skin Picking und Scham: Erfahrungen teilen", den ich am Samstagmorgen von 09:45-10:45 Uhr im kleinen Saal halten durfte. Mit mir saßen zwischen 30-40 Ohren- und Augenpaare im Raum, die sich zum ersten oder teilweise sogar zum wiederholten Mal den Workshop geben wollten. Denn wie ihr vielleicht wisst, existiert der Scham-Workshop schon ein Weilchen länger. Für die BFRB-Tage 2021 via Zoom habe ich ihn erstmals auf Anregung von Christina konzipiert, kurz danach habe ich ihn online für die Stuttgarter SHG gehalten, wo auch einige Interessierte, die nicht in der SHG waren, dabei sein durften. Darüber hinaus hat mich die Münchner SHG im Juli 2022 eingeladen, den Workshop in Präsenz mit ihnen durchzuführen. Das bedeutet, ich habe den Workshop auf den diesjährigen BFRB-Tagen zum vierten Mal gehalten, wow! Und auch beim vierten Mal war es soooo schön, so interessant und so lehrreich. Das ändert sich einfach nie, denn jeder Durchgang ist wieder für sich genommen besonders und etwas anders. Außerdem habe ich den Workshop nach jedem Durchlauf angepasst und aktualisiert, teilweise mit Inhalten, die von den Teilnehmern angeregt wurden. Jedenfalls bin ich Ingrid und Christina extrem dankbar für diese erneute Chance, euch im Rahmen dieses Themas wieder begegnen zu dürfen! Dass ich den Workshop halten werde, stand mit als Erstes fest und zeigt mir, dass die beiden großes Vertrauen in mich und diesen Workshop haben. Das ist für mich ein wunderschönes Zeichen von Anerkennung und Wertschätzung, das ich ehrlich gesagt kaum greifen kann.

Tina in ihrer Anmoderation für mich. Danke dir!


Was meine Aufregung angeht, war es zwar von Vorteil, dass ich gut vorbereitet war (weil ich mit den Inhalten wegen der wiederholten Durchführung gut vertraut war), aber dennoch spielte mein Körper wieder verrückt. Eventuell nicht ganz so stark wie bei der Icebreaker-Session, aber dennoch ordentlich spürbar. Irgendwie ist und bleibt es auch eine kleine Drucksituation, zumindest zum Teil, egal, wie wohlgesonnen einem die Zuhörer sind und wie wohl man sich unter ihnen fühlt. Ich mein: 30-40 Personen, die da sitzen und einem ihre Aufmerksamkeit schenken. Das ist doch schon irgendwie krass!? Für mich wird das nie normal werden, das kann ich mit absoluter Garantie behaupten. Trotzdem konnte ich den Scham-Workshop gut genießen, wieder ganz viel aus den geteilten Wortbeiträgen mitnehmen und sehen, wie relevant das Thema Scham ist. Aus dieser zentralen Rolle der Scham entstand ja auch der ursprüngliche Gedanke, sich der Thematik innerhalb eines eigenen Workshops zu widmen. Schuld und Scham sind einfach soooooo ausgeprägt bei vielen Betroffenen - sie bestimmen oftmals den ganzen Umgang mit BFRBs. Und das weiß ich unter anderem aus eigener Erfahrung. Deshalb fühle ich mich inzwischen auch ganz wohl in der Ausführung des Workshops, obwohl ich weiß, dass das Thema eigentlich weitaus größer ist als 60 Minuten abdecken können (zumal ich immer nur aus eigener Erfahrung spreche, wie ich im Workshop auch offen kommuniziert habe). Wie wir in unseren SHG-Treffen auch immer wieder merken: Viele Aspekte der Erkrankung stehen in einem Zusammenhang miteinander, da gibt es so viele Wechselwirkungen, dass man schnell den Überblick verlieren kann. Aber es hilft auch nicht, gar nicht erst anzufangen, den Nebel zu vertreiben. Deswegen danke ich allen, die am Workshop teilgenommen und sich darauf eingelassen haben, dass wir diesen Weg mit der Scham zumindest angefangen haben. Die Reise, die sich daraus für viele ergeben haben mag, liegt natürlich in ihrer eigenen Hand. Ich freue mich, wenn ich da ein paar Impulse, Gedankenanstöße und möglicherweise sogar Erkenntnisse mitgeben konnte! :) Es war wundervoll mit euch! Danke für einen meiner Herzensmomente auf der diesjährigen Konferenz zu BFRBs. Und entschuldigt nochmal, dass ich leider nicht alles geschafft habe... Eine Stunde geht einfach wahnsinnig schnell um, wenn man anderen Menschen bei so einem sensiblen Thema Raum zur Artikulation geben möchte.



