21. Mai 2021

Der Zwang des "guten" Aussehens

Heeey!
 
Vor mehr als 4 Jahren habe ich einen Post geschrieben, der mir in der Zeit aus der Seele sprach und mir damals wie heute viel bedeutet(e). Es war der Post "Zwang der Gesellschaft", wo ich mich darüber aufgeregt habe, dass in unserer Gesellschaft dieser Zwang zum "normalen" und "guten" Aussehen besteht und dass man aneckt, sobald man aus dem Raster fällt. Zu diesem Post angeregt haben mich die vielen Kommentare und Nachfragen, die ich in dieser Zeit zu meiner Haut bekam. Auch, wenn solche Bemerkungen nicht immer böse gemeint sind, so bedeuten sie doch etwas. Es zeigt: Da ist etwas, was kommentiert gehört. Wie bescheuert. Aber falls ihr nochmal genauer meine Gedanken von damals nachvollziehen wollt, empfehle ich euch, den Post eben zu lesen, bevor ihr hier fortfahrt.

Dieser Post soll eine kleine Fortsetzung des Ganzen sein. Das heißt nicht, dass erst jetzt genügend Bedarf oder Grund für eine Fortsetzung vorhanden sind - im Gegenteil fällt mir diese ganze Thematik immer wieder auf. Aber ich habe kürzlich eine Situation erlebt, die mir das nochmal sehr deutlich vor Augen geführt hat und wo ich mich mal wieder sehr darüber geärgert habe.



Vielleicht ganz interessant: Beim damaligen Post bestand der Aufhänger aus Bildern meines ungeschminkten, äußerst schlechten Hautzustands. Diesmal ist der Aufhänger mein geschminktes, "perfekt" wirkendes Gesicht.

Als ich diese Aufnahmen vor fast genau einem Monat gemacht habe, habe ich mich schön und sehr wohl mit mir gefühlt. Vielleicht sieht man das sogar? Natürlich habe ich auch deswegen erst die Fotos gemacht, denn solche Momente halte ich gern fest, sie sind selten (geworden). Ich habe in den Spiegel geschaut und war richtig zufrieden; sogar so zufrieden und im Reinen mit mir wie schon lange nicht mehr. Lag es an der ganzen Schminke? Selbstverständlich lag es an der ganzen Schminke! Ist das ein Problem? An sich nicht.

Was mich aber am Ende des Tages und auch so im gedanklichen Reflexionsprozess daran störte: Ich habe mich eigentlich nur für einen (Online-)Termin geschminkt, bei dem es auf mein Aussehen und auf mein Auftreten ankam. Also kam die Motivation dazu nicht von mir aus, sie war nicht intrinsisch. Und ich habe mich gefragt, warum ich das überhaupt tun muss? Warum muss ich mir diese Maske aufsetzen und vorgeben, eine Frau zu sein, die ich eigentlich gar nicht bin? Es fühlt sich bescheuert an, diesem "Zwang" zum guten, normativen Aussehen in gewissen Situationen unterlegen zu sein. Denn natürlich hätte ich auf die Schminke verzichten können, aber dann wäre ich das Risiko eingegangen, einen schlechten Eindruck zu machen und das kann man sich eben nicht in allen Situationen leisten. Ich fühle mich aber ehrlich gesagt nicht (mehr) wohl dabei, mich verstecken und verändern zu müssen. Wenn ich mich von mir aus schminke, ist das anders, aber so gibt es diesen Druck von außen. Und die alte Jacqueline von vor vielen Jahren, ja, die hat diese Maske aus Unsicherheit tagtäglich getragen, bis ich die Nase voll davon hatte... Heute möchte ich viel lieber so gesehen und angenommen werden, wie ich unter der Schminke bin. Und wie ich in meinem Inneren bin, denn darauf kommt es an!

Zu guter Letzt möchte ich nochmal betonen, dass es immer in Ordnung ist, sich zu schminken. Das kann auf viele Arten schön sein! Solange man es für sich selbst und aus Vergnügen tut, ist dagegen absolut nichts einzuwenden. Wir alle (auch Personen mit Akne und/oder Skin Picking) sind frei, uns zu schminken, wenn wir Bock drauf haben und auch genauso frei, es sein zu lassen, wenn nicht. Da hat uns niemand reinzureden.

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