28. Dezember 2021

1 Jahr Instagram

Guten Abend! :)
 
Entgegen meiner eigenen Erwartung schreibe ich heute doch noch einen weiteren (und vor allem letzten!) Post für das Jahr 2021. Ich hoffe, ihr konntet bisher etwas (weihnachtliche) Ruhe und Entspannung finden und falls nicht, dass ihr es in den nächsten Tagen noch einbauen könnt.

Ich war gestern bei meiner Schwester und das passt deswegen so gut, weil ich gestern vor einem Jahr meinen ersten Instagrampost veröffentlicht habe und sie eine der Personen war, die mich am meisten dazu motiviert haben, einen Instagramaccount zu starten. Lange hat man von mehreren Seiten auf mich eingeredet - bis es dann Ende 2020 so weit sein sollte. Ehe man sich versieht, neigt sich nun aber auch 2021 dem Ende zu. Das möchte ich zum Anlass nehmen, dieses eine Jahr auf Instagram Revue passieren zu lassen. Ich habe vor, einige persönliche Vor- und Nachteile des Ganzen in den Blick zu nehmen und freue mich, wenn ihr Lust darauf habt, das zu lesen. Vielleicht regt euch das ja auch selbst zum nachdenken an, was die Nutzung von Social Media angeht (wenn ihr da Plattformen und Kanäle nutzt). Ich finde, es passt gut zu dieser Zeit des Jahres, mal eine bewusste sowie kritische Haltung einzunehmen und seine eigenen Verhaltensmuster zu reflektieren. Denn der Nutzen der eigenen Verhaltensweisen sollte stets den Kosten überwiegen und vor allem auch sichtbar bleiben. Damit es sichtbar wird, müssen wir hinschauen. Lasst uns also gemeinsam auf mein erstes Jahr mit Instagram schauen! .....

 
Was sind für mich die Vorteile von Instagram?
Nun, wo ich den Bogen bei der Bedienung der App etwas besser raus habe, schätze ich sehr, was man alles damit anstellen kann. Instagram erlaubt einem in ganz anderer Weise als der Blog, mit den eigenen Followern und anderen Nutzern in Kontakt zu treten bzw. eine Art von Vernetzung in Gang zu bringen, Informationen zu verbreiten und vieles mehr. Man erreicht viel leichter, schneller und zielgerichteter mehr (un-)betroffene Menschen. Es lässt sich im Handumdrehen auf andere Inhalte verweisen oder ein Hinweis/Tipp teilen und das auf die Art, mit der man selbst am besten zurechtkommt und/oder mit der eben genau die richtigen Nutzer erreicht werden. Was ich auch toll finde ist, dass das Ganze ebenso in die andere Richtung funktioniert: Man kann auf meine Inhalte viel leichter und schneller reagieren und das ist natürlich etwas, worüber ich mich besonders freue. Ich habe außerdem gemerkt, dass ich dort über das Jahr hinweg hin und wieder auch "kleinere" Informationen und Erfahrungen geteilt habe, weil es niedrigschwelliger ist als einen ganzen Blogbeitrag zu schreiben. Manchmal kommt es mir des Weiteren ganz gelegen, dass Instagram eine App ist, die ihren Fokus auf visuelle Inhalte setzt. Bei einer äußerlich (bis zu einem gewissen Grad) sichtbaren psychischen Erkrankung wie dem Skin Picking trifft sich das gut - dadurch kann ich es nutzen, wenn manche Bilder mehr als 1000 Worte sagen. Nicht alles lässt sich in unsere Lautsprache übersetzen, aber fotografische Aufnahmen können dazu in der Lage sein, diese Grenzen unserer Sprache zu überwinden. Das finde ich toll! Zu guter Letzt bin ich über die Monate natürlich auch selbst eine Nutzerin der Plattform geworden, die Inhalte anderer Menschen konsumiert. Ich versuche da, ein gutes Maß beizubehalten und streng mit der Auswahl meiner Abonnements zu sein. Dafür habe ich dann idealerweise nur Inhalte in meinem Feed, die ich lehrreich, inspirierend, interessant, bestärkend und schön finde. Denn auch ich kann so viel lernen und mitnehmen, wie ich bereits in meinen ersten beiden Fazitposts festgestellt habe (siehe hier und hier). Das betrifft nicht ausschließlich, aber in besonderer Weise natürlich die BFRB-Community auf Instagram. Liebe geht raus! Damit habe ich die wichtigsten Vorteile und Chancen zusammengefasst, denke ich. Wenden wir uns der anderen Seite zu.....

