29. Juni 2016

Abrechnung Juni

Na ihr!

Heute möchte ich nur kurz mit den letzten Monaten und insbesondere mit dem Juni - der ja bald zu Ende geht - abrechnen, was die Skin-Picking-Frequenz angeht. Dazu krame ich mal eben drei Screenshots von meiner App "EzHabit" heraus, die das wunderbar verdeutlichen und gegenüberstellen.

April

Mai

Juni

Der Unterschied ist gewaltig, oder? Gerade, wenn man den April (den ihr schon von hier kennt) miteinbezieht, wo mich der Abistress so fertiggemacht hat. Im April sind kaum Stempel ausgefüllt, die Monatsübersicht sieht total leer aus. Dagegen sieht der Mai schon besser aus: Bis auf die Kategorie "Drückfrei Gesicht" habe ich mich überall gebessert, teilweise sogar sehr gebessert. Insbesondere das Kratzen habe ich viel häufiger sein lassen können, was womöglich daran liegt, dass ich nicht mehr dauerhaft unter Stress war. Wenn wir uns jetzt den Juni angucken, fällt der irgendwie etwas aus der Reihe. Im Gesicht bin ich von 0% auf 38% Prozent in die Höhe geschnellt und am Hals habe ich überhaupt nicht gedrückt. Sogar das Dekolleté habe ich viel mehr in Ruhe gelassen! Allerdings erkennt man auch sofort, dass ich mich nur verlagert habe: Die Kategorie "Drückfrei Beine" stand im Mai noch auf 71%, ist aber im Juni auf klägliche 38% gesunken. Und wenn ich mir meine Beine so ansehe, sieht man es ihnen auch an... Unglaublich viele, kleine Krusten, rote Punkte, Wunden und bald Narben. Schön ist das nicht, aber es ist nicht mehr zu ändern. Dafür habe ich weniger gekratzt, was wieder auf der "Haben-Seite" steht. Alles in Allem finde ich es ziemlich interessant, mir mein Verhalten so als Monatsübersicht ansehen und nachvollziehen zu können. Es ist nicht mehr alles so schwammig, sondern glasklar. Ich habe es quasi schwarz auf weiß. Mir persönlich hilft das schon, allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass es deprimierend sein kann. Da es für mich hilfreich ist, werde ich die App aber behalten und meine Ergebnisse hin und wieder mit euch teilen, wenn sie interessant sind.

Ansonsten möchte ich noch kurz erwähnen, dass die Screenshots nur bestätigen, was ich fühle. Ihr habt ein wenig mitbekommen, dass es mir während des Abis und auch kurz danach noch ziemlich dreckig ging und ich mich fragte, wann die Besserung eintritt. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich mich besser fühle! Mir geht's jetzt nicht wunderbar, aber die größte Last der letzten Zeit ist von mir genommen und das spüre ich. Ehrlich gesagt bin ich auch unendlich froh, aus der Sache raus zu sein. Rückblickend waren das sehr schwere Monate für mich, die mich psychisch echt mitgenommen haben. Dass es jetzt allerdings nicht mehr so düster aussieht, wollte ich euch mal wissen lassen!

Ich hoffe, euch geht's gut und ihr genießt eure Zeit. Für alle Betroffenen unter euch hoffe ich, dass ihr nie an eurer Kraft zweifelt, denn ihr schafft das! Falls ihr aber mal ein offenes Ohr braucht, stehe ich dafür gerne zur Verfügung. Bis dann! :)

27. Juni 2016

Das erste Gespräch

Und da war schon wieder eine Woche ohne ein Zeichen von mir rum. :D Man, die Zeit vergeht momentan trotz meines langweiligen Alltags wie im Flug.

Heute möchte ich thematisieren, wie, wann, wo man neuen (und bis dato unwissenden) Bekannten am besten von der Dermatillomanie erzählt. Muss man das überhaupt? Sollten sie es selbst herausfinden? Mir ist kürzlich erst klar geworden, dass man auf solche Fragen keine allgemeingültige Antwort geben kann. Es gibt kein Patentrezept dafür, wie man dieses große Thema am besten anfängt. Es ist immer unterschiedlich und kommt sowohl auf den Gesprächspartner, als auch auf die Situation und den Ort an. Außerdem liegt es auch am Betroffenen selbst, denn nicht jeder kann und möchte seine Gefühle dazu in Worte verpacken.

