Dieser Blog dient mir seit 2014 als eine Art "Tagebuch", in dem ich meine Reise mit dem Skin Picking festhalte. Des Weiteren möchte ich informieren, das Thema bekannter machen und anderen Betroffenen Verständnis, Mut sowie Inspiration schenken. Nebenbei teile ich auch andere Bereiche meines Lebens mit euch, lade Fotos hoch und Ähnliches. Viel Freude und Erkenntnisse beim Lesen!
25. September 2016
Die Ehrlichkeit der Kleinen
Heute möchte ich etwas thematisieren, was mir nun bereits zum zweiten Mal im Kita-Alltag passiert ist. Ich wurde auf meine Pickel/Wunden angesprochen. Aber nicht von den Erwachsenen, nein! Von den Kindern.
Doch von Anfang an... Das erste Mal ist nun schon etwas her. Es war an einem Freitagnachmittag, wo wir in der Kita mit allen Gruppen ein Sommerfest auf dem großen Spielplatz gefeiert haben. Alle Kinder konnten spielen, essen und trinken und Spaß haben, während sich die Eltern und Erzieherinnen unterhielten. Da gutes Wetter war, trug ich ein T-Shirt (allgemein zeige ich nämlich auch dort völlig sorgenfrei meine Haut). Und später, als ich mich alleine in den Schatten gesetzt habe, kam ein Kindergartenkind zu mir und fing an, mit mir zu spielen und zu reden. Das Kind und ich kannten uns nicht, ich arbeite ja in der Krippe und habe soweit nicht wirklich etwas mit den Kindergartengruppen zutun. Jeder kennt Kinder: Sie sind direkt und ehrlich. So kam es, dass dieser kleine Junge irgendwann auf meinen Arm schaute und fragte:"Was hast du denn da rotes auf deinem Arm?". Ich entgegnete nur:"Ach, nur einen Pickel. Das ist normal, kommt schonmal vor." Damit war das Thema auch schon gegessen.
Das zweite Mal passierte letzte Woche, als wir in der Krippe morgens unser übliches Ritual beginnen wollten. Auf meinem Schoß saß dieses eine zweijährige Mädchen, was mich total liebt und sogar dauernd knuddelt. Als sie sich umdrehte und mir eine Weile in's Gesicht schaute, meinte sie plötzlich "Aua?", während sie mit dem Finger auf meine Wange zeigte. Wahrscheinlich fiel es erst jetzt so richtig auf, weil sie näher hinschaute und ich noch dazu kaum geschminkt war. Ich beruhigte sie mit den Worten "Nein, das ist kein Aua. Alles gut!". Zwei kurze Sätze, die wie aus der Pistole geschossen kamen und das Thema beendeten. Wie beim ersten Mal.
In beiden Situationen habe ich definitiv das getan, was richtig ist. Ich habe die Kinder beruhigt und das Thema schnell wieder beendet. Für die Kinder war dadurch alles wieder gut, doch wenn ich so im Nachhinein an diese Situationen denke... dann wird mir etwas mulmig. Ist wirklich alles gut? Habe ich wirklich kein "Aua"? Mhhh... Wenn ich ehrlich bin, ist garantiert nicht alles gut. Und ich habe auch Schmerzen, vor allem innerliche. Doch das kann ich den Kindern natürlich nicht sagen, sie würden es nicht verstehen. Sollen sie auch gar nicht, sie sind unbeschwerte Kinder und das sollen sie auch bleiben. Tja, so bin ich gewissermaßen dazu gezwungen, zu lügen. Das fällt mir zusätzlich deswegen schwer, weil die Kinder im Moment fast die Einzigen sind, die mich so direkt darauf ansprechen. Undzwar auf ihre Art - ganz direkt und ohne Umschweife. Was sie denken, sprechen sie aus. Ich mag das und würde dann am liebsten mit totaler Offenheit und Ehrlichkeit reagieren, aber wie schon erwähnt geht das nicht. Das tut mir ein bisschen weh. Die Kinder sind ehrlich, doch ich kann es nicht sein. Naja, ich sollte wohl daran denken, dass es das Beste ist, in solchen Momenten im Sinne der Kinder zu handeln und nicht nach eigenen Bedürfnissen. Obwohl ich ehrlich sein möchte, ist es besser für alle, wenn ich es nicht bin.
Bevor ich mir allerdings den Kopf über dieses Thema zerbreche und anfange, mich im Kreis zu drehen, beende ich mal den Post. Vorher bekommt ihr aber noch zwei Bilder von meinem momentanen Hautzustand zu sehen, die ich vor einigen Minuten aufgenommen habe.
5 Kommentare:
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"Wie sag ichs" und "wie viel sag ich" (m)einem Kind finde ich auch sehr schwer... ich hab die Krankheit zwar so weit im Griff, dass ich hauptsächlich an üblicherweise bedeckten stellen kratze, aber auch die sieht mein Kind ja immer wieder. Außerdem sind gerade die prominenten Stellen wie Gesicht für mich das, was am meisten triggert... eine Lösung hab ich nicht, außer es zu halen, wie immer: nur genau die Fragen beantworten, die auch gestellt werden.
AntwortenLöschenViele Grüße und viel Kraft!
F
Du bist Mutter, verstehe ich das richtig? Dann wirst du das ja absolut verstehen!
LöschenDas stimmt. Direkt auf das antworten, was gefragt wurde. Mehr nicht.
Dein Kind liebt dich aber so oder so. :) Weißt du ja sicher.
Danke dir! Liebe Grüße
Ohja, Kinder. Ein Mädchen hat mich auch immer sehr gezielt angeschaut und mich gefragt, was "das" da ist. Hatte dann erstmal richtig 'n Brett vor'm Kopf. Aber so schön, dass es für sie gleich wieder vom Tisch ist und sie einen einfach genau so akzeptieren. :)
AntwortenLöschenMan erwartet das halt irgendwie nicht, weil man meint, dass es schon nicht auffallen würde. :D Da kommt sowas dann ganz plötzlich. Und für uns Erwachsene ist es ja eh etwas viel Größeres als für die Kinder. Für die ist das eine simple Frage, wie jede andere auch. Ohne Hintergedanken und böse Absichten.
LöschenJa das stimmt. :)
Liebe Grüße dir!
Mein Sohn ist mittlerweile 9 Jahre alt und er bekommt das natürlich mit, da ich Zuhause ja auch ungeschminkt rumlaufe. Mittlerweile rede ich ganz offen mit ihm darüber, vor allem weil er selbst Fingernägel kaut, genau wie sein Vater. Wir versuchen uns dann immer gegenseitig zu motivieren und uns Mut zuzusprechen, wenn einer es geschafft hat, stark zu bleiben. Mir hilft das ungemein, gerade weil Kinder so offen sind und noch keine falsche Scham kennen.
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