Zu guter Letzt kommen wir zum unantastbaren Highlight, zur Kirsche auf der Sahnetorte, zur unvergesslichsten Erfahrung der ganzen Konferenz....zumindest für mich persönlich. :D Meine Keynote Speech "Skin Picking: Vom Versteckspiel zur Öffentlichkeitsarbeit" am Samstagabend (17:30-18:15 Uhr) im großen Saal. Wie viele Leute genau anwesend waren, kann ich euch gar nicht sagen... Meine Einschätzung auf Basis von Fotos, die ich euch aus Datenschutz- und Respektgründen nicht zeigen kann, liegt bei ca. 70 Personen. Das ist ne unfassbare Menge, die sich nach diesem langen Konferenztag noch bereit erklärt hat, mir zuzuhören. Und das, obwohl ich einfach nur einen Teil meiner persönlichen Geschichte erzähle, ich check's manchmal nicht. :D Sorry, das soll in keinster Weise lächerlich klingen, ich bin da einfach mal ganz offen mit euch (hallo, Imposter-Syndrom!), dass es durchaus eine Stimme in mir gibt, die mir weismachen will, nichts zu können oder zu wissen. Also wo ich mich frage, was ich denn schon zu erzählen habe? Inbesondere vor dem Hintergrund, dass ich noch keine Geschichte der Heilung erzählen kann, so weit bin ich noch (längst) nicht. Ich bin noch mittendrin, genauso wie die meisten von euch es wohl sind. Also was gibt mir das Recht, auf die Bühne zu gehen und euch von mir zu erzählen? Vielleicht will ich zusätzlich um jeden Preis verhindern, überheblich zu wirken oder Ähnliches. Denn der Vorwurf der Besserwisserei hing mir in Kindheit und Jugend sehr stark nach. Aber ich schweife ab, das führt zu tief. Was ich sagen will: Mein Verstand kann diese Zahl und ihre Bedeutung nicht komplett verarbeiten, bis heute nicht. Ich war und bin voller Unglaube, Überwältigung, Aufregung, Freude, Stolz, Dankbarkeit und vielem mehr. Ein Gefühlschaos, welches meine körperliche Aufregung zuverlässig anfeuerte, prima! :D Hahaha, ich war also wieder in einem Zustand wie bei der Icebreaker-Session. Kaum in der Lage, in ganzen Sätzen ins Mikro zu sprechen oder ohne Kleckern einen Schluck Wasser zu nehmen. "Das kann ja was werden" war einer meiner vordergründigen Gedanken undzwar aus einem noch ganz anderen Grund...

Diese Aufnahme ist noch VOR der Keynote entstanden.

Ihr seht, ich war einfach zu schnell für die Kameras, alles unscharf! :D Ich und das grausige Licht des Bürgerhauses haben die fotografische Begleitung ganz schön erschwert.

Habe hier zu Beginn der Keynote so gelacht, weil ich etwas mit dem Pointer zeigen wollte, was aufgrund meiner zittrigen Hand nicht besonders gut gelungen ist. Zum Glück konnten alle mit mir drüber lachen. :D