 
Wo sehe ich Probleme, Risiken oder Nachteile bei der Nutzung von Instagram?
Etwas, worauf ich mich ja bewusst eingelassen habe, war die geringe Aufmerksamkeitsspanne und die Schnelllebigkeit. Ich denke, das haben die sozialen Netzwerke von heute einfach so an sich - genauso wie die Generation, die sie hauptsächlich nutzt. Wenn es danach geht, bin ich vom gefühlten Alter ja auch noch weiter von der Hauptzielgruppe entfernt als sowieso schon. Ich war einfach schon immer recht "altmodisch" in Sachen Technik und bin nie den aktuellsten Trends nachgegangen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Kleiner Funfact dazu am Rande: Ich bin Geburtsjahr 1997 und würde demnach manchen Einteilungen zufolge zur Generation Z, den digital natives, zählen. Davon abgesehen, dass diese Einteilungen nie trennscharf erfolgen können, fühle ich mich der Generation Y - auch millennials genannt - viel zugehöriger. :D Wie auch immer: Es gibt Momente, wo ich es sehr bedaure, dass ich auf Instagram (im Gegensatz zu hier) keine halben Romane schreiben kann, sodass manchen Aspekten meiner Arbeit irgendwie die Tiefgründigkeit und das Detailreichtum genommen werden. Vielleicht habe ich aber auch einfach noch nicht den richtigen Weg gefunden, wie ich meine Inhalte richtig und ohne große Verluste in das Instagramformat transformiere. Denn da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt: Instagram besitzt einen Algorithmus und gewisse Arten, wie man seine Inhalte teilen kann. Einfache Fotobeiträge sind da eigentlich schon längst überholt, wohingegen IGTVs, Reels und teilweise auch Storys viel besser funktionieren und stärker vom Algorithmus gepusht werden (weil Instagram gerne eine TikTok-Kopie sein will....). Ich bin aber einfach nicht die Person, die Videos macht und machen kann, sodass ich bei den mehr oder weniger "langweiligen" Fotos bleibe. Und wie man alles aus dem Algorithmus rausholt, habe ich auch noch längst nicht durchblickt. Denn ein Faktor, den ich doch erst relativ spät gemerkt habe, ist, wie viel Zeit es kostet, neben dem Blog auch noch einen Instagramaccount zu betreiben (ganz abgesehen von der zu vielen Zeit, die man auf Instagram konsumiert!). Eigentlich keine Überraschung, aber es am eigenen Leib zu erfahren, änderte viel. Du brauchst gefühlt ständig Zeit, nutzbare Fotos und etwas zu sagen... Irgendwie hat das Druck aufgebaut, muss ich gestehen. Druck, von dem ich dachte, ich wäre nicht anfällig dafür. Aber ich habe falsch gedacht. Zuletzt habe ich auf Instagram wenig von mir hören lassen (noch weniger als hier), weil mich dieser Druck sehr beschäftigt hat. Plötzlich war ich nicht mehr nur Perfektionistin, sondern Perfektionistin mit Unsicherheiten, Zweifeln, Einfallslosigkeit, Überforderung und sogar etwas Neid. Mir wuselten tausende Gedanken und Fragen durch den Kopf, sodass ich nicht mal mehr sagen konnte, was meine Ziele und Intentionen sind und wie ich sie erreichen kann. Hat sich bis jetzt übrigens noch nicht geändert. Ich habe viel zu hohe Ansprüche an mich und mein Instagramprofil wie zum Beispiel, dass ich mich thematisch bloß nicht wiederholen will. Ich glaube (vermutlich fälschlicherweise), ich könnte Aspekt xy einmal in einem Post bearbeiten oder zumindest anschneiden und dann ist er abgehakt und muss/darf nie wieder angesprochen werden. So scheint Instagram aber nicht zu funktionieren.
 
Tja, Tatsache ist: Ich weiß noch nicht ganz, wie es mit meinem Instagramprofil weitergehen soll. So, wie ich es bis vor kurzer Zeit betrieben habe, hat es mir nicht mehr wirklich Spaß gemacht. Ich bereite meine Inhalte zeitlich gesehen höchstwahrscheinlich auch viel zu ineffizient vor, aber was soll man machen, wenn man es nicht besser weiß? Dazu kommt, dass ich sowieso kaum Energie und Zeit habe. Alles irgendwie ein Teufelskreis. Ich bin etwas ratlos und werde wohl schauen müssen, wie sich das in Zukunft ergibt. Aufgeben möchte ich mein Profil eher ungern, so ist es nicht. Ich sehe ja auch die Chancen und schönen Dinge! Und wenn wir schon dabei sind:

