2. Mai 2016

Die Öffentlichkeit als Therapie


Heute mal ein visueller Einstieg, der letztens unmittelbar nach einem Drückanfall entstand, wie unschwer zu erkennen ist. Wie in meinem letzten Post angekündigt (dafür hier klicken), geht es in den folgenden Zeilen um die Auszeit der letzten zwei Monate. Hat sie etwas gebracht? Wenn ja, was? Oder ging das Ganze völlig in die Hose? Am wichtigsten jedoch: Würde ich eine derartige Auszeit wiederholen?

Die Entscheidung für die Auszeit war eigentlich gar nicht so leicht, jedoch fehlte es mir insgesamt sehr an Motivation. Ich wusste, dass ich meinen Blog in der Zeit des Abiturstresses nicht so gut hätte führen können. Außerdem wollte ich mir so viel Zeit wie möglich geben, um zu lernen (oder das Lernen aufzuschieben, ne). Aus dem Grund habe ich mir überlegt, wie ich mir mehr Zeit verschaffen kann. Folge davon: Mein Blog musste leider herhalten und auch mein Nebenjob - ich habe im April nur fünf Mal gearbeitet, sonst sind es um die zehn Mal. Damit wollte ich schlicht und einfach mein Stresslevel senken bzw. nicht unnötig anheben, da er ja sowieso schon hoch war. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass ich meine Antwort aufteilen muss: Schulisch und privat. Schulisch gesehen hat mein Vorhaben eigentlich ganz gut geklappt, würde ich sagen. Wenn ich mehr gearbeitet oder mir die Zeit hier mit dem Blog vertrieben hätte, wäre wesentlich mehr Zeit flöten gegangen, was mich extrem unter Druck gesetzt hätte. Nicht, dass ich nicht eh schon unter Druck stand, aber ihr wisst, was ich meine. Was allein das Lernen betrifft, habe ich also mein Bestes getan und versucht, mir selbst die günstigsten Voraussetzungen zu schaffen.

Privat sieht das jedoch ganz anders aus... Mir hat der Blog sehr gefehlt, denn mit der Auszeit hab ich mir meine immer währende Zuflucht genommen. Ihr müsst wissen: Auch, wenn ich immer das Gegenteil rate, bin ich sehr schlecht darin, mit anderen Menschen über mein Inneres zu sprechen. Ich tue das nur sehr selten und auch ziemlich reserviert. Dementsprechend ist mein Blog meine einzige, beständige Möglichkeit gewesen, meine Gefühle, Gedanken, Probleme etc. auszudrücken und mitzuteilen. Völlig egal, wer es liest - irgendjemand da draußen hat es immer gelesen. Wobei es mir nicht nur darum ging, ich musste es bloß loswerden. Mein Blog ist metaphorisch gesehen wie eine Art "Mülldeponie" für meinen emotionalen Ballast, wenn ihr versteht. Mülldeponie ist dabei ein viel zu negatives Wort, aber hier konnte ich eben immer alles loswerden, wenn ich es selbst nicht mehr ertragen konnte. Ich fühlte mich jedes Mal befreit, wenn ich meine wirren Gedanken hier niedergeschrieben habe. Somit fungierte mein Blog gleichzeitig als "Mülldeponie" und auch als eine Art der Therapie für mich. Der Blog war immer mein Weg, mich selbst zu "therapieren" und gleichzeitig natürlich anderen Betroffenen zu helfen. Wie es der Titel schon sagt: Die Öffentlichkeit als Therapie. Mein Blog ist natürlich viel mehr als das, aber ein Teil besteht einfach aus einem privaten Tagebuch von mir. Eine persönliche Sammlung aus Bruchstücken meiner Gefühlswelt. In der Auszeit habe ich mir diesen Ort bzw. diese Therapie weggenommen und war plötzlich wie gefangen. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr ausdrücken, habe alles in mich gefressen und häufig geweint, weil ich nicht mehr weiter wusste. Das hat mich seelisch extrem belastet und das Lernen natürlich noch viel schwerer gemacht. Manchmal habe ich stattdessen in mein privates, kleines Tagebuch geschrieben, aber es ist nicht das Gleiche. Ich habe mich danach nicht befreiter gefühlt als vorher. Dementsprechend habe ich ziemlich häufig an meinen Blog gedacht und wie schön es wäre, dort mal wieder meine Gefühle und Gedanken loszuwerden. Komplett blankziehen werde ich selbstverständlich auch hier nicht, denn ein gewisser Teil bleibt immer ungesagt. Vieles, was mich belastet, gehört auch gar nicht hierher, weswegen ich es nicht erwähne. So im Großen und Ganzen kann ich euch aber sagen: Mir geht es seit etwas mehr als zwei Monaten psychisch nicht gut. Nein, mir geht es sogar recht beschissen. Ich bin dauerhaft down, total empfindlich, weine schnell, bin häufig traurig und einsam und lasse all das an meiner Haut aus, was rückwirkend wieder Einfluss auf meine seelische Verfassung hat. Seit vielen Wochen sehe ich nichts Positives mehr und warte nur noch darauf, endlich unten anzukommen. Aber ich komme nicht an, stattdessen falle ich von Tag zu Tag tiefer in dieses dunkle Loch... Solange ich falle, kann es doch auch nicht wieder bergauf gehen! Verdammt, ich will die Hoffnung an das Licht am Ende des Tunnels nicht aufgeben, ich will's nicht! Es werden wieder bessere Zeiten kommen, die Frage ist nur "Wann?". Wann komme ich aus diesem endlosen Teufelskreis wieder heraus? Ich habe ihn so satt, wirklich. Wird es reichen, dass das Abi bald vorbei ist oder wird es mir dann immernoch genauso gehen wie jetzt? Hilft es mir, dass ich meine Öffentlichkeitstherapie wieder habe? Wenn ich nämlich die Gründe für meine momentane Tiefphase benennen sollte, dann würde ich sagen, dass die Auszeit ein Grund dafür ist/war. Sich in der derart schlechten Verfassung auch noch den Ort der freien Gefühlsentladung zu nehmen, war keine gute Idee von mir. Im Nachhinein weiß ich das jetzt.

Gegen Ende beantworte ich abschließend noch kurz die Frage, ob ich die Auszeit wiederholen würde. Nein, würde ich nicht! Es kann sicherlich mal vorkommen, dass ich unkreative Phasen habe oder mein Zeitplan regelmäßiges Posten nicht zulässt, aber eine Auszeit wie diese wird es garantiert nicht mehr geben! Ich brauche meinen Blog und die Möglichkeit, bei Bedarf hierherzukommen.

Um nochmal ganz kurz auf meine Haut zurückzukommen: Die ist, wie bereits angedeutet, seit vielen Wochen auf dem gleichen schlechten Niveau. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber so schlecht wie jetzt war sie vielleicht noch nie. Ich drücke nicht mehr nur, nein! Nach jedem Duschen kratze ich mir bewusst und unbewusst die ganzen Krusten ab, sodass nichts verheilen kann, im Gegenteil. Die Wunden werden immer tiefer und immer schlimmer... Ich versuche vergebens, etwas dagegen zu unternehmen. Damit auch ihr einen kleinen Eindruck von meiner Haut bekommen könnt, hab ich einerseits das Foto oben hier eingefügt und werde andererseits noch welche vom gleichen Tag (27.4) anhängen. Ich hatte kurz vor den Aufnahmen einen heftigen Drückanfall, der sich wie immer in roten Schwellungen äußerte:




Das ist es für heute gewesen. Bis bald und gute Nacht!

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