Ein sehr komplexer Grund, der meine Aufregung um eine gute Prise Unsicherheit erweiterte, war das Problem mit der Vorbereitung. Dafür muss ich etwas ausholen (wer darauf keine Lust hat, gerne zum nächsten Abschnitt springen). Ich habe auf meinem Blog kurz erwähnt, dass sich die Endphase meiner Masterarbeit, also wirklich die letzten Schritte vor Vollendung und Abgabe, mit der Vorbereitung für die BFRB-Tage überschnitten haben. Das war Eigenverschulden, schon klar. Und ich habe auch versucht, einer maßlosen Überforderung entgegenzuwirken, indem ich Einiges bereits Wochen vorher erledigt habe. "Alles in kleinen Schritten, Hauptsache vorankommen, dann ist es am Ende nicht mehr so viel" war mein Motto. Aber was soll ich sagen? Kurzum ist alles, wie so oft, anders gekommen als geplant und gewünscht. Das lag größtenteils auch an meiner psychischen Verfassung, die ja schon seit langer Zeit ernstzunehmend schwierig bzw. besorgniserregend ist. Ich brauche und möchte das an dieser Stelle nicht großartig ausführen, ihr könnt es euch denken. Die klassischen Symptome eben. Wie auch immer, das führte dazu, dass ich zwar alles mir Mögliche gegeben habe, aber meine Anstrengungen nicht annähernd ausreichten. Ich habe die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (Anreisetag nach Köln) nicht geschlafen und die drei Nächte in Köln insgesamt gerechnet vielleicht ca. 6 Stunden? Ich habe unter Hochdruck daran gearbeitet, sowohl meine MA als auch die Keynote Speech (Icebreaker-Session und Scham-Workshop waren fertig) voranzubringen, aber letztendlich war das mehr, als ich leisten konnte. Möchte ich mir nicht eingestehen, muss ich aber - so sehr es mich aus verschiedenen Gründen ärgert und auch beschämt. So saß ich letztendlich in meinem AirBnB in Köln, habe wie gesagt in den Nächten von Donnerstag auf Freitag und von Freitag auf Samstag an der Präsentation gearbeitet und in der Auszeit, die ich mir am Samstag unmittelbar vor der Keynote nahm, meine Notizen erstellt. Und dazu ist folgende Charaktereigenschaft von mir nennenswert: Der Perfektionismus. Ich bereite mich gerne ausführlich vor, mache mir Notizen in ganzen Sätzen wie ich spreche, übe alles gerne im Vorhinein und stoppe dabei die Zeit, mache mir hübsche Karteikärtchen und Ähnliches. Man sollte meinen, ich kenne meine eigene Geschichte doch in- und auswendig und das tue ich auch, aber es geht mir dabei mehr darum, dass ich nichts vergessen möchte. Ich möchte immer möglichst alles gesagt haben und hinterher nicht ständig denken "Achja, dieses und jenes hätte ich noch sagen/verdeutlichen können". Denn das ärgert mich oft unnötig stark. Die Keynote Speech war insgesamt gesehen nichts, was mir intuitiv und leicht fiel in der Vorbereitung (im Gegensatz zum Scham-Workshop zum Beispiel). Ich wusste ganz lange nicht, wie ich sie exakt strukturieren will, wie die Präsentation aussehen soll und welche Aspekte ich in welcher Tiefe ansprechen möchte. Lange hatte ich lediglich eine ganz bestimmte Idee für den Beginn und tja, die habe ich kurz vorher einfach nicht mehr gefühlt und sie daher verworfen. Alles ging ein wenig drunter und drüber mit der Keynote. Also habe ich mich gewissermaßen meinem Schicksal ergeben und einfach "irgendwie" (so fühlte es sich zumindest an) was zusammengebastelt. Selbst die Fotos waren zum Großteil nicht die, von denen ich dachte, dass ich sie integrieren werde. Aber hey, die kann man online auf Instagram oder diesem Blog finden, daher war es vielleicht auch ganz nett, bisher ungeteilte Aufnahmen zu zeigen? Ich habe also versucht, mir, meinen Fähigkeiten und meiner Geschichte zu vertrauen. Denn da braucht es keinen Ultrafeinschliff bis zur vermeintlichen Perfektion, es geht doch um Authentizität und Emotionen. Ein paar meiner Lieben haben mir dabei geholfen, diese Überzeugung so gut es geht zu verinnerlichen. Trotzdem war es maximal ungewohnt für mich, die Notizen in aller Eile wenige Minuten vor dem Ereignis handschriftlich und lediglich in Stichpunkten zu notieren. Ich sagte mir immer, dass ich so gerne jemand wäre, der damit gut arbeiten kann, glaubte bislang aber immer, dass ich die Sicherheit von ganzen Sätzen und mehrfacher Wiederholung benötige. Das habe ich mir lange eingeredet und möglicherweise habe ich mich damit selbst eingeschränkt? Das versuchte ich, mir vor Augen zu halten, als es so weit war und ich auf die Bühne stieg...
 