Ich möchte mich hier von ganzem Herzen und mit größter Ehrlichkeit für eure Unterstützung auf Instagram und meinem Blog bedanken! Ich empfinde eine sehr tiefgehende Dankbarkeit für die Zeit und Aufmerksamkeit, die ihr meiner Arbeit schenkt. Ich sehe und wertschätze alle Likes, Kommentare, Nachrichten, Abonnenten und Reaktionen! Wie toll ist es, dass ich das machen kann und dadurch auf so viele, gute Seelen stoße, die zufälligerweise leider Betroffene der gleichen psychischen Erkrankung sind wie ich. Doch es hat auch etwas Gutes an sich: Dadurch können wir alle Teil dieser wundervollen Community sein, die uns den Rücken stärkt!

Es war alles in allem schon die richtige Entscheidung mit Instagram, aber es gibt da trotzdem großes Optimierungspotenzial und das wird sich alles nach und nach fügen.

22. Dezember 2021

Frohe Weihnachten 2021

Ihr Lieben!
 
Ich wollte mich vor dem 24.12 noch einmal bei euch melden. Die Weihnachtszeit mit den Feiertagen ist im Winter nämlich eine Zeit mit Herausforderungspotential für Menschen mit Hautproblemen, psychischen Problemen und natürlich auch Skin Picking. Man sieht plötzlich so viele Menschen und darunter wahrscheinlich auch ein paar Personen, die man schon länger nicht gesehen hat. Dann wird man eventuell mit den immer gleichen Fragen gequält, ist empfindlicher für Blicke, fühlt sich nicht allzu wohl in seiner Haut und all sowas. Das kann ganz schön anstrengen und Kraft rauben. Nicht jedem fällt es leicht, an einem Fest wie Weihnachten, wo es auch viel um Dankbarkeit etc. geht, dies auch tief im Inneren zu empfinden. Denn so schön gemeinsame Quality-Time sein kann... psychische Belastungen (wie z.B. Skin Picking) machen keine Weihnachtspause. Deswegen möchte ich euch sagen: Falls ihr euch irgendwie in meinen Worten wiederfindet, dann fühlt euch gedrückt! Ihr seid damit nicht allein. Auch ich kenne es und kann mich beispielsweise noch genau an ein Weihnachten vor vielen Jahren erinnern, wo meine Haut einfach nur schrecklich war. Auch die letzten Jahre hatte ich zu Weihnachten immer wieder mit dem Skin Picking und meiner Haut zu kämpfen, sodass spätestens abends/nachts im Bad die Stimmung endgültig in den Keller gerutscht ist und die Tränen geflossen sind. Ich fühle also mit euch! Doch diese traurigen Momente nehmen euch das Positive dieser Zeit nicht weg, seid euch dessen bewusst! Wenn der Tag insgesamt schön war, aber ihr abends auf dem Weg ins Bett strauchelt, weil der Spiegel mal wieder zu verlockend war, dann waren die Stunden vorher dennoch schön und wertvoll.

Trotzdem oder gerade deshalb möchte ich euch frohe Weihnachten und besinnliche, ruhige und erholsame Feiertage wünschen! :) Versucht, die kleinen schönen Momente zu genießen und eure Haut mal Haut sein zu lassen. Ihr habt es absolut verdient, dass ihr abschaltet und zur Ruhe kommt - ganz frei von Sorgen rund um Skin Picking oder Stellen auf eurem Körper. Schaut, dass ihr gut auf euch und eure Grenzen achtet, genießt das leckere Essen und lasst euch nicht von nervigen Verwandten ärgern, die übergriffe Fragen oder Kommentare an euch richten. Sollen sie doch Grinch sein, ihr müsst euch davon nicht runterziehen lassen. In diesem Sinne: Merry Christmas 2021!

Ich habe sogar ein "weihnachtliches" Bild im Schlepptau, was eigentlich im August entstanden ist:
 

Falls wir uns bis Silvester nicht hören sollten, wünsche ich euch selbstverständlich auch noch einen guten Rutsch in das neue Jahr! Eure Jacqueline

16. Dezember 2021

Nothing to be ashamed of

Hi ihr! Seid ihr schon im Weihnachtsmodus? Ich noch nicht wirklich, aber das ist vollkommen normal für mich. Weihnachten hat für mich bisher noch keinen großen Wert und seit ich erwachsen bin, komme ich eh nicht mehr in Weihnachtsstimmung. Ich hoffe, ihr schafft das aber oder verbringt die Zeit anderweitig so, wie es euch gut tut.
 
