Hallo, ihr Lieben!
Nachdem ich zuletzt zwei Aufrufe und einen Beitrag von Janika (siehe Label "DermaSelfLoveClub") geteilt habe, möchte ich mal wieder persönlich werden und Bezug auf aktuelle Geschehnisse und Momente aus meinem Leben nehmen. Denn auch die anderen beiden Posts davor waren nicht wirklich so spontaner Erzählnatur - der eine Post war eine etwas ausführlichere Erklärung zum Thema Triggerwarnungen und der andere Post war kreativ-künstlerisch angelehnt. Deswegen wird es mal wieder Zeit, aus meinem Herzen zu berichten. Dazu möchte ich euch folgende Bilder zeigen:
Diese Aufnahmen stammen offenkundig von verschiedenen Tagen. Die ersten beiden Bilder sind von Ende Mai, als ich ein brandneues Oberteil zum Essengehen mit meinem Freund trug und die anderen beiden Fotos habe ich letztes Wochenende aufgenommen, nachdem ich Zeit mit meinem Vater und meiner Schwester verbracht habe. Und obwohl die Bilder von verschiedenen Tagen und Anlässen stammen, so sollen sie doch die gleiche Message rüberbringen.
Zum schwarzen Oberteil meinte mein Freund, bevor ich es mir gekauft habe, dass es ein typisches Jacqueline-Oberteil wäre. So habe ich das auch gesehen (es ist wirklich absolut schön!) und es deshalb gekauft. Ihr müsst wissen, ich kaufe selten und wenig neue Kleidung und wenn, dann ist es eine überlegte Kaufentscheidung. Das Oberteil stammt von einem recht jungen Fair-Fashion-Label, von dem ich auch ein paar weitere Teile besitze und liebe. Früher vor vielen Jahren, als ich mich noch um jeden Preis versteckt habe, hätte ich so etwas nie getragen (auch so ein Top wie auf den unteren Fotos nicht). Ich hätte Angst vor unangenehmen Blicken oder doofen Kommentaren gehabt. Hätte die Meinung fremder Leute über meine eigene Freiheit gestellt. Aber ich musste dann irgendwann erkennen, dass mir das Versteckspiel die Sicherheit nur vorgegaukelt und mich stattdessen eingeschränkt und unglücklich gemacht hat. Klar, es war der einfachere Weg. Aber dass auch dieser Weg einen Preis kostet, den ich tief im Inneren eigentlich gar nicht zahlen wollte... das war mir zu der Zeit nicht bewusst. Denn was mich viel, viel glücklicher und freier sein lässt, ist bedingungsloses zu mir und meinem Aussehen stehen! Dann sieht man eben meine Wunden, Pickel und Narben im Dekolleté, na und? Ich bin deswegen nicht weniger wert und habe dadurch auch nicht das Recht verloren, schöne Momente zu genießen. Deshalb trage ich seit vielen Jahren nur noch, wonach mir ist und das schließt Oberteile ein, die viel Haut zeigen. Am Wochenende, wo ich das rosane Top getragen habe, war es zum Beispiel ziemlich warm bei uns und jeden Sommer erinnern mich diese warmen/heißen Tage an damals, wo ich mich mit langer Kleidung abgequält habe, nur, um es Anderen recht zu machen und wo ich dennoch doof angeguckt oder kommentiert wurde. Ich kenne die Angst so, so gut! Wenn ich will, kann ich sie sofort aus meinem Kopf hervorkramen und wisst ihr, was ich dann fühle? Ganz viel tiefes Mitgefühl für mein jüngeres Ich. Was mir alles an schönen Momenten entgangen ist, wie viele Erlebnisse ich gar nicht frei genießen konnte... Puh, das wünsche ich echt niemandem. Ich konnte gar nicht frei ich selbst sein. Die Schutzmauer, die ich mir mit meiner Kleidung aufgebaut habe, hat sich teilweise sogar auf innere Anteile übertragen. Das heißt, dass gewisse Eigenschaften hinter der Mauer versteckt blieben, genauso wie meine Haut. Auch das hat mir nicht gut getan.
Was ich euch aber eigentlich von Herzen sagen möchte: Ihr könnt und dürft das auch! Mir ist bewusst, woher die Ängste, Sorgen und Scham kommen und wie sie sich anfühlen. Ich möchte sie nicht herunterspielen, auch dann nicht, wenn ich davon berichte, dass ich darüber (größtenteils) hinweg bin. Denn mir ist auch bewusst, dass das ein langer Weg und ein harter Prozess ist. Für viele Betroffene von Skin Picking, Trichotillomanie und Co. mag es Babysteps benötigen und das ist vollkommen in Ordnung, ja sogar nötig! Jeder geht in seinem eigenen Tempo. Auch ihr seid absolut dazu in der Lage, diesen Punkt zu erreichen, dass ihr frei die Kleidung tragen könnt, die ihr tragen wollt! Auch ihr habt es verdient, frei von der Sorge zu sein, was Andere über euch denken oder sagen könnten! Auch ihr seid es wert, dass ihr euch frei zeigen könnt und nicht verstecken müsst! Tragt, was ihr mögt. Nehmt soziale Aktivitäten wahr und zeigt euch. Genießt den Moment, denn er hat absolut nichts mit eurem Aussehen zu tun. Und vor allem: Macht keine Kompromisse auf eigene Kosten, nur, um es anderen Leuten recht zu machen. Davon habt ihr letztendlich nichts.
Wenn ihr sagt "Hey, aber heute brauche ich eine kleine Schutzhülle, damit fühle ich mich wirklich wohler und sicherer", dann ist dagegen erst einmal nichts einzuwenden. Schritt für Schritt wie gesagt, das schließt auch Rückschritte oder Schritte auf der Stelle ein. Es geht darum, dass ihr es aus euch selbst heraus macht und dabei trotzdem wisst, dass ihr niemals weniger wert seid. Wenn ihr euch aber hinter Kleidung versteckt, weil es euch nur um die Anderen geht und weil ihr glaubt, sonst nichts wert zu sein, dann ist meiner Meinung etwas dagegen einzuwenden, nämlich euer eigenes Wohlergehen, eure eigenen Bedürfnisse und euer eigener innerer Frieden. Denn die leiden darunter, auch, wenn ihr das nicht bewusst merkt.
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