Bei mir war es bisher ja so, dass eigentlich alle Menschen um mich herum davon schon eine ganze Zeit wussten. Meine letzten "ersten Gespräche" über die Dermatillomanie liegen recht lange zurück - man könnte fast sagen, ich bin da ein bisschen aus der Übung. Ich bin daran gewöhnt, dass meine Mitmenschen davon wissen und ich problemlos oberflächlich davon reden kann, ohne, dass ich ein Fass aufmache. Wenn ich ausführlicher über meine psychische Störung rede, dann sind es ohnehin ebenso betroffene Menschen, mit denen ich da spreche bzw. schreibe (über meine E-Mail hier zum Beispiel). Jetzt komme ich allerdings voraussichtlich bald selbst in die Situation, einer Person, die ich gerade kennenlerne, davon zum ersten Mal zu erzählen. Nochmal zur Verdeutlichung: Ich will hiermit gar nicht sagen, dass man ausnahmslos jedem erzählen muss, dass man an Skin Picking leidet! Um Gottes Willen, nein! Es ist absolut in Ordnung, wenn man für sich selbst sagt, dass man es für sich behalten möchte! Muss eben jeder für sich wissen und da kann einem dann auch niemand reinreden. Nur für mich ist klar: Die Dermatillomanie ist ein großer Teil meines Lebens und meines Charakters, was ich eigentlich keinem vorenthalten will oder kann. Ich möchte so akzeptiert werden, wie ich bin und dazu gehört eben auch, dass ich psychisch ne "kleine Macke" habe. Aus dem Grund weiß ich, dass ich jedem, der sich mir zwischenmenschlich auf eine gewisse Ebene annähert, davon erzählen werde.

Doch momentan stehe ich noch vor der Frage: Wie? Wenn ich mir die Frage so stelle, versuche ich, mich an damalige erste Gespräche darüber zu erinnern. Doch wisst ihr was? Irgendwie klappt das nicht. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich das damals angestellt habe und dementsprechend weiß ich auch nicht so recht, wie und vor allem wann ich es jetzt machen soll. Am liebsten wär's mir fast, wenn die Person durch einen blöden Zufall einfach davon erfährt und gut. Aber so einfach ist es leider nicht... Es wird nie einfach sein, es wird eine immer wieder neue Herausforderung. Ich werde noch so unglaublich viele Menschen in meinem Leben kennenlernen und wahrscheinlich auch sehr viele Gespräche darüber führen, das ist unvermeidlich. Dabei muss mir auch klar sein, dass ich kein Verständnis erwarten kann. Denn es wird bestimmt auch Menschen darunter geben, die damit nicht (sofort) umgehen können oder wollen und das muss ich akzeptieren. Solche Menschen muss ich ja auch gar nicht in meinem Leben haben, die kann ich dann getrost aussortieren. Aber um zurück zum Hier und Jetzt zu kommen: Ich habe ein bisschen "Schiss" vor diesem ersten Gespräch... Dass ich diese Person, die ich gerade erst kennenlerne, direkt wieder aus meinem Leben streichen muss. Das wäre nicht gerade in meinem Sinne, aber nunja. Vielleicht male ich auch nur den Teufel an die Wand und es wird perfekt akzeptiert, kann ich vorher ja nicht wissen. Deswegen komme ich auch nicht um das Gespräch herum! Wenn ich wissen will, ob auch dieser Teil von mir akzeptiert und respektiert wird, muss ich darüber sprechen. Und es ist darüber hinaus gut möglich, dass ich mir mal wieder viel zu viele Gedanken mache... Vermutlich sollte ich einfach abwarten und einen Moment abpassen, der sich richtig anfühlt. Ich werde bestimmt merken, wann es an der Zeit ist, diesen privaten Teil von mir preiszugeben.

Das ist es auch, was ich euch mitgeben möchte! Ihr solltet es nicht überstürzen und auf Teufel komm raus eine Gelegenheit suchen, es loszuwerden! Wenn ihr neue Menschen kennenlernt und ihr neue Freundschaften aufbaut, werdet ihr das schon hinbekommen! Ihr könnt jede einzelne Person nach einer Zeit besser einschätzen und darauf aufbauend schauen, auf welche Art ihr das "erste Gespräch" führen wollt. Und wenn sich dann eine Situation ergibt, wo es passt, dann nutzt sie. Hinterher werdet ihr euch sicher freier fühlen! Außerdem können sich aus solchen "ersten Gesprächen" viele weitere, durchaus interessante, Gespräche entwickeln. Wer weiß, vielleicht kennt euer Gegenüber bereits selbst jemanden mit diesem Problem. Oder aber ihr schenkt euch das Ganze und redet gar nicht erst darüber, das ist wie bereits erwähnt genauso in Ordnung! Falls ihr einen Rat haben wollt, wie ihr das Thema am besten ansprecht, dürft ihr mich natürlich gerne kontaktieren.