Mitten in meiner Keynote
 
Und weil ich so eine ehrliche Haut bin, habe ich genau das auch direkt zu Beginn der Keynote Speech in Kurzform erzählt. Dass ich die Umstände angenommen habe, wie sie sind und dass ich mich mit der Art meiner Vorbereitung sehr aus meiner Komfortzone bewegt habe, es aber als Herausforderung annehme, meinen Perfektionismus ausnahmsweise liegen zu lassen. Um diese Anekdote zu beenden, habe ich mich bei allen Anwesenden bedankt, dass sie mich bei dieser kleinen Challenge begleiten und mir verzeihen, falls es nicht so super geschmeidig läuft und da geschah der erste unerwartete Moment: Plötzlich gab es Applaus. No joke, wo wir gerade bei unerwarteten Momenten sind...während ich das hier schreibe, kommen mir wieder die Tränen. Weil ich spüre, wie viel mir die Herzlichkeit und der Support der Community bedeuten. Achja... Verzeiht mir. Zurück zum Applaus, ich vergaß nämlich zu erwähnen, wie lieb mich das Publikum auf der Bühne mit ganz viel Applaus willkommen hieß! Das gab mir einen richtigen Boost, mich mit diesem eben erwähnten Eingeständnis auf die Bühne zu trauen und 45 Minuten mit meiner Geschichte zu füllen.




Der nächste unerwartete Moment ließ nicht lange auf sich warten. Denn obwohl ich es nicht geplant oder gewollt habe, wurde ich beim Vorlesen einiger Glaubenssätze bzw. Aussagen im Kontext meines erlittenen Mobbings emotional. Meine Stimme versagte, mir kamen die Tränen und ich musste mich kurz wieder fassen. Bin da einfach so nah am Wasser gebaut und mein Körper nimmt sowas dann auch gerne zum Anlass, wieder komplett durchzudrehen. Jedenfalls war ich kurz davor, die Fassung wieder gefunden zu haben, als in den Sitzreihen eine Meldung aufkam. Ich nahm die Person dran und sie hat mich voller Wärme und Herzlichkeit gefragt, ob man etwas für mich tun könne, um mir zu helfen. Das war einfach zu lieb! Ich wusste zwar nicht, was sie hätte tun können, aber allein das Angebot war eine Wohltat. Unsere Community ist einfach der Wahnsinn! Ich habe bis oben auf die Bühne gespürt, dass alle, die dort saßen, hinter mir standen und geduldig meinem Tempo folgten. Niemand hätte mich dort gedrängt, mich möglichst schnell zusammenzureißen (das habe ich eh schon selbst übernommen :D). Und Augenblick für Augenblick kam ich ein Stückchen mehr auf der Bühne an, wurde sicherer, fühlte mich wohler und konnte mich über meinen inneren Kritiker hinwegsetzen. Die Sätze fügten sich beinahe wie von selbst aneinander und ja, ich denke trotzdem noch, dass ich an der einen oder anderen Stelle was vergessen habe, aber who cares? Es war wunderbar so wie es war! Trotz der vielen Herausforderungen habe ich die Keynote Speech gehalten, hoffentlich viele Betroffene mitreißen und inspirieren können und durfte dabei sogar noch über mich hinauswachsen. Zum Ende der Keynote war übrigens noch etwas Zeit, sodass wir eine kleine Fragerunde starteten. Auch hier sind wieder einige Impulse und herzensgute Worte gesendet worden. Es gab auch ein wenig Feedback und das hat mich mal wieder darin bestärkt, dass ich das Richtige tue. Für mich und für uns als Community. Es ist und bleibt mir ein Herzensanliegen, diesem Engagement nachzugehen.




Die Keynote Speech war wirklich das größte Highlight in meiner bisherigen Arbeit zu BFRBs, deswegen möchte ich Christina und Ingrid auch an dieser Stelle nochmal aus tiefstem Herzen für das Angebot danken. Dankeschön für euer Vertrauen in mich! Dankeschön für eure Wertschätzung meiner Arbeit, die ihr mir eigentlich seit Minute 1 schenkt! Ihr habt ganz viel dazu beigetragen, dass diese Community in Deutschland entstehen durfte und dass sie eine Art Zuhause für mich werden konnte. Wie eine Person aus dem Publikum reinrief, als ich mit Tränen in den Augen davon erzählte, dass ich mich insbesondere während des Mobbings nirgends zugehörig fühlte, weil mir von allen Seiten auch genau das gespiegelt wurde: "Hier gehörst du hin!". Sinngemäß zitiert, den genauen Wortlaut habe ich leider vergessen. Aber die Message und den Moment werde ich nie vergessen. Ich bin so froh, mich in der deutschen BFRB-Community zugehörig und zuhause fühlen zu dürfen. <3 Das bedeutet mir die Welt!

Es mag immer noch nicht alles gesagt sein, aber dieser Post entstand wie aus einem Guss. Jetzt fühlt es sich richtig an, ihn zu beenden. Danke für eure Zeit! Bis zum nächsten und letzten Beitrag über die Konferenz.

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