Schön, dass ihr beim zweiten Teil dieser neuen Postserie dabei seid! Falls ihr nicht wisst, worum es sich hier handelt, dann solltet ihr es im ersten Teil zuerst nachlesen. Damit gebe ich das Wort auch schon ab, denn innerhalb dieses Formats halte ich mich eher im Hintergrund.
"Meine Erlebnisse mit der Skin Picking Studie in Wuppertal
In meinem ersten eigentlichen Beitrag
möchte ich euch erzählen, wie ich an der Skin Picking Studie an der
Universität in Wuppertal teilnahm. Es wurde von vielen Seiten für
diese Studie geworben, beispielsweise hier auf diesem Blog selbst,
aber auch während der SP-Tage im Oktober in Köln. Der Eine oder
Andere mag sich vielleicht noch erinnern.
Ich bin ursprünglich über diesen Blog
darauf aufmerksam geworden, jedoch erhielt ich den endgültigen
Stupser, den ich brauchte, um mich anzumelden, während der SP-Tage.
Zunächst einmal habe ich mich online
mit ein paar Fragen beschäftigt. Dabei ging es größtenteils darum,
mein Skin Picking Verhalten auf einer Skala einzuschätzen.
Das war manchmal gar nicht so einfach.
Wie wahrscheinlich bei den meisten Studien, neigt man oft dazu, auf
Basis der aktuellen Gefühle zu urteilen, dabei möchte eine Studie
natürlich ein größeres Zeitfenster als Grundlage heranziehen.
Somit habe ich mich mit den Fragen auseinandergesetzt und
anschließend mit der dafür zuständigen studentischen Hilfskraft
(SHK) via E-Mail einen Termin vereinbart.
Am 12. November 2018 war es dann
endlich soweit: Gemeinsam mit meiner Mutter machte ich mich auf den
Weg nach Wuppertal. Die Anreise verlief ohne weitere Komplikationen
und nachdem meine Mutter und ich dann das Gebäude gefunden hatten
(es war etwas unscheinbarer unter den ganzen größeren
Gebäudekomplexen), wurden wir sehr freundlich von der SHK begrüßt.
Sie begleitete mich in einen kleinen Raum, in dem bereits alles
vorbereitet war. Ich unterschrieb noch ein paar erforderliche
Formulare und dann ging es auch schon los.
Zunächst einmal wurde ich für ein EEG
(Gehirnstrommessung) und ein EKG (Herzschlagmessung) angeschlossen.
Zudem wurden Elektroden unter meinen Augen angebracht, die mein
Blinzeln als natürliche Reaktion aus der endgültigen Bewertung
herausnahmen.
In der ersten Phase ging es um
verschiedene Bilder, die teilweise etwas mit Skin Picking zu tun
hatten (Bilder von Haut) und teilweise als neutral galten, aber
besonders bei Skin Pickern triggernde Emotionen hervorrufen können
(zum Beispiel ein Strand mit Muscheln aus der Vogelperspektive
erinnerte an ein Hautbild). In diesem Zusammenhang sollte ich dann
immer für zehn Sekunden ein Kreuz auf dem Laptop fixieren
(Ruhemodus) und anschließend das Bild betrachten, das der Bildschirm
anzeigte. Daraufhin stellte mir die SHK nach jedem Durchgang
dieselben Fragen, zum Beispiel „Empfandest du Ekel?“ oder
„Wolltest du an dem Objekt kratzen?“ oder „Wolltest du an
deiner eigenen Haut kratzen?“. Meine Einschätzungen sollte ich auf
einer Skala von null bis hundert geben (null = gar nicht; hundert =
sehr stark). Dabei durfte ich mich an allen Zahlen bedienen, selbst
an Zahlen mit Komma.
Nachdem die erste Phase abgeschlossen
war, sollte ich in der zweiten Phase Gegenstände befühlen.
Diese wurden währenddessen natürlich
bedeckt gehalten. Auch hier wurden wieder mein Herzschlag, meine
Gehirnströme und das Blinzeln gemessen. Nach jeder Runde wurden
wieder die Fragen gestellt, die auch bereits in der ersten Phase
gestellt wurden. Am Ende zeigte mir die SHK die Gegenstände und
klärte mich über ihren Einsatz auf: Es waren kleine Rechtecke aus
Holz, bei denen die eine Hälfte aus Latex und die andere Hälfte aus
einem anderen glatten Material gegossen wurde. Die Idee dahinter war,
dass die Reaktionen beim Befühlen der Latexrechtecke „heftiger“
ausfallen, da sich Latex eher wie Haut anfühlt. Jedes Rechteck
enthielt immer verschiedene Unebenheiten, die an das Berühren von
Haut erinnern sollten. Dabei gab es jede Ausführung dann einmal in
der Latexform und einmal in Form eines anderen Materials. Im
Nachhinein konnte ich nicht mit voller Überzeugung sagen, dass die
Latexrechtecke stärkere Emotionen/Reaktionen in mir verursachten. Es
ging an sich für mich eher um die Stärke der Unebenheit, so
vermittelte es mir zumindest mein Bewusstsein.
Ganz zum Schluss füllte ich noch einen
Fragebogen aus, der dem aus dem Internet ähnelte, sich aber noch
einmal stärker auf das momentane Empfinden richtete.
Ja, das war dann die Studie. Ich hätte
sehr gerne etwas von den Ergebnissen erfahren, leider konnten diese
mir jedoch nicht mitgeteilt werden. Ich hätte gerne erfahren, ob es
größere Abweichungen zwischen meinen bewussten Aussagen und den
Aufzeichnungen der drei bzw. für die Studie relevanten zwei
Parameter gab. Trotz alledem bin ich zufrieden, dass ich an dieser
Studie teilgenommen habe. Ich wurde zu jeder Zeit einfühlsam
behandelt und jede meiner Äußerungen wurde sensibel aufgenommen.
Nach der Studie war ich sehr erschöpft.
Die Erschöpfung brach wirklich über mich herein, als ich den Raum
verließ. Während der Studie war ich so im Analysemodus, dass ich
andere psychische und physische Regungen kaum wahrnahm. Da galt alle
Konzentration dem Skin Picking. Trotzdem freue ich mich, einen
Beitrag geleistet zu haben.
Ich hoffe, dass die Forschung mit den
Ergebnissen neue Erkenntnisse gewinnen kann, die uns Skin Pickern,
aber auch der Öffentlichkeit weiterhilft, die Krankheit zu verstehen
und mit ihr feinfühlig umzugehen.
Hiermit verabschiede ich mich für
heute.
Ich hoffe, ihr konntet einen Einblick
in den Verlauf der Studie gewinnen und konntet, falls noch nicht
vorhanden, nun den Mut fassen, zukünftig auch an einer Studie
teilzunehmen, für den wahrscheinlichen Fall, dass auch bald auf
dieser Domäne weitergeforscht wird.
Liebe Grüße :)
Eure Janika"
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