Zu guter Letzt möchte ich noch eine Verlinkung zu einem alten Post von mir anfügen, der das Thema beispielhaft behandelt. Letzten Sommer habe ich nämlich eine Situation gehabt, in der ich Bekannten und fast Fremden von der Dermatillomanie erzählte. Wen das interessiert, der darf gerne vorbeischauen:
http://mein-leben-mit-skinpicking.blogspot.de/2015/07/wenig-worte.html

Ansonsten sind wir hiermit eigentlich auch schon am Ende. Bis bald, ihr Lieben!

20. Juni 2016

Das Ende der Schulzeit

Guten Tag, liebe Leute!

Nach ein paar Tagen der Stille melde ich mich mal wieder. Denn jetzt, wo der Abiball auch vorüber ist, liegen beide Zwischenziele hinter mir. Was das angeht, möchte ich nicht allzu viele Worte verlieren... Das geplante Vorhaben, meine Haut so gut es geht in Ruhe zu lassen, hat nicht ganz so gut funktioniert. Anfangs lief es im Gesicht sehr gut und auch die Tage kurz vor den Anlässen habe ich im Gesicht nicht viel gedrückt, was erfreulich ist! Aber meine Beine konnte ich absolut nicht in Ruhe lassen. Wenn ich in meine App schaue, habe ich nur für 4 Tage den Stempel "Drückfrei Beine" erfüllt und dagegen 8 Tage "Drückfrei Gesicht" geschafft. Natürlich könnte das Ergebnis noch weitaus schlechter sein, aber ich hatte mir mehr erhofft. Hatte auch mehr von mir und meiner Verbissenheit erwartet, wenn ich ehrlich bin. Nichtsdestotrotz war ich an beiden Anlässen sorgenfrei, was meine Haut betrifft. Ich habe mich wohl in meinem Körper gefühlt und das ist sowieso das Wichtigste! Denn nur wer wirklich zufrieden mit sich ist, strahlt das auch aus und Ausstrahlung trägt ungeheuerlich viel zum äußeren Erscheinungsbild bei.

Nun noch ein paar Worte zu den beiden Anlässen an sich, bevor ihr ein wenig Bildmaterial zu sehen bekommt. Am Donnerstag war die sogenannte Abigala, also der offizielle Teil. An dem Tag wurden die Reden gehalten, die Zeugnisse vergeben usw.. Insgesamt war das keine große Sache - zumindest für mich nicht - und ging schnell vorbei. Es war die kurze Abschiednahme von meiner Zeit als Schülerin und das Abitur-Zeugnis hat dieses Kapitel symbolisch geschlossen. Endlich! Und auch, wenn ich nicht ganz zufrieden mit meinem Endergebnis bin, kann es sich sehen lassen und ist einer meiner größten Erfolge bisher. Am Samstag darauf folgte der Abiball; sozusagen die richtige Party. Ich hatte keine großen Erwartungen an den Abend und ging davon aus, die Veranstaltung relativ früh wieder zu verlassen. Was meine "Freunde" betrifft, haben sich meine Erwartungen auch erfüllt: Ich habe kaum Zeit mit denen verbracht, da ich mich nur fehl am Platz fühlte. Stattdessen war ich viel mit meiner jüngeren Schwester unterwegs, obwohl ich ihr eigentlich keine Last sein wollte. Jedoch konnte sie es laut eigener Aussage nicht mitansehen, wie ich alleine rumhing und deshalb nahm sie mich zu sich und ihren Freunden. Im Verlauf des Abends wurde ich aber zufällig von einem netten Kerl angesprochen, mit dem ich dann bis spät in die Nacht getanzt habe (auch eher untypisch für mich). Das hat den Abend ein wenig "gerettet", muss ich zugeben, sonst wäre ich wohl wirklich ziemlich früh mit meinem Vater wieder nach Hause gefahren. Dennoch war der Abiball eine Bestätigung für mich, da ich jetzt zu mehr als 100 Prozent weiß, dass ich all diese Leute nie wiedersehen möchte. Ich bin einfach anders, fühle mich nicht dazugehörig und möchte die Schulzeit mit allem drum und dran sowieso hinter mir lassen! Ab jetzt beginnt gewissermaßen ein neues Kapitel in meinem Leben und neue Kapitel bedeuten Veränderungen. Für mich kann es eigentlich fast nur besser werden und deshalb bin ich sehr gespannt, was mich die nächsten Jahre erwartet.