Ich wollte euch heute von einem kleinen persönlichen Schritt der Überwindung erzählen. Von einem weiteren "Das habe ich zum ersten Mal gemacht und es war nicht schlimm"-Erlebnis, das ich gestern erlebt habe. Denn auch ich erlebe solche Momente noch und das zeigt nur, dass die persönliche Entwicklung im Kontext der Krankheitsgeschichte nie aufhört.
 
Und zwar geht es um Pflaster. Normalerweise benutze ich die eher selten und nur in größeren Notfällen, wo ich das Gefühl habe, dass ich das meiner Haut schulde. Außerdem glaube ich, damit über Nacht meine Schandtaten etwas wiedergutmachen zu können und der Wunde die Chance zur Heilung zu geben, bevor ich wieder wach und allzeit bereit bin, meine Haut zu bearbeiten (man weiß ja nie, nech). Zusätzlich vermindert diese Prozedur die triggernde Krustenbildung, die wir alle nie lange genug dran lassen können. Also ein recht effektives Mittel für die selteneren Fälle. Trotzdem habe ich Pflaster bisher nur zuhause benutzt und bin damit bisher noch nie vor die Tür. Bis gestern.




Gestern bin ich so (wärmer angezogen natürlich :D) in die Uni gegangen. Zum ersten Mal mit einem deutlich sichtbaren Pflaster unter Menschen. Natürlich hat die Maskenpflicht dafür gesorgt, dass man es die meiste Zeit nicht sehen konnte, aber einige Mitstudenten haben es in den Momenten, wo ich ohne Maske war, doch gesehen. Es springt einen ja auch förmlich an, haha. Trotzdem habe ich keinen Kommentar und keine Nachfrage gehört. Es gab keinerlei Reaktionen - mit mir wurde gesprochen und umgegangen wie immer. Und das war so schön zu merken! Auch ich brauche es, mir mithilfe solcher Erfahrungen immer wieder vor Augen zu führen, dass mir nichts passiert. Wenn ich ausstrahle, dass ich niemandem wegen meines Pflasters eine Erklärung schuldig bin, fragt auch niemand. Und wenn doch jemand gefragt hätte, hätte ich die Kurzversion der Wahrheit gesagt: "Ich hab da eine Wunde, die ich schützen will." Punkt. Mehr ist für andere Menschen doch eh nicht von Belang. Ihr müsst euch nicht rechtfertigen, wenn ihr für eure Haut sorgt, eure Trigger minimiert oder Ähnliches. Genauso wenig müsst ihr euch deswegen schämen! Ich hab da ein Pflaster im Gesicht. Und jetzt?

10. Dezember 2021

Was geben uns Selbsthilfegruppen?

Hey ihr! Ich hoffe, ihr seid gut in den Winter gekommen und habt inzwischen vielleicht sogar den ersten Schnee erlebt! Die vorweihnachtliche Zeit ist in vollem Gange und ich wünsche euch, dass ihr sie genießen könnt.
 
Seit der Konferenz Anfang Oktober (klick) sind so viele schöne Entwicklungen im BFRB-Universum zu beobachten - gerade im Bereich Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen. Das möchte ich zum Anlass nehmen, diesen Post zu schreiben. Ein netter Nebeneffekt wäre natürlich, wenn ich euch das Konzept einer Selbsthilfe schmackhaft machen kann, sodass ihr es selbst mal ausprobiert, falls ihr das bisher noch nicht gemacht habt. Denn hinterher kann man immer noch sagen, dass es nichts für einen war!

Aber gut, erst einmal zu den Entwicklungen, die wir als Community zu verzeichnen haben und die mehr als willkommen geheißen werden: Es gibt nach und nach immer mehr Selbsthilfegruppen!! Vielleicht wisst ihr, dass die SHG Köln mit dem Gründungsjahr 2010 die erste ihrer Art in ganz Deutschland war. Lange Zeit passierte wenig und bis vor ein paar Jahren konnte man die bundesweiten Selbsthilfegruppen an einer Hand abzählen... Ein Paradebeispiel der schlechten Situation rund um BFRB's in Deutschland. Man konnte von Glück sprechen, wenn man in machbarer Entfernung dieser wenigen Gruppen wohnte. Corona hat das Argument der Entfernung durch Online-Treffen zwar gewissermaßen ausgehebelt, aber das soll eben nicht für immer so bleiben. Trotzdem denke ich, dass die Konsequenzen der Pandemie wesentlich dazu beigetragen haben, dass sich nun immer mehr Gruppen zusammenfinden, um einander Halt zu geben. Wie gesagt brachten nicht zuletzt unsere BFRB-Tage und auch die wertvolle Arbeit von Christina Gallinat auf Instagram mehrere Steine ins Rollen. Inzwischen sind es so viele Gruppen geworden, dass sogar eine kleine Liste zusammengekommen ist. Schaut hier auf Christinas Webseite gerne mal nach, ob in eurer Nähe eine Selbsthilfegruppe vorhanden oder in Gründung ist. Und ich bin mir sicher, dass es nicht bei den aufgelisteten Städten bleiben wird, sondern dass da noch mehr hinzukommen werden!

