19. Januar 2017

Alles rot




Diese Aufnahmen stammen vom Sonntagabend, wo ich zuvor gefühlt stundenlang vor dem Spiegel stand. Ich hatte mal wieder einen richtigen Anfall... Wo ich mich einfach überhaupt nicht kontrollieren, geschweige denn wieder einkriegen konnte. Jeder Millimeter musste genauestens untersucht und bearbeitet werden - mehrmals. Ich fing an einer Stelle an und arbeitete mich so das komplette Gesicht entlang, bis ich zwischendurch mal auf den Hals und das Dekolleté auswich, um dann aber wieder im Gesicht zu landen und anschließend eine Abschlussrunde weiter unten im Dekolleté zu drehen. So ging es wieder und wieder... Manchmal, wenn ich so mit den Händen im Gesicht vor dem Spiegel stehe, fühle ich mich echt verrückt/krank. Dann kommt ganz kurz der Gedanke "Was zur Hölle machst du da eigentlich?" auf. Besonders dann, wenn ich richtige 'Verrenkungen' im Bad mache, um alles genau sehen und erreichen zu können. Fehlt nur noch eine Lupe, ehrlich. In dem Moment hat man auch keine Weitsicht mehr, im Gegenteil. Man steht so nah am Spiegel, dass man gar nicht sieht, wie rot und angeschwollen das komplette Gesicht inzwischen ist. Und wenn man endlich dazu kommt, sich abzuwenden und einen Schritt zurückzutreten, dann kriegt man beinahe einen Schock. Ich zumindest, weil meine Haut so extrem empfindlich ist und die typischen Merkmale von physikalischer Nesselsucht zeigt. Damals wäre ein Anfall wie dieser aufgrund von zahlreichen Tränen in ebenso roten Augen und Kopfschmerzen vom Weinen geendet. Das hat sich geändert. Heute nehme ich sowas mit mehr Fassung hin; was aber nicht heißt, dass es mich völlig kalt lässt. Es stimmt mich schon ab und zu traurig, doch ich versuche dann, so gleichgültig wie möglich zu sein. Ob das auf lange Sicht immer gut ist, kann ich nicht sagen, aber es hilft mir genau in dem Moment, nicht durchzudrehen. Meistens sieht der nächste Morgen dann so aus, dass ich mich absichtlich nicht/fast gar nicht schminke, um mir quasi selbst vor Augen zu führen, was ich angerichtet habe. Aber auch, um anderen Menschen zu vermitteln, dass ich nicht perfekt bin. Das hat auch wieder was mit der Aufrichtigkeit zutun, die ich kürzlich hier erwähnte. Auch das war damals alles anders, denn da hätte ich genau das Gegenteil getan und mit Absicht mehr Schminke aufgetragen, um meine Machereien zu vertuschen. Witzig, wie sich sowas verändern kann.

Doch wisst ihr, was mich gerade so stört? Es sind nicht diese Anfälle oder die unmittelbaren und längerfristigen Folgen davon. Es ist die Tatsache, dass mich die Dermatillomanie im Moment nicht loslässt. Von morgens bis abends verfolgt sie mich; hängt an mir fest. Wirklich! Das Erste, was ich morgens mache: Mein Gesicht nach neuen Pickeln absuchen und erstmal ordentlich 'reinigen' (/drücken). Das Erste, was ich nach der Arbeit mache: In's Bad gehen und drücken. Das Letzte, was ich abends vor dem Zubettgehen mache: Nochmal alles abscannen und zahlreiche Stellen finden, die ich ausdrücken kann/will/muss. Wenn ich mir das so klarmache, dann könnte ich beinahe ausrasten vor Wut. Wieso muss das so sein? Wieso muss ich so sein? Kann ich nicht ganz normal morgens aufstehen und meiner Routine nachgehen? Wieso muss das Skin Picking ein Teil meiner Routine sein? Oder ein noch besseres Beispiel: Nur mal kurz in's Bad (-> auf Toilette) gehen. Kurz, haha. Guter Witz. In letzter Zeit komme ich nicht einfach so auf die Toilette, ohne vorher am Spiegel Halt gemacht zu haben. Das lässt mich natürlich gleich viel länger im Bad verweilen undzwar selten unter 15-20 Minuten! Diese Kleinigkeiten geben mir das Gefühl, nicht normal zu sein. Vielleicht kann das jemand unter euch verstehen...

Das waren so die Gedanken von den letzten Tagen, die ich mal loswerden musste. Danke für's Zuhören bzw. Durchlesen!

4 Kommentare:

  1. Eine kleine Erinnerung daran, was du bisher alles geschafft und durchgemacht hast hast! ;)

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    1. Ich kenne das 1 zu 1 genau so und obwohl dieser Post eine Weile her ist, berührt mich deine Ehrlichkeit zu diesem Thema ungemein! Das einzige was hilft solche "Episoden" durchzustehen ist und bleibt nur die Aussicht auf bessere Tage. Die kommen ganz bestimmt. ♡

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  2. Da hast du definitiv recht, Lea! Danke für deinen Kommentar. :)

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