Jetzt habe ich aber genug geredet, denke ich. Los geht's mit den Bildern (alle vom Tag des Abiballs)!




Dad als Bodyguard :D


Die Frisur, danke an Schwesterherz!

Nur das Make-Up

Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder um das eigentliche Thema des Blogs geht. Tschüssi!

13. Juni 2016

Jeder noch so kleine Abschied zählt!

Halli hallo!

Heute mal in einer schwungvollen und tatkräftigen Laune. Denn da ich außer einer Fahrstunde nichts vor hatte, habe ich mir vorhin meinen Kleiderschrank vorgenommen und Klamotten aussortiert. Dieses Mal ist echt Einiges zusammengekommen, ich war nicht so gnädig wie die letzten Male. Ich war viel ehrlicher und habe mich jedes Mal streng gefragt, ob ich das jeweilige Teil wirklich noch anziehe oder nicht. Vielleicht habe ich mich ein wenig vom momentanen "Minimalismus-Trend" inspirieren lassen, obwohl ich zugeben muss, dass die Lebensweise an sich gar nichts für mich wäre. Ich besitze nicht viel, aber eben auch nicht wenig und das darf gerne so bleiben.

Was hat das jetzt aber mit meinem Blog zutun? Die Antwort kommt sofort: Ich habe nämlich nicht nur Sachen aussortiert, die ich aus verschiedensten Gründen nicht mehr trage, sondern erstmalig auch einzelne Teile, mit denen ich negative Erinnerungen hinsichtlich der Dermatillomanie verbinde.


Hier seht ihr die erwähnten Sachen, die nur einen winzigen Teil vom kompletten Haufen ausgemacht haben. Es sind zwei T-Shirts (aus der Männerabteilung gekauft), zwei Rundschals und ein Tuch. Wenn ihr so gar nichts damit in Verbindung setzen könnt, empfehle ich euch die Posts Versteckspiel und Die Entwicklung meines Selbstbewusstseins. Es geht nämlich grob um die Zeit, in der ich meine Narben und Pickel noch nicht zeigen konnte und mich um jeden Preis hinter Schminke und Kleidung versteckt habe. Und wie ihr wisst, habe ich diesbezüglich eine große Veränderung durchgemacht und bin sehr viel offener geworden. Doch bisher verspürte ich noch nicht den Drang, deswegen meine alte Kleidung aus meinem Haushalt zu verbannen. Heute war das anders. Ich fragte mich:"Jacqueline, warum hast du das Zeug noch? Gibt es noch Gründe, diese Sachen zu tragen?" Nein, es gibt keine Gründe mehr dafür! Ich kam zu der Erkenntnis, dass es sich von nun an falsch anfühlen würde, diese Schals umzubinden oder diese T-Shirts anzuziehen. Ich verstecke mich doch nicht mehr! Speziell bei diesen 5 Teilen überkam mich also urplötzlich das Bedürfnis, sie für immer wegzutun. Besonders der schwarze Schal hat dieses Bedürfnis in mir ausgelöst. Ich habe ihn früher nahezu jeden Tag getragen, wenn mein Oberteil einen zu großen Ausschnitt hatte. Er war wie ein Lebensretter für mich, doch jetzt habe ich das nicht mehr nötig. Auch solche T-Shirts aus der Männerabteilung habe ich nicht mehr nötig, die Zeiten sind vorbei. Doch um dieses Kapitel wirklich vollends zu schließen, müssen auch die Sachen weg, oder nicht!? So sehe ich das. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich auch einfach nicht mehr an diese Vergangenheit erinnert werden. Es ist mir unmöglich, diese Sachen von den schlechten Erinnerungen zu lösen und deshalb mussten sie weg.

Somit habe ich die Sachen genommen, sie auf den Haufen der anderen Kleidung gelegt und mich damit symbolisch von diesem Teil meiner Vergangenheit verabschiedet. Vielleicht klingt es dämlich, aber ich fühle mich dadurch freier und auch distanzierter von der damaligen Zeit. In meinen Augen ist das sehr wichtig für meinen Entwicklungsprozess! Wenn ich vorangehe, Fortschritte mache und Veränderungen durchlebe, kann ich einfach nicht noch einen heimlichen Teil meiner Vergangenheit mit mir herumschleppen. Das widerspricht sich auf ganzer Linie. Gerade, weil ich diesen Teil nicht mehr brauche. Außerdem ist jeder Abschied wichtig - egal, wie klein und unbedeutend er uns erscheinen mag! Wenn sich die kleinen Abschiede irgendwann summieren, merkt man nämlich, wie weit man sich dadurch nach vorne entwickelt hat.

Wo wir gerade beim Thema Abschied sind, sage ich auch schon wieder tschüss und bis bald! Das war's für heute. :)

10. Juni 2016

Ich weine nicht mehr

Mist! Schon wieder ein Rückfall. Heute Vormittag die Beine, nun das Dekolleté und das Gesicht. Mein Gesicht ist rot und angeschwollen und ich seh aus wie misshandelt... Die Zwischenziele rücken näher und ich fange an, zu scheitern. Ja, damals wäre ich nach so einer nächtlichen Drückattacke wie eben heulend zusammengebrochen. Doch jetzt ist es anders. Ich weine nicht. Vielleicht bin ich im Moment ausgeweint, keine Ahnung. Jedenfalls sitze ich in meinem Bett und bin allein. Ich muss zugeben: Es ist wirklich hart, niemanden zum Reden zu haben. Und es ist wirklich hart, diese "Sache" alleine durchzustehen! Ich hätte gerne jemanden, der mich in den Arm nimmt und mir versichert, dass alles gut wird. Was gäbe ich dafür? Aber es sei mir nicht gegönnt und das muss ich hinnehmen. Heute weine ich darum nicht, heute bin ich alleine stark.

Hör zu, Jacqueline. Du bist stark, das weißt du! Es wird alles gut, du musst nur weiter an dich glauben. Gib nicht auf und kämpfe weiter wie bisher. Du wirst es schaffen! Morgen ist ein neuer Tag und damit eine neue Chance für dich, dir deine Disziplin zu beweisen. Doch egal, was kommt: Du darfst nicht aufgeben! Solange nicht, bis alles gut ist.

6. Juni 2016

Über die Freude am Skin Picking

Es kann durchaus sein, dass ich mich mit diesem Post wiederhole und ihr euch denkt "Ach komm, Jacqueline! Das ist nichts Neues!". Aber was soll's, es kommt aus der Situation heraus und vielleicht will ich mich auch nur vom Drücken abhalten, indem ich hier tippe. Es soll um den größten Widerspruch der Dermatillomanie gehen: Dass Betroffene großen Spaß dabei haben, ihre Haut zu zerstören, während sie gleichzeitig an ihren Narben leiden. Es könnte eklige Details geben, daher solltet ihr nicht weiterlesen, wenn ihr so etwas nicht hören wollt.

Nun. Eigentlich mag ich es nicht so gern, vorzeitige Einschätzungen niederzuschreiben, aber es passt in den Kontext, von daher: Mein Vorhaben läuft bisher ganz gut, besonders im Gesicht. Nur heute lief es nicht so gut, denn ich hatte bis eben einen weiteren Anfall an den Beinen. Sie sehen genauso aus wie auf den letzten Bildern... Aber das tut nicht so viel zur Sache, denn es geht mir wie gesagt um den Spaß, den ich dabei habe. Ich kann nicht leugnen, dass ich es liebe, mir Pickel auszudrücken. Ich liebe es, wenn ich merke, dass der Pickel weg ist! Und ja, für Unbetroffene ist das absolut unverständlich und vielleicht auch widerlich, aber ich liebe es auch, wenn der (vermeintliche) Pickel aufplatzt und der Eiter rauskommt. Ich finde das nicht eklig, sondern sehr befriedigend. Klar ist mir das ein wenig peinlich, aber das blende ich gerade mal aus. Ich möchte das absichtlich sehr ausführlich halten und nichts auslassen, denn dann würde ich euch wichtige Einzelheiten vorenthalten. Ich würde den Betroffenen, denen es genauso geht, vielleicht das Gefühl geben, sie seien abnormal, wenn ich es nicht erwähne. Versteht ihr? Und so sage ich ganz ehrlich: Ja, ich habe Spaß beim Drücken an meiner Haut!