Jetzt zu der eigentlichen Frage, die ich in diesem Post mit Inhalt füllen möchte: Was geben uns Selbsthilfegruppen? Wie können sie helfen?

1. Betroffene lernen zu allererst, das Thema zum Thema zu machen. Sie erleben, wie andere Menschen darüber sprechen und sie selbst beginnen, darüber zu sprechen. Viele Betroffene öffnen sich in diesem geschützten Rahmen sogar zum ersten Mal überhaupt und merken, dass ihnen dadurch nichts Schlechtes widerfährt. Dadurch ist es möglich, dass Scham Stück für Stück abgebaut wird.

2. Betroffene fühlen sich verstanden. Sie verstehen die Krankheit (mehr und mehr) und lernen dadurch, die Krankheit und sich selbst besser zu akzeptieren, weil sie sehen, dass die anderen Gruppenteilnehmer auch nur normale und sehr liebenswerte Menschen sind. Es gibt einige Aha-Momente, weil viele Mythen rund um das Krankheitsbild, die einen vielleicht schon länger begleiten, aufgelöst werden. Die Treffen ermöglichen, am Thema dranzubleiben und erschaffen Gelegenheiten, etwas für sich selbst zu tun, indem neue Erkenntnisse gewonnen und im eigenen Leben integriert werden.

3. Betroffene fühlen sich unterstützt in der Community und auf ihrem eigenen Weg mit dem Skin Picking. Plötzlich ist keiner mehr allein oder komisch, sondern es gibt einen starken Zusammenhalt, Tipps, Empfehlungen und Informationen und zwar von Leidensgenossen und Experten ihrer eigenen Krankheitsgeschichten. Das kann durchaus auch ordentlich Motivation schenken, weil man plötzlich eine Art von Aufmerksamkeit erhält, die im Alltag oft fehlt. Man fühlt sich wahrlich gesehen und allein das kann Kraft geben.

4. Betroffene finden mehr zu sich selbst, weil die Selbsthilfegruppentreffen die Möglichkeit bieten, Selbstentwertung und Ähnliches abzubauen. Die Treffen zeigen, dass wir alle wunderbare und wertvolle Menschen sind. Sie zeigen, dass keiner willensschwach ist und erlauben, die eigene Schönheit zu erkennen. Das wird durch das empathische Mitfühlen der anderen Gruppenmitglieder erreicht, was auf sich selbst übertragen werden kann. Betroffene lernen also Selbstfürsorge und Selbstmitleid.
 
5. Betroffene bekommen die Chance dazu, sich zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen. Bei den Treffen lernt man sehr liebe Menschen kennen, die durchaus zu Freunden werden können.

Natürlich ist dies keine vollständige Auflistung, sondern nur eine kleine Sammlung von Aspekten. Wie ihr euch denken könnt, sind Selbsthilfegruppen aber genauso wenig ein Wundermittel wie die Creme aus der Apotheke von nebenan. Es geht darum, das Potential zu erkennen und für sich zu nutzen. Selbsthilfegruppen haben selbstverständlich auch ihre Grenzen - so können sie zum Beispiel nicht (in vollem Umfang) das leisten, was eine Therapie leisten kann und sind letztendlich immer nur Anregungen. Denn am Ende machen wir selbst was aus dem, was uns die Gruppe mitgibt.

Falls ihr wissen wollt, wie die Online-Treffen der SHG Köln ablaufen, dann schaut mal in diesen Post von mir. Außerdem gibt es eine FAQ-Seite der SHG Köln, wo ihr auch nochmal einige Infos finden könnt. Seid euch immer bewusst: Ihr begebt euch bei einem Selbsthilfegruppentreffen in einen geschützten, sensiblen und vertrauensvollen Rahmen mit lauter Gleichgesinnten - da braucht ihr keine Angst oder Scham haben. Den anderen Teilnehmern geht es doch wie euch. Sie kennen viele eurer Gefühle, Gedanken und Erfahrungen nur zu gut und wissen deshalb ganz intuitiv, was man eher nicht macht und wie man rücksichtsvoll und herzlich reagiert. Ihr seid also stets willkommen!