Ich saß also vor wenigen Minuten noch auf meinem Bett, die Beine von mir gestreckt, nach vorne gebeugt und den Kopf ganz nach unten gehalten, sodass ich alles ganz genau sehen konnte. Ich arbeitete mich von Stelle zu Stelle vor und drückte jede einzelne Stelle aus. Es sind keine direkten Pickel, sondern mehr so... keine Ahnung. Man kann das nicht beschreiben. Auf jeden Fall kommt an jeder Stelle - mal mehr, mal weniger - eiterähnliche Flüssigkeit raus, wenn ich drücke. Und ich lieeebe das! Es ist so beruhigend und macht solchen Spaß! Es ist falsch, dass ich daran Spaß habe, aber ich kann es nicht ändern. Es ist das, was mich in solchen Situationen antreibt und nicht aufhören lässt. Ich kann davon einfach nicht genug bekommen und brauche es förmlich. Ja, das macht es auch so schwer, gar nicht erst damit anzufangen. Ich weiß ja, was ich verpasse. Außerdem kann mich nichts anderes so beruhigen und zufriedenstellen... Es ist ziemlich traurig, wenn ich das so sage, aber das Skin Picking ist wirklich so eine Art Auffangnetz. Es ist immer da, ich brauche eigentlich nichts dafür und es macht mich (zumindest währenddessen) glücklich. Und weil man währenddessen in einem zufriedenen Zustand ist, verschwendet man auch keinen Gedanken an die Folgen/Konsequenzen. Man wird irgendwann einfach unsanft geweckt, in dem man quasi aus dem Schwebezustand erwacht und auf den Boden plumpst. Erst dann sieht man, was man angerichtet hat. Ich persönlich sehe dann die ganzen Schwellungen und werde übermannt von einem großen Schamgefühl, begleitet von Reue und Hass. Ich frage mich jedes Mal wieder, wie ich so eine Freude am Skin Picking haben kann, wenn es mich doch langfristig nur einschränkt und runterzieht. Und doch habe ich die Gewissheit: Jacqueline, du wirst erneut Spaß daran haben!

So langsam kriege ich das Gefühl, dass ich erst dann komplett von der Dermatillomanie befreit werden kann, wenn ich keinen Spaß mehr daran habe. Doch wie um Himmels Willen schaffe ich es, dass ich keinen Spaß mehr dran habe!? Ganz ehrlich, da bin ich mit meinem Latein auch am Ende. Ich habe keine Ahnung...

1. Juni 2016

Lügen haben kurze Beine

...Oder sollte ich besser sagen verpickelte Beine?



Diese Fotos stammen von vorhin, nachdem ich eine gefühlt endlose Zeit damit verbracht habe, mir die Beine zu ruinieren. Der typische Rausch gepaart mit der gefährlichen Euphorie hatten mich fest im Griff und ich frage mich: Ist das eine Art ausgleichende Gerechtigkeit? Habe ich das vielleicht verdient? Weil ich hier zugegeben habe, meine Freunde angelogen zu haben, obwohl ich doch sonst ein so ehrlicher Mensch bin? Oder ist es wieder die Ironie meines Lebens? Jetzt, wo es nur noch gute 2 Wochen bis zu meinem Abiball hin sind... Das wäre wieder typisch. Kurz vor einem wichtigen Anlass, wo ich gut aussehen möchte, sieht meine Haut unveränderlich katastrophal aus. Dieses Mal also nicht nur im Gesicht, sondern auch an den Beinen!? Schön, ich hätte es mir denken können, dass mein Leben es mir wie immer nicht leicht macht. Aber ich will das nicht! Das klingt unglaublich dämlich, nachdem ich diese Fotos sehe und weiß, dass ich allein dieses Desaster angerichtet habe, ich weiß... Trotzdem meine ich es ernst, wenn ich mit lauter Stimme sage:"Verdammt nochmal, ich will das nicht!" Nein, jetzt ist Schluss. Ich lasse mich nicht mehr von meinem Schicksal kontrollieren! Der Abiball (18.6) und die Abigala (16.6) werden hiermit offiziell zu meinen nächsten Zwischenzielen. Bis dahin versuche ich hartnäckig, die Kontrolle über die Dermatillomanie an mich zu reißen. Das mag engstirnig und stur klingen, aber so bin ich eben manchmal. Ich möchte es schaffen, meine Haut bis dahin (so gut es geht) in Ruhe zu lassen, am besten komplett. Und ich nehme mir das vor, kein Pardon! Ihr seid meine